Der Wisperwald (eBook)
150 Seiten
tolino media (Verlag)
9783752148985 (ISBN)
Liebe Leser, ich wurde 1975 in Bottrop geboren und begann schon in der Grundschule Geschichten zu verfassen. Als meine älteren Schwestern "Der Herr der Ringe" lasen, war ich von den beiliegenden Karten total fasziniert und begann mir eigene Abenteuer auszudenken. Neben Fantasy-Romanen habe ich noch interaktive Spielbücher, den Jugend-Thriller "Der Puppenkiller" und das Kinderbuch "Der Wisperwald" geschrieben. Es entstand als Erinnerung für meine Kinder an unsere beiden Kaninchen.
Liebe Leser, ich wurde 1975 in Bottrop geboren und begann schon in der Grundschule Geschichten zu verfassen. Als meine älteren Schwestern "Der Herr der Ringe" lasen, war ich von den beiliegenden Karten total fasziniert und begann mir eigene Abenteuer auszudenken. Neben Fantasy-Romanen habe ich noch interaktive Spielbücher, den Jugend-Thriller "Der Puppenkiller" und das Kinderbuch "Der Wisperwald" geschrieben. Es entstand als Erinnerung für meine Kinder an unsere beiden Kaninchen.
1. Urlaub wider Willen
»Eine ganze Woche zu Oma?«, wiederholte Julian.
Vincent, der mit Julian und Papa beim Mittagessen saß, hörte der Stimme seines Bruders deutlich an, dass er davon alles andere als begeistert war.
Papa nickte. »Oma freut sich schon auf euch, und Vincent bettelt schon ein halbes Jahr lang, dass wir endlich wieder zu ihr fahren.«
Julian schoss einen wütenden Blick auf Vincent ab. Unwillkürlich zog Vincent den Kopf ein und starrte auf seinen Teller.
»Außerdem«, fuhr Papa fort, »wo solltet ihr sonst bleiben, während Mama und ich in Paris sind?«
»Ich könnte bei Patrick wohnen«, schlug Julian vor. »Da wollte ich in den Ferien sowieso mal übernachten.«
Vincent sah fast ebenso hoffnungsvoll zu Papa wie Julian. Ohne ihn würde es bei Oma noch viel schöner sein.
Papa winkte ab. »Aber nicht eine ganze Woche, das geht nicht. Außerdem hast du Oma schon lange nicht mehr gesehen. Als wir letztes Jahr da waren, hattest du ein Fußballturnier, erinnerst du dich?«
»Ach menno«, maulte Julian. »Nur weil sich die kleine Kröte …«
»Du sollst deinen Bruder nicht immer Kröte nennen«, tadelte Papa. »Und gib nicht ihm die Schuld. Mama und ich haben das so entschieden.«
Julian verzog den Mund und steckte sich ein Stück Frikadelle in den Mund. Eine Weile kaute er missmutig darauf herum und warf noch einmal einen bösen Blick auf Vincent. »Aber Papa«, versuchte er es schließlich erneut. »Oma hat nicht mal Internet. Ich wollte in den Sommerferien meinen Krieger endlich auf Level sechzig bringen.«
»Eine Woche wirst du schon ohne Internet überleben. Ist vielleicht sogar ganz gut, wenn du mal nicht den halben Tag vor dem Computer hängst. Und wenn dir dein Krieger so wichtig ist, können wir gern dein Fußballcamp absagen. Dann hast du genug Zeit, um ihn in der zweiten Ferienhälfte auf Level soundso zu bekommen.«
Julian verdrehte die Augen. Vincent schluckte. Er wusste genau, dass Papas Geduld langsam aufgebraucht war. Wenn sein Bruder weiter quengelte, würde es Ärger geben – und den würde Julian später an ihm auslassen. Ängstlich sah er zu Julian hinüber, der in seinem Essen herumstocherte. Gab er auf?
Nein, Julian gab nicht auf. »Boah Papa, das ist gemein«, fuhr er auf. »Ich will nicht zu Oma, okay? Die kocht wieder so komisches Zeugs und erzählt uns die ganze Zeit ihre blöden Geschichten von dem Wald, das will …«
»Sprich nicht so über deine Großmutter! Es reicht jetzt. Ihr bleibt die Woche bei Oma und basta.«
Julian ließ die Gabel fallen, stürmte aus der Küche und die Treppe nach oben. Dort knallte er geräuschvoll seine Zimmertür zu und kurz darauf dröhnte laute Musik nach unten.
Papa seufzte und schüttelte den Kopf, dann aß er schweigend weiter.
Vincent starrte lustlos auf seinen Teller. Also musste er doch mit Julian zusammen fahren. Und der würde ihn seinen Frust über den Zwangsurlaub die ganze Zeit spüren lassen. Er seufzte ebenfalls.
Papa lächelte und streichelte ihm übers Haar. »So schlimm wird es schon nicht werden«, sagte er aufmunternd. »Du freust dich doch auf Oma, oder?«
Er sah auf. »Ohne Julian wäre es schöner.«
Papas Lächeln erstarb. »Hör mal«, sagte er sanft. »Ich weiß, Julian ist manchmal ziemlich gemein zu dir. Aber er ist trotz allem dein Bruder. Ihr seid eine Familie, ihr müsst zusammenhalten.«
Vincent zuckte die Schultern. Papa sagte das so leicht. Bis vor einem Jahr hatte sich Vincent mit Julian gut verstanden. Sie hatten oft zusammen Legos gebaut oder draußen Fußball gespielt. Aber seit Julian in der Pupatät war oder wie das hieß, waren Legos plötzlich doof und nur was für kleine Kröten, wie Vincent eben.
»Du magst doch Omas Geschichten, oder?«, fragte Papa.
Vincent nickte. Er mochte sie nicht nur. Er liebte es, bei Oma auf der Veranda zu sitzen und ihren fantasievollen Erzählungen zu lauschen, mit Blick auf den düsteren Wald, der hinter ihrem Garten begann. Oma saß meistens in ihrem knarzenden Schaukelstuhl und strickte, während sie gedankenverloren Märchen über den Wisperwald erzählte. So nannte sie den Wald, in dem ihren Geschichten nach alle Tiere und sogar die größeren Pflanzen sprechen konnten. Oma erzählte von Abenteuern, die sie als Kind im Wisperwald erlebt hatte.
Früher hatte auch Julian die Geschichten gemocht. Seit er zwölf geworden war, redete er nur noch von Star Wars oder von den Geschichten aus dem Online-Rollenspiel, das er in jeder freien Minute spielte.
»Komm, iss auf, Vini«, sagte Papa. »Dann können wir ein bisschen Federball spielen, ja?«
»Julian und ich müssen aber noch den Kaninchenstall machen.«
Papa nickte anerkennend. »Stimmt. Ich finde es gut, dass du diese Aufgabe so ernst nimmst.« Er sah zur Treppe, von der noch immer die laute Musik zu ihnen nach unten dröhnte. »Ich werde dir helfen.«
Sie aßen auf und kümmerten sich dann um den Stall von Rita, Vincents Kaninchen, und Bommel, der deutlich größer war als seine Artgenossin und Julian gehörte. Rita klopfte einmal laut mit den Hinterbeinen und sauste wie von der Tarantel gestochen in ihre Hütte, als Vincent sich dem Stall näherte. Wie immer. So richtig zahm war die kleine Kaninchendame leider nie geworden. Bommel hingegen ging fauchend und mit den Vorderbeinen schlagend auf den Handfeger los, mit dem Vincent das Streu vom Boden zusammenfegte. Lachend ließ er das Kaninchen sich austoben, bis auch Bommel in der Hütte verschwand.
Am nächsten Wochenende fuhren sie los. Später als geplant, weil Julian am Morgen noch einen Aufstand anzettelte und schließlich durchsetzte, dass er seine tragbare Spielkonsole mitnehmen durfte.
Vincent hielt sich lieber aus allem heraus und freute sich auf Großmutter. Allerdings war er noch nie eine Woche von seinen Eltern getrennt gewesen und deswegen machte er sich auch etwas Sorgen. Würde er es eine Woche mit seinem Ekel von großem Bruder dort aushalten? Er hoffte es.
»Wir sind gleich da«, sagte Papa. Vincent sah von seinem Legokatalog auf, den er beinahe die ganze Fahrt über studiert hatte. Aufmerksam blickte er sich um.
Großmutter wohnte in einem kleinen Vorort von Düsseldorf, der mehr und mehr wuchs. Er bemerkte einige Gebäude, bei denen er sich sicher war, dass sie beim letzten Besuch noch nicht da gewesen waren. Es waren alles Häuser für einzelne Familien, mit Garten, so, wie seine Familie auch lebte.
Als sie in die Straße einbogen, in der Oma wohnte, erschrak er. Auf der Wiese an der Kreuzung, wo Julian und er schon oft mit den Dorfkindern Fußball gespielt hatten, stand ein riesiges Schild aus Holz. Darauf waren viele neue Häuser zu sehen. Er versuchte, die Überschrift zu entziffern, aber weil er erst ein Jahr zur Schule ging, waren sie schneller am Schild vorbei, als er den Satz lesen konnte. Sichern Sie sich Ihr Traum…, hatte er noch erkennen können.
»Meine Güte«, meinte Papa kopfschüttelnd. »Wie viele Häuser wollen die hier noch hochziehen? Und dazu noch ein Einkaufszentrum, da bleibt von dem alten Wald bald nichts mehr übrig.«
Kurz vor Omas Haus standen einige orangefarbene Autos und Männer mit einem seltsamen Gerät auf drei Beinen.
»Was sind das für Leute?«, wollte Vincent wissen.
»Das sind Vermessungstechniker, die vermessen die Grundstücke«, antwortete Papa und schüttelte noch mal den Kopf. »Schade um den schönen Wald.«
Endlich hielten sie vor Omas Haus. Verglichen mit den vielen Neubauten, an denen sie vorbeigekommen waren, sah es alt und geheimnisvoll aus. Kletterpflanzen überwucherten die Wände, aus denen die Fenster wie kleine, eckige Augen hervorlugten. Eine dichte Hecke schirmte den Garten von den Nachbargrundstücken ab.
»So, alle aussteigen. Wir müssen uns ein wenig beeilen, unser Flugzeug geht bald. Vincent, du klingelst an der Haustür. Julian, hilf mir mit dem Kaninchenstall.«
»Ja gleich, Papa. Ich muss eben noch den Level schaffen.«
Papa wollte schon zu einer heftigen Antwort ansetzen, aber Mama legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm. Also stiegen sie aus und ließen Julian weiterspielen, während Vincent zum Haus lief und klingelte.
Es dauerte eine Weile, bis Oma an die Tür kam. »Ah, mein Junge«, begrüßte sie ihn freudig und drückte ihn an sich. Er umarmte sie und sog den Geruch ihrer Schürze ein. Oma hatte gebacken.
»Hallo Mutter«, grüßte Papa. Oma gab Vincent frei und umarmte ihren Sohn. »Wir sind leider etwas in Eile«, fuhr Papa fort. »Unser Flieger geht schon in zwei Stunden, wir können nur kurz bleiben.«
»Ich hatte euch auch früher erwartet«, meinte Oma.
Papa seufzte. »Ja, wir uns auch.« Er blickte vielsagend zum Auto, wo Julian noch immer mit seiner Konsole spielte.
Oma begrüßte auch Mama und gemeinsam trugen sie das Gepäck und den Kaninchenstall ins Haus. Letzteren schleppte Papa direkt auf die Terrasse.
Vincent konnte seine Neugier nicht bezwingen und eilte in die Küche. Hier war der Geruch nach frisch Gebackenem noch allgegenwärtig und er erkannte ihn sofort. »Juhu! Du hast Quarkstreuselkuchen gebacken.«
Oma trat zu ihm und streichelte ihm über das Haar. »Ich weiß doch, dass du ihn so gern magst.«
»Danke, Oma.« Vincent umarmte sie noch einmal. Dann lief er auf die Terrasse, wo Papa gerade dabei war, die Kaninchen aus der Transportbox in ihren Stall zu entlassen. Die kleine Rita verhielt sich vollkommen verschreckt und presste sich in die hinterste Ecke ihrer kleinen Box. Schließlich gab Papa es auf, sie mit der Hand herausholen zu wollen und setzte einfach die ganze Transportbox in den Stall.
»Nehmt die Box dann...
| Erscheint lt. Verlag | 12.6.2021 |
|---|---|
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Bilderbücher |
| Schlagworte | erstes Lesealter • Fabel • Fantasy • Jugendbuch • Kinderbuch • Legenden • Märchen • Sagen • sprechende Tiere • Umweltschutz • Vorlesebuch • Wald |
| ISBN-13 | 9783752148985 / 9783752148985 |
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