Der kleine Eulenjunge Werner und sein großer Fußball-Traum (eBook)
92 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-347-32147-2 (ISBN)
Die kleine, braun-weiße Eule Werner mit den kurzen Beinchen, dem krummen, gelben Schnabel und den großen, schwarzen Kulleraugen lebte mit ihrer Familie in einer gemütlichen Baumhöhle im Stamm einer riesigen, uralten Eiche am Waldesrand. Von dort oben hatte Werner eine fantastische Aussicht auf den Fußballplatz des Menschendorfes Kickerhausen.
Kein Wunder, dass es für Werner schon von klein auf nichts Schöneres und nichts Aufregenderes gab als ein Fußballspiel! Sobald er die Kinder des Dorfes auch nur von Weitem lachen und rufen hörte, hüpfte er jedes Mal so schnell wie der Blitz zum Eingang seiner Höhle, um bloß nichts zu verpassen. Dass er den Kindern Tag für Tag und bei jedem Wetter beim Training zusah, fanden seine Eltern gar nicht lustig.
„Sein Lehrer, Herr Schlau-Eule, hat sich in diesem Monat schon dreimal bei mir beschwert, weil Werner nicht zum Waldkunde-Unterricht erschienen ist“, berichtete Mama Eule ihrem Mann voller Sorge. „Wenn er immer nur die Menschenkinder da unten beobachtet, lernt unser Junge doch überhaupt nichts für sein Leben. Ach, was soll denn bloß aus unserem kleinen Werner werden?“
„Nimm das bitte nicht zu ernst!“, versuchte Papa Eule sie ein wenig zu beruhigen. „Das ist sicher nur so eine Phase, die nicht allzu lange dauern wird. Früher, als ich so alt war wie Werner heute, habe ich die Adler für keine Sekunde aus den Augen gelassen. Stell dir vor, damals wollte ich unbedingt ein berühmter Kunstflieger werden, bis ich eines Tages auf einmal begriffen habe, dass mir das leider nie gelingen wird. Und hat mir das etwa geschadet? Nein, kein bisschen. Also, immer mit der Ruhe!“
Damit konnte er Mama Eule tatsächlich ein bisschen helfen. Lächelnd betrachteten die beiden ihren Sohn, der dem Ball mit seinen Kulleraugen folgte und der gerade wieder restlos begeistert mitfieberte. Welche der beiden Mannschaften würde wohl heute das Trainingsspiel gewinnen?
In seinen schönsten Träumen war Werner da unten bei den Kindern und er gehörte mit dazu. Für Werner stand es hundertprozentig fest, dass nichts anderes jemals so unendlich viel Spaß machen könnte wie das Fußballspielen. Ja, ihr habt es sicher längst erraten. Der kleine, flauschige Eulenjunge war der allergrößte Fußballfan der ganzen, weiten Welt.
Wenn eines der Kinder beim Schusstraining das Tor traf, trippelte Werner vor lauter Aufregung auf seinen kurzen, krummen Beinchen hin und her, als ob er selber schießen würde. Bei der wunderbaren Vorstellung, dass sie nicht nur zuschauen, sondern mitspielen würde, strahlte die kleine Eule vor Glück.
Im Laufe der Zeit hatte Werner bemerkt, dass nur wenige Kinder beim Training geschickt genug waren, um richtig zu zielen und das Tor auch wirklich zu treffen. Ja, und genau diese Erkenntnis hatte den kleinen Eulenjungen auf eine ganz tolle Idee gebracht.
„Oh, wie gern würde ich Trainer werden und den Kindern beibringen, wie man es am besten anstellen muss, damit es mit dem Torschuss klappt“, dachte er mit einem sehnsüchtigen Blick auf das Spielfeld. „Wetten, dass ich das richtig gut könnte! Wer so sicher und gezielt fliegen kann wie ich, der weiß eben auch, wie man mit dem Ball das Tor trifft.“
Bei den Flugstunden in der Waldschule hatte Herr Schlau-Eule den Eulenkindern gezeigt, wie man sein Gewicht verlagert, wie man das Ziel mit seinem scharfen Eulenblick erfasst und wie man die Flügel rechtzeitig einzieht, wenn einem plötzlich wie aus dem Nichts ein Ast zu nahe kommt. Manchmal war es Werner schon fast zu viel geworden, das alles wieder und wieder üben zu müssen.
Am Ende hatte sich diese scheinbar endlose Mühe aber voll und ganz gelohnt. Inzwischen war Werner nämlich mit Abstand der Beste in seiner Klasse und weit und breit konnte keine andere Eule auch nur annähernd so schnell und fehlerfrei durch den Wald fliegen wie er. Sogar bei den unheimlich schwierigen Slalom-Flügen um die höchsten Baumwipfel herum schaffte es schon seit Wochen keiner mehr, den kleinen Werner zu besiegen.
Deshalb bewunderten viele der anderen Vögel des Waldes seine Geschicklichkeit und sie wollten gern so sein wie er. Dass sie ihn als einen echten Meister-Flieger bezeichneten, machte Werner insgeheim schon mächtig stolz. Offen zugeben würde er das vor den anderen aber garantiert nicht. Dafür war er zu bescheiden.
Während der unzähligen Stunden, in denen Werner den Menschenkindern tagtäglich beim Fußballspielen zusah, hörte er natürlich auch alles, was sie sich dabei zuriefen. Dadurch hatte der kleine, schlaue Eulenjunge ganz nebenbei ihre Sprache gelernt. Mittlerweile konnte er sie nicht nur verstehen, sondern auch mehr und mehr Worte nachsprechen.
Wenn er abends in seinem kuscheligen Bett aus Blättern und duftenden Gräsern lag, wiederholte er kaum hörbar leise alles, was er bisher kannte. Dann murmelte er zum Beispiel überglücklich vor sich hin: „Tor, Schuss, Foul, super, toll, Olli, Sam, Benno.“
Alle diese verheißungsvollen Worte wollte er sein ganzes Leben lang nie mehr vergessen. Also übte und übte Werner in jeder Minute, in der er allein war. Als er endlich merkte, dass er die Sprache der Menschenkinder besser und besser beherrschte, war er vor Freude ganz aus dem Häuschen.
Aus irgendeinem Grund traute er sich aber nicht, seinen Eltern und seinen Freunden zu erzählen, was er sich seit so vielen Monaten Wort für Wort selbst beigebracht hatte. Vielleicht befürchtete Werner ja, die anderen würden ihn auslachen und nicht begreifen, warum eine kleine Eule aus dem Wald unbedingt die Menschensprache sprechen möchte. Er musste ja selber zugeben, dass das wirklich nicht besonders gut zu einem Eulenjungen passte. Deshalb behielt Werner sein ganz großes Geheimnis eben erst einmal für sich.
Obwohl der kleine Eulenjunge natürlich alle Kinder aus der Fußballmannschaft mochte, hatte er ziemlich schnell seinen absoluten Lieblingsspieler gefunden. Das war Benno, der von allen am besten Fußball spielen konnte. Einen phänomenalen Hammer-Schuss, also einen richtig superstarken Schuss, brachte außer Benno keiner zustande und damit beeindruckte er Werner ganz gewaltig.
Nur eines wollte Benno beim besten Willen nicht gelingen. Mit seinen sensationell kraftvollen Schüssen traf er leider so gut wie nie das Tor. Dass ihn die anderen Kinder deshalb sehr oft auslachten, machte Werner traurig. In diesen Momenten wäre er am liebsten von seinem Baum herunter auf das Spielfeld geflogen, um Benno zu trösten und um ihm den Rücken zu stärken.
„Ach, wenn ich Benno doch nur trainieren könnte!“, wünschte sich der kleine Eulenjunge. „Da würden die anderen schon sehr bald mächtig staunen, weil der beste Fußballspieler auf dem Platz dann bestimmt nur noch ganz selten danebenschießen würde.“
Seit ein paar Tagen waren Mama und Papa Eule nahezu rund um die Uhr damit beschäftigt, ihr Zuhause in der Baumhöhle noch schöner und gemütlicher zu machen. Sie erwarteten nämlich Besuch. In drei Tagen würde Onkel Diego aus Brasilien, der Bruder von Werners Mama, nach einem langen, langen Flug bei ihnen im Wald ankommen. Weil er nun schon seit viel zu vielen Jahren nicht mehr bei ihnen gewesen war, freuten sich Werners Eltern unbeschreiblich auf das langersehnte Wiedersehen mit Diego vom anderen Ende der Welt. Ganz zappelig vor Aufregung flitzten sie von einer Ecke zur anderen, um auch wirklich alles so perfekt wie nur möglich vorzubereiten.
Als nach den drei scheinbar endlosen Tagen der Vorfreude dann endlich jemand an die Baumrinde klopfte, die den Eingang zu ihrer Höhle verbarg, lief Werner natürlich sofort als Erster los. Obwohl er sich eigentlich längst wie ein Erwachsener benehmen wollte, musste er ehrlich zugeben, dass ihn seine Eltern mit ihrer Begeisterung angesteckt und ihn total neugierig gemacht hatten.
Nachdem er die Baumrinde zur Seite geschoben hatte, stand eine beeindruckend große, stattliche Eule mit einem breiten Lächeln vor ihm.
„Hallo! Du musst ja wohl der Werner sein“, begrüßte ihn die Riesen-Eule mit einem freundschaftlichen Zwinkern. „Kaum zu glauben, wie groß du inzwischen geworden bist! Als ich dich zum letzten Mal gesehen habe, warst du noch ein zuckersüßes, klitzekleines Eulen-Baby. Deshalb kannst du dich wahrscheinlich gar nicht mehr an mich erinnern. Umso mehr freut es mich, dass ich dich als großen Jungen wiedersehe und dass wir uns jetzt endlich richtig kennenlernen können.“
Aus irgendeinem Grund wusste Werner auf Anhieb, dass er diesen netten Onkel mochte und dass sie Freunde werden würden. Er fand nur leider nicht gleich die richtigen Worte, um ihm das zu sagen. Also nickte er nur stumm und fiel seinem Onkel Diego aus Brasilien freudestrahlend in die Arme, die bei einer Eule natürlich die einladend weit ausgebreiteten Flügel sind.
Während auch seine Eltern den Besucher aus dem fernen Brasilien aufs Herzlichste...
| Erscheint lt. Verlag | 11.5.2021 |
|---|---|
| Verlagsort | Ahrensburg |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Sport ► Ballsport |
| Kinder- / Jugendbuch ► Spielen / Lernen ► Abenteuer / Spielgeschichten | |
| Schlagworte | DFB • Fußball • Fußballschule • Fußballtraining • Jugendarbeit • Jugendfußball • Kinder |
| ISBN-10 | 3-347-32147-2 / 3347321472 |
| ISBN-13 | 978-3-347-32147-2 / 9783347321472 |
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