Schneeweißer Tod (eBook)
120 Seiten
tolino media (Verlag)
9783739494142 (ISBN)
Neuauflage des Bestsellers von Dana Kilborne - Spannung pur!
Hinter dem Pseudonym Dana Kilborne verbirgt sich das Autorenehepaar Daniela und Stefan Krüger. Gemeinsam schreiben sie spannende Thriller und Fantasyromane für Jugendliche und junggebliebene Erwachsene.
Hinter dem Pseudonym Dana Kilborne verbirgt sich das Autorenehepaar Daniela und Stefan Krüger. Gemeinsam schreiben sie spannende Thriller und Fantasyromane für Jugendliche und junggebliebene Erwachsene.
1.
Drei Wochen später, 20. Dezember.
»… muss damit gerechnet werden, dass die Schneefälle, die nun schon seit der Nacht andauern, im Laufe des Tages weiter zunehmen und sich zu einem Schneesturm entwickeln. Gerade im Norden Schottlands könnte dies …«
Jinx brauchte gar nicht weiter hinzuhören. Genervt stellte sie das Autoradio ab und richtete ihren Blick wieder auf die Fahrbahn. Allzu viel konnte sie durch die Windschutzscheibe jedoch nicht erkennen, und das, obwohl die Scheibenwischer ihres alten Citroën 2CV – im Volksmund auch Ente genannt – auf Hochtouren arbeiteten. Doch die dicken weißen Flocken kamen inzwischen so zahlreich vom Himmel, dass die Sicht kaum mehr als zwei Meter betrug. Im Licht der Scheinwerfer wirkten sie wie tanzende Feen, die der Wind durch die Luft wirbelte. Aufgrund der schlechten Sicht und der immer größeren Schlittergefahr blieb Jinx also nichts anderes übrig, als langsam und ganz besonders vorsichtig zu fahren. Um zu wissen, wie sich das Wetter weiter entwickeln würde, brauchte allerdings nicht einmal ein Vollidiot Radio zu hören. Eines stand für Jinx jedenfalls fest: Ihr eigentliches Vorhaben, eventuell gleich heute wieder den Heimweg anzutreten, sollte es ihr dort, wo sie hinwollte, nicht gefallen, konnte sie jedenfalls vergessen. Spätestens in drei Stunden würde der Schnee in der Gegend so hoch liegen, dass man nur noch mit einem Schneepflug vorwärts kam. Und sie hatte, obwohl sie schon zeitig losgefahren war, für den Weg hierher ohnehin schon sehr viel länger gebraucht als eigentlich geplant. Aus dreieinhalb Stunden waren so mittlerweile fast fünf geworden, und ein Blick auf die Uhr am Armaturenbett verriet ihr, dass es jetzt fast zwölf war.
Auf der A9 – eine der Hauptverkehrsadern des Landes, die auch das Rückgrat Schottlands genannt wurde – war alles noch einigermaßen okay gewesen. Da die Streuwagen in der Nacht unterwegs gewesen waren, hatte der Verkehr ganz normal rollen können. Nachdem sie kurz darauf auf die A838 gefahren war, gestaltete sich das Vorankommen dann schon schwieriger. Und je weiter sie nach Norden vordrang, umso schlimmer wurde es. Das einzig Positive war, dass die Straße vor kurzem noch frei geräumt worden zu sein schien. Trotzdem ließ sich manchmal nur schwer erkennen, wo der ebene Boden endete und der Straßengraben begann.
Zu allem Überfluss empfing das Navigationsgerät ihres Wagens hier draußen keine Daten mehr. Ihr blieb also nichts anderes übrig, als die ausgedruckte Anfahrtsbeschreibung zur Hilfe zu nehmen, um nicht irgendwo eingeschneit am Wegesrand zu enden. Doch angesichts der Tatsache, dass sie durch das dichte Schneetreiben kaum etwas erkennen konnte und überhaupt auch irgendwie alles gleich aussah, sank ihre Hoffnung, ihr Ziel bald zu erreichen, mindestens ebenso schnell dem Nullpunkt entgegen wie die Temperatur im Inneren des Wagens, sobald sie die Heizung kleiner drehte.
Nicht zum ersten Mal, seit sie heute Vormittag von Inverness aus aufgebrochen war, zweifelte Jinx an ihrem Entschluss, auf den Rat ihrer Therapeutin zu hören und nach Candlewick Hall zu fahren – einer psychiatrischen Klinik für Jugendliche und junge Erwachsene, die einsam und abgeschieden von jeglicher Zivilisation am Cape Wrath im äußersten Norden Schottlands gelegen war. Und hätte sie irgendeinen Weg gesehen, diesen Albtraum, in den sich ihr Leben vor nunmehr drei Jahren verwandelt hatte, anderweitig zu beendet, wäre sie wohl auf der Stelle umgekehrt. Nur leider hatte sie schon so ziemlich alles andere ausprobiert, und zwar ohne auch nur ein noch so kleines Erfolgserlebnis verbuchen zu können. Kurz gesagt: Sie war verzweifelt. Und verzweifelte Menschen taten Dinge, die sie unter gewöhnlichen Umständen niemals tun würden.
Mit einem lauten Rums sackte die Vorderachse ihres Wagens plötzlich ab. Fluchend trat Jinx auf die Bremse. »Verdammt!«
Nachdem sich ihr Herzschlag wieder ein wenig beruhigt hatte, legte sie den Rückwärtsgang ein und gab Gas. Der Wagen ruckte zwar, bewegte sich aber nicht. Im Vorwärtsgang dasselbe Ergebnis. Offenbar steckte sie vorne in einer Schneesenke fest.
Und was nun? Seufzend schloss sie die Augen. Als sie sie wieder öffnete, sah sie ihr eigenes, ängstliches Gesicht im Rückspiegel. Die silbergrauen, von langen Wimpern beschatteten Augen weit aufgerissen, die Lippen zusammengepresst. Nervös spielte sie mit einer Strähne ihres langen, blauschwarzen gefärbten Haares. Das durfte einfach nicht wahr sein! Wie viel Pech konnte sie denn noch haben? Hätte sie den Ratschlag ihrer Therapeutin doch bloß nie befolgt! Dann säße sie jetzt daheim in ihrem 20-Quadratmeter-Apartment in Inverness und würde sich über eine Tiefkühlpizza hermachen, die sie in ihrer Mikrowelle mit Grillfunktion fertig gebacken hätte. Dabei würde sie sich wahrscheinlich vom Vormittagsprogramm berieseln lassen und einfach ihre freien Tage genießen.
Und halb durchdrehen vor Panik, sobald du noch mal zu einem Food & Wine musst und auf der Straße einem Hund begegnest? Oder auch nur einen bellen hörst? Stellst du dir so wirklich den Rest deines Lebens vor? Und was ist mit den Albträumen, die dich Nacht für Nacht quälen?
Sie verscheuchte den unbequemen Gedanken an ihr Problem, das seit nunmehr drei Jahren ihren Alltag beeinträchtigte, und startete stattdessen einen weiteren Versuch, ihren Wagen von der Stelle zu bekommen. Vorwärtsgang. Rückwärtsgang. Wenig Gas. Viel Gas … Doch nichts! Was sie auch versuchte, sie kam keinen Meter von der Stelle.
Während sie sich abmühte, spürte sie ein leises Gefühl von Panik in sich aufsteigen, das rasch stärker wurde. Kein Wunder, wenn sie sich ihre Situation vor Augen hielt: Sie befand sich im tiefsten Norden Schottlands, scheinbar fernab jeglicher Zivilisation, und steckte mit dem Wagen fest. Und während sie hier saß und ein Stoßgebet nach dem anderen zum Himmel schickte, schneite es unvermindert weiter. In spätestens zwei Stunden würde ihr Wagen komplett zugeschneit sein, und sie würde in ihrem eisigen Gefängnis entweder ersticken oder erfrieren – wobei sie keine Ahnung hatte, was weniger qualvoll sein mochte.
Mein Handy! Verdammt, warum komme ich da erst jetzt drauf?
Hastig, als hinge die Rettung der Welt davon ab, kramte sie ihr Mobiltelefon aus ihrer auf dem Beifahrersitz liegenden Handtasche. Sie musste den Pannendienst verständigen – aber wie lange würde der wohl brauchen, um ihr zu helfen?
Notfalls rufst du auch die Feuerwehr oder das Royal Highland Regiment zur Hilfe – Hauptsache, irgendjemand holt dich hier raus!
Doch als sie nun die eingespeicherte Nummer des Pannendienstes aufrief und eine Verbindung herstellen wollte, tat sich nichts. Oh nein, nicht auch das noch! Eine düstere Ahnung beschlich sie, und diese wurde durch einen näheren Blick aufs Display bestätigt.
Kein Netz!
Seufzend schloss sie die Augen. Verdammt, wo war sie hier bloß gelandet? Wenn man in dieser Einöde nicht mal eine Handyverbindung bekam – was denn dann?
Sie öffnete die Augen wieder zwang sich, ruhig und gleichmäßig zu atmen, was ihr alles andere als leicht fiel. Hatte sie sich bis eben noch mehr oder weniger über ihre peinliche Panne geärgert, so bekam sie es nun nämlich wirklich mit der Angst zu tun. Immer deutlicher wurde ihr bewusst, wie ernst die Lage, in die sie da so unvermittelt hineingeraten war, langsam wurde. Das hier war kein Spaß mehr! Sie saß im wahrsten Sinne des Wortes in der Falle, es ging hier nicht mehr nur um irgendeine harmlose Autopanne!
Wenn sie doch nur gar nicht erst losgefahren wäre! Sie fuhr ohnehin mehr als ungern bei Schnee – und dann auch noch eine solche Strecke und in dieser Gegend! Was sollte sie denn jetzt tun?
Noch einmal warf sie einen Blick auf ihr Handy, doch nichts. Kein einziger Strich, dort, wo eigentlich ein ganzer Balken die Stärke des Netzempfangs anzeigen sollte!
Vielleicht außerhalb des Wagens, kam ihr der Geistesblitz, der sie sofort wieder aus ihrer Resignation riss. Hastig stieß sie die Fahrertür auf und stieg aus. Als sie auftrat, reichte ihr der Schnee schon bis zu den Knien. Eisiger Wind fuhr ihr ins Gesicht und trieb ihr die Tränen in die Augen. Obwohl sie mit ihrem dicken Daunenparka durchaus warm angezogen war, fühlte sie sich schon nach wenigen Sekunden wie vereist. Sie hielt das Handy hoch, blickte aufs Display, doch an der Balkenanzeige änderte sich nichts.
Einen Fluch unterdrückend, sah sie sich um. Durch das dichte Schneetreiben glaubte sie zu erkennen, dass die Straße vor ihr leicht anstieg. Offenbar befand sie sich am Fuße eines Hügels. Ein Fünkchen Hoffnung glomm in ihr auf. Vielleicht würde ihr Handy funktionieren, wenn sie sich ganz oben auf der Kuppe des Hügels befand. Sie musste es wenigstens versuchen!
Der Wind peitschte ihr die Eisflocken ins Gesicht, als sie den Aufstieg begann. Der Schnee lag so hoch, dass sie bei jedem Schritt bis zu den Knien einsank. Eisige Feuchtigkeit drang in ihre Schuhe und durchnässte ihre Hose. Sie musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht aufzustöhnen.
Langsam – sehr langsam – kam sie voran. Jeder Muskeln in ihrem Körper schmerzte von der Anstrengung, die es kostete, einen Schritt zu machen. Und ihre Haut fühlte sich von der Kälte bald wie betäubt an.
Ein Stück noch! Nur ein paar Meter!
Sie hatte es fast geschafft, als sie plötzlich mit dem rechten Fuß auf etwas Glitschiges trat – einen vereisten Stein vielleicht oder ein Stück feuchtes Moos – und wegrutschte. Sie ruderte mit den Armen, um das Gleichgewicht zu halten, vergeblich.
Ein Schrei...
| Erscheint lt. Verlag | 25.4.2020 |
|---|---|
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
| Kinder- / Jugendbuch ► Bilderbücher | |
| Schlagworte | Abenteuer • Arena Thriller • eingeschneit • Erzählungen • Heftroman • Jugendbuch • Jugendthriller • Kinderbuch • Krimi • Kurzgeschichten • Mädchenbuch • Psychiatrie • Psychothriller • Roman • Spannung • Suspense • Thriller • Whodunit • Winter • Winterkrimi |
| ISBN-13 | 9783739494142 / 9783739494142 |
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