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Zoe, Grace und der Weg zurück nach Hause (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020
256 Seiten
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
978-3-446-26884-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zoe, Grace und der Weg zurück nach Hause - Allan Stratton
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Gegen alle Widerstände kämpft ein mutiges Mädchen für seine Oma - ein herzerwärmendes, abenteuerliches Road-Movie von Allan Stratton
Oma Grace ist Zoes engste Freundin, ihre Verbündete, die weiß, dass Zoe das größte Herz der Welt hat. Oma ist immer auf ihrer Seite, auch wenn Zoe ihre Eltern mal wieder wütend anzischt, weil sie anderer Meinung ist. Und erst recht, wenn Zoe sich gegen ihre Kusine zur Wehr setzen muss oder in der Schule gemobbt wird. Aber Oma Grace vergisst manchmal Dinge, und es wird immer schlimmer. Als Zoes Eltern beschließen, Grace zukünftig in einem Pflegeheim für Alzheimer-Patienten unterzubringen, beschließt Zoe, mit ihrer geliebten Oma durchzubrennen. Gemeinsam wollen sie nach Zoes verschollenem Onkel suchen. Es wird eine abenteuerliche Reise mit einigen Schwierigkeiten, aber auch eine voller Überraschungen und unverhoffter Freude.

Allan Stratton, 1951 in Stratford in der kanadischen Provinz Ontario geboren, war Schauspieler und Autor von Theaterstücken, bevor er zu schreiben begann. Heute ist er ein international erfolgreicher und vielfach ausgezeichneter Autor von Kinder- und Jugendromanen. Für seine oft brisanten Buchthemen recherchiert er im In- und Ausland, spricht mit Betroffenen und Hilfsorganisationen. Zoe, Grace und der Weg zurück nach Hause (2020) ist sein erstes Jugendbuch bei Hanser. Allan Stratton lebt, nach diversen Zwischenstationen in Nordamerika und Europa, in Toronto.

1


Mom läuft wie eine Verrückte herum und versucht, unser Wohnzimmer normal aussehen zu lassen. Viel Glück. Du kannst Landschaftsbilder von Walmart über die Haarschnitt-Plakate an der Wand hängen, bunte Nylontücher über die Trockenhauben legen und Tabletts mit Salzbrezeln auf die Waschbecken stellen — ein Friseursalon bleibt trotzdem ein Friseursalon.

Von Montag bis Samstag halten Moms »Mädels« — »Nenn sie bloß nicht Kundinnen!« — in der Essecke ein Schwätzchen oder schauen auf den Stühlen unter den Trockenhauben fern. Aber heute ist Sonntag, und wir bereiten uns auf unseren Besuch vor, was bedeutet, dass ich Dad helfe, den Flokati aus seinem Versicherungsbüro im Keller nach oben zu schleppen. Für gewöhnlich wohnt das Ding dort unten, weil »keiner Lust hat, den ganzen Tag Haare von einem Flokati zu saugen«.

Der Teppich stinkt schlimmer als mein Schuldirektor unter den Armen. Ich bin mir nicht sicher, ob das von dem feuchten Betonboden im Keller kommt oder von Dads Schweißfüßen. Wenn er Panikattacken hat, zieht er immer die Schuhe aus. Aber Gott sei Dank riecht es hier oben vor allem nach Moms Shampoos und Haarsprays und dem Pfefferminz-Fußpeeling.

Während ich den Teppich ausrolle, holt Dad das Klappbett aus der Abstellkammer, damit wir so tun können, als hätten wir ein Sofa. Mom steht mittlerweile vor den Waschbeckenspiegeln und kämpft mit ihrer Perücke. Sie ist zu beschäftigt, um irgendetwas mitzukriegen. Mom leidet unter Alopezie — dieser Krankheit, bei der einem die Haare ausfallen. Dass ausgerechnet sie als Friseurin so etwas bekommt, würde mein Englischlehrer Ironie des Schicksals nennen. Ich nenne es Karma.

»Sitzt meine Perücke richtig?«

»Ja. Man merkt kaum, dass es eine Perücke ist.«

»Aber man merkt es?«

»Nur, wenn man hinsieht.«

Mom starrt mich an. »Zoe!«

»Wann holen wir Granny Grace ab?«

»Granny wird nicht dabei sein«, sagt Dad, der gerade das Klappbett hereinschiebt.

»Aber sie kommt doch sonntags immer zum Abendessen«, entgegne ich.

Er quetscht das Bett zwischen die Trockenhauben. »Der heutige Abend ist etwas Besonderes. Wir wollen nicht, dass sie Onkel Chad und Tante Jess verärgert.«

»Wegen denen ist Granny hier nicht willkommen?«

Mom zieht am hinteren Teil ihrer Perücke. »Sie würde bestimmt wieder in ihrem schmutzigen karierten Kleid und der unförmigen schwarzen Strickjacke auftauchen. Gott weiß, wie oft ich schon versucht habe, diese Teile zu waschen.«

»Wenn du damit sagen willst, dass Granny stinkt: Nein, das tut sie nicht. Alte Leute schwitzen nicht.«

»Es ist nicht nur das«, sagt Dad. »Wer weiß, was sie wieder von sich geben würde.«

»Die Wahrheit. Granny Grace sagt, was sie denkt.«

»Das Problem ist, dass sie eben nicht denkt.« Dad fächelt sich mit einem Modemagazin Luft unter die Achselhöhlen.

»Genug von deiner Granny«, sagt Mom. »Zieh dich an.«

»Bin ich nackt, oder was?«

»Deine Cousine wird jedenfalls nicht in einer Jeans hier aufkreuzen. Hättest du das angelassen, was du in der Kirche getragen hast, wäre alles gut.«

»Abgesehen davon, dass ich im Lauf des Tages gestorben wäre. Warum muss ich überhaupt noch mit zur Kirche? Ich bin schon auf der Highschool!«

»Trödel nicht«, sagt Dad.

»›Trödeln‹? Ich bin keine drei mehr.«

»Dann benimm dich auch nicht so.«

Quatsch du nur. Ich stapfe in mein Zimmer.

»Was ist denn neuerdings mit ihr los?«, fragt er Mom, als ob ich taub wäre. »Ist das nur eine Phase?«

Ich drehe den Kopf nach hinten. »Ja. Mein ganzes Leben ist eine Phase«, schreie ich noch, bevor ich die Zimmertür zuknalle. Im letzten Sommer haben sie mir das Handy abgenommen und mir Hausarrest gegeben — für etwas, das ich gar nicht getan hatte. Jetzt geht es dauernd um Granny. Und da fragen sie sich, weshalb ich wütend bin?

Der Abend heute wird grausam. Wenn Granny hier wäre, würde uns nicht langweilig werden. Wir würden uns unterm Tisch mit den Füßen anstupsen und versuchen, uns das Lachen zu verkneifen. Wie soll ich das Essen nur ohne sie durchstehen? Ich rufe bei ihr an. »Hi, Granny.«

»Spatz! Gerade habe ich an dich gedacht.«

»Ich hab auch an dich gedacht. Tut mir leid, dass wir uns heute Abend nicht sehen werden.«

»Wolltest du mich sehen?«

»Ja, allerdings geht es heute nicht — wegen Mom und Dad. Morgen komme ich aber bei dir vorbei, wie immer.«

»Gut. Ich halte dir einen Platz auf der Schaukelbank frei.«

Ich lächle. »Hab dich lieb, Granny.«

»Ich hab dich auch lieb, Spatz.«

Wir legen auf, und für den Bruchteil einer Sekunde bin ich glücklich. Dann öffne ich meinen Wandschrank. Seufz.

Ich schreibe eine SMS an meine Cousine Madi: »Was hast du an?«

Sie antwortet nicht. Vermutlich simst sie gerade mit einer Million Freundinnen wegen der coolen Party gestern, zu der ich nicht eingeladen war. Ich hoffe, ihr fallen die Daumen ab.

Und so ziehe ich also dieses schreckliche »Junge Dame«-Outfit an, das Mom mir gekauft hat. Ich sehe darin aus wie ein zu groß geratenes Kindergartenkind. Zumindest ist es keins von Madis Kleidern. In der Schule wissen alle, dass ich ihre abgelegten Sachen trage, auch weil sie das Ganze mit Sprüchen wie »War ich tatsächlich mal so flach vorne?« kommentiert.

Madi ist meine beste Freundin, abgesehen davon, dass ich sie hasse. Als wir klein waren, entschied sie, mit welchem Spielzeug ich spielen durfte. Mittlerweile entscheidet sie, mit wem ich befreundet sein darf — es sind ausschließlich die coolen Kids an ihrem Tisch in der Schulkantine. Und mit denen bin ich nicht einmal befreundet. Sie laden mich nicht zu ihren Partys ein, und ich muss gute Miene zum bösen Spiel machen, wenn Madi abfällig über meine gebrauchten Klamotten oder über mein Zuhause redet.

Welcher Loser lässt sich so etwas gefallen? Ein Loser wie ich natürlich. Ich bin meinen Eltern so ähnlich, dass ich kotzen könnte. Denn nur um das klarzustellen: Dass Onkel Chad und Tante Jess zu uns kommen, ist in Wahrheit gar nichts Besonderes — es ist etwas Unglaubliches. In etwa so unglaublich, wie Marsianer im Burger King zu sehen. Meine Eltern tun so, als läge es daran, dass Onkel Chad zu sehr in sein Traktorunternehmen eingespannt ist und Tante Jess mit ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen zu tun hat. Doch der wahre Grund, weshalb sie uns nie besuchen kommen, ist der, dass wir in diesem eingeschossigen Alu-Leichtbaukasten an der Schnellstraße wohnen und sie in einer Gegend, in der zweistöckige Backsteinhäuser stehen und die Straßen Bürgersteige haben.

Letztlich ist es doch so, dass Tante Jess noch nicht einmal zu Mom kommt, um sich frisieren zu lassen. Sie und Madi gehen lieber zu Sylvie drüben in Woodstock, weil »Sylvie keine Friseurin, sondern Stylistin« ist. Außerdem wurde Sylvie in Montreal geboren und hat dieses gewisse Je ne sais quoi — was auch schon alles ist, was Tante Jess auf Französisch herausbringt.

Ruft Mom nach mir?

»Zoe, zum letzten Mal, komm her zu uns. Sie sind schon fast auf der Treppe.«

Ich positioniere mich an der Tür, fünf Schritte von meinen Eltern entfernt. Dad hat sich seinen Anzug mit Fischgrätmuster angezogen. Den trägt er normalerweise nur, wenn man ihn gebeten hat, aus der Bibel vorzulesen. Er klapst sich mit der Hand auf die Jacketttasche, in der er Großvaters Glücksuhr aufbewahrt.

Die Mackenzies klopfen. Mom zählt bis zehn, bevor sie die Tür öffnet, damit unser Besuch nicht spitzkriegt, dass sie hinterm Fenster gelauert hat.

»Jess, Chad, Madi!«, ruft Mom, als stünden überraschend liebe Gäste vor der Tür.

Ganz offensichtlich ist die Botschaft, dass der heutige Abend etwas Besonderes ist, nicht bei den Mackenzies angekommen. Sie tragen das, was Tante Jess gerne ihre »Freizeitgarderobe« nennt. Oh yeah, und Madi hat eine Jeans an. Eine Designer-Jeans zwar, aber Jeans ist Jeans. Sie hat mein »Junge Dame«-Outfit kaum wahrgenommen, da verraten mir ihre Augen schon, was sie denkt: »Bitte sag mir, dass ich das da nie getragen habe. Niemals.«

Mom umarmt Tante Jess, als wäre sie ihre verloren geglaubte Schwester; und ein bisschen entspricht das auch der Wahrheit.

»Du hättest dir nicht solche Umstände machen sollen«, sagt Tante Jess mit Blick auf die mit Nylontüchern verhängten Trockenhauben.

»Ach, das sind doch keine Umstände«, entgegnet Mom, als ob Tante...

Erscheint lt. Verlag 21.9.2020
Übersetzer Manuela Knetsch
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Way Back Home
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Abenteuer • Altersheim • Alzheimer • Berührend • bewegend • Beziehung • Demenz • Dieter Hallervorden • Engagement • Enkelin • Erschütternd • Familienkonflikt • Gastland • Großes Herz • Großmutter • herzerwärmend • herzzerreißend • Honig im Kopf • Jugendbuch • Kanada • lebensbejahend • Liebe • literarisch • Mobbing • mutiges Mädchen • Mutter • Pflegeheim • preiswürdig • rasant • realistisch • Reise • Roadmovie • Roadtrip • starkes Mädchen • Til Schweiger • urkomisch • Vater • witzig • Zum Lachen und Weinen
ISBN-10 3-446-26884-7 / 3446268847
ISBN-13 978-3-446-26884-5 / 9783446268845
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