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Tiefseeherz (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
320 Seiten
Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
978-3-522-65425-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tiefseeherz -  Johanna Rau
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4,99 inkl. MwSt
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Packende Romantasy: Kann wahre Liebe Grenzen überwinden? Schon der erste Blick in Jacks meeresblaue Augen lässt Lizzies Herz höher schlagen. Doch sie kann die Zeit mit ihm nicht richtig genießen, denn in dem kleinen Küstenort Lavender verschwinden immer wieder Menschen spurlos - und Lizzie wird das Gefühl nicht los, dass Jack etwas damit zu tun hat. Kann sie ihm überhaupt vertrauen? Als ihre beste Freundin Sophie verschwindet, stellt Lizzie Jack zur Rede. Das Geheimnis, das er ihr offenbart, stellt ihr Leben auf den Kopf. Ist ihre Liebe zum Scheitern verurteilt?

Johanna Rau ist 1995 im Ruhrgebiet geboren, wo sie zusammen mit ihrer Familie lebt. Zurzeit studiert sie Jura an der Ruhr-Universität Bochum. Schon immer hat sie gerne gelesen und sich kleinere Geschichten ausgedacht. Wenn sie nicht gerade Musik macht, rezensiert sie Bücher auf ihrem Blog 'Unendliche Geschichte'. 'Tiefseeherz' ist ihr Debütroman und weitere Ideen warten bereits darauf, bald aufgeschrieben zu werden.

1. Kapitel


Vom Meer verschluckt


„Ich möchte nicht, dass du weiterhin in den abgelegenen Buchten schwimmen gehst!“ Mum ist völlig aufgebracht und gestikuliert wild mit den Armen in der Luft, als dirigiere sie gerade ein neunzig Mann großes Sinfonieorchester kurz vor einem sich ins fortefortissimo steigernden Finale. „Und schon gar nicht alleine!“

Genervt rolle ich die Augen und stoße betont geräuschvoll Luft aus. Keine Ahnung, wie oft wir diese Diskussion schon geführt haben.

„Ich kann sowieso nicht verstehen, warum du nicht wie jeder normale Mensch einfach zum Badestrand gehst. Sag du doch auch mal was, Martin!“ Mum verschränkt die Arme vor der Brust und sieht Dad herausfordernd an.

„Deine Mum hat recht“, pflichtet er ihr bei, wie er es eigentlich immer tut. Dann legt er sein Besteck zur Seite und schaut mich direkt an. Kleine Sorgenfältchen bilden sich auf seiner Stirn, die mir bedeuten, dass es in diesem Fall um mehr geht als nur darum, Mum zu besänftigen. „Es ist erneut ein Schwimmer vor der Küste von Farefax spurlos verschwunden und wir haben keinen blassen Schimmer, was mit ihm passiert ist. Auch von ihm fehlt jede Spur. Er ist einfach weg, als hätte das Meer ihn verschluckt, genauso wie die anderen.“ Nachdenklich schüttelt er den Kopf. „Wir sind in der Sache immer noch nicht weitergekommen. Wir wissen nicht einmal, ob die verschwundenen Personen noch am Leben oder bereits tot sind. Leichen haben wir jedenfalls keine gefunden.“

„Das ganze Salzwasser ist sowieso nicht gut für die Haut. Und was es erst mit den Haaren anstellt“, wirft meine Schwester Kate mit einem angeekelten Blick ein. „Ich gehe sowieso lieber ins Schwimmbad!“ Verständnisvoll nickt Mum ihr zu, doch Dad sieht mich weiterhin beharrlich an und würdigt Kates unqualifizierten Kommentar mit keiner Reaktion. Ihm ist die Sache ernst. Das kann ich deutlich erkennen. Dad arbeitet bei der Wasserschutzpolizei und sein gesamtes Team ist den mysteriösen Vermisstenfällen schon eine ganze Weile auf der Spur. Allein im letzten halben Jahr sind in den umliegenden Küstenorten zwölf Menschen auf geheimnisvolle Weise verschwunden.

Beruhigend lege ich meine Hand auf seine. „Dad, ich verspreche dir, dass ich auf mich aufpasse, aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich nicht mehr im Meer schwimmen werde …“ Einen kurzen Moment halte ich inne, um ihn eindringlich anzusehen. Dann füge ich fast flüsternd hinzu: „Das weißt du doch …“ Genauso gut könnte er mich bitten, nicht zu atmen oder sonst eine überlebenswichtige Vitalfunktion vorübergehend einzustellen.

Dad seufzt. „Ich weiß, mein Schatz.“ Behutsam umfasst seine große warme Hand meine zarte und kleine. „Versprich mir nur, dass du nicht außerhalb des Badebereiches schwimmst und dass du Sophie oder wen auch immer mitnimmst, damit du nicht alleine bist!“

„Ich verspreche es, Dad!“, lüge ich schweren Herzens, obwohl ich weiß, dass keine der hier im Raum anwesenden Personen, einschließlich mir selbst, auch nur ein einziges Wort von dem glaubt, was ich sage.

„Mum, ich muss dir noch unbedingt dieses wunderschöne Hochzeitskleid zeigen, das ich heute im Internet gefunden habe“, ruft Kate in einem plötzlichen Anflug von Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, holt ihr Smartphone aus der Tasche und zieht Mum hinter sich her ins Wohnzimmer auf die Couch. Meine Schwester Kate ist all das, was ich nicht bin. Sie hat langes hellblondes Haar und ist immer perfekt gestylt. Seit zwei Jahren ist sie mit der Schule fertig und macht jetzt eine Ausbildung im Touristikbüro von Lavender, dem kleinen Küstenort, in dem wir leben. Seit ich denken kann, gehört Kate zu den coolen Mädchen. Während der Schulzeit waren sie und ihre drei besten Freundinnen die Clique gewesen, zu der alle anderen normalsterblichen Mädchen gerne gehören wollten. Schon seit der achten Klasse geht sie mit Steven, einem der beliebtesten Jungen der Stadt, und seit Kurzem sind die beiden sogar verlobt. Mum ist unsagbar entzückt darüber, dass wenigstens eine ihrer Töchter wohlgeraten ist und in naher Zukunft für zuckersüße Enkelkinder sorgen wird, die sie dann nach Strich und Faden beturteln und verwöhnen kann. Überhaupt sind Mum und Kate ein unschlagbares Team, zu dem ich mich noch nie zugehörig fühlte.

„Ich gehe noch eine kleine Runde am Strand spazieren oder brauchst du hier meine Hilfe?“ Fragend sehe ich Dad an, der in aller Ruhe den Tisch ab- und die Teller in den Geschirrspüler einräumt.

„Nein, geh nur, ich komme zurecht“, sagt er und lächelt mich müde an. In letzter Zeit ist er meistens ziemlich abgespannt, wenn er abends von der Arbeit nach Hause kommt. Der ganze Stress wegen der verschwundenen Personen und dass es bei den Ermittlungen kein Vorankommen gibt, machen ihm schwerer zu schaffen, als er es uns gegenüber jemals zugeben würde. „Ich werde wohl eh gleich ins Bett gehen und noch ein bisschen lesen. Mein Krimi ist gerade super spannend.“ Sicher wird es keine fünf Minuten dauern, bis ihm sein Buch auf die Nase fällt und er einschläft. Erschöpft reibt er sich die Schläfen. „Außerdem weiß ich nicht, ob ich noch mehr Gerede über Spitze und Tüll ertragen kann.“

Bekräftigend nicke ich und grinse ihn an, denn ich kann nur zu gut verstehen, was er meint. Mir geht es ähnlich. Seit Kate und Steven vor einigen Wochen ihre Verlobung bekannt gegeben haben, ist die hysterische Hälfte meiner Familie einem beinahe unerträglichen Hochzeitswahn verfallen. Und ich befürchte, dass da noch deutlich Luft nach oben ist.

„Sei aber zurück, bevor es dunkel wird, und pass auf dich auf!“

„Natürlich, Dad. Danke.“ Beruhigend drücke ich ihm einen Kuss auf die Stirn. Dad und ich sind ein Herz und eine Seele. Für Mums und Kates Hang zu Sensationen und dem neuesten Klatsch und Tratsch haben wir beide nicht viel übrig. Dad ist eher ein ruhiger Zeitgenosse und was andere tun oder nicht tun und vor allem, was sie von ihm denken oder über ihn reden, ist ihm herzlich egal. Zum Glück bin ich ihm in dieser Hinsicht sehr ähnlich. Alles andere wäre mir viel zu anstrengend.

Es ist Anfang September und noch sehr mild für diese Jahreszeit. Auch wenn ich nur ein leichtes Top und Shorts trage, friere ich nicht. Der Abend ist ganz klar und ein lauer Wind weht durch Lavender. Die Luft riecht nach Salz, nach Sand und nach Meer. Über den kleinen gepflasterten Weg schlendere ich am Hafen entlang Richtung Strand. Vorbei an den kleinen Geschäften mit ihren bunten Markisen. Vorbei an dem Touristikbüro, in dem Kate arbeitet, an Fischers, dem örtlichen Geschäft für Meeresspezialitäten, und an Lavenders winzigem Souvenirlädchen, in dem man kleine Leuchttürme aus Keramik, Schlüsselanhänger mit Seesternen, T-Shirts und Pullover in blau-weiß gestreifter Marineoptik und alles andere kaufen kann, was das Touristenherz begehrt. Die roten Backsteine der Häuschen, die nur eine autofreie Promenadenstraße vom Hafenbecken trennt, sehen im Licht der untergehenden Abendsonne beinah so aus, als würden sie glühen. Um diese Uhrzeit haben die Geschäfte selbstverständlich alle geschlossen und in Lavender ist Ruhe eingekehrt. Lediglich einige wenige Leute trifft man vereinzelt noch an. Zum Beispiel diejenigen, die sich nach dem Abendessen zu einem entspannten Verdauungsspaziergang aufgerafft haben, oder diejenigen, die mit bunten Wasserbällen und Klappliegen bis jetzt am Strand ausgeharrt haben. Wer abends etwas erleben möchte, der fährt nach Farefax, die nächstgrößere Stadt etwa zwölf Kilometer nördlich von hier.

Die Boote der einheimischen Fischer tanzen mit den Bewegungen der Wellen, die sich mit einem sanften Geräusch an den Hafenmauern brechen. Um vier Uhr heute Nacht werden die Fischer schon wieder aufs Meer hinausfahren und am frühen Vormittag voll beladen mit Fischen, Muscheln und allen anderen Köstlichkeiten des Meeres zurückkehren, die dann bei Fischers und im Tante-Emma-Laden in der kleinen Einkaufspassage fangfrisch verkauft oder mit denen die umliegenden Restaurants beliefert werden.

Neben der Fischerei ist die Haupteinnahmequelle für die Bewohner von Lavender der Tourismus. Unser kleines Städtchen, das trotz zunehmender Besucherzahlen und Modernisierungen im Laufe der Zeit seinen urigen, maritimen Charme nicht verloren hat, ist eine echte Perle unter den umliegenden Küstenstädten. Eigentlich jeder, der in Farefax oder in einer anderen größeren Stadt in der Nähe Urlaub macht, kommt mindestens einmal mit dem Fahrrad über den Deichweg hierher, um sich von Lavenders Charme verzaubern zu lassen. Auch Familien mit Kindern, die etwas weiter im Inland leben, besuchen unser Örtchen an den Wochenenden, um hier den Stress ihrer Arbeitswoche für ein paar Stunden zu vergessen.

Doch zu dieser Zeit im Jahr haben die meisten Urlauber ihren Aufenthalt beendet und wir Einheimischen können nun in völliger Ruhe und ohne größere Menschenmengen die letzen warmen Tage des Jahres genießen.

Als ich den Hafen hinter mir gelassen habe und am Sandstrand angekommen bin, ziehe ich meine Schuhe aus, nehme sie in die Hand und laufe durch den warmen Sand bis zum Wasser. Das kühle Nass umspielt meine Waden und der Wind weht mir um die Nase. Sehnsüchtig strecke ich mein Gesicht Richtung Abendsonne und atme ein. Ganz lange und ganz tief. Mit der Luft, die in meine Lungen strömt, überkommt mich ein Gefühl von Freiheit.

Das Meer gehört zu mir wie Adam zu Eva, wie Romeo zu Julia und wie Arielle zu Erik. Dass das Meer meine große Liebe ist, habe ich schon als kleines Mädchen überall stolz erzählt, woraufhin Mum immer nur ungläubig den Kopf schüttelte und entnervt die Augen verdrehte. Schon mein ganzes bisheriges Leben habe ich am Meer verbracht und ich bin mir sicher,...

Erscheint lt. Verlag 28.2.2019
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Atlantis • Jugendbücher • Liebe • LoomLight • Meer • Romantasy • Strand • Unterwasserwelt
ISBN-10 3-522-65425-0 / 3522654250
ISBN-13 978-3-522-65425-8 / 9783522654258
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