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Ein Käfer wie ich -  Erwin Moser

Ein Käfer wie ich (eBook)

Die abenteuerlichen Erlebnisse eines Mehlkäfers. Roman für Kinder. Mit Federzeichnungen des Autors

(Autor)

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2018 | 1. Auflage
240 Seiten
Beltz (Verlag)
978-3-407-74677-1 (ISBN)
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»Ich bin ein Mehlkäfer und für Käferverhältnisse schon ziemlich alt. Seit einigen Jahren wohne ich auf einem Dachboden, wo mich selten jemand stört. Genau der richtige Ort für einen Mehlkäfer wie mich.« Mehli dachte eigentlich, im gemütlichen Teil seines Lebens angekommen zu sein. Doch dann erlebt er sein größtes Abenteuer. Ob mit Hilfe seiner Freunde, dem Tausendfüßler Fritz, der roten Ameise Melonko und all den anderen sein Traum vom Fliegen wahr wird? Ein Insektenroman für alle, die schon gerne selber lesen als auch für wohlige Vorlesestunden.

Erwin Moser, 1954 in Wien geboren und 2017 dort verstorben, wuchs im österreichischen Burgenland auf - eine Landschaft, die sein Werk prägte. Im Programm Beltz & Gelberg veröffentlichte er viele Bilder- und Kinderbücher, die mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurden und heute zum Kanon der Kinderliteratur gehören.

2. Kapitel

Das gelbe Ei mit den roten Streifen


Am nächsten Tag, als ich wieder mit dem Graben meines neuen Ganges beschäftigt war – wen höre ich da? – Fritz!

»He, Mehli!«, rief er aufgeregt. »Komm raus, ich hab was Tolles entdeckt!«

Dieser Fritz! Wenn er mich nur einen Tag in Ruhe arbeiten lassen könnte! Jeden Tag kommt er mit einer neuen Sache daher, und ehe man sich’s versieht, steckt man bis zum Halspanzer in Schwierigkeiten. »Lass mich in Ruhe!«, rief ich daher zurück. »Ich hab heute keine Lust zu gefährlichen Unternehmungen. Außerdem will ich endlich meinen neuen Gang fertiggraben!«

Aber so leicht ließ sich mein vielfüßiger Freund nicht abweisen. Er krabbelte in das Eingangsloch meiner Behausung und kletterte die drei Stockwerke zu mir herauf. »Sei kein Spielverderber, Mehli!«, sagte er.

»Komm mit, ich hab was Wunderschönes entdeckt. Ich schwör dir, so etwas hast du noch nie in deinem Leben gesehen. Du musst es ganz einfach sehen! Abgesehen davon, brauche ich deine Hilfe. Ich will es nämlich in meine Wohnung transportieren, und alleine schaffe ich es nicht. Du musst mir tragen helfen!«

»Jetzt brems dich aber!«, sagte ich. »Wovon redest du überhaupt?«

»Na, von dem Ding, das ich gefunden habe! Komm, Mehli, lass die öde Graberei und komm mit. Ich sage dir, das musst du gesehen haben!«

»Fritz, sei mal für eine Minute vernünftig. Was ist das für ein Ding, das du da gefunden hast?«

»Unten an der Böschung, in der Nähe der Melonenpflanze, liegt es. Gestern war es noch nicht dort. Ich glaube, die Menschen haben es hingeworfen. Es ist fast so groß wie eine Melone, vollkommen rund und über und über mit Haaren bewachsen. An einer Stelle ist ein Loch, aus dem es ganz seltsam riecht. Ich glaube, man kann’s auch essen.«

Da soll nun einer draus schlau werden, was das ist.

»Fritz«, sagte ich, »komm zu dir! Wenn das komische Ding so groß wie eine Melone ist, wie willst du es dann in deine Höhle befördern?«

»Lass mich doch ausreden!«, sagte er. »Das haarige Ding will ich ja gar nicht. Das andere will ich … Oh, das ist sooo schön. Ich muss es haben! Und du musst mir helfen!«

»Bleib ruhig, Fritz, ganz ruhig. Ich helf dir ja. Aber vorher erzähl mir alles schön der Reihe nach!«

Endlich beruhigte sich der Tausendfüßler. »Also, ich trabte heute Morgen zur Melonenranke hinunter, weil ich mir die Sache näher ansehen wollte. Aber der Regen hatte die Spuren der Ameisenschlacht vollkommen weggespült, und abgesehen vom durchgenagten Stängel gab es nichts Interessantes mehr zu sehen. Also spazierte ich das Ufer entlang und kam bald zu der Stelle, wo die Menschen manchmal ihren Unrat hinwerfen. Plötzlich sah ich das runde, haarige Ding. Ich ging vorsichtig näher ran und betrachtete es von allen Seiten. Dann entdeckte ich das Loch, und als ich näher hinsah, bemerkte ich neben dem Loch das wunderschöne gelbe Ei mit den roten Streifen. Leuchtend gelb ist es, und diese roten Streifen … einfach herrlich! Ich muss es haben …«

»Bist du sicher, dass es ein Ei ist?«, fragte ich.

»Ja, natürlich!«, sagte Fritz. »Ein Ei, ein ganz seltenes Ei. Hab noch nie so eins gesehen.«

»Und wie groß ist es?«

»Na ja, ungefähr so groß wie ein gewöhnliches Käferei.«

»So. Und das willst du haben?«

»Ja, unbedingt!«

»Fritz«, sagte ich, »überlege doch einmal logisch. Dort liegt ein Ei. – Gut! Ein schönes Ei. – Auch gut! Aber weißt du, was für ein Wesen in dem Ei drinnen ist? Du sagst selbst, dass du so ein Ei noch nie gesehen hast. Und wenn ich so überlege, fällt mir auch kein Insekt ein, das gelbe Eier mit roten Streifen legt. Was nun, wenn du dieses Ei dann in deiner Höhle hast und es schlüpft ein bösartiges Tier aus? Hast du daran schon gedacht?«

»Unsinn«, sagte Fritz, »aus so einem schönen Ei kann nur ein schönes, liebes Baby ausschlüpfen, da bin ich mir sicher. Geh, Mehli, verdirb mir nicht die Freude. Schau es dir wenigstens an. Wenn du es siehst, wirst du mir recht geben!«

Ich seufzte. Was soll man da machen? »Also gut«, sagte ich. »Aber in deine Wohnung tragen wir es nicht. Das ist zu riskant. Wir könnten das komische Ei eventuell an einen abgeschiedenen Platz schaffen und es beobachten, bis die Baby-Larve oder was sonst drinnen ist, ausschlüpft. Dann sehen wir weiter.«

Fritz war mit meinem Vorschlag einverstanden, und wir verließen meinen Baumstrunk und gingen zum Abfallplatz der Menschen.

Als wir gerade den Unkrauturwald am Rande der Sandböschung passieren wollten, hörten wir unten am Wasser die zischenden Stimmen von Ameisen. Leise krochen wir weiter, dabei immer im Schatten der Unkrautblätter bleibend. Eine Gruppe von zwölf roten Ameisen war eben dabei, eine vertrocknete Erbsenhülse aufzubrechen. Wir errieten sofort, was sie vorhatten. Sie machten sich Boote, mit denen sie dann zu der Zuckermelone hinausfahren wollten, die in einiger Entfernung vom Ufer schwamm. Die leeren, halbierten Erbsenhülsen sollten ihnen dazu dienen.

Ja, Ameisen sind nicht dumm, wenn es darum geht, Futter zu beschaffen. Wenn sie nicht so grausam und rücksichtslos wären, könnte man sie manchmal direkt bewundern.

Fritz und ich umgingen die Melonenranken und passten dabei auf, dass uns die Ameisen nicht entdeckten.

Es war ziemlich heiß. Die Sonne brannte mir mächtig auf den Rückenpanzer und verursachte mir ein leichtes Gefühl der Schlappheit in den Beinen. Wir Mehlkäfer sind eben nicht dazu geschaffen, tagsüber bei Sonnenschein herumzurennen. Wenn Fritz nicht wäre, ich glaube, ich würde selten meinen Baumstrunk verlassen.

Endlich erreichten wir die Stelle, an der die Menschen ihren Mist ablagerten.

»Dort, hinter dem Kalksteinblock ist es!«, sagte Fritz und krabbelte freudig und ungeduldig weiter. Wir bogen um die Ecke und ich sah sofort das »große runde, haarige Ding«. Es war eine Kokosnuss. Eine Schwalbe hatte mir einmal von diesen seltsamen Früchten erzählt, deswegen erkannte ich sie sofort. Die Schwalbe wollte mich damals mit ihren interessanten Geschichten aus meinem Loch locken. Aber das ist eine andere Geschichte … Jedenfalls wusste ich nun, dass das gelbe Ei mit den roten Streifen, zusammen mit der Kokosnuss, aus dem fernen Land im Süden stammte. Die Sache begann mich zu interessieren.

Wir waren bei der Kokosnuss angekommen. Fritz stutzte plötzlich und schrie erschrocken auf: »Es ist weg!« Schnell rannte er um die Kokosnuss herum. »Es ist weg! Es ist weg, es ist weg!«, jammerte der Tausendfüßler. »Mein schönes Ei! Sie haben mein schönes Ei gestohlen!«

»Wo hat es denn gelegen?«, fragte ich.

»Hier, da, neben dem Loch!«, sagte Fritz. »Das waren die Ameisen. Jede Wette! Diese elende Bande!«

Ich kletterte auf die Kokosnuss und sah mich in der Gegend um. Und richtig, ich brauchte nicht lange zu schauen, da sah ich gerade noch, wie drei rote Ameisen mit dem gestreiften Ei im Eingangsloch ihres Hügels verschwanden. Der Ameisenhügel war zwar mindestens fünf Meter weit entfernt, aber meine scharfen Augen hatten es sehr deutlich gesehen. Ich kletterte wieder hinunter und sagte: »Fritz, du hast recht gehabt. Es waren die Ameisen. Ich habe sie eben noch gesehen, wie sie dein Ei in ihre Burg geschleppt haben!«

Der Tausendfüßler wollte sofort aufbrechen und sich das gestreifte Ei zurückerobern, was natürlich völlig sinnlos gewesen wäre. Die roten Ameisen hätten uns auf der Stelle mit ihren giftigen Bissen getötet. Mit Mühe gelang es mir, Fritz zu beruhigen. Schließlich krochen wir durch das Loch ins Innere der Kokosnuss und probierten diese exotische Speise. Sie schmeckte wirklich nicht schlecht.

»Fritz, vergiss das Ei«, sagte ich kauend. »Das ist jetzt im Ameisenbau. Die Ameisen würden es niemals freiwillig herausgeben, das weißt du genau. Wahrscheinlich füttern sie damit ihre Königin.«

Fritz hatte sich auf den Rücken gelegt und schaute nachdenklich in das dunkle Gewölbe der Kokosnuss. Oje, dachte ich, wenn er diesen Gesichtsausdruck annimmt, kommt meistens nachher eine haarsträubende Idee heraus.

»Mehli, ich weiß, was wir machen«, sagte Fritz und lächelte schlau. »So leicht gebe ich mich nicht geschlagen. Wir gehen zu Babalubo, dem weisen Erdkäfer. Der muss uns sagen, wie wir den Ameisen beikommen können!«

Was sollte ich machen? Wenn sich Fritz was in den Kopf setzt, ist er nicht mehr davon abzubringen. Ich glaubte zwar nicht, dass uns Babalubo in dieser Sache helfen könnte, ...

Erscheint lt. Verlag 13.7.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-407-74677-6 / 3407746776
ISBN-13 978-3-407-74677-1 / 9783407746771
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