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Der Glanz der Dunkelheit (eBook)

Die Chroniken der Verbliebenen
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
448 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-5701-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Glanz der Dunkelheit -  Mary E. Pearson
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Lia hat sich entschieden. Statt die Königin an Rafes Seite zu werden, kehrt sie nach Morrighan zurück. Sie muss ihrem Heimatland beistehen, auch wenn das bedeutet, dass sie in die Schlacht ziehen wird. Während sie einer ungewissen Zukunft entgegenreitet, quälen sie viele Fragen. Kann sie den Königreichen Morrighan, Venda und Dalbreck endlich Frieden bringen? Wie soll sie im Kampf gegen den Komizar von Venda bestehen? Und wird es für sie und Rafe eine Zukunft geben?



<p><strong>Mary E. Pearson</strong><span>ist Autorin von YA- und Belletristikromanen. Mit den</span><strong>CHRONIKEN DER VERBLIEBENEN</strong><span>hat sie sich weltweit in die Herzen der Fans geschrieben. Die Bücher sind wie auch die Dilogie</span><i><b>DANCE OF THIEVES/VOW OF THIEVE</b></i><span>s auf Deutsch alle bei ONE erschienen. Mit Morrighan erscheint nun endlich auch die Vorgeschichte zu Lias Geschichte als aufwendig gestaltete Schmuckausgabe in Buchform.</span></p>

SCHATTEN TANZTEN über den Weg wie Gespenster, die uns warnen und verjagen wollten. Ich sah in die Bäume hinauf, die uns umringten und deren schwere Äste sich im Wind wiegten, und ich lauschte dem Flüstern der Brise, die durch ihre belaubten Finger fuhr. Ein Zischen.

Doch nichts konnte uns nun noch aufhalten.

Wir waren auf einem Nebenpfad nach Terravin gelangt und hatten die obere Straße gewählt, die zu Berdis Schenke führte. Da Terravin auf dem Weg nach Civica lag, hatten wir beschlossen, dort einen Halt einzulegen. Endlich würden wir ein Bad nehmen und unsere Kleider waschen können; sie stanken nach Rauch, Schweiß und wochenlangem Unterwegssein. Selbst der kleinste Hauch Körpergeruch könnte Aufmerksamkeit erregen, und das konnten wir nicht brauchen.

Doch was noch wichtiger war: Ich schuldete Pauline und den anderen einen Besuch, um sie nach all den Monaten wissen zu lassen, dass es mir gut ging. Auch hatten sie vielleicht Neuigkeiten zu berichten, die nützlich waren – vor allem Gwyneth mit ihrem Netzwerk aus fragwürdigen Kontakten.

Kaden zügelte sein Pferd. »Vielleicht sollte ich mich zurückfallen lassen?«

Ich sah ihn verwirrt an. »Warum jetzt noch? Wir sind fast da.«

Er rutschte unbehaglich auf seinem Sattel herum. »Damit du Pauline sagen kannst, dass ich mitgekommen bin. Du weißt schon – damit sie vorbereitet ist.«

Zum ersten Mal meinte ich, so etwas wie Furcht in Kadens Gesicht zu entdecken. Ich lenkte mein Pferd näher zu ihm. »Hast du etwa Angst vor Pauline?«

Er runzelte die Stirn. »Ja.«

Ich saß verblüfft da und wusste nicht, was ich auf sein Eingeständnis erwidern sollte.

»Lia, sie weiß jetzt, dass ich Vendaner bin, und mit den letzten Worten, die ich zu ihr gesagt habe, habe ich ihr den Tod angedroht – und dir auch. Das hat sie bestimmt nicht vergessen.«

»Kaden, du hast auch Rafe bedroht. Aber vor ihm hast du keine Angst.«

Er sah weg. »Das ist etwas anderes. Rafe konnte ich noch nie leiden und er mich genauso wenig. Pauline dagegen ist unschuldig und …« Er unterbrach sich kopfschüttelnd.

Ja, sie war unschuldig. Und früher hatte sie große Stücke auf ihn gehalten. Ich hatte die Freundlichkeiten gesehen, welche die beiden ausgetauscht hatten, und wie leicht sie ins Gespräch gekommen waren. Zu erleben, wie sich ihre einstige Wertschätzung für ihn in Hass verkehrte, war vielleicht der Tropfen, der für Kaden das Fass zum Überlaufen brachte. Das hatte er bereits bei Natiya durchgemacht, die ihm gegenüber noch immer reserviert, wenn auch inzwischen wieder höflich war. Sie würde niemals den Überfall der Vendaner auf ihr Lager vergessen, und auch nicht, dass er einer von ihnen war. Es sah so aus, als wäre Kaden in derselben Lage wie ich – es gab nur eine Handvoll Menschen auf dem Kontinent, die ihn nicht tot sehen wollten. Ich erinnerte mich an das Entsetzen in Paulines Augen, als Kaden uns ins Gebüsch gezerrt hatte, und dann an ihr Flehen, uns gehen zu lassen. Nein, sie hatte das wohl kaum vergessen, aber ich betete, dass das Entsetzen jenes Tages in all den langen Monaten nicht zu Hass herangewachsen war.

Kaden setzte seine Feldflasche an und trank den letzten Schluck. »Ich will einfach nur keine Szene in der Schenke riskieren, wenn sie mich sieht«, fügte er hinzu.

Doch es war mehr als nur Bedenken wegen eines Tumults, und wir beide wussten das. Seltsam, dass ihn die bloße Vorstellung von der Begegnung mit einem so harmlosen Menschen wie Pauline aus der Fassung brachte.

»Wir gehen durch die Küchentür hinein«, sagte ich, um ihn zu beruhigen. »Pauline ist vernünftig. Sie wird es verstehen, wenn ich es ihr erkläre. Bis dahin werde ich mich zwischen dir, ihr und den Küchenmessern platzieren.« Ich machte diesen Scherz, um ihn aufzuheitern, aber er lächelte nicht.

Natiya schloss zu mir auf. »Und was ist mit mir?«, fragte sie. »Soll ich dir helfen, den ängstlichen Attentäter zu beschützen?« Sie sagte es so laut, dass auch Kaden es hörte, und ihre Augen funkelten vor Schadenfreude. Kaden warf ihr einen warnenden Blick zu, sie möge gut achtgeben, wie weit sie es trieb.

Mein Herz pochte heftig vor Vorfreude, aber sobald die Schenke in Sicht kam, wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Angst breitete sich wie ein Buschfeuer unter uns dreien aus. Selbst Natiya spürte, dass etwas nicht in Ordnung war, obwohl sie noch nie hier gewesen war.

»Was ist los?«, fragte sie.

Es war so leer. Still.

Vor dem Haus waren keine Pferde angebunden. Weder Gelächter noch Gespräche drangen aus dem Schankraum. Es gab keine Gäste, und dabei war es Essenszeit. Unheilvolles Schweigen hüllte die Schenke ein wie ein Leichentuch.

Ich sprang vom Pferd und lief die Stufen zum Eingang hinauf. Kaden war dicht hinter mir und rief, ich solle stehen bleiben, wir müssten vorsichtig sein. Ich stieß die Tür auf – nur um sämtliche Stühle fein säuberlich auf den Tischen aufgestapelt zu sehen.

»Pauline! Berdi! Gwyneth!« Ich durchquerte den Speisesaal mit großen Schritten und öffnete die Küchentür so heftig, dass sie gegen die Wand knallte.

Ich erstarrte. Enzo stand am Hackklotz, ein Beil in der Hand. Ihm stand der Mund so weit offen wie dem Fisch, dem er gerade den Kopf abschlagen wollte.

»Was ist hier los?«, fragte ich. »Wo sind alle?«

Enzo blinzelte und fasste mich ins Auge. »Was machst du hier?«

Kaden zog seinen Dolch. »Leg das Beil hin, Enzo.«

Enzo sah auf das Beil hinunter, das er noch immer in der Hand hielt, zunächst überrascht, dann entsetzt, es dort zu entdecken. Er ließ es fallen, sodass es klirrend auf den Hackklotz traf.

»Wo sind alle?«, fragte ich wieder, diesmal mit drohendem Unterton.

»Weg«, antwortete er und winkte Kaden und mich mit zitternder Hand an den Küchentisch, um es uns zu erklären. »Bitte«, fügte er hinzu, als wir uns nicht rührten.

Wir zogen Stühle heran und setzten uns. Kaden hielt seinen Dolch weiterhin gezückt. Aber als Enzo mit seinen Ausführungen fertig war, stützte ich den Kopf in die Hände und konnte nur noch auf den Holztisch starren, an dem ich so viele Mahlzeiten mit Pauline zusammen eingenommen hatte. Sie war vor Wochen aufgebrochen, um mir zu helfen. Genau wie die anderen. Ich konnte das Ächzen in meiner Kehle nicht zurückhalten. Sie hielten sich im Herzen Civicas auf. Blanke Angst packte mich.

Kaden legte mir die Hand auf den Rücken. »Gwyneth ist bei ihr. Das ist doch schon etwas.«

»Und Berdi«, ergänzte Enzo. Aber beides schien meine Befürchtungen nur zu bestätigen. Pauline war gutgläubig – und wurde wie ich gesucht. Sie konnte bereits verhaftet sein. Oder Schlimmeres.

»Wir müssen zu ihnen«, beschloss ich. »Morgen.« Kein Ausruhen.

»Es geht ihnen gut«, sagte Enzo. »Berdi hat es mir versprochen.«

Ich sah zu Enzo auf. Ich erkannte in ihm kaum noch den trägen Jungen wieder, bei dem man sich nicht einmal darauf verlassen konnte, dass er zur Arbeit erscheinen würde. Sein Gesicht war ernst – ein Ausdruck, den ich noch nie an ihm gesehen hatte.

»Und Berdi hat dir solange die Schenke übertragen?«

Er strich sich eine fettige Strähne aus dem Gesicht und schlug den Blick nieder. Ich hatte mich nicht bemüht, mein Misstrauen zu verbergen. Röte überzog seine Schläfen. »Ich weiß, was du denkst, und ich kann es dir nicht einmal übel nehmen. Aber ja, das hat Berdi getan – mir die Verantwortung übertragen, die Schlüssel und alles andere.« Er rasselte mit dem Schlüsselring, der an seinem Gürtel hing, und ich sah so etwas wie Stolz in seinen Augen. »Wirklich. Sie sagte, es sei längst überfällig, dass ich mich mal zusammenreiße.« Er zuckte und zerknüllte die Schürze zwischen den Händen. »Dieser andere Kerl hätte mich umbringen können. Das hätte er auch fast getan. Er hat mich gehört und …«

Er schluckte, sodass der Adamsapfel in seiner dürren Kehle hüpfte. Er starrte auf meinen Hals. »Es tut mir leid. Ich war’s, der dem Kopfgeldjäger gesagt hat, dass du die obere Straße genommen hast. Ich wusste, dass er nichts Gutes im Schilde führte, aber ich hatte nur Augen für die Münzen in seiner Hand.«

Kaden beugte sich vor. »Du?«

Ich schob Kaden zurück. »Welcher andere Kerl?«, fragte ich.

»Dieser Landarbeiter, der hier abgestiegen war. Er hat mir aufgelauert und gedroht, mir die Zunge abzuschneiden, wenn ich noch einmal jemandem deinen Namen nennen würde. Sagte, er würde sie mir zusammen mit den Münzen in den Rachen stopfen. Ich dachte wirklich, er würde es tun. Ich dachte, wie nah ich …« Er schluckte wieder. »Ich wusste, dass ich nicht mehr viele Gelegenheiten bekommen würde. Das Letzte, was Berdi zu mir gesagt hat, bevor sie weggingen, war, dass sie etwas Gutes in mir sieht und dass ich es endlich auch finden müsste. Ich versuche, mich zu bessern.« Er rieb sich über die Schläfe; seine Hand zitterte immer noch. »Natürlich mache ich das alles nicht halb so gut wie Berdi. Alles, was ich schaffe, ist, die Zimmer der Gäste sauber zu halten, morgens Haferbrei zu kochen und abends Eintopf.« Er deutete auf die Wand am anderen Ende der Küche. »Sie hat mir Anweisungen dagelassen. Für alles.« Wenigstens ein halbes Dutzend Zettel waren an die Wand geheftet. »Ich kann nicht allein Abendessen für den ganzen Schankraum kochen. Aber vielleicht … wenn ich jemanden einstelle.«

Natiya kam in die Küche, das Schwert an der Hüfte, einen Dolch in der Hand; sie stolzierte steif einher, was sonst gar nicht ihre Art war. Sie lehnte sich an die...

Erscheint lt. Verlag 29.3.2018
Übersetzer Barbara Imgrund
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel The Beauty of Darkness
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte All Age • auserwählt • Blick in die Zukunft • Bücher ab 14 Jahre • Chroniken der Verbliebenen • Cornelia Funke • Dalbreck • Das Herz des Verräters • Der Kuss der Lüge • Die Gabe der Auserwählten • Die rote Königin • Dystopie • Erste Tochter • Fantastischer Roman • Fantasy • Freundschaft • Gaudrels Vermächtnis • Hoffnung • Jezelia • John Greene • Jugendbuch • Junge Belletristik • Junge Erwachsene • Kaden • Kayden • Komizar • Königreich • Krieg • Lia • Liebe • Liebe / Beziehung • Liebesgeschichte • Mary E. Pearson • Mittelalter (8.-15. Jh.) • Morrighan • Neue Welt • New Adult • Prophezeiung • Rafe • Romantik • Schicksal • Stephenie Meyer • Teenager • Teenies • Teens • tribute von panem • Twilight • Venda • Veronica Roth • Versprechen • Victoria Aveyard • YA • Young Adult
ISBN-10 3-7325-5701-4 / 3732557014
ISBN-13 978-3-7325-5701-1 / 9783732557011
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