Zum Hauptinhalt springen
Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Küsse wie Schneeflocken (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016
cbt (Verlag)
978-3-641-19268-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Küsse wie Schneeflocken - Joanna Wolfe
Systemvoraussetzungen
8,99 inkl. MwSt
(CHF 8,75)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Als Cheryl den süßen Rick kennenlernt, hat sie eigentlich gerade die Nase voll von Jungs. Sie hat einen tollen Ferienjob an Land gezogen, als Hundeschlitten-Guide in der ehemaligen Goldgräberstadt Dawson City am Ostufer des Yukon, und genießt es einfach nur, für eine Weile ihrer überfürsorglichen Mutter zu entkommen. Doch als sie Rick eines Tages während eines schlimmen Schneesturms in den Ogilvie Mountains aufliest und die beiden in einer abgelegenen Blockhütte Schutz suchen müssen, geraten ihre Prinzipien ins Wanken ...

Joanna Wolfe reiste mit einer Band durch die USA und Europa und schwärmt vom Hohen Norden, solange sie denken kann. Mit Wölfen verbindet sie eine 'Seelenverwandtschaft'. Sie verbringt zahlreiche Monate des Jahres in Alaska und Kanada und lebt die restliche Zeit des Jahres in Chicago und Frankfurt am Main. Unter anderen Namen hat sich die weit gereiste Autorin bereits mit Spannungsromanen und gefühlvollen Liebesgeschichten einen Namen gemacht.

»Vorwärts! Lauft! Lauft!«, feuerte Cheryl die Huskys an. Mit lauten Zurufen trieb sie ihr Gespann die steile Straße hinauf, sprang von den Kufen und stemmte sich keuchend gegen den Schlitten, weil sie sonst niemals die Steigung geschafft hätte. Mit ihrer ganzen Kraft rammte sie ihre Stiefel in den Schnee, wie ein Kletterer, der eine Wand erklomm, nur schneller und hastiger, um nicht das Gegenteil zu erreichen und den Hunden zur Last zu werden.

Der frische Schnee, der während der vergangenen Nacht gefallen war, gab den Hunden und ihr festen Halt, und die frisch gewachsten Kufen hielten den Schlitten in der Spur. Sie hatte schon Tage erlebt, an denen die Straße so vereist gewesen war, dass selbst die Hunde aufgegeben hatten. »Go! Go!«, rief sie ungeduldig. »Gleich haben wir es geschafft. Immer weiter, Snowball!«

Snowball war ihr Leithund, ein muskulöser Siberian Husky, der sich mit seinem schwarzen Fell deutlich vom Schnee abhob. Er lebte hauptsächlich von seiner Kraft, auch jetzt wieder, als er die letzten Meter der Steigung erklomm und die anderen Hunde allein durch seine Körpersprache mitriss. Zusammen erreichten sie die Anhöhe und liefen weiter. Ihre Huskys kannten keine Müdigkeit, konnten sich nichts Schöneres vorstellen, als über einen verschneiten Trail zu laufen. Der böige Wind machte ihnen kaum etwas aus.

Cheryl sprang auf die Kufen und ließ ihnen ihren Willen. Erst an der nächsten Biegung bremste sie und rief: »Whoaa! Haltet an! Zeit für eine kurze Rast, oder habt ihr Angst, was zu verpassen?« Sie fuhr an den Straßenrand und stieg von den Kufen, rammte den Anker in den Schnee, ging von einem Husky zum anderen und dankte ihnen für ihren Einsatz. Huskys brauchten Zuspruch, besonders Snowball, der sich am liebsten zwischen den Ohren kraulen ließ. »Das habt ihr toll gemacht!«, lobte sie ihr Gespann. »Ihr seid wirklich gut in Form. Wir würden unseren Spaß in Dawson haben, was?«

Sie zog ihre Thermoskanne aus dem Schlittensack und gönnte sich einen Becher von dem inzwischen lauwarmen Tee. Dazu aß sie einen Riegel von der Schokolade, die sie auf jeder Fahrt mitführte. Sie liebte Schokolade über alles, besonders die teure Zartbitter mit Orangengeschmack, die der Besitzer des General Store in Dease Lake nur für sie bestellte. »Ich glaube, ich sag’s meinen Eltern heute Abend«, wandte sie sich an ihre Hunde. »Sie werden wohl sauer sein, weil ich nicht früher Bescheid gesagt habe, aber irgendwie werde ich sie schon rumkriegen. In Dawson sind wir schließlich nicht aus der Welt. Sie sind sowieso lieber mit dem Snowmobil unterwegs. Höchste Zeit, dass ich mal eine andere Stadt sehe und von diesem Mistkerl wegkomme.«

Snowball antwortete ihr mit einem leisen Jaulen. Er hatte natürlich keine Ahnung, wovon sie sprach, und wollte so schnell wie möglich weiter. Auch die anderen Huskys waren stehen geblieben und warteten auf die Weiterfahrt.

Sie trank den restlichen Tee und schraubte den Becher auf die Thermosflasche. Die Ungeduld der Huskys schien sie gar nicht zu bemerken. »Ich weiß, Andy sieht nicht übel aus, und die Cheerleaderinnen stehen sicher Schlange bei ihm, aber ich kann mit dem Kerl nichts anfangen. So einen Macho hab ich selten gesehen. Soll er sich doch mit Suze trösten, die ist genauso eingebildet wie er und rennt sicher nicht umsonst in diesen Klamotten rum. Ihr hättet das Kleid sehen sollen, das sie beim Abschlussball anhatte. Einen halben Zentimeter kürzer und der Direktor hätte sie von der Polizei abholen lassen.« Sie lachte. »Und mir will er weismachen, dass er nie was mit ihr hatte und nur mich liebt. Der kann es nur nicht ertragen, dass ich mich von ihm getrennt habe. Niemand verlässt den großen Andy.« Ihre Stimme hatte jetzt einen spöttischen Unterton. »Ich bin heilfroh, wenn ich den Typ nicht mehr sehe.«

Snowball zog an den Leinen und bellte ungeduldig. Irgendjemand hatte mal behauptet, dass Huskys nicht bellten, aber ihr Leithund bellte immer, wenn ihm was gegen den Strich ging. Ruhepausen mochte er überhaupt nicht.

»Schon gut«, gab sie nach, »ich fahre ja schon weiter.« Sie verstaute die Thermoskanne im Schlittensack und gönnte sich einen weiteren Riegel Schokolade, bevor sie wieder auf die Kufen stieg. »Ich hoffe nur, meine Eltern lassen euch mitgehen, sonst wäre ich schön aufgeschmissen. Natürlich hätten sie ein Gespann für mich in Dawson, aber ich gehe lieber mit euch auf Tour. Außerdem bekomme ich mehr Geld, wenn ich die eigenen Huskys mitbringe.«

Diesmal brauchte sie die Huskys nicht anzufeuern. Die Straße zog sich zumindest für die nächsten paar Kilometer in sanften Kurven durch den Wald, eine perfekte Rennstrecke für ein laufhungriges Gespann und ihre Musherin, die auf ebenen Strecken auf den Kufen bleiben konnte und lediglich damit beschäftigt war, auf Hindernisse wie heruntergefallene Äste zu achten und bei jeder Bodenwelle wie eine Skifahrerin in die Hocke zu gehen.

Die eisige Kälte machte ihr nichts aus. Sie trug gefütterte Nylonhosen und einen blauen Anorak, dick genug, um selbst schneidenden Wind abzuhalten, feste Stiefel, einen dicken Schal und die mit Vielfraßpelz besetzte Kapuze. Der Pelz des kleinen Tieres hatte den Vorteil, selbst bei extremer Kälte nicht zu verkrusten. Ihre Handschuhe hingen an einer Lederschnur um ihren Hals.

Die schmale Straße von Dease Lake nach Telegraph Creek gehörte zu ihren Lieblingsstrecken. Über hundert Kilometer zog sie sich durch das hügelige und von lichten Fichtenwäldern bestandene Gebiet, vorbei an zerklüfteten Felsen und kahlen Bergen, die kuppelförmig aus den Bäumen hervorragten. Der böige Wind rauschte in den Baumkronen und wirbelte frischen Schnee in dünnen Schleiern über die Straße. Urlauber wagten sich im Winter nur selten auf diese abgelegene Piste und selbst die Bewohner von Telegraph Creek ließen ihre Wagen stehen. Räumfahrzeuge verirrten sich nicht nach Westen.

Der lärmende Motor eines Snowmobils drang durch die Schwarzfichten. Der Doppelscheinwerfer der Maschine flackerte in der Abenddämmerung und kam rasch näher. Ein junger Mann im dunkelroten Anorak eines Vermieters aus Dease Lake hielt auf sie zu. »Hey, Cheryl!«, rief er schon von Weitem.

Sie erkannte ihn sofort und bremste den Schlitten. Die Huskys waren nicht gerade erfreut über den Lärm und den erneuten Halt und knurrten wütend, als der Junge bremste. »Andy!«, erwiderte sie. »Was tust du denn hier draußen?«

Der Junge ließ sich durch ihre abweisende Haltung nicht aus der Ruhe bringen. »Ich fahre die neuen Maschinen ein. Du weißt doch, wie die Dinger im Sommer einrosten.« Er arbeitete für einen ATV- und Snowmobil-Verleiher in Dease Lake. Als er merkte, dass sie ihm nicht glaubte, rückte er widerwillig mit der Wahrheit heraus. »Okay, ich wusste, dass du mit den Huskys trainierst, und dachte, ich schaue mal vorbei. Du hast doch nichts dagegen?«

»Was willst du, Andy? Wir haben Schluss gemacht, schon vergessen?«

Auf den ersten Blick machte Andy einen guten Eindruck. Selbst in seinem Anorak wirkte er sportlich und durchtrainiert, seine Haut war von Wind und Wetter gebräunt, und wenn er lächelte, wirkte er regelrecht sympathisch. Nicht umsonst hatte auf der Highschool die Hälfte aller Mädchen für ihn geschwärmt. Sie hatte ihn ja selbst angehimmelt, bis ihr klar geworden war, was für ein Blender er war. Ihm ging es nur darum, seine Macht auszuspielen und den anderen Jungen zu zeigen, was für ein toller Typ er war. Nur gut, dass er wenigstens mit dem Football-Team der Highschool baden gegangen war.

Sein Grinsen fiel schräg aus. »Das hast du doch nicht ernst gemeint, oder? Okay, ich hab ein bisschen den Macker raushängen lassen und bin dir vielleicht mit meinem Gequatsche über die NFL und die neue Corvette auf den Geist gegangen. Aber das ist wichtig für mich, das weißt du doch. Ich bin eben nicht der Typ, der ständig Blumen mitbringt und Liebesfilme guckt.«

»Da sieht man mal, wie gut du mich kennst«, konterte sie. »Ich hab mir nie was aus Blumen gemacht und spannende Krimis gefallen mir tausendmal besser als romantische Schnulzen. Wenn du clever wärst, wüsstest du, dass man mir die größte Freude mit Schokolade macht, aber was soll’s? Das mit uns beiden war ein Fehler, und es lag bestimmt nicht an Blumen oder Filmen. Du wolltest mit mir rummachen, so, wie du am liebsten mit allen rummachen würdest, das ist alles. Du hältst dich für den Größten und meinst, je mehr Mädchen du anmachst, desto cooler bist du. Nicht bei mir, Andy.«

»Du kannst mich doch nicht einfach so stehen lassen.«

»Und ob ich das kann, mein Lieber. Ich weiß, das bist du nicht gewohnt, und wie ich sehe, schwirrt längst schon wieder eine Cheerleaderin um dich rum. Du hast mich nie geliebt, Andy, du magst mich wahrscheinlich nicht mal. Es geht nur nicht in deinen Kopf, dass ein Mädchen auch Nein sagen kann.« Sie hatte sich wieder mal in Rage geredet, eine Angewohnheit, die ihr selbst zu schaffen machte. »Komm endlich mal runter, Andy! Du wirst weder ein Quarterback in der NFL noch wirst du jemals genug Geld für eine Corvette besitzen. Irgendwann bist du zu alt für hübsche Cheerleaderinnen und dann stehst du allein da. Also verschone mich mit deiner Anmache. Ich hab kein Interesse, kapiert?« Sie stieg auf die Kufen und feuerte die Huskys an. »Außerdem ziehe ich sowieso aus Dease Lake weg. In ein paar Tagen schon.«

»Du gehst weg? Wieso denn?« Er war echt überrascht.

»Weil ich dringend mal hier rausmuss«, hatte sie das letzte Wort. Sie steuerte den Schlitten an ihm vorbei und ließ ihn wie einen dummen Schuljungen stehen. Sie drehte sich nicht einmal nach ihm um, der Beweis...

Erscheint lt. Verlag 11.10.2016
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 12 • ab 13 • Alaska Highway • Dawson City • eBooks • Herzklopfen im Schnee • Hundeschlitten • Jugendbuch • Jugendbücher • Kanada • Klondike Goldrausch • Mountie • Ogilvie Mountains • Winterromance • Winterwunderland • Young Adult • Yukon
ISBN-10 3-641-19268-4 / 3641192684
ISBN-13 978-3-641-19268-6 / 9783641192686
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Der rote Nachtfalter

von Kristen Ciccarelli

eBook Download (2025)
Ravensburger Buchverlag
CHF 14,65
(Band 3:) Der Crash

von Andreas Gruber

eBook Download (2025)
Ravensburger Buchverlag
CHF 9,75