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Mein total angesagtes neues Ich (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016
cbt (Verlag)
978-3-641-17469-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mein total angesagtes neues Ich - Gabrielle Tozer
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(CHF 8,75)
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Neuer Boyfriend, neues Praktikum - neues Glück. Diesmal scheint Josie echt ins Schwarze getroffen zu haben: James ist total verrückt nach ihr, und beim Online Magazin Indi hat Josie endlich die Chance zu beweisen, was sie wirklich drauf hat. Besser kann's doch gar nicht laufen, oder?! Doch dann kommt es auf einem Presseausflug zum Eklat, und plötzlich steht nicht nur ihre Karriere auf dem Spiel ... ob Josie tough genug ist, auch diese Krise zu überstehen?

Gabrielle Tozer ist Lektorin, Journalistin und Werbetexterin. In den letzten Jahren hat sie für verschiedene Magazine und Zeitungen gearbeitet, u.a. für die Cosmopolitan. Geboren und aufgewachsen in New South Wales, lebt und arbeitet Gabrielle heute im Herzen Sydneys.

1.

Wir hatten es immer noch nicht getan. Ihr wisst schon. Es.

James und ich waren seit ungefähr drei Monaten, zwei Wochen, einem Tag, zehn Stunden und fünf Minuten zusammen und wir hatten immer noch nicht »Ich liebe dich« gesagt.

Irgendwann würden diese Worte fallen und dann sollte alles perfekt sein. Vorzugsweise mit Schwalbenpärchen, die um uns herumflatterten und ein Liebeslied zwitscherten. So stellte ich mir das jedenfalls vor. James war mein erster richtiger Freund – dass Pete Jordan letztes Jahr meinen Mund malträtiert hatte, zählte nicht, insbesondere da seine Kusstechnik auf der nach oben hin offenen Schlabbrigkeitsskala eine grausige Zehn erreicht hatte. Also waren die Worte »Ich liebe dich« für mich eine große Sache. In achtzehn Jahren hatte ich das Wort mit L immer nur dann benutzt, wenn ich meine Zuneigung zu Familie, Freunden, Speisen und überteuertem Briefpapier zum Ausdruck bringen wollte. Also spürte ich den Druck umso mehr und ich hatte hohe Erwartungen. Sehr hohe. Eigentlich müsste, wenn ich James die drei magischen Worte sagte, vor lauter Romantik ein Feuerwerk losgehen, eine Mariachi-Band müsste wie aus dem Nichts erscheinen und eine Menschenmenge begeistert auf der Straße tanzen.

Aber mich beschäftigte nicht nur die Vorstellung, James endlich meine herzzerreißende Liebe zu gestehen, denn es gab noch etwas, das wir noch nicht gemacht hatten: etwas Großes. Etwas Riesiges. Etwas Lebensveränderndes.

Wir hatten es noch nicht getan.

Ihr wisst schon. Es.

Das andere Es.

James und ich ließen es langsam angehen. Für mich war das angesichts meines bisherigen Mauerblümchendaseins völlig in Ordnung. Und da James von Summer, seiner Exfreundin, betrogen worden war, hatte er es auch nicht besonders eilig. Außerdem verdienten wir uns in jedem anderen Bereich unserer Beziehung goldene Sternchen, größte Anerkennung und Einsen. Wir kicherten über die gleichen YouTube-Clips, simsten und telefonierten stundenlang und hatten beide eine Abneigung gegen Trockenfrüchte, saure Gurken und Frettchen. Wir teilten sogar beide eine ans Obsessive grenzende Begeisterung für Weihnachten. Das fanden wir raus, als wir während der Feiertage unbedingt ein kitschiges Foto mit einem rotgesichtigen, möglicherweise betrunkenen Weihnachtsmann machen wollten. James’ Küsse waren mal heiß, mal zärtlich, und er umarmte mich auf eine herzliche, knochenzermalmende Art, die besagte, dass alles gut werden würde. Er war der perfekte Typ für mich, und es lohnte sich, damit zu warten.

Trotzdem fühlte ich mich von allen Seiten unter Druck gesetzt, angefangen von den bunten Titelseiten der Zeitschriften am Kiosk bis hin zu den tratschenden Mädchen im Café um die Ecke. Alle hatten eine Meinung dazu, wie man es machte. Oder wer es mit wem machte. Oder wo und wie oft. Jeder (Freunde, Bekannte, die Schneiderin um die Ecke, die sich darauf spezialisiert hatte, Jeans zu kürzen und ungefragt Ratschläge in Liebesfragen zu erteilen) setzte, sobald er hörte, dass ich Teil eines Duos war, ein wissendes Lächeln auf. Das gab mir das Gefühl, die letzte Jungfrau auf diesem Planeten zu sein, die sich in einem juwelenbesetzten Keuschheitsgürtel wiegte. Das machte es nicht unbedingt leichter für mich. Selbst Mom ging mir damit auf den Wecker und hielt mir mithilfe einer kurzen, dicken Karotte und einer überreifen Melone als Demonstrationsobjekten einen Bienchen-und-Blümchen-Vortrag, was mich für alle Zeiten von orangefarbenem Obst und Gemüse abbrachte.

Irgendwie hatte ich aus lauter Angst auf Ausflippen umgeschaltet, denn ich wollte auf gar keinen Fall als achtzigjährige Jungfer mit krisseligem Grauhaar enden, womöglich mit Rollator und einem Faible für Scrabble-Treffen am Samstagabend. Also war ich shoppen gegangen und hatte in einem Anfall von Wahn irre viel Geld für teure schwarze Spitzenunterwäsche rausgeschmissen – solche, die jede Kurve, jede Sommersprosse, jede Andeutung von Busen und Orangenhaut betonte. Bei der James die Kinnlade runterklappen würde, falls ich je den Mut aufbringen sollte, sie ihm vorzuführen.

Eines Mittwochmorgens, bevor ich zu meinem Job als Juniorredakteurin beim Onlinemagazin indi losmusste, stand ich vor dem bodenlangen Spiegel im Badezimmer und starrte mich in meiner schwarzen Spitzenunterwäsche an. Der Slip war mir zwischen die Pobacken gerutscht, und ich hatte mir Papiertücher in den BH gestopft, um ihn besser auszufüllen.

Gerade drehte ich mich um und wollte meinen Hintern im Spiegel betrachten, da donnerte es an der Tür. Ich zuckte zusammen und stieß mir prompt die Zehen am Badezimmerschrank.

»Au, Mist!«, jaulte ich und umklammerte meinen Fuß.

Der Slip verschob sich noch mehr und vergrößerte das Problem weiter. Ich war wahrscheinlich der unerotischste Mensch, der jemals erotische Unterwäsche getragen hatte.

Eine nasale, schrille Stimme tönte durch die Tür. »Josephine, brauchst du noch lange?«

»Nur noch eine Minute!«, rief ich und rieb mir den schmerzenden Zeh, dann riss ich mein Handtuch vom Halter.

»Wir haben das doch schon so oft besprochen«, nörgelte die Stimme. »Wie viele E-Mails muss ich denn noch verschicken, damit ihr endlich mal kapiert, dass ich um diese Zeit ins Bad muss, damit ich es pünktlich ins Labor schaffe!«

Die Stimme gehört meiner Mitbewohnerin Prue, einer Medizinstudentin im zweiten Jahr. Sie führte ihr Leben nach einem Zeitplan, in dem jede Minute ihres Tages erfasst war. In unserem schrottigen kleinen Reihenhaus hatte sie zwei Ausgaben ihres wahnwitzigen Zeitplans aufgehängt – eine an ihre Schlafzimmertür und eine an den Kühlschrank, damit ihr Leben »wie am Schnürchen« lief. Ihr Plan war in verschiedene Farbblöcke gegliedert. Außerdem hinterließ sie Post-its in Küche und Bad: Wer ist diese Woche dran mit Dusche putzen? (Obwohl sie ganz genau wusste, wer dran war.) Oder: Du darfst gern meine Edelstahlmesser benutzen, aber bitte spül sie anschließend und trockne sie gründlich ab. (So verging einem echt die Lust, sich je wieder ihr Besteck auszuleihen.)

Prues strenger Plan war ein Beweis dafür, dass meine Lebensumstände sich verändert hatten, seit ich in die Stadt gezogen war. Die Tage, an denen es selbst gekochtes Essen gab, wo sich Mom zum Geschirrspülen die Haare mit Wäscheklammern hochsteckte und ich mit meiner jüngeren Schwester Kat im Garten Tagträumen nachhing – tempi passati. Zum Glück war Prue – die nicht nur Medizinstudentin war, sondern abends noch einen Nebenjob beim Militär hatte – nicht meine einzige Mitbewohnerin. In das Reihenhaus, das streng genommen nur zweieinhalb Schlafzimmer hatte, war kürzlich auch meine Freundin Steph eingezogen, die ich letztes Jahr während unseres gemeinsamen Praktikums bei der Zeitschrift Sash kennengelernt hatte. Steph, der ultimative Freigeist, war vor einem Monat mit meinem Cousin Tim zum Reise-Abenteuer ihres Lebens nach Indien aufgebrochen, und prompt hatte ihr wohlhabender und einflussreicher Vater ihr die Kreditkarte sperren lassen. Er beurteilte Menschen nach ihrem Job, ihrer gesellschaftlichen Stellung und ihren Verbindungen und wollte Steph unbedingt ihre Zukunft organisieren. Steph erwartete aber etwas anderes vom Leben – »sein todlangweiliges Dasein? Nein danke!« –, sie wollte Spaß, Liebe und Abenteuer. Also flog sie kurzerhand von Indien wieder nach Hause und besorgte sich einen Job als Kellnerin in einem Café, damit sie rasch Geld verdienen konnte, um zurück zu Tim nach Indien zu fahren. Sie wollte auf keinen Fall wieder bei ihren Eltern einziehen. Stattdessen hatten sie und ihr riesiger Rucksack es sich jetzt in unserem »halben Zimmer« gemütlich gemacht – dem winzig kleinen Raum, in dem Prue und ich bis dahin leere Kartons und mein ungenutztes Bügelbrett untergebracht hatten.

Im Reihenhaus in der Stadt war es nicht wie zu Hause, aber es wuchs mir allmählich ans Herz – vor allem seit Steph direkt neben mir wohnte. Ich hatte hier genug Platz für meine Bücher, hörte die Nachbarn nur ab und zu mal durch die pappdünnen Wände streiten, und es gab genügend heißes Wasser, um jeden zweiten Tag zu duschen. Der größte Nachteil lag darin, dass wir uns zu dritt ein Bad teilen mussten – und dass eine von uns dreien ein größerer Putzfreak war als meine Tante Julie, die ihre eigenen chemikalienfreien Putzmittel entwickelt hatte.

Prue hämmerte schon wieder an die Tür. »Josie, beeil dich!«

»Ich komm ja, ich komme«, sagte ich und öffnete die Tür. Prue klopfte schon ungeduldig mit dem Fuß aufs Parkett.

»Hast ja auch lange genug gebraucht«, blaffte sie.

»Tut mir leid.« Das Handtuch rutschte herunter und offenbarte ein Papiertuch, das über den oberen Rand meines BHs lugte. Ich schob es hastig wieder zurück.

»Zeig doch mal, was du da hast«, grinste Steph, die gerade aus ihrem Schlafzimmer kam und hinter Prue trat. »Wieso trägst du denn Victoria’s Secret? Ich hab mir immer vorgestellt, du schläfst in einem von diesen Einteilern, die vom Hals bis zu den Knöcheln reichen und eine Klappe zum Aufknöpfen am Hintern haben.«

»Na vielen Dank«, erwiderte ich und nahm mir vor, niemals zuzugeben, dass ich bis zu meinem dreizehnten Lebensjahr stolze Besitzerin dreier einteiliger Schlafanzüge gewesen war, jeder einzelne mit einer Klappe am Hintern.

»Ich bin spät dran«, sagte Prue. »Steph, ich hoffe, du musst nicht ins Bad, denn jetzt bin ich erst mal dran.« Sie drängte sich an mir vorbei und machte die Tür hinter sich zu.

»Hey!«, rief ich. »Meine Sachen sind noch...

Erscheint lt. Verlag 11.4.2016
Übersetzer Michaela Link
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Faking It
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 12 • Der Teufel trägt Prada • eBooks • erster Job • Glamour • Intrigen • Jugendbuch • Jugendbücher • Liebe • Mode • New York • Online-Magazin • Traumprinz • Young Adult
ISBN-10 3-641-17469-4 / 3641174694
ISBN-13 978-3-641-17469-9 / 9783641174699
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