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Heute sind wir Freunde (eBook)

eBook Download: EPUB
2016
cbt (Verlag)
978-3-641-17455-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Heute sind wir Freunde - Patrycja Spychalski
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Gute Freunde fallen manchmal doch vom Himmel

Nell, Leo, Chris, Anton und Valeska sind so verschieden wie Tag und Nacht. Da werden sie versehentlich in der Schule eingesperrt. Gar nicht so schlimm denkt sich Nell, ist sie doch schon lange in Leo verknallt. Super, findet Chris, ist er doch schon ewig in Nell verknallt. Kein Bock hier den Aufpasser zu spielen, denkt sich Streber Anton. Die haben doch keine Ahnung, wer ich wirklich bin, denkt sich Schulschönheit Valeska. Und Leo? Der ist einfach zu cool für diese Welt. Oder doch nicht? Am nächsten Morgen ist nicht nur ein Liebespaar aus der Nacht hervorgegangen, sondern auch fünf Freunde, die es gestern noch nicht waren, aber heute sind … und es vielleicht sogar bleiben.

Patrycja Spychalski, 1979 in Polen geboren, zog im Alter von neun Jahren mit ihren Eltern nach Berlin. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Schauspielausbildung, wandte sich dann aber einem ganz anderen Bereich zu: Seit 2002 arbeitet sie in vielfältigen sozial-kulturellen Projekten mit Kindern und Jugendlichen. Mit "Heute sind wir Freunde" erscheint bereits ihr sechstes Jugendbuch bei cbt.

Nell

Bereits seit einer Woche ist die Unwetterwarnung auf allen Radio- und Fernsehkanälen. Das Tief »Angelika« zieht von der Nordsee rüber und es wird mit großflächigen Überschwemmungen und einem starken Sturm gerechnet. Vielleicht der stärkste Sturm in der Geschichte. Samstagabend soll er unsere kleine Stadt erreichen, und den Einwohnern wird dringendst empfohlen, zu Hause zu bleiben, die Kellerfenster abzudichten und die Autos in Garagen abzustellen. Ich finde das unglaublich aufregend! Ich habe noch nie ein Unwetter erlebt. Die Moderatoren im Radio sprechen von heftigem Starkregen, Hagel und Orkanböen von über 120 km/h. Meine Eltern haben 30 Liter Wasser besorgt, mehrere Konserven, endlos Wurst und Käse, eine Zwei-Kilo-Packung Nüsse, viel Zartbitterschokolade, saure Gurken und Trockenfleisch. Außerdem 100 Kerzen und zwölf DVDs mit amerikanischen Komödien, dazu natürlich Popcorn. Ich fand das maßlos übertrieben, schließlich sollte das Unwetter höchstens zwei Tage dauern, aber meine Eltern hatten sich da total reingesteigert.

»Wir machen uns ein ganz kuscheliges Wochenende!«, sagte Mama heute begeistert am Frühstückstisch und überprüfte noch einmal die Konserven.

»Und wenn der Strom ausfällt?« Ich rührte die Cornflakes in meiner Schüssel, bis sie ganz matschig wurden, so mag ich sie am liebsten.

»Dann spielen wir eben Scrabble.« Sie musterte skeptisch die Zutatenangaben und schüttelte den Kopf. »Was da an Konservierungsstoffen drin ist!«

»Deswegen heißt es ja Konserven«, entgegnete ich etwas genervt, aber nicht wegen der Konserven, sondern eher wegen der Aussicht auf Scrabble.

Ein Videoabend, schön und gut, aber Brettspiele mit meinen Eltern gehören nicht zu meiner Lieblingsbeschäftigung. Ganz besonders, weil Papa ein schlechter Verlierer ist und die Stimmung mit jedem Spiel mieser wird. Das ein ganzes Wochenende lang zu ertragen, kam für mich nicht infrage, aber das musste ich meiner Mutter ja nicht sofort auf die Nase binden. Ich steckte mein Schulbrot ein und verabschiedete mich mit einem hastigen Winken.

Ich fuhr wie üblich mit dem Rad zur Schule und schon da kam ich nur mit Mühe voran, weil der Wind von allen Seiten gegen mich und mein Fahrrad drückte. Auf der anderen Straßenseite sah ich eine ältere Frau, die sich mit ihren schweren Einkaufstüten gegen eine Böe stemmte, und ich überlegte einen Moment, abzusteigen und ihr zu helfen, aber ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich sowieso schon spät dran war.

Völlig verschwitzt saß ich schließlich im Unterricht und konnte mich nicht konzentrieren, weil ich die ganze Zeit an den Aufsatz denken musste, den ich am Nachmittag nachschreiben würde. Fast der halbe Deutschkurs hatte bei dem Klausurtermin gefehlt, dabei war er ausschlaggebend für unsere Noten, die in weniger als zwei Wochen feststehen sollten. Deshalb überließ uns der Direktor die Wahl: nachschreiben oder eine Note schlechter im Zeugnis.

Der Aufsatz selbst machte mir keine Angst, aber ich hatte gehört, dass Leo auch nachschreiben würde, und das machte mich schrecklich nervös. Seit Ende der neunten Klasse, also zwei Jahre schon, bin ich in Leo verknallt. Heimlich verknallt, von Weitem verknallt, ich weiß nicht einmal, ob er überhaupt weiß, wie ich heiße. Wir haben nur den Deutschkurs zusammen, und da hat er nicht ein einziges Mal mit mir gesprochen, obwohl er schon mehrmals hinter oder vor mir saß. Und ja, ich bin bestimmt nicht die Einzige, die auf ihn steht, schon klar! Ich habe auch wirklich versucht, mir diese Verknalltheit auszureden, ihn zu vergessen, mich nach anderen Jungs umzusehen, aber in keiner verdammten Hofpause kam ich an ihm vorbei. Mir wurden die Knie weich und der Mund trocken und ich verfiel wieder in irgendwelche Tagträumereien. Zum Beispiel, wie wir zusammen in einem Flugzeug sitzen, das, ähnlich wie in der Serie Lost, auf einer traumhaften Insel abstürzt, und wir sind die einzigen Überlebenden. Erst mal wäre das bestimmt seltsam, aber wir würden uns langsam annähern, quatschen, Fische fangen und braten, eine Hütte zusammen bauen, süße Früchte von den Bäumen pflücken, und schließlich würden wir uns küssen, weil es doch das ist, was früher oder später passieren muss!

Und nun sitze ich hier, mit Leo. Okay, leider nicht alleine, denn Valeska aus der 11a, Anton und Chris aus der 11c und Leos Kumpel Marc haben den Aufsatz letzte Woche ebenfalls aus dem einen oder anderen Grund verpasst. Regelschmerzen, Beerdigung von der Oma, Grippe. Die üblichen Ausreden eben. Ich hatte wirklich Kopfschmerzen gehabt, aber wenn ich gewusst hätte, dass ich den Aufsatz nachschreiben muss … Na ja, jetzt bin ich eben hier.

Vorne am Lehrerpult sitzt Herr Radtke, der junge Deutschreferendar, der bestimmt erst 25 ist und neben dem Rest des Kollegiums wie üblich viel zu schick für die Schule angezogen ist. Seine dunkelblonden Haare sitzen immer perfekt, inklusive Föhnwelle, und seine Klamotten sind wirklich jeden Tag farblich aufeinander abgestimmt. Trägt er ein blaues Shirt zu seiner grauen Jeans, dann hat er mindestens auch die passenden blauen Schuhe an. Heute hat er eine schwarze Hose an, ein weißes T-Shirt, schwarze Jacke und natürlich weiße Sneakers. Und gerade fummelt er unter dem Tisch an seinem Smartphone herum. Der glaubt wohl, wir sind blöd und kriegen das nicht mit. Frau Meissner, unsere Deutschlehrerin, hat sich schon gestern ins verfrühte Wochenende verabschiedet, und da haben sie Herrn Radtke die Nachschreiber aufgehalst. Wahrscheinlich kriegen die Referendare immer solche beknackten Aufgaben.

Ich denke, mein Aufsatz ist ganz gut geworden, bestimmt keine fünfzehn Punkte, aber elf müssten drin sein, und das, obwohl ich bestimmt die Hälfte der Zeit auf Leos Rücken und seine schwarze Lederjacke gestarrt habe.

Jetzt schaue ich zur Abwechslung aus dem Fenster und frage mich, ob die Wetterexperten sich vielleicht geirrt haben und der Jahrhundertsturm früher kommt als erwartet. Die Baumkronen wiegen sich im Wind, wie ich das noch nie gesehen habe, die Äste schlagen gegen die Regenrinnen, und die Blätter wirbeln wie verrückt durch die Luft. Obwohl es erst 15 Uhr ist, ist es draußen ganz finster. Schwere graue Wolken haben sich vor die Sonne geschoben. Eigentlich könnte ich jetzt gehen, mein Aufsatz ist fertig, aber wann bekomme ich schon die Gelegenheit, so nah bei Leo zu sitzen? Keine Ahnung, was ich mir davon verspreche. Sollte er mich endlich mal eines Blickes würdigen, würde ich wahrscheinlich keinen geraden Satz rausbekommen, aber trotzdem!

»Nell? Sind Sie fertig?« Herr Radtke rückt auf seinem Stuhl vom Tisch weg und steckt das Handy in seine Hosentasche. Seit wir in der Elften sind, werden wir gesiezt.

»Äh, nein, ich muss noch hier … ich muss noch …«, lüge ich, beuge mich schnell über mein Blatt und tue so, als würde ich konzentriert etwas prüfen.

»Also gut. Fünfzehn Minuten noch für alle und dann geht es endlich ins Wochenende.« Er steht auf und dreht eine Runde, schaut jedem über die Schulter, nickt zufrieden, dann stellt er sich ans Fenster und schüttelt den Kopf. Ich bin nicht ganz sicher, aber ich meine, dass er »So eine Scheißidee« murmelt. Als es auch noch anfängt, gegen die Fensterscheiben zu prasseln, atmet er schwer aus, holt das Handy aus seiner Tasche und fängt an hektisch zu tippen. Alle sehen jetzt zu ihm, Anton mit seiner Brille aus der vorderen Reihe, Valeska, unsere Schulschönheit, Chris, der immer mit einem Fotoapparat durch die Gegend rennt, Marc in seiner ausgebeulten Jogginghose, der ständig mit Leo rumhängt, und Leo selbst … Alleine sein Profil zu betrachten, macht mich völlig alle. Seine dunkelbraunen Haare hat er mit den Fingern verwuschelt, einige Strähnen fallen ihm lässig in die Stirn und er knabbert auf seinem Kugelschreiber rum. Seine dunklen Augenbrauen hat er skeptisch zusammengezogen, und seine feine, gerade Nase macht mich sowieso ganz verrückt.

»Ihr entschuldigt mich bitte einen Moment.« Herr Radtke verlässt den Klassenraum, lässt die Tür aber einen Spaltbreit offen.

»Hey … pssst … Streber, mit welcher Epoche sollen wir diesen Scheiß vergleichen?« Leo beugt sich nach vorne und fängt an, Anton am fein säuberlich gebügelten Hemd zu zupfen.

Der dreht sich mit hochgezogenen Augenbrauen zu Leo um. »Ich habe einen Namen«, raunt er.

»Schon klar, aber sag doch mal, welche Epoche?«

»Wenn du meinen Namen nicht weißt, weiß ich auch nicht welche Epoche.«

»Konstantin? Jonas? Franz?«

»Fick dich!« Anton wendet sich ab und schreibt munter weiter.

Leo schaut sich betont irritiert im Klassenraum um. »Hat der echt gerade Fick dich zu mir gesagt?«

Als sich unsere Blicke treffen, zucke ich nur ratlos mit den Schultern und meine Wangen fangen an zu glühen. Es ist das erste Mal, dass er mich bewusst ansieht. Das ist jetzt deinen Chance, Nell, los!

»Romantik«, krächze ich, und es fühlt sich total verwegen an, dieses Wort zu Leo zu sagen.

»Was?«, flüstert er.

»Romantik.«

»Kannst du das noch mal sagen, bitte?«, grinst er.

»Die Epoche. Romantik«, wiederhole ich und muss sofort meinen Blick senken, als Leos braune Augen amüsiert aufblitzen. Das verursacht ein so extremes Ziehen in meinem Magen, dass ich mich frage, wie ich überhaupt jemals ein ganzes Gespräch mit ihm führen soll. Normal ist das jedenfalls nicht.

»Cool. Danke.« Als er sich über seine Blätter beugt und wild drauflos kritzelt, traue ich mich, aufs Neue zu ihm zu sehen, und da legt sich wieder dieser Schleier über meine Augen.

Ich sehe uns beide aus dem...

Erscheint lt. Verlag 28.3.2016
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 14 • Breakfast Club • Coming-of-age • eBooks • Freundschaft • Gefühle • Gemeinsamkeiten • Jugendbuch • Jugendbücher • Liebe • Schule • Sturm • Unwetter • Vorurteile • Young Adult
ISBN-10 3-641-17455-4 / 3641174554
ISBN-13 978-3-641-17455-2 / 9783641174552
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