Wolke 7 ist auch nur Nebel (eBook)
ONE (Verlag)
978-3-7325-2270-5 (ISBN)
'Die Liebe? Ist doch sowieso nur ein Rausch der Hormone!'
Moya, 18, ist gerade mit der Schule fertig geworden - und an die große Liebe glaubt sie ganz bestimmt nicht. Als ihre beste Freundin Lena sie für ein wissenschaftliches Liebesexperiment anmeldet, macht sie trotzdem mit. Als Versuchskaninchen kann ihr bei diesem Thema schließlich nichts passieren. Oder etwa doch? Plötzlich soll sie sich für einen von drei Jungs entscheiden. Und das auch noch vor laufender Kamera ...
'Wolke 7 ist auch nur Nebel' von Mara Andeck ist ein humorvoller Roman über Liebe, Freundschaft und das Erwachsenwerden.
Mara Andeck schreibt nicht nur gern über die Liebe. Wie es sich für eine gelernte Wissenschaftsjournalistin gehört, interessiert sie sich dabei besonders für die wissenschaftliche Seite der Liebe. Dass sie darüber witzig, romantisch und so gar nicht verkopft schreiben kann, hat sie bereits mit diversen Büchern bewiesen, unter anderem mit ihrem erfolgreichen Jugendbuchdebüt Wen küss ich und wenn ja, wie viele?. Ihr neuer Roman Die Wolke 7 ist auch nur Nebel ist ihr erstes Buch im ONE-Programm.
1 MOYA
Ich griff zum Handy und wählte Lenas Nummer. Es tutete mindestens zehn Mal, aber sie ging nicht dran. Unruhig trommelte ich mit den Fingern auf die Tastatur meines Computers. Wo steckte sie nur?
Endlich hörte ich ihre Stimme. »Hey, Moya, wie geht’s?« Sie klang, als wäre sie eben erst aufgewacht.
Komisch. Es war Samstagnachmittag, halb vier. Nächste Woche begannen die Abiprüfungen, und Lena sollte jetzt wirklich lernen. Wenn sie an der Journalistenschule studieren wollte, von der sie träumte, brauchte sie richtig gute Noten. Ich wollte schon den Mund aufmachen, um ihr das zu sagen, aber dann klappte ich ihn schnell wieder zu. Genau genommen sollte ich jetzt ja auch lernen und tat es nicht.
»Ich hab was gefunden!«, schmetterte ich stattdessen in den Hörer. »Wir werden Versuchskaninchen!«
»Versuchskaninchen?« Lena dehnte das Wort, als hätte ich etwas Unanständiges gesagt.
»Genau. Bist du online? Gib mal www.testpersonen-gesucht.de ein.«
»Hmmm.«
»Siehst du das? Die suchen Leute für Forschungsprojekte. Testesser, fünfundzwanzig Euro pro Mahlzeit. Testschläfer, hundert pro Nacht. Und hier, da werden sogar Leute gesucht, die unter wissenschaftlicher Aufsicht fernsehen. Dafür bekommt man fünfzehn Euro für eine halbe Stunde. Mensch, rechne das mal zusammen. Wenn wir das ein Wochenende lang durchziehen, dann haben wir sage und schreibe zweihundertvierzig Euro verdient, und dafür nur genau das getan, was wir sowieso tun, wenn die Prüfungen endlich rum sind: essen, schlafen, fernsehen.«
Lena schwieg.
»Hey!« Ihr Desinteresse ärgerte mich. »Zweihundertvierzig Tacken. Pro Nase. Das ist fast ein Zehntel von dem Betrag, der uns noch fehlt. Außerdem dienen wir damit der Wissenschaft. Und Spaß macht es bestimmt auch.« Sie musste doch kapieren, was diese Entdeckung für uns bedeutete. Für ein Jahr Work and Travel in Neuseeland brauchte man ungefähr fünftausend Euro. Lena und ich jobbten schon seit einem Jahr dafür und hatten beide gerade mal die Hälfte zusammen.
Trotzdem sagte Lena wieder nichts. Wahrscheinlich war sie immer noch im Halbschlaf. »Pass mal auf.« Ich sprach betont langsam und deutlich. »Klick mal auf ›Angebote‹ und dann auf ›Medizin/Psychologie‹. Da gibt’s am meisten Geld. Allein in Berlin laufen zurzeit zehn Studien, die infrage kommen. Ist das toll oder ist das toll?«
»Hmmm«, brummte Lena wieder. Irgendwie hörte ich etwas in ihrer Stimme, das da nicht hingehörte. Plötzlich wurde ich hellhörig.
»Lenalein?«
»Ja?« Ihre Stimme war auf einmal eine halbe Oktave zu hoch.
»Was ist los? Du klingst so komisch.«
»Alles okay«, piepste sie noch höher. Und dann schniefte sie ein bisschen.
»Lena?«, fragte ich ganz vorsichtig.
Auf einmal wurde das Schniefen lauter. Und noch lauter. Und dann explodierte das Telefon an meinem Ohr. Zumindest hörte es sich so an. »Hiiib, hiiib, hiiib«, machte Lena beim Einatmen. Und »pfrrr« beim Ausatmen.
»Lena!« Ich sprang auf und fiel dabei fast vom Stuhl. »Nicht weinen! Sag ganz schnell, was passiert ist!«
»Hiiib, hiiib, hiiib«, machte sie schon wieder, aber dann kam doch etwas Neues: »Pfrrrtrick.«
»Patrick?«, riet ich.
Sie jaulte auf, also hatte ich richtig geraten. Das war aber auch nicht schwer gewesen. Seit drei Monaten waren Lena und Patrick ein Paar, und seitdem ging es in jedem unserer Gespräche irgendwann um ihn. Entweder war alles gut, dann schwebte sie auf Wolke sieben, oder Patrick hatte irgendetwas falsch gemacht, dann schäumte sie über wie eine durchgeschüttelte Sprudelflasche. Aber so verzweifelt wie jetzt hatte sie noch nie geklungen.
»Her his heit hestern mit Halice husammen«, schluchzte Lena jetzt.
Nee, oder? Das konnte ich doch jetzt nur falsch verstanden haben. »Er ist mit Alice zusammen? Seit gestern???«
Treffer. Sie schluchzte wieder.
Okay, das war ernst. »Wo bist du?«, fragte ich im Befehlston.
»Zuhauhauhause.«
»Bleib, wo du bist! Ich bin gleich da.«
Fünfzehn Minuten später stand ich schwer atmend vor Lenas Haus. Normalerweise brauchte ich für die Strecke mit dem Fahrrad genau fünfundzwanzig Minuten. Diesmal aber war ich durch die Stadt gejagt, als wäre das hier die letzte Etappe der Tour de France. Ich warf mein Rad ins Gebüsch und bohrte meinen Finger förmlich in die Klingel.
Als der Summer ertönte und die Tür aufsprang, nahm ich auf dem Weg nach oben jeweils drei Stufen auf einmal.
Lena stand im Flur. Ihr zartes Gesicht war bleich und aufgequollen, die blonden Haare waren verwuschelt, ihre Augen verweint. Sie zog ihre Strickjacke fest um sich, dabei war es gar nicht kalt.
Ich stolperte in die Wohnung, ließ mich gegen die Wand fallen und sank langsam zu Boden. Okay, das war ziemlich theatralisch, aber genau das sollte es auch sein. Als Lena grinsen musste, wusste ich, dass ich fast gewonnen hatte. Das war es, was sie jetzt brauchte: einen Grund zu lächeln, ob sie wollte oder nicht. Selbst wenn sie nur die Mundwinkel hochzog und mir zuliebe so tat, würde ihr Gehirn Glückshormone ausschütten – sie konnte dann aus rein biochemischen Gründen gar nicht mehr so richtig traurig sein, egal, was passiert war.
Und tatsächlich. Obwohl an ihren Wimpern immer noch eine Träne hing, sah sie plötzlich wieder eher aus wie Lena. Das war gut. Nächster Schritt. Bei Körperkontakt schüttet das Gehirn ein Kuschelhormon namens Oxytocin aus, und das macht ebenfalls automatisch glücklich. Ich nahm Lena daher in den Arm und drückte sie so fest, dass sie quietschte. Wieder musste sie lachen, und ich wertete das als Erfolg.
Aber dann machte ich einen dummen Fehler. »Wirst schon sehen«, sagte ich siegesgewiss, legte meinen Arm um ihre Schulter und schob sie auf ihr Zimmer zu. »Das geht vorüber. Wir arbeiten gemeinsam dran, und in spätestens zwei Wochen ist Patrick Luft für dich. Schlechte Luft.«
Autsch. Das hätte ich nicht sagen sollen, denn sofort füllten sich Lenas Augen erneut mit Tränen. Sie rannte in ihr Zimmer und warf sich aufs Bett. »Hiiib, hiiib, hiiib«, drang es erstickt aus den Kissen. Alle Glückshormone waren futsch.
Okay, jetzt half leider doch nur noch das klassische Freundinnen-Liebeskummer-Ding, das ich aus Filmen kannte: zu zweit mit Esslöffeln Vanilleeis aus einer Großpackung essen, reden, reden, zuhören, nicken, Taschentücher reichen, alle Männer doof und das Leben beschissen finden. Und das Ganze, wenn’s sein musste, bis zum Morgengrauen. Ich seufzte. Das hatte ich uns beiden eigentlich ersparen wollen, aber jetzt mussten wir da durch. Und so schwer konnte es ja nicht sein, oder?
War es aber. Nach zwei Stunden war mir schlecht. Erstens von dem vielen Eis und zweitens von dem, was Lena sagte.
»Kennst du das?«, fragte sie. »Kennst du das, wenn du jemanden siehst, den du eigentlich schon ewig kennst, und nie war da was zwischen euch, aber auf einmal steht er da, auf einer Party, und du kannst deinen Blick nicht mehr von ihm lösen? Und seine Freunde reden gerade mit ihm, aber er sieht auf, eure Blicke treffen sich, und er verliert total den Faden. Und plötzlich sagt er gar nichts mehr, er reagiert nicht mal mehr auf seine Kumpels, obwohl ihn einer von ihnen sogar gegen die Schulter boxt. Er sieht nur noch dich, und ihr versinkt gegenseitig in euren Augen. Kennst du das? Deine Seele trifft eine verwandte Seele. Das ist ein magischer Moment.« Sie schniefte und nahm noch einen Löffel Eis. »So war das bei Patrick und mir. Auf dieser Party, als alles begann.« Ich reichte ihr ein neues Taschentuch, mit dem sie ihre Augen betupfte.
Nein. Das kannte ich nicht. Ich verliebe mich nämlich selten. Eigentlich nie, wenn ich’s genau betrachte. Also, nie so richtig. Ich hatte schon manchmal was laufen, klar, gehört ja irgendwie zum Leben dazu. Aber Magie? Echt nicht. Und den Beginn der gemeinsamen Geschichte von Lena und Patrick kannte ich so auch nicht, einfach, weil es so nicht gewesen war. Ich war nämlich an diesem Abend auch auf der Party gewesen. Patrick war schon bei unserer Ankunft so blau gewesen, dass er garantiert keinem mehr lange in die Augen sehen konnte. Den Faden hatte er aus demselben Grund verloren. Und versunken ist Lena an diesem Abend in etwas ganz anderem als seinen Augen. Irgendwann hat er nämlich nach dem Papierkorb der Gastgeber gegriffen und sich den ganzen Wodka, den er getrunken hatte, noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Dabei hat er den Korb verfehlt und aus Versehen auf Lenas Schuhe gereihert. So war das gewesen, und ähnlich magisch und romantisch ging es weiter. Patrick, dieses testosterongesteuerte Schrumpfhirn, dieses Berufs-Söhnchen, dieser Möchtegern-Rich-Boy, hat selbst, als er schon längst mit Lena zusammen war, immer noch alles angebaggert, was nicht bei drei auf dem Baum war. Und dann hat er von Lena erwartet, dass sie ihn für seine angebliche Beliebtheit bei den Mädels auch noch bewundert. Und Alice. Also echt. Dass er auf ihre offensichtliche Anmache reingefallen war, bewies nur wieder meine Theorie vom Schrumpfhirn.
Mal ehrlich: Klang diese »Liebesgeschichte« nach Verzauberung? Nach Seelenverwandtschaft? Nach forever yours? Lena fand das. Ich nicht.
Aber das sagte ich jetzt natürlich nicht, obwohl es mir schwerfiel. Ich meine, da saß diese wunderhübsche, kluge, witzige Lena, die jetzt eigentlich für ihr Abi lernen und nebenher noch unsere große Reise planen sollte. Die Lena,...
| Erscheint lt. Verlag | 11.3.2016 |
|---|---|
| Verlagsort | Köln |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur |
| Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre | |
| Schlagworte | 20. - 21. Jahrhundert • All Age • All Age (Bücher für Jugendliche + Erwachsene) • backfischroman • Bücher ab 12 Jahre • Bücher ab 14 Jahre • Bücher für Jugendliche • Bücher für Mädchen • Bücher für Teenager • Bücher übers Erwachsenwerden • Chicklit (Freche Frauen) • coole Bücher für 12 jährige • coole Bücher für Teenager • Cornelia Funke • Deutschland • Dystopie • Freche Mädchen Buch Claudia Kuhn • Freundschaft • Fünf Regeln für mein zuckersüßes Leben Marjetta Geerling • für Jugendliche • John Greene • Jugendbuch • Jugendbücher • Junge Belletristik • Junge Erwachsene • Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln Kerstin Gier • Liebe / Beziehung • Love to go Anja Fröhlich • Mara Andeck Jugendbücher • Mara Andeck kindle • Mara Andeck Roman für Jugendliche • New Adult • Plötzlich 14 Heike Abidi • Romane für Jugendliche • Romane für Mädchen • Romantik • Schicksal • Stephenie Meyer • streu Glitzer drauf Mara Andeck • Tatsächlich 13 Heike Abidi • Teenager • Teenies • Teens • tribute von panem • Twilight • warum? Mara Andeck • Wen küss ich und wenn ja • Wen küss ich und wenn ja, wie viele? Mara Andeck • Wenn das Leben dich nervt • Wenn das Leben dich nervt, streu Glitzer drauf Mara Andeck • Wer liebt mich und wenn nicht • Wer liebt mich und wenn nicht, warum? Mara Andeck • wie viele? Mara Andeck • YA • Young Adult |
| ISBN-10 | 3-7325-2270-9 / 3732522709 |
| ISBN-13 | 978-3-7325-2270-5 / 9783732522705 |
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