Der Fluch von Castle Rock (eBook)
384 Seiten
Ravensburger Buchverlag
978-3-473-47729-6 (ISBN)
Laura Foster wuchs in Berlin auf und lebt heute mit ihrer Familie und den zwei schwarzen Katzen Mitch und More in England. Wenn sie nicht gerade an spannende Orte reist, schreibt sie Drehbücher für Fernsehserien und -filme. 'Der Fluch von Cliffmoore' ist ihr erstes Jugendbuch.
Laura Foster wuchs in Berlin auf und lebt heute mit ihrer Familie und den zwei schwarzen Katzen Mitch und More in England. Wenn sie nicht gerade an spannende Orte reist, schreibt sie Drehbücher für Fernsehserien und –filme. "Der Fluch von Cliffmoore" ist ihr erstes Jugendbuch.
Was zum Teufel war das?
Das frage ich mich, als ich mitten in der Nacht von einem mordsmäßigen Poltern aufgeweckt werde. Ist Papa etwa schon wieder an der Garderobe im Flur hängen geblieben? Blinzelnd setze ich mich auf und versuche, mich im Halbdunkel zu orientieren. Moment mal. Warum ist der Kleiderschrank auf der falschen Seite? Und seit wann hat Papa Gardinen vor den Fenstern?
Nachdem meine Augenlider es endlich schaffen, sich ein paar Millimeterchen weiter zu öffnen, fällt es mir wieder ein: Ich bin zurück in Cliffmoore.
Stöhnend lasse ich mich auf mein Kopfkissen fallen. Draußen blitzt und donnert es, als wäre ein gewaltiges Gewitter aufgezogen. Besonders aus Richtung des Dachbodens kracht es, aber das ist ja nichts Neues. Dieser Ort ist immer für eine Überraschung gut. Den Lärm habe ich während der vier Wochen in Berlin absolut nicht vermisst. (Ganz im Gegensatz zu Ben … seufz, quietsch, quengel). Wieder kracht es so laut, als würde eine Horde Elefanten auf unserem Dachboden Zumba tanzen. Ich denke noch, hoffentlich trägt es nicht das Dach ab und regnet rein, da höre ich schon ein dröhnendes Rauschen wie von einem Wasserfall im brasilianischen Regenwald (so stelle ich mir das wenigstens vor). Habe ich es nicht geahnt?
Ich schreie »Mama!«, höre aber nur ihr berühmt-berüchtigtes Bärenschnarchen, das so klingt, als würde es von einer komplett durchgeknallten Bärengroßfamilie stammen. Sinnlos. Ich steige aus dem Bett, klettere schnell zum Dachboden hoch und mache die Tür auf.
Totenstille.
Nichts.
Licht an. Dachboden pur.
Langsam. Wie, nichts? Kein Blitzen, kein Donnern, kein Gewitter? Habe ich Halluzinationen? Ist es jetzt so weit? Habe ich mir das etwa eingebildet? Wahnvorstellungen dritten Grades?
Omas Truhe sieht mich an. Ich schwöre, sie sieht mich an, als sollte ich sie öffnen, und schon fängt mein Kopf an zu rattern und die Gedanken überschlagen sich. Mein Gehirn besteht darauf, dass ich die Truhe öffne, jetzt sofort. Damit ich neue Hinweise finde und dem Familiengeheimnis der Coopers und der Cumberlands endlich ein Stück näherkomme. Nur kann ich jetzt gerade nicht darüber nachdenken, ich will nicht! Zu viel des Guten. Oder des Bösen. Schließlich ist es mitten in der Nacht und ich bin gerade mal einen halben Tag wieder zu Hause.
Entschieden weise ich alle wild in diese Richtung losrasenden Gedanken in ihre Schranken. Kriegt euch ein, verdammt! Licht aus! Runter vom Dachboden! Zurück ins Bett, Bettdecke über den Kopf. Ratzen!
Kaum habe ich mich mühselig entspannt und dämmere ins Reich der süßen Träume, kracht es wieder unterm Dach. Aber mächtig gewaltig und echt beängstigend. Ich fahre kerzengerade hoch und das Herz schlägt mir bis zum Hals. Das habe ich mir nicht eingebildet! (Ganz gaga bin ich noch nicht, auch wenn ich seit meiner Ankunft vor vier Monaten hier im Dorf an Hexen und dunkle Verschwörungen glaube – und vor allem an Flüche!). Es muss ein Gewitter sein, was sonst? Irgendwas stimmt hier jedenfalls ernsthaft nicht. Ich also wieder im Eiltempo rauf unters Dach. Doch bevor ich die Tür ein zweites Mal öffne, bleibe ich wie angewurzelt stehen. Durch die Türritze dringt ein flackerndes Licht.
Feuer? Um Gottes willen! Wo ist der Feuerlöscher?
»Mama?!«, schreie ich markerschütternd. »Es brennt!« Dann rase ich wie vom wilden Affen gebissen runter in die Küche, schnappe mir den Feuerlöscher und hetze wieder zum Dachboden hinauf. Vorsichtig öffne ich die Tür. Schließlich bin ich nicht völlig auf den Kopf gefallen und weiß, dass plötzliche Sauerstoffzufuhr einen Brand explodieren lassen kann, als würden sich die Pforten zur Hölle öffnen. Hoffentlich geht das jetzt gut. Also gaaanz laaaangsaaam die Tür aufmachen …
Und?
Puh. Nix.
Nix?
Ich knipse das Licht an und stelle den Feuerlöscher beiseite. In aller Gemütsruhe schaue ich mich um. Auf dem Fußboden liegen die Glasscherben des Dachfensters, in dem ein großes Loch klafft. Auf einmal ertönt ein scharfer Knall und der Dachboden wird von einem blitzartigen Lichtschein grell erleuchtet. Dann schwarze Nacht. Das Licht ist aus. Schock. Was in aller Welt war das? Ich kann nun wirklich überhaupt nichts mehr sehen, verharre stocksteif auf der Stelle und wage nicht, mich zu rühren. So muss es sich anfühlen, wenn einem das Herz stehen bleibt. In meinen Lungen ist null Sauerstoff, ich kann nur noch ganz mühsam atmen.
»Lisa?«, ruft Mama von unten. »Alles in Ordnung?«
Ich würge ein »N…nein« hervor. Mehr geht beim besten Willen nicht. Ich stehe da wie angewurzelt. Eingefroren. Gelähmt. Dann ein Geräusch, ein Luftzug, ich fahre erschrocken herum. Mama tritt neben mich und reicht mir eine Taschenlampe, deren trübes Licht über die Holzbalken irrlichtert.
»Was war das?«, will sie wissen.
»Ich … weiß nicht«, sage ich stockend und lasse mit zitternden Händen den Strahl der Taschenlampe langsam über den Dachboden gleiten. Vorsichtig steige ich über die unter meinen Hausschuhen leise knirschenden Glasscherben und beleuchte den Fuß des Balkens, der den Dachfirst trägt. Auf den Holzbrettern vor dem Balken entdecke ich eine Art Brandfleck. Als ich mich bücke, um ihn genauer anzuschauen, gefriert mir das Blut in den Adern. Es ist ein Stern mit fünf Zacken.
»Ein Teufelsstern«, flüstere ich.
»Unsinn«, sagt Mama, die neben mich getreten ist. »Das ist bloß ein kleiner Brandfleck. Irgendwie muss die Steckdose durchgeschmort sein.« Sie nimmt mir die Taschenlampe aus der Hand und beleuchtet ein Kabel, das den Balken hochläuft und zur Deckenleuchte führt.
»Das geht technisch doch gar nicht«, krächze ich und male mir gedanklich Attacken aus dem Jenseits aus. Oder ist da etwa was von Edna Cumberland gekommen, der Erzfeindin unserer Familie, die in der Villa nebenan wohnt? Ein böser Gruß aus Teufels Küche?
»Merkwürdig ist es schon«, sagt Mama. »Aber mehr ist ja glücklicherweise nicht passiert.«
»Und das Fenster?«, frage ich und deute auf das Loch im Glas.
»Hm«, macht Mama. »Da ist bestimmt was draufgefallen. Ein abgebrochener Ast oder so.«
»Wo siehst du hier bitte schön einen Ast?«, frage ich und werde noch unruhiger. Was, wenn es tatsächlich eine Attacke von Edna war, ein Versuch, das Haus abzufackeln? (Lisa, hörst du auf, die Flöhe husten zu hören?!)
Mama gähnt herzhaft. »Komm, lass uns zurück ins Bett gehen. Ist doch nichts weiter passiert. Wir brauchen einen Glaser und einen Elektriker, das ist alles.«
Ich brauche eine Familienpackung Baldrian oder eine Teufelsbeschwörung, das ist es, was ich brauche! Geht das alles schon wieder los? Dabei hatte ich nach einem Monat in Deutschland gehofft, dass mir die böse Nachbarswitch hier im schönen Cliffmoore nichts mehr anhaben kann, ja, dass ich mir vielleicht alles nur eingebildet habe. Schließlich kommen Eltern nicht jeden Tag auf die Idee, sich zu trennen, und verschleppen ihre Kinder anschließend in englische Käffer, in denen abergläubische Tanten und bekloppte Witches (und Bitches)leben.
Mit einem mulmigen Gefühl im Magen packe ich den Feuerlöscher und gehe hinunter ins Erdgeschoss, während Mama in ihrem Schlafzimmer verschwindet. Ich verstaue das Gerät in unserem kleinen Küchenverschlag und krame danach zwischen Besen, leeren Einmachgläsern und anderem Zeug herum. Hier irgendwo im oberen Regal war doch ein Fernglas, oder? Ich räume den Teelichtervorrat und die gestapelten Schachteln mit den Streichhölzern beiseite, und richtig: Hinter einem großen Stück Gallseife finde ich ein kleines Fernglas, mit dem Oma immer gern Vögel beobachtet hat. Ich steige wieder hinauf zu Mamas Schlafzimmer, um Gute Nacht zu sagen, und verberge sorgfältig das Fernglas hinter meinem Rücken, um lästige Nachfragen zu vermeiden. Doch was höre ich? Schnarch bis Oberschnarch. Mama ist bereits wieder eingeschlafen. So einfach geht das also. Wie macht sie das bloß? Ich zittere vor Aufregung immer noch wie Espenlaub, und sie pennt, als wäre nichts passiert?! Wie kann man bloß solche Nerven haben?
Ich husche in mein Zimmer und richte das Fernglas auf die Villa, die auf dem Grundstück neben Oma Judiths Häuschen steht. In den Fenstern ist kein Licht zu sehen, aber plötzlich entdecke ich in einem der Fenster im ersten Stock im Halbdunkel doch etwas: einen Schatten, der sich bewegt. Ist das Edna? Ich stelle das Fernglas etwas schärfer und kann sie tatsächlich in Umrissen erkennen. Kein Zweifel, sie ist es. Edna Cumberland, die Chefhexe von Cliffmoore höchstpersönlich. Sie steht mit verschränkten Armen da und starrt zu mir herüber. Unwillkürlich mache ich einen Satz zurück ins Zimmer. Sie hat mich angesehen! Sofort stellen sich die Härchen auf meinen Unterarmen auf. Ob sie wirklich diejenige ist, die den Anschlag auf unseren Dachboden verübt hat? Sie muss es gewesen sein! Wie auch immer sie es angestellt hat … Wer sonst sollte es auf uns abgesehen haben?
Oh Gott, denke ich, alles geht so weiter wie gehabt. Sie hasst mich. Sie will mich zur Strecke bringen. Weil ein Familienfluch auf uns allen lastet, weil ich Ben zu nahe bin (immerhin ist er ihr...
| Erscheint lt. Verlag | 19.2.2016 |
|---|---|
| Verlagsort | Ravensburg |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur |
| Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre | |
| Schlagworte | Abenteuer • Buch • Bücher • Der Fluch von Cliffmore • Edinburgh • Famileingeheimnis • Familien-Fluch • Freundschaft • Geschenk • Geschenkidee • Klassenfahrt • Lesen • Liebe • Literatur • Mystery • Reihe • Schatzsuche • Schottland • Schüleraustausch • Sprachreise • Zeitreise |
| ISBN-10 | 3-473-47729-X / 347347729X |
| ISBN-13 | 978-3-473-47729-6 / 9783473477296 |
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