Auserwählte (eBook)
360 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
9783738901474 (ISBN)
Kapitel 3: Anderia
Anna starrte die beiden Trolle verblüfft an. „Meine Hilfe?“
Hack nickte eifrig. „Ja, und zwar ganz, ganz dringend.“
„Du wirst es am besten verstehen, wenn du es mit eigenen Augen siehst“, sagte Mack. „Komm gleich mit uns nach Anderia und wir zeigen dir alles direkt vor Ort.“
„Also, das Beste wird sein, du kommst jetzt einfach mit uns und wir erklären dir alles Weitere, wenn wir in unserer Welt sind!“, schlug Hack vor.
„Habe ich nicht gerade dasselbe gesagt?“, fragte Mack stirnrunzelnd.
„Ich hab nichts davon gehört.“
„Dann solltest du dir deine haarigen Ohren waschen!“
„Hört auf!“, rief Anna dazwischen. „Wenn ihr Zeit habt, euch zu streiten, dann kann die ganze Sache ja wohl nicht so dringend sein, oder?“
Die beiden sahen sich an, dann knufften sie sich gegenseitig.
„Da siehst du es, Grumpfblödel!“, rief Mack und knuffte Hack gleich noch einmal, sodass dieser trotz seiner riesigen Füße fast das Gleichgewicht verlor. „Du hast Anna verärgert und dabei hängt es nur von ihr ab, ob es noch Rettung für uns alle gibt!“
„Selber Grumpfblödel!“, grummelte Hack.
Anna ging nicht weiter auf die Kabbeleien der beiden ein. „Habt ihr eben Anderia gesagt?“, fragte sie gespannt. „Was bedeutet das?“
„So heißt das Land, in dem wir leben“, erklärte Mack. „Das Land, in das wir jetzt gehen.“
Anna lachte. „Quatsch! Was glaubt ihr, was meine Eltern sagen, wenn ich plötzlich aus dem Garten verschwinde?“ Sie warf einem sorgenvollen Blick in Richtung Haus.
„Die werden gar nicht merken, dass du weg bist“, versprach Mack. „Keine Sorge! Die Zeit verläuft anders in Anderia.“
„Vertrau uns einfach, Anna!“, fügte Hack hinzu.
„Aber wie kommt ihr auf die Idee, dass ich überhaupt mitkommen will?“, fragte Anna. „Ich meine, ihr spaziert einfach in meinen Garten und ...“ Mitten im Satz hielt Anna inne.
Die Trolle sahen sie flehentlich aus großen Kulleraugen an. „Bitte.“
Anna zögerte. Noch immer erwartete sie, jeden Moment aus einem Traum zu erwachen. Zwei Trolle standen in ihrem Garten und wollten sie in ein fremdes Land führen ... Und doch sagte irgendeine Stimme tief in ihr, dass dies alles kein Traum war. Und dass es sehr wichtig war, dass sie die beiden begleitete.
„Elvany“, flüsterte Anna und nickte fast unmerklich. Mack ließ einen Jubelschrei los und Hack drückte sie übermütig an sich, so dass Anna fast die Luft wegblieb.
„Ich wusste es! Anna in Anderia! Dann kann es ja losgehen!“, rief er und begann genau wie sein Bruder, suchend auf dem Boden umherzuschauen.
Plötzlich rief Mack zufrieden: "Ha!" Er hob einen kleinen Stein vom Boden auf. „Hier! Schnell!“, rief er.
Und Hack nahm Anna einfach bei der Hand und zog sie mit sich. Mack warf den kleinen Stein auf den Brocken mit den Schriftzeichen. Ein Blitz erschien wie aus dem Nichts, fuhr in den Gesteinsbrocken und erfüllte die verschnörkelten Schriftzeichen mit grellem Licht. Wieder war Anna so geblendet, dass sie die Augen zusammenkniff. Sie glaubte gerade noch zu erkennen, dass die leuchtenden schnörkeligen Zeichen das Wort A N D E R I A ergaben. Im nächsten Moment war alles dunkel.
Es blieb auch dunkel, als Anna die Augen öffnete. Sie machte einen vorsichtigen Schritt und stolperte über irgendetwas, aber Hack hielt sie fest. Sie spürte Blätter in ihrem Gesicht. Und ganz allmählich konnte sie dicht vor sich grobe Umrisse erkennen.
Anna blieb stehen und sah sich um. Da waren Bäume, dichtes Unterholz, Gestrüpp und ein Rascheln, das wie das Schlagen von Flügeln klang. Mondlicht drang durch das Blätterdach. Ein Chor von unterschiedlichsten Tierstimmen war zu hören. Äste knackten und in den Büschen um sie herum knisterte es.
„Ein Wald!“, stieß sie hervor. „Und es ist Nacht!“
„Ja, in Anderia ist manchmal Nacht, wenn es bei euch Tag ist und umgekehrt“, sagte Hack. „Das ist beim Reisen schwer abzuschätzen.“
Überall im Dunklen schienen sich Schatten zu bewegen. Einer davon tauchte plötzlich in einer Baumkrone über ihnen auf. Ein krächzender Laut ertönte dazu. Das musste ein riesiger Vogel sein! Einen Herzschlag später war er bereits wieder verschwunden, und so sehr Anna auch ihre Augen anstrengte – in der Finsternis des Waldes war einfach nichts zu erkennen.
„Ihr habt mir nicht gesagt, dass ihr mich an einen so unheimlichen Ort bringen würdet“, sagte Anna und stolperte Hack und Mack hinterher, die sich nun einen Weg durch das Unterholz bahnten.
„Das ist doch nur ein ganz normaler anderianischer Wald“, meinte Hack. „Keine Angst, hier gibt es kaum gefährliche Tiere, auch keine Mücken oder andere stechende Insekten. Nur auf die Dornen musst du etwas aufpassen.“
Und da piekste es auch schon!
„Aua, das tut weh!“, rief Anna.
„Dafür kannst du die Brummelbeeren bedenkenlos essen, die an diesen pieksigen Sträuchern wachsen. Sie schmecken sehr lecker und machen satt. Die Brumbolls essen sie auch ...“
„Die Brumbolls?“, fragte Anna. „Wer ist das denn?“
„Wir sind gerade auf dem Weg zu ihrem Dorf“, sagte Hack. „Dann lernst du sie selbst kennen. In ein paar Stunden sind wir da.“
Anna glaubte, sich verhört zu haben. „In ein paar Stunden?“, fragte sie empört. „Aber so lange kann ich nicht von zu Hause wegbleiben!“
„Das wirst du ja auch nicht“, versicherte Hack. „Ich meine anderianische Stunden. Wie gesagt, die Zeit verläuft hier etwas anders. Das wird schon alles klappen. Ganz bestimmt.“
„Vorausgesetzt, alles verläuft nach Plan!“, fügte Mack murmelnd hinzu. Dafür bekam er von Hack einen kräftigen Stoß mit dem Ellbogen.
„Red nicht so einen Mumpitz, du Grumpfblödel. Damit machst du Anna doch nur Angst!“
„Selber Mumpitzgrumpfblödel!“
Anna seufzte. In was für einen Schlamassel war sie da nur hineingeraten? Am liebsten wäre sie sofort in ihre Welt zurückgekehrt. Aber zum einen wusste sie nicht, wie das ging – und außerdem wollte sie den beiden Trollen ja auch sehr gerne helfen. Auch wenn sie noch immer keine Ahnung hatte, wobei eigentlich. Was es wohl mit all diesen merkwürdigen Dingen auf sich hatte – mit den Brummbolls, den Brummelbeeren, den magischen Schriftzeichen? Und mit Elvany ...
Anna roch die fremde Luft, die ein bisschen nach Vanille duftete und spürte, wie sehr die zauberhafte Welt sie in ihren Bann zog; sie konnte sich gar nicht dagegen wehren.
Mack schien Annas Unruhe zu spüren. „Hab etwas Geduld. Du hast bestimmt tausend Fragen, aber du wirst bald alles mit eigenen Augen sehen. Jetzt müssen wir einfach in diese Richtung weitergehen, dann kommen wir direkt zum Brumboll-Dorf“, erklärte Mack und fuchtelte mit seinen großen Pranken herum.
Anna nickte nur stumm, für sie sah in der Dunkelheit sowieso alles gleich aus.
„Du wirst die Brumbolls mögen. Sie sind sehr gastfreundlich und nett zu jedermann“, fügte Mack noch hinzu.
Während sie in die Richtung gingen, in die Mack gedeutet hatte, sorgten die beiden Trolle mit ihren Pranken dafür, dass Anna kein Gestrüpp im Weg stand. Und ganz besonders achteten sie darauf, dass sie sich nicht noch einmal an den Dornen der Brummelbeeren-Sträucher stach.
Allmählich begann sich Anna an die vielen seltsamen Stimmen und Geräusche aus dem Wald zu gewöhnen. Sie hörte auf, sich Gedanken darüber zu machen, von welcher Art von Wesen sie wohl stammten. Schließlich war sie ja nicht allein hier – und Hack und Mack kannten sich im Wald offenbar bestens aus.
So viele Fragen wirbelten ihr durch den Kopf, aber die Trolle waren schweigsam und kämpften sich so zügig und angestrengt durch das Unterholz, dass Anna sie lieber nicht stören wollte.
Nach einer Weile erreichten sie einen breiten Weg. Anna taten schon die Füße weh und sie hoffte, dass es nicht mehr weit war.
Inzwischen ging die Sonne auf und es wurde hell. Nebel erhob sich zwischen den Bäumen und Anna hatte das Gefühl, dass sich in diesem Nebel Gesichter bildeten, die ihr zusahen. Für einen kurzen Moment glaubte sie, dass eins dieser Gesichter so aussah wie Elvany. Doch schon löste sich die Nebelschwade wieder auf.
Anna seufzte. Alles war so geheimnisvoll. Und auch die beiden Trolle machten ein so großes Geheimnis daraus, weshalb sie Anna überhaupt nach Anderia geholt hatten ...
Geduld hin oder her, Anna hielt es einfach nicht mehr aus.
„Vielleicht erklärt ihr mir jetzt doch einmal, was hier eigentlich los ist?“, fragte Anna. „Ich weiß immer noch nicht, wobei ich euch helfen soll und was ich hier in Anderia zu suchen habe!“
Die beiden Trolle seufzten genau gleichzeitig laut auf, was ein paar schlafende Vögel so aufschreckte, dass sie von ihren Ruheplätzen in den Bäumen...
| Erscheint lt. Verlag | 1.9.2019 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
| Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction | |
| Kinder- / Jugendbuch | |
| ISBN-13 | 9783738901474 / 9783738901474 |
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