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Selection (eBook)

Band 1

(Autor)

eBook Download: EPUB
2013 | 1. Auflage
368 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-7336-0007-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Selection -  Kiera Cass
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Die Chance deines Lebens? 35 perfekte Mädchen - und eine von ihnen wird erwählt. Sie wird Prinz Maxon, den Thronfolger des Staates Illeá, heiraten. Für die hübsche America Singer ist das die Chance, aus einer niedrigen Kaste in die oberste Schicht der Gesellschaft aufzusteigen und damit ihre Familie aus der Armut zu befreien. Doch zu welchem Preis? Will sie vor den Augen des ganzen Landes mit den anderen Mädchen um die Gunst eines Prinzen konkurrieren, den sie gar nicht begehrt? Und will sie auf Aspen verzichten, ihre heimliche große Liebe?

Kiera Cass wurde in South Carolina, USA, geboren und lebt heute mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Virginia. Mit ihren »Selection«-Romanen hat sie es weltweit auf die Bestseller-Listen geschafft. Wenn sie sich eine Krone wünschen dürfte, dann wäre sie »aus den (Freuden-)Tränen ihrer Leserinnen und Leser« gemacht. 

Kiera Cass wurde in South Carolina, USA, geboren und lebt heute mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Virginia. Mit ihren »Selection«-Romanen hat sie es weltweit auf die Bestseller-Listen geschafft. Wenn sie sich eine Krone wünschen dürfte, dann wäre sie »aus den (Freuden-)Tränen ihrer Leserinnen und Leser« gemacht. 

1


Meine Mutter war völlig ekstatisch, als wir den Brief bekamen. Für sie hatten sich damit all unsere Probleme auf einen Schlag gelöst. Es gab nur einen Haken an ihrem tollen Plan: mich. Ich halte mich nicht für eine besonders bockige Tochter, aber hier war für mich Schluss.

Ich wollte nicht zur Königsfamilie gehören. Und ich wollte keine Eins werden. Ich wollte es nicht mal versuchen.

Ich verkroch mich in meinem Zimmer, dem einzigen stillen Ort in unserem überfüllten Haus, und überlegte, wie ich Mom umstimmen konnte. Bislang hatte ich nur meine aufrichtigen Ansichten anzubieten … und die würde sie sich vermutlich nicht mal anhören.

Aber jetzt konnte ich Mom nicht länger aus dem Weg gehen. Es war bald Zeit zum Abendessen, und als ältestes Kind im Haus hatte ich das Kochen zu übernehmen. Ich zwang mich zum Aufstehen und begab mich in die Schlangengrube.

Mom warf mir einen erbosten Blick zu, blieb aber stumm.

Schweigend hantierten wir in Küche und Esszimmer herum, bereiteten Hühnchen, Pasta und Apfelschnitze zu und deckten den Tisch für fünf. Wenn ich mal aufblickte, schaute Mom mich so durchdringend an, als wolle sie mir auf diese Art ihren Willen aufzwingen. Das versuchte sie ständig. Wenn ich nicht auftreten wollte, weil die Auftraggeber grob und herablassend waren. Oder wenn ich den Hausputz übernehmen sollte, weil wir uns nicht mal mehr eine Sechs als Hilfe leisten konnten.

Manchmal bekam sie ihren Willen. Manchmal auch nicht. Aber in dieser Sache wollte ich mich nicht umstimmen lassen.

Mom kann es nicht ausstehen, wenn ich widerspenstig bin. Dabei sollte sie das eigentlich nicht wundern, denn das habe ich von ihr. Und hier ging es auch nicht um mich. Mom war schon seit einiger Zeit sehr angespannt. Der Sommer neigte sich dem Ende entgegen, und die Kälteperiode nahte. Und damit waren auch die Sorgen nicht fern.

Mom knallte den Krug mit Tee auf den Tisch. Beim Gedanken an Tee mit Zitrone lief mir das Wasser im Mund zusammen. Aber ich musste warten; es wäre Verschwendung gewesen, mein Glas Tee jetzt schon zu trinken und dann zum Essen nur Wasser zu haben.

»Glaubst du, es würde dich umbringen, das Formular auszufüllen?«, fragte sie schließlich. »Das Casting wäre so eine tolle Chance, für uns alle.«

Ich seufzte laut. Das Formular auszufüllen kam in meiner Vorstellung wirklich fast dem Tod gleich.

Es war kein Geheimnis, dass die Rebellen – jene Untergrundkolonien, die Illeá, unser großes und vergleichsweise junges Land, hassten – häufig brutale Angriffe auf den Palast starteten. Wir hatten gesehen, was sie in Carolina angerichtet hatten. Das Haus eines Stadtrats war in Brand gesteckt worden, und man hatte die Autos einiger Zweier zerstört. Einmal hatten die Rebellen sogar Häftlinge aus dem Gefängnis befreit – allerdings nur ein junges schwangeres Mädchen und eine Sieben, einen Vater von neun Kindern. Ehrlich gesagt, fand ich das eigentlich sogar richtig.

Doch von der Bedrohung abgesehen, schmerzte mir auch das Herz bei der Vorstellung, an dem Casting teilzunehmen. Und ich musste unwillkürlich lächeln beim Gedanken daran, wie viele gute Gründe es für mein Hierbleiben gab.

»Die letzten Jahre waren schlimm für deinen Vater«, sagte Mom aufgebracht. »Wenn du nur einen Funken Mitgefühl hast, tust du es für ihn.«

Dad. Ja. Dad würde ich wirklich helfen wollen. Und May und Gerad. Und vermutlich sogar meiner Mutter. Wenn sie das Ganze so darstellte, gab es auch keinen Anlass mehr zum Lächeln. Wir hatten es schon so lange schwer. Ich fragte mich, ob Dad das Casting auch als Chance betrachtete.

Unsere Lage war nicht so schlimm, dass wir ums nackte Überleben kämpfen mussten. Wir waren nicht bettelarm. Aber so weit entfernt davon wohl auch nicht.

Als Künstler waren wir nur drei Kasten höher als die Allerniedrigsten und galten wenig mehr als Dreck. Geld war knapp und unser Einkommen saisonabhängig.

In einem alten Geschichtsbuch hatte ich mal gelesen, dass die großen Feste früher alle im Winter stattfanden. Auf etwas namens Halloween folgte Thanksgiving, dann kamen Weihnachten und Silvester in kurzer Folge.

Weihnachten gab es noch. Die Geburt einer Gottheit ließ man unangetastet. Aber nachdem Illeá den großen Friedensvertrag mit China geschlossen hatte, begann das neue Jahr entweder im Januar oder im Februar, je nach Mondphase. Und alle anderen Dank- oder Unabhängigkeitsfeiern aus unserem Teil der Welt wurden dem Dankbarkeitsfest untergeordnet. Das fand im Sommer statt, und man feierte damit die Entstehung von Illeá, die Tatsache, dass es uns noch gab. Was Halloween war, wusste ich nicht. Es tauchte auch nie wieder auf.

Mindestens dreimal im Jahr hatte also die ganze Familie Arbeit. Dad und May malten Bilder, und Mäzene kauften ihre Werke als Geschenke. Mom und ich traten bei Festen auf – ich sang, sie spielte Klavier – und versuchten alle Engagements anzunehmen, die uns angeboten wurden. Als ich noch jünger war, fürchtete ich die Auftritte. Inzwischen finde ich mich damit ab, dass wir nur Hintergrundmusik zu liefern haben. Das wird von uns erwartet: dass man uns nicht sieht, sondern nur hört.

Gerad hatte seine Gabe noch nicht entdeckt. Aber er war ja auch erst sieben. Das hatte noch Zeit.

Mit der Laubfärbung würde unsere kleine Welt wieder ins Wanken geraten. Fünf Münder, aber nur vier Leute, die Geld verdienen konnten. Und keine Garantie für Aufträge bis Weihnachten.

Aus diesem Blickwinkel betrachtet, erschien mir das Casting wie eine Rettungsleine. Dieser blöde Brief konnte mich aus dem dunklen Loch herausziehen, mich und meine Familie.

Ich warf einen Blick auf meine Mutter. Für eine Fünf war sie recht mopplig. Sie aß gar nicht viel, und wir hatten ja ohnehin nie genug. Vielleicht sieht man einfach so aus, wenn man fünf Kinder geboren hat. Wie ich hatte sie rote Haare, durchzogen von weißen Strähnen. Die waren vor zwei Jahren plötzlich aufgetaucht. Mom war noch ziemlich jung, aber sie hatte Fältchen um die Augen, und während sie in der Küche arbeitete, ging sie so gebeugt, als habe sie eine schwere Last zu schleppen.

Ich wusste, dass sie viel Verantwortung trug. Und ich wusste auch, dass sie deshalb Druck auf mich ausübte. Schon unter normalen Umständen stritten wir uns häufig, aber wenn der bedrohliche Herbst nahte, wurde sie immer gereizter. Mir war auch klar, dass sie mich jetzt unmöglich fand, weil ich mich weigerte, dieses Stück Papier auszufüllen.

Aber es gab Dinge auf dieser Welt – wichtige Dinge –, die ich liebte. Und dieses Blatt Papier kam mir vor wie eine Mauer, die mich von allem trennen sollte, was ich mir wünschte. Vielleicht war das, was ich wollte, ganz unsinnig. Vielleicht würde ich es auch nie bekommen. Aber dennoch gehörte dieser Wunsch zu mir. Ich fühlte mich außerstande, meine Träume zu opfern, sosehr meine Familie mir auch am Herzen lag. Und die Familie bekam ohnehin schon so viel von mir.

Seit Kenna geheiratet hatte und Kota ausgezogen war, war ich das älteste Kind im Haus, und ich hatte mich bemüht, meine neue Rolle so schnell wie möglich auszufüllen. Ich tat, was in meinen Kräften stand. Schulunterricht bekam ich zu Hause, und meine Proben nahmen den größten Teil des Tages ein, da ich nicht nur sang, sondern auch mehrere Instrumente lernte.

Doch dieser Brief stellte all das in Frage. In Moms Vorstellung war ich schon Königin.

Es wäre schlau gewesen, diesen blöden Wisch verschwinden zu lassen, bevor Dad, May und Gerad nach Hause kamen. Aber Mom hatte ihn in der Tasche, und beim Essen brachte sie ihn zum Vorschein.

»An die Familie Singer«, flötete sie.

Ich versuchte ihr den Brief wegzureißen, aber sie war schneller. Früher oder später würden es ohnehin alle erfahren, aber so konnte sie die anderen leicht auf ihre Seite ziehen.

»Mom, bitte!«, sagte ich flehentlich.

»Ich will es aber hören!«, bettelte May. Das wunderte mich nicht. Meine kleine Schwester sah zwar wie eine drei Jahre jüngere Version von mir aus – aber unsere Persönlichkeiten waren grundverschieden: Im Gegensatz zu mir war May lebhaft und fröhlich. Und derzeit völlig verrückt nach Jungs. Sie würde diese Sache auf jeden Fall furchtbar romantisch finden.

Ich lief schamrot an. Dad hörte aufmerksam zu, und May strahlte. Gerad, der süße Kleine, aß ungerührt weiter. Mom räusperte sich und fuhr fort.

»Die jüngste Volkszählung hat ergeben, dass in Ihrem Haushalt eine unverheiratete weibliche Person zwischen sechzehn und zwanzig Jahren lebt. Wir möchten bekannt geben, dass in Kürze die Möglichkeit besteht, dem großartigen Staate Illeá Ehre zu erweisen.«

»Das bist du!«, kreischte May und packte mich an der Hand.

»Ich weiß, du Quietschmaus. Lass mich los, du brichst mir noch den Arm.« Aber May hielt meine Hand weiter umklammert und zappelte aufgeregt herum.

»Unser hochverehrter Prinz Maxon Schreave«, las Mom weiter, »wird in diesem Monat volljährig. Er möchte diese neue Lebensphase mit einer Partnerin an seiner Seite gestalten und eine Tochter von Illeá zur Frau nehmen. Wenn Ihre ledige Tochter oder Schwester Interesse daran hat, Prinz Maxons Gemahlin und die verehrte Prinzessin von Illeá zu werden, füllen Sie bitte das beigelegte Formular aus und senden es an Ihre zuständige Provinzverwaltung. Aus jeder Provinz wird eine junge Frau ausgelost und dem Prinzen vorgestellt werden.

Für die Dauer ihres Aufenthalts werden die Teilnehmerinnen im wunderbaren Palast Illeá in Angeles untergebracht sein. Die Familien der Teilnehmerinnen werden für ihre Dienste an der Königsfamilie eine großzügige Entschädigung erhalten.« Diese Worte betonte Mom besonders.

Ich verdrehte...

Erscheint lt. Verlag 20.6.2013
Reihe/Serie Selection
Übersetzer Angela Stein
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte America • Aspen • Bachelor • Band 1 • Bestsellerserie • Beziehung • Casting • Dystopie • Ehe • Erste Liebe • Familie • Frau • Frauen • Freundschaft • Gefühl • Gefühle • Gesellschaft • GNTM • große • Ilea • Illéa • Jugendbuch • Jugendbücher ab 14 • Kaste • Kasten • Kleid • Liebe • Maxon • Netflix • Palast • Schicksal • Valentinstag • Zukunft
ISBN-10 3-7336-0007-X / 373360007X
ISBN-13 978-3-7336-0007-5 / 9783733600075
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