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Mohammed

Leben und Legende

(Autor)

Buch | Hardcover
1052 Seiten
2008
De Gruyter Oldenbourg (Verlag)
978-3-486-58534-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mohammed - Tilman Nagel
CHF 359,00 inkl. MwSt
Dieses Standardwerk setzt neue Maßstäbe für das Verständnis Mohammeds und des Islams.

Von Legenden überwuchert, durch Sprachregelungen entstellt, von Denkverboten verdunkelt, so zeigt sich dem Wissbegierigen das Bild Mohammeds. Ist er überhaupt eine historische Gestalt? Er ist es! So lautet das Ergebnis langjähriger Forschungsarbeit, die nicht nur die muslimischen Standardquellen einer kritischen Prüfung unterzogen hat, sondern auch die vielschichtige "Nebenüberlieferung". Mohammed erweist sich als der Exponent einer im 4. Jahrhundert einsetzenden hochreligiösen Durchdringung des arabischen Heidentums, die sich nicht nur im Koran niedergeschlagen hat.

Der historische Mohammed kämpfte zunächst vergeblich um die Macht in Mekka und setzte dann von Medina aus eine Eroberungswelle in Gang, die durch die politischen Verhältnisse der Zeit begünstigt wurde. Zwei Jahrzehnte nach seinem Tod kam sie zum ersten Mal zum Stillstand, die übergroßen Erwartungen der Beteiligten wurden enttäuscht. Der Blick zurück verklärte nun die Zeit, in der Mohammed unter den Lebenden geweilt hatte – der Islam, untrennbar verknüpft mit der idealisierten Gestalt des Propheten, betrat die Bühne der Geschichte.

Von Legenden überwuchert, durch Sprachregelungen entstellt, von Denkverboten verdunkelt, so zeigt sich dem Wissbegierigen das Bild Mohammeds. Ist er überhaupt eine historische Gestalt? Er ist es! So lautet das Ergebnis langjähriger Forschungsarbeit, die nicht nur die muslimischen Standardquellen einer kritischen Prüfung unterzogen hat, sondern auch die vielschichtige "Nebenüberlieferung". Mohammed erweist sich als der Exponent einer im 4. Jahrhundert einsetzenden hochreligiösen Durchdringung des arabischen Heidentums, die sich nicht nur im Koran niedergeschlagen hat. Der historische Mohammed kämpfte zunächst vergeblich um die Macht in Mekka und setzte dann von Medina aus eine Eroberungswelle in Gang, die durch die politischen Verhältnisse der Zeit begünstigt wurde. Zwei Jahrzehnte nach seinem Tod kam sie zum ersten Mal zum Stillstand, die übergroßen Erwartungen der Beteiligten wurden enttäuscht. Der Blick zurück verklärte nun die Zeit, in der Mohammed unter den Lebenden geweilt hatte – der Islam, untrennbar verknüpft mit der idealisierten Gestalt des Propheten, betrat die Bühne der Geschichte. "Mir kommt es in meinen Büchern ,Mohammed. Leben und Legende' und ,Allahs Liebling. Ursprung und Erscheinungsformen des Mohammedglaubens' nicht auf eine Abbildung der muslimischen Biographie Mohammeds an, sondern auf die geschichtswissenschaftliche Erfassung seiner Gestalt und seines Wirkens vor dem Hintergrund der spätantiken vorderasiatischen Ereignis-, Gesellschafts- und Religionsgeschichte sowie auf die Schilderung der Genese und Weiterentwicklung des muslimischen Mohammedglaubens." Tilman Nagel

Tilman Nagel, geboren 1942, ist emeritierter Professor für Arabistik und Islamwissenschaft an der Universität Göttingen.

1;Inhaltsverzeichnis;6
2;Detailliertes Inhaltsverzeichnis;8
3;Hinweis für den Leser;18
4;Kapitel I: Die Kaaba;20
4.1;1. Abrahams Bau;20
4.2;2. Qu aij, der Quraiöite;28
4.3;3. Von Abd Manaf zu Abd al-MuÅÅalib;42
4.4;4. Handel, Krieg und Kult;49
4.5;5. Abd al-MuÅÅalib und das "Jahr des Elefanten";69
4.6;6. Die Kaaba in den Jahrzehnten des Übergangs zum Islam;79
5;Kapitel II: Ein heidnischer Prophet;88
5.1;1. Von den "Eingebungen" zur "Herabsendung des Buches";88
5.2;2. Die Jahrzehnte bis zur Berufung;96
5.3;3. Gnostische Anf nge;111
5.4;4. Anstöße zum Eingottglauben;118
5.5;5. Die Wahrheit der "Lesung" und Mohammeds Selbstbewußtsein;131
5.6;6. Vorbilder für den Eingottglauben;147
5.7;7. Der Weg zum "heidnischen Propheten";163
5.8;8. Andere Propheten im damaligen Arabien;181
6;Kapitel III: Die Vertreibung;188
6.1;1. Mohammed und die Banu Mahzüm;188
6.2;2. Jenseits des Klangefüges;200
6.3;3. Das Exil in Äthiopien;209
6.4;4. Die Ächtung der Hasiimiten;222
6.5;5. Die Frage nach der Macht in Mekka;236
6.6;6. Die Vertreibung;251
7;Kapitel IV: Der Glaube;272
7.1;1. Die Vervollkommnung der Riten;272
7.2;2. Die Nutzbarmachung der "Lesung";286
7.3;3. Krieg gegen Mekka;298
7.4;4. Der Glaube;315
7.5;5. Die Unterwerfung der Frauen;325
7.6;6. Die Andersgläubigen;337
7.7;7. Die Fortsetzung des Krieges gegen Mekka;353
7.8;8. Vorboten der Niederlage der Mekkaner - oder ihres Sieges?;367
8;Kapitel V: Der Dschihad;384
8.1;1. Das Gemeinwesen der Glaubenskrieger;384
8.2;2. Der Einmarsch in Mekka;403
8.3;3. Dynamik nach außen;430
8.4;4. Radikalisierung im Innern;453
8.5;5. Mohammeds Tod;466
8.6;6. Das Ausgreifen der Bewegung;468
8.7;7. Der Zwiegehömte;485
9;Kapitel VI: Die Hedschra;492
9.1;1. Der sterbende Prophet;492
9.2;2. Der Umbruch;508
9.3;3. Die Erfindung der islamischen Gerechtigkeit;514
9.4;4. Die Festigung des religiösen Fundaments;530
9.5;5. Grenzen der Bewegung?;547
9.6;6. Ideal und Wirklichkeit;554
10;Kapitel VII: Die Fitna;566
10.1;1. Der "Garten der Quraiöiten";566
10.2;2. Das Kalifat Utman b. Affins (reg. 644-656);577
10.3;3. Die Wiederkehr Mohammeds;588
10.4;5. Die "Kamelschlacht";610
10.5;6. Siffin;625
11;Kapitel VIII: Der Islam;644
11.1;1. Die Himmelfahrt des Propheten;644
11.2;2. Das Kalifat Abdallah b. az-Zubairs;653
11.3;3. Mohammed und die Omaijaden;677
11.4;4. Die Autorität des Propheten;691
11.5;5. Der Islam;704
11.6;6. Mohammed - Legenden und Geschichte;720
12;Anmerkungen;740
13;Anhang;834
13.1;Einführung in den Gegenstand;836
13.1.1;1. Stand der Forschung;836
13.1.2;2. Die Mohammedbiographie im Rahmen eigener Forschungen;844
13.1.3;3. Überblick über den Inhalt;847
13.2;Zusätze;874
13.2.1;Kapitel I: Die Kaaba;875
13.2.2;Kapitel II: Ein heidnischer Prophet;902
13.2.3;Kapitel III: Die Vertreibung;929
13.2.4;Kapitel IV: Der Glaube;936
13.2.5;Kapitel V: Der Dschihad;950
13.2.6;Kapitel VI: Die Hedschra;965
13.2.7;Kapitel VII: Die Fitna;970
13.2.8;Kapitel VIII: Der Islam;971
13.3;Genealogische Tafeln;981
13.4;Landkarten;998
13.5;Zeittafel;1000
13.6;Indices;1006
13.6.1;1. Begriffe und Sachen;1006
13.6.2;2. Personen;1015
13.6.3;3. Arabische Termini;1027
13.7;4. Zitierte bzw. erwähnte Koranstellen;1029
13.8;Literaturverzeichnis;1040
13.9;Zur Transliteration arabischer Wörter;1053

"Das Werk wurde von der Fachwelt wie von der interessierten Öffentlichkeit mit Begeisterung und Bewunderung aufgenommen." Joachim Frank, Kölner Stadtanzeiger "Tilman Nagels kluge, kenntnis- und faktenreiche Darstellung des Lebens Mohammeds und die Entwicklungsgeschichte seiner Verehrung wird sicherlich in den kommenden fünfzig Jahren nicht veralten." Peter Heine, Süddeutsche Zeitung 8.3.2008 "Nagel, der zu den besten deutschsprachigen Kennern des arabischen Schrifttums gehört, wertet einen immensen Quellenbestand in präziser Datailarbeit aus und lässt ein Mohammedbild in völlig neuer Konkretheit erstehen - dies nicht nur für die Gründerzeit, sondern die gesamte islamische Geistesgeschichte. [...] Der hier angebotene Erklärungsrahmen dürfte in der Orientalistik, die sich leider zur flachen Meinungs-'Wissenschaft' entwickelt hat, für lange Zeit seinesgleichen suchen." Wiener Zeitung Extra 18.4.2008 "Ein Jahrhundertwerk" Werner Trutwin, in: Christ in der Gegenwart/Frühjahr 2008 "Nagels Mohammed ist nicht mehr der Mohammed des religiösen Islam, sondern der Mohammed der kritischen Historiker. ... Für lange Zeit wird kein Mohammedbiograph dieses Jahrhundertwerk unbeachtet lassen können." Werner Trutwin, rhs 3/ 2008 "Um keines der beiden Bücher Tilman Nagels wird aber herumkommmen, wer sich eingehender mit Mohammed beschäftigen will. Es ist das Verdienst des Oldenbourg Verlags, dass er sie (die beiden Werke) trotz mutmasslich geringem kommerziellen Erfolgsaussichten in sein Programm aufgenommen hat. Zukünftige Generationen werden es ihm danken." Neue Zürcher Zeitung, 3.9.2008 "Im Hauptband - 'Leben und Legende' - lässt Nagel, der die arabischen Quellen virtuos beherrscht, ein Bild des frühen Islam von ungewohnter Konkretheit erstehen." Politische Studien, Juli/August 2008 "Dataillierter und aufwändiger sind Quellenkritik und historische Spurensuche wohl selten betrieben worden als in diesem Opus magnum des Göttinger Islamwissenschaftlers. Tilman Nagels Muhammad-Biografie ist ein Solitär: steinschwer, textsatt und Ergebnis mehrerer Jahrzehnte Forschung." Christian Meier, Zenith. Zeitschrift für den Orient 4/2008 "die bislang beste Darstellung von Mohammeds Leben und Wirken vor dem Hintergrund der aktuellen Forschungsdebatte." Dr. Lucian Reinfandt, Religionen unterwegs, 15. Jg., Nr. 4, Nov. 2009 "Nagels umfassendes Werk ist sehr instruktiv und sehr anregend." Hans Feske, Jahrbuch für Europäische Überseegeschichte, 9/ 2009 "In letzter Zeit sind einige Bücher über Mohammed erschienen. Insbesondere das zweibändige Werk des Islamwissenschaftlers Tilman Nagel stellt einen bemerkenswerten Neuanfang in der Deutung des Propheten dar. (...) Hoffentlich ruft es unter muslimisch Gläubigen und allen anderen Lesern die kritischen und vertiefenden Diskussionen hervor, die es verdient und die es sich wünscht." Herder Korrespondenz, Heft 1/2010

4. Handel, Krieg und Kult (S. 48)

Kurz gesagt, die Quraiöiten sahen sich vor die Aufgabe gestellt, eine ber Mekka hinausgreifende politische Ordnung zu gewährleisten, zu deren Aufrechterhaltung sie militärische Mittel einsetzen konnten, und war diese Aufgabe erst gelöst, dann wiederum war die religiöse Beziehung der fremden Stämme zum mekkanischen Heiligtum neu zu justieren, und zwar so, da möglichst viele unterschiedliche Gemeinschaften in ein Verhältnis zu den Quraiöiten eintraten, dessen Ausgestaltung von diesen allein bestimmt werden konnte.

Die rein genealogisch aufgefaßte Loyalität war durch ein anderes Moment zu ergänzen, gewi noch nicht abzulösen. Alles dies entfaltet sich durch das Wirken Mohammeds mit einer vorher nicht geahnten Durchschlagskraft, die Voraussetzungen hierfür wurden jedoch schon in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts geschaffen. Was damals geschah und jetzt zu beschreiben ist, war zunächst defensiver Natur.

Man litt unter dem Unfrieden einer Gesellschaft, der die Abstammung und der Väterruhmì mehr galten als die selbstverantwortete Tat des einzelnen, und man reagierte in unterschiedlicher Weise auf dieses Leiden, bis hin zum anfentum, das jene beiden Werte verwarf. Erst Mohammed ersetzte nach dem Abkommen von al-udaibäja die stammesbergreifende militärische Organisation, die die heidnischen Quraiöiten aufgebaut hatten, durch eine offensive Kampfgemeinschaft, die sich dem Dschihad auf dem Pfade Allahs widmete.

Und diese Umwandlung erfolgte in enger Verquickung mit der von ihm verkndeten Botschaft, deren Inhalt im Prinzip viel radikaler, als es seinen heidnischen quraiöitischen Ahnen denkbar gewesen war, die Genealogie, das überkommene Ordnungssystem der Gesellschaft, in Frage stellte und neu definierte. Es verwundert nicht, da viele dem von ihm gewiesenen Weg nur zaudernd oder gar nicht folgen wollten, ja, Mohammed selber wird zeit seines Lebens nicht bereit sein, aus seiner Botschaft beherzt diese Konsequenzen zu ziehen.

Widmen wir uns vorerst den wesentlich bescheideneren Zielen der Quraiöiten in den Tagen Abd al-MuÅÅalibs und unmittelbar nach ihm! Wir dringen damit bis in die Zeit gegen 600 vor. Denn Abd al-MuÅÅalib verstarb hochbetagt, als Ohrmazd IV. (reg. 578-590) der Schah der Sasaniden war. Zuvorderst hatten sich die Quraiöiten um die Sicherung der Tihama Sorgen zu machen. Es durfte ihnen nicht gleichgltig sein, wer dort das Sagen hatte. Sie selber wären zu gering an Zahl gewesen, um auf Dauer in dem für den Karawanenverkehr unentbehrlichen Kstenstreifen ihren politischen Willen durchzusetzen.

Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als hierfür einen Bund zu nutzen, den sie schon unter Abd Manf aus verschiedenen Stämmen zusammengefgt hatten - und der, glaubt man der Überlieferung, ursprünglich den Sinn gehabt hatte, den Quraiöiten das Überleben an der Kaaba zu sichern. Es sind dies die Abö der Quraiöiten, über deren Geschichte wir zunächst einige Worte sagen mssen.

Sie bildeten bis in die Zeit des Propheten eine gefürchtete Kampftruppe, in Erinnerung an die Schlacht von Uud, die Mohammed gegen die Mekkaner verlor, dichtete der Medinenser Kaäb b. Mlik: Wir trafen auf eine Meereswoge, mitten darin die Abö, einige barhäuptig, andere verschleiert.Die Abö waren die Eidgenossen des al- ri b. Abd Mant b. Kinna, eines Neffen an-Nars, mit dem, wie erinnerlich, manche Genealogen die Quraiöiten beginnen lassen.

Erscheint lt. Verlag 11.3.2008
Zusatzinfo 3 Karten
Verlagsort Berlin/München/Boston
Sprache deutsch
Maße 154 x 235 mm
Gewicht 1706 g
Themenwelt Geschichte Allgemeine Geschichte Mittelalter
Geisteswissenschaften Religion / Theologie Islam
Schlagworte Biographie • Geschichte • Mittelalter/Mediävistik • Mohammed • Prophet • Religionsgeschichte
ISBN-10 3-486-58534-7 / 3486585347
ISBN-13 978-3-486-58534-6 / 9783486585346
Zustand Neuware
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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