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Wenn wir in Spanien verlieren … - Dieter Nelles

Wenn wir in Spanien verlieren …

Das tragische Leben des Wuppertaler Anarchisten Fritz Benner

(Autor)

Buch | Softcover
80 Seiten
2025
de Noantri (Verlag)
978-3-943643-32-9 (ISBN)
CHF 12,60 inkl. MwSt
Eine sympathische Charakterisierung von Benner findet sich in seiner
Krankenakte. Ein schwedischer Arzt schrieb über ihn: »Ein etwas unter-
setzter Mann mit einem Gesicht wie aus Holz geschnitten. Ein sehr
intelligenter und von besonderer Eigenart geprägter Mensch, alter
Freiheitskämpfer und Aufwiegler, offen, vertrauensvoll, intellektuell.«

Sein Freund Helmut Rüdiger hätte noch seinen ausgeprägten »Gerechtigkeits-
sinn« ergänzt und Benner selbst: »Ich bin ein fröhlicher Rheinländer, der
die Freiheit über alles liebt.«

So sollten wir Fritz Benner in Erinnerung behalten. Er hätte sich vermutlich
gefreut.




Einleitung

»Mir fällt immer noch ein«, schrieb Fritz Benner 1953 an den niederländi-
schen Genossen Albert de Jong, »dass ich Dir in Spanien sagte: ›Verlieren
wir hier, versackt eine Generation von Revolutionären.‹ Leider habe ich
sehr weit recht behalten. Gewiss, mit Hitler wurde man fertig. Das war gut
und nötig; ich würde sonst längst tot sein. Aber – der Faschismus wurde
fast ausschliesslich militärisch geschlagen, nicht durch den Kampf der
Massen. Jetzt die Enttäuschung der ehrlichen Massen nicht zuletzt in
Deutschland – die an Russland und die Kommunisten glaubten. Deshalb
dieser tote Punkt, den wir nicht überwinden können. Wir sterben lang-
sam aus.«

Fritz Benner und seine anarchistischen Genoss*innen erlebten in Spanien
einen »kurzen Sommer der Anarchie«. Spanien war für sie nicht nur ein
sicherer Zufluchtsort gewesen, sondern für kurze Zeit eine zweite Heimat,
in der ihre revolutionären Ideale verwirklicht schienen. Mit der Niederlage
in Spanien begann für sie in gewisser Weise unter verschärften Bedingungen
ein zweites Exil. Benner erhielt erst 1949 von den britischen Behörden die
Erlaubnis nach Wuppertal zurückzukehren. Aus familiären Gründen ging
er 1952 wieder nach Schweden zurück, wo er jedoch nie heimisch wurde.
Dazu schrieb er an de Jong:

»Du hast schon recht, dass ich nicht sonderlich glücklich bin. Aber – das
Problem ist unlöslich. Ich passe nicht ins Ausland. Vor allem schon deshalb
nicht, weil ich es so schwer habe, Sprachen zu lernen. In Schweden passe
ich aber auf keinen Fall; der schw[edische] Lebensstil ist mir in tiefster Seele
zuwider. (…) Lieber Albert, es ist nicht leicht in meinem Alter wieder als
ungelernter Arbeiter zu gehen, der Knecht der anderen zu sein. In D[eutsch
land] hatte ich meinen Beruf, hatte alle Privilegien usw. Früher als Flücht-
ling, habe ich alles ohne Murren ertragen, damals war ich Opfer im Kampfe.

Aber – das bin ich heute nicht mehr; ich hätte schon nach all diesen Jahren
Gefängnis, KZ und Emigration ein besseres Schicksal verdient.«3
Seine Ausführungen zeigen, dass für Benner das »Versacken« nicht nur eine
politische, sondern auch eine tragische persönliche Komponente hatte.
Bis zu seinem Tod 1966 litt er unter erheblichen gesundheitlichen Problemen,
Depressionen und versuchte sich mehrmals das Leben zu nehmen –
diese Verzweiflung war nicht zuletzt das Ergebnis seiner Verfolgung im
Nationalsozialismus und der 14 Jahre im Exil.

Die Geschichte Fritz Benners gehört zum Exil der »kleinen Leute«, dem
sich die historische Forschung weit weniger gewidmet hat als dem der
bekannten Politiker, Künstler, Schriftsteller und Wissenschaftler*innen.
»Hinweise auf die Motive, die soziale Zusammensetzung, die Überlebens-
strategien dieser Mehrheit, auf ihre Emigrationsodysseen und ihre Ver-
zweiflung finden sich nur vereinzelt«


Im zweiten Kapitel skizziere ich seine Aktivitäten in der anarchosyndikalisti-
schen Bewegung bis 1933 in Wuppertal, seine Verhaftung und Inhaftierung.
Das folgende Kapitel widmet sich seiner Exilzeit in den Niederlanden,
Spanien und Schweden. Das vierte Kapitel behandelt seine Rückkehr nach
Deutschland sowie seine anschließende Remigration nach Schweden im
Jahr 1953. Im abschließenden Kapitel gehe ich detailliert auf seinen Kampf
um Wiedergutmachung bis kurz vor seinem Tod ein und beleuchte seine
Gedanken zum Anarchismus und zur Politik.

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Verfolgung und Widerstand in Wuppertal ; 21
Wuppertaler Stadtteilgeschichten ; 3
Verlagsort Bremen
Sprache deutsch
Maße 210 x 210 mm
Gewicht 200 g
Themenwelt Geschichte Allgemeine Geschichte 1918 bis 1945
Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Schlagworte Anarchosyndikalismus • Exil • Nationalsozialismus • Spanischer Bürgerkrieg • Wuppertal
ISBN-10 3-943643-32-8 / 3943643328
ISBN-13 978-3-943643-32-9 / 9783943643329
Zustand Neuware
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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