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Tierhaltung bei psychischen Erkrankungen -  Lewis D.J. Hartmann

Tierhaltung bei psychischen Erkrankungen (eBook)

Hunde & Katzen bei Depression, Angst, PTBS und Burnout
eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
388 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-6951-6542-1 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
45,99 inkl. MwSt
(CHF 44,90)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
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Dieses Buch zeigt, wie Hunde und Katzen Menschen mit Depression, Angststörung, Panikstörung, Posttraumatischer Belastungsstörung und Burnout im Alltag stützen, ohne die Tiere zu überfordern. Die Grundlagen aus Neurologie und Psychologie werden verständlich erklärt: wie Stressketten entstehen, weshalb längeres Ausatmen beruhigt, was Gewohnheitslernen leistet und wie planbare Rahmenbedingungen Angst mindern. Aus dem Wissen werden handfeste Routinen: Tuer Atelier für eine leise Flurkultur, Pausenplätze für kurze Entlastung, die Fensterminute, die Kiosk Minute, die Feierabendlinie mit klaren Enden. Leserinnen und Leser lernen, Begegnungen zu dosieren, Distanz klug zu nutzen und Szenen früh zu schließen. So entsteht eine Sicherheitsarchitektur aus Räumen, Ritualen und Zeiten, die beiden Nervensystemen gut tut. Der Ratgeber verbindet Empathie und Praxis: Schritt für Schritt Skripte, Gesprächsleitfäden für Therapie, Tierarzt und Training, Pläne zum Kürzen für einen Tag, zwei Tage und drei Tage, kooperative Pflege, Reisen in kleinen Portionen sowie klare Regeln für das Abgeben im Alltag. Lange Geschichten machen spürbar, wie Stabilität im Kleinen wächst, mit Erfolgen und Rückschlägen, jeweils mit Triggerhinweisen, damit die Lektüre selbstbestimmt bleibt. Tierethik steht im Mittelpunkt: Funktion vor Form, keine Qualzuchten, kein Schutzauftrag für den Hund, kein Zwang. Statt großer Versprechen setzt das Buch auf Wiederholbarkeit: kleine Schritte, die verlässlich stattfinden und dadurch tragen. Es richtet sich an Betroffene und Fachleute gleichermaßen und ergänzt Behandlung und Training um leise, wirksame Routinen, die Tage tragfähig machen, für Mensch und Tier. Zielgruppe: Betroffene, Angehörige, Therapeutinnen und Therapeuten, Tierärztinnen und Tierärzte, Trainerinnen und Trainer. Schwerpunkte: Neurologie und Psychologie in Alltagssprache, Rituale und Skripte, Sicherheitsarchitektur zu Hause und unterwegs, Tiergesundheit und Verantwortung. Besonderheiten: Lange Fallgeschichten mit Triggerhinweisen, Selbstchecks, alle Vorlagen direkt im Buch, keine externen Downloads, ausdrücklich keine Qualzuchten und keine Zwangsmittel.

Kapitel 2


Der Mensch im Mittelpunkt – Neurologie, Psychologie, Neurobiologie


Triggerhinweis: Angst, Panik, PTBS, Schlaf.

Das Nervensystem ist älter als unsere Wörter. Es reagiert auf Signale: Wärme, Geruch, Rhythmus, Blick, Tonfall. Sicherheit ist deshalb zuerst ein Zustand, nicht eine Meinung. Man erkennt ihn daran, dass der Atem tiefer wird, Schultern sinken, der Blick weiter wird. Ein Tier kann solche Zustände anstoßen, nicht aus Magie, sondern weil es biologisch kompatible Reize liefert. Wer das begreift, hört auf, sich zu beschimpfen, wenn Motivation nicht vor der Handlung auftaucht. Motivation kommt nach dem kleinen Schritt. So ist das System verdrahtet.

Gas und Bremse – warum der Ausatem so mächtig ist


Im Körper gibt es ein Gaspedal (Sympathikus) und eine Bremse (Parasympathikus, mit dem Vagus als wichtigster Leitung). Angst, Eile, Grübeln treten aufs Gas.

Langer Ausatem tritt auf die Bremse. Beim Gehen mit dem Hund lässt sich das einschleifen: drei Schritte ein, vier Schritte aus. Bei der Katze kann der Schnurr-Takt der Metronom sein, in den du den Ausatem legst. Nach 60–90 Sekunden wird die Welt etwas breiter. Nicht spektakulär. Genug.

Stichpunkte – Vagus aktiv im Alltag

  • Stimme: langsamer, weicher, weniger Lautstärke.
  • Blick: Hund kurz und weich (2 Sek.), Katze langsam blinzeln, dann abwenden.
  • Rhythmus: gleichmäßig gehen; Spiel in klaren Intervallen, nicht hektisch.
  • Berührung: nur freiwillig. Hand ans Fell, wenn das Tier Nähe anbietet.

Das Stresssystem – Alarm und Entwarnung


Wenn das Gehirn Gefahr wittert (real oder gedacht), steigt der Alarm: Puls hoch, Muskeln spannen, Cortisol hilft kurzfristig. Problematisch wird es, wenn Entwarnung ausbleibt. Tiere liefern wiederholbare Gegenbeweise: gleiche Strecke, gleiche Geste, derselbe Satz. Entwarnung ist kein Vortrag, sondern Routine. Der Körper lernt in kleinen, gleichbleibenden Stücken, dass heute nicht gestern ist.

Merksatz: Entwarnung ist eine Gewohnheit.


Interozeption – Körpersignale neu lesen


Viele Symptome – Herzklopfen, Hitze, Enge, Schwindel – sind reale Körpersignale, die fälschlich als Gefahr gedeutet werden. Ein Tier bietet sichere Gegenreize: das Gewicht einer Katze auf dem Oberschenkel, der gleichmäßige Schritt eines Hundes, das timide Klacken der Krallen auf dem Bordstein. Mit solchen Reizen überschreibst du die Bedeutung: „Das ist Anspannung, nicht Katastrophe.“ Das ist keine Verdrängung, sondern eine Richtigstellung.

Stichpunkte – 3–2–1 mit Tier

  • 3 Dinge sehen (Fenstersims, Ohrspitze, Lichtfleck),
  • 2 hören (Straße, Schnurren),
  • 1 fühlen (Fell/Leine).

Dann benennen: „Hier. Jetzt. Genug.“

Erinnerung neu verknüpfen – Reconsolidation im Alltag


Erinnerungen sind nicht starr. Wenn sie aktiviert werden, lassen sie sich neu abspeichern – wenn zeitgleich Sicherheitsreize präsent sind. Darum lohnt es sich, vor einer schwierigen Stelle die Hand ans Fell zu legen (nur auf Einladung), währenddessen langsamer auszuatmen und danach eine kleine, konkrete Handlung zu schließen: Wasser eingießen, „Danke, das reicht.“ So bekommt das alte Muster ein neues Etikett. Keine Heldentat, ein Kabeltausch.

Sprache, die trägt


Der Körper hört mit. Sätze wie „Ich muss funktionieren“ erhöhen Druck. Sätze wie „Klein reicht“ oder „Ich gehe nur schauen“ öffnen das Lernfenster. Es hilft, Sprache an Handlung zu koppeln: Leine in die Hand → „Klein reicht.“ Federangel weg → „Jetzt ist es leise.“ Nach einigen Tagen ist der Satz nicht mehr nur Wort, sondern Bewegung.

Merksätze


  • Lernen braucht Dosis, nicht Drama.
  • Motivation folgt der Handlung.
  • Sätze sind besser, wenn sie Körper haben.

Polyvagale Perspektive im Alltag – soziale Sicherheit in kleinen Dosen


Man muss kein Fachwortfreund sein, um zu spüren, was „soziale Sicherheit“ bedeutet. Es ist die Art, wie ein Gesicht weich wird, wenn es uns ansieht; der Tonfall, der nichts verlangt; ein Körper, der nicht zu nah kommt und doch nicht fern bleibt.

Diese Signale landen schneller im Nervensystem als Gedanken. Hunde und Katzen sind in dieser Grammatik hervorragende Lehrmeister, weil sie mit Prosodie, Blick und Rhythmus umgehen wie Musiker: Sie hören, ob ein Raum freundlich klingt, und antworten mit ihrem eigenen Takt.

Wenn du mit einem Hund sprichst, der zu dir aufblickt, und du hörst deine Stimme weicher werden, hast du bereits die Bremse im System berührt. Wenn du mit einer Katze langsam blinzelst und den Blick abwendest, stellst du ein Angebot in den Raum, das keine Rechnung enthält. Diese Angebote sind klein, aber sie stapeln sich:

Sie zeigen dem Körper immer wieder, dass Nähe möglich ist, ohne dass jemand zu nahe tritt.

Sicherheits-Mikros (alltagstauglich):

  • Prosodie: Worte langsamer, Stimmhöhe etwas tiefer, Sätze kürzer.
  • Mimik: Stirn weich, Blick nicht bohrend, Mund leicht gelöst.
  • Gestik: Hände sichtbar, Bewegungen rund statt eckig.
  • Rhythmus: Gleichmäßige Schritte (Hund), wiederkehrende Spiel-Pausing (Katze).
  • Distanz: Du bietest Nähe an, du nimmst sie nicht.

Merksatz: Sicherheit ist ein Ton, nicht ein Vortrag.


Schlaf & Licht – die Uhr neu hängen


Schlaflosigkeit ist selten „nur im Kopf“. Sie ist oft ein verschobener Takt. Der Körper braucht morgens Licht und Bewegung und abends Weniger. Ein Hund erledigt die Morgenhälfte fast von allein: Der erste Gang liefert Helligkeit, Luft, gleichmäßige Bewegung – drei Reize, die die innere Uhr synchronisieren. Eine Katze hilft bei der Abendhälfte: Wenn du die Leise-Zeit einläutest – Licht dimmen, kurz spielen, Beute anbieten, dann Stille –, begreift dein Körper, dass der Tag eine Grenze besitzt.

Die Kunst liegt nicht in der Menge, sondern in der Wiederholung. Zwei Minuten am Fenster mit der Katze sind für die Uhr mehr wert als ein unregelmäßiger Abendspaziergang, der erst um Mitternacht stattfindet. Der Hund muss keinen Marathon laufen; er muss zuverlässig die Morgendämmerung in deine Augen bringen. Der Rest ist Physik: Licht trifft Netzhaut, Signale wandern in jene Regionen, die Hormone takten. Worte überzeugen schlecht – Helligkeit überzeugt gut.

Stichpunkte – Schlaf freundlich vorbereiten:


  • Abends: Eine Stunde vor dem Schlaf das helle Licht reduzieren; keine „schnellen“ Spiele mehr.
  • Übergangsritual: letzter Gang (Hund) in Niedrigtempo / kurzes Spiel mit klarem Ende (Katze).
  • Satzanker: „Jetzt ist es leise.“ – jeden Abend gleich.
  • Morgens: Fenster auf, zwei Atemzüge, Fell begrüßen, wenn Nähe angeboten wird.

Merksatz: Schlaf folgt dem Takt, nicht der Willenskraft.


PTBS-Basislinie – Untererregung, Übererregung und das Fenster dazwischen


Trauma schreibt nicht nur Geschichten in den Kopf; es schreibt Zustände in den Körper. An manchen Tagen ist alles zu laut, zu nah, zu schnell – Übererregung. An anderen ist alles weit weg, als läge eine Scheibe zwischen dir und der Welt – Untererregung/Dissoziation. Das Ziel ist nicht, nie wieder auszuschlagen, sondern das Fenster der Toleranz zu verbreitern: der Bereich, in dem man fühlen und handeln kann.

Tiere können helfen, weil sie sichere, analoge Reize liefern. In Übererregung nützt eine verlangsamte Außenwelt: gleichmäßige Schritte, Bogen um Menschen, eine Bank am...

Erscheint lt. Verlag 3.12.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Angst / Depression / Zwang
ISBN-10 3-6951-6542-1 / 3695165421
ISBN-13 978-3-6951-6542-1 / 9783695165421
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