Heracleon Philologus
Gnostische Johannesexegese im zweiten Jahrhundert
2019
Mohr Siebeck (Hersteller)
978-3-16-157224-1 (ISBN)
Mohr Siebeck (Hersteller)
978-3-16-157224-1 (ISBN)
Herakleon war ein bekannter gnostischer Lehrer des antiken Christentums. Seine Fragmente stammen aus dem ältesten Manuskript einer neutestamentlichen Vorlesung, in der Herakleon das Johannesevangelium erklärte. Auf dieser Grundlage zeichnet Ansgar Wucherpfennig nach, wie die Gnosis im christlichen Umfeld einer griechisch-römischen Bildungsschicht im 2. Jahrhundert entstanden ist.
Ausgangspunkt dieser Untersuchung zu Herakleon ist der Streit um den gnostischen Charakter des Johannes-Evangeliums. Ansgar Wucherpfennig leistet damit einen Beitrag zu einer umfassenderen Theologiegeschichte des 1. und 2. Jahrhunderts. Herakleons Bedeutung für diese Phase der Entstehung christlicher Theologie ist bislang in Folge seines Rufs als gnostischer Lehrer verborgen geblieben. Nach den antiken Quellen war Herakleon nämlich ein Gnostiker der Schule Valentins. Herakleons Fragmente sind als Zitate bei Origenes überliefert. Ihre detaillierte Untersuchung ergibt, daß sie seinen Versuch dokumentieren, das Johannes-Evangelium nach den Regeln zeitgenössischer Bildung auszulegen. Die Schrift, der Herakleons Fragmente entstammen, ist also der älteste erhaltene wissenschaftliche Kommentar zum Neuen Testament. Herakleon hat ihn als Manuskript für einen Unterricht verfaßt, in dem er das Evangelium weitgehend kursorisch erklärt hat. Die Fragmente seines Kommentars lassen Aspekte frühchristlicher Schöpfungslehre und Anthropologie und Ansätze zu einer gesamtbiblischen Theologie erkennen. Für seine Schriftauslegung konnte Herakleon auf den Methodenplan der Philologie zurückgreifen, die sich seit der Zeit des Hellenismus als eigenständige wissenschaftliche Disziplin etabliert hatte. Das erlaubt Ansgar Wucherpfennig neue Rückschlüsse auf die Entstehung der Gnosis im 2. Jahrhundert. Sie erweist sich in Herakleons Kommentar als ein ambivalentes Phänomen: Einerseits kennzeichnet die Gnosis das Bemühen des Christentums, sich im gesellschaftlichen Umfeld der Kaiserzeit als konkurrenzfähige Lehre darzustellen. Andererseits zeigt Herakleons gnostisierende Erklärung des Johannes-Evangeliums, daß das monotheistische jüdische Erbe des Christentums bei diesem Bemühen in eine ernstzunehmende Krise gerät. This examination of Heracleon is based on the dispute which took place in the 20th century surrounding the gnostic character of the Gospel of John. According to sources in antiquity, Heracleon was a gnostic in the school of Valentinus. Between 150 and 170 AD he wrote a commentary on the Gospel of John. This commentary is the first scholarly investigation of a New Testament Scripture which uses the methodological framework of Hellenistic philology. The comparison between the Gospel of John and Heracleon's commentary shows the themes which accompanied the rise of gnosticism in the second century.
Ausgangspunkt dieser Untersuchung zu Herakleon ist der Streit um den gnostischen Charakter des Johannes-Evangeliums. Ansgar Wucherpfennig leistet damit einen Beitrag zu einer umfassenderen Theologiegeschichte des 1. und 2. Jahrhunderts. Herakleons Bedeutung für diese Phase der Entstehung christlicher Theologie ist bislang in Folge seines Rufs als gnostischer Lehrer verborgen geblieben. Nach den antiken Quellen war Herakleon nämlich ein Gnostiker der Schule Valentins. Herakleons Fragmente sind als Zitate bei Origenes überliefert. Ihre detaillierte Untersuchung ergibt, daß sie seinen Versuch dokumentieren, das Johannes-Evangelium nach den Regeln zeitgenössischer Bildung auszulegen. Die Schrift, der Herakleons Fragmente entstammen, ist also der älteste erhaltene wissenschaftliche Kommentar zum Neuen Testament. Herakleon hat ihn als Manuskript für einen Unterricht verfaßt, in dem er das Evangelium weitgehend kursorisch erklärt hat. Die Fragmente seines Kommentars lassen Aspekte frühchristlicher Schöpfungslehre und Anthropologie und Ansätze zu einer gesamtbiblischen Theologie erkennen. Für seine Schriftauslegung konnte Herakleon auf den Methodenplan der Philologie zurückgreifen, die sich seit der Zeit des Hellenismus als eigenständige wissenschaftliche Disziplin etabliert hatte. Das erlaubt Ansgar Wucherpfennig neue Rückschlüsse auf die Entstehung der Gnosis im 2. Jahrhundert. Sie erweist sich in Herakleons Kommentar als ein ambivalentes Phänomen: Einerseits kennzeichnet die Gnosis das Bemühen des Christentums, sich im gesellschaftlichen Umfeld der Kaiserzeit als konkurrenzfähige Lehre darzustellen. Andererseits zeigt Herakleons gnostisierende Erklärung des Johannes-Evangeliums, daß das monotheistische jüdische Erbe des Christentums bei diesem Bemühen in eine ernstzunehmende Krise gerät. This examination of Heracleon is based on the dispute which took place in the 20th century surrounding the gnostic character of the Gospel of John. According to sources in antiquity, Heracleon was a gnostic in the school of Valentinus. Between 150 and 170 AD he wrote a commentary on the Gospel of John. This commentary is the first scholarly investigation of a New Testament Scripture which uses the methodological framework of Hellenistic philology. The comparison between the Gospel of John and Heracleon's commentary shows the themes which accompanied the rise of gnosticism in the second century.
Geboren 1965; 1986-91 Studium der Philosophie und Theologie; 1991 Diplom in katholischer Theologie; 1991-93 Noviziat im Jesuitenorden in Münster; 1993-94 Mitarbeit am Canisiuskolleg, Berlin-Tiergarten; 1994-96 Lizentiatsstudium der Bibelwissenschaften am Biblicum in Rom; 2000 Promotion; seit 2000 Assistent des Novizenmeisters im deutschsprachigen Noviziat der Jesuiten in Nürnberg.
| Erscheint lt. Verlag | 10.12.2019 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament |
| Verlagsort | Tübingen |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Religion / Theologie ► Christentum |
| Schlagworte | Herakleon • Johannesevangelium • Theologiegeschichte |
| ISBN-10 | 3-16-157224-6 / 3161572246 |
| ISBN-13 | 978-3-16-157224-1 / 9783161572241 |
| Zustand | Neuware |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
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