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Schma Ysrael Höre Israel (eBook)

Prophetie im Tanach und Neuen Testament
eBook Download: EPUB
2025
440 Seiten
BoD - Books on Demand (Verlag)
9783819257346 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schma Ysrael Höre Israel - Peter M. Hirsekorn
Systemvoraussetzungen
19,99 inkl. MwSt
(CHF 19,50)
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Bei der biblischen Prophetie geht es weder um Wahrsagerei nach Art der Astrologen oder um Traumdeuter, noch in erster Linie um Utopien und Dystopien der Zukunft. Zwar hat es dies in der Antike natürlich auch gegeben, aber das hat praktisch wenig mit dem zu tun, was unter biblischer Prophetie zu verstehen ist. Biblische Prophetie ist der kritische und zukunftsweisende Aspekt der christlichen Botschaft. Konstituierend für die Prophetie im alten Israel war nicht primär der futuristische Aspekt, sondern das Primat lag auf der Übermittlung einer Botschaft, die von Gott stammt. Diese Gottesbotschaft kann durchaus auch Zukunft ansagen, soll aber in erster Linie die Gegenwart erhellen und die Menschen mit dem Willen Gottes konfrontieren. Biblische Prophetie weist sowohl ethische als auch utopische Zivilisationskritik auf. Sie soll Gemeinschaft stiften und schon im Tanach, der hebräischen Bibel, ist ihr Inhalt Gottes Heilswille, der sich in Bund, Gebot und Verheißung artikuliert. Im Laufe der Entwicklung rückten dann Aspekte einer Vermittlung »göttlicher Geheimnisse« im Rahmen der Apokalyptik bzw. eine Form der »Selbsterschließung des göttlichen Wesens» stärker in den Mittelpunkt.

Peter Hirsekorn, Jahrgang 1957, war nach kaufmännischer Ausbildung und Studium der Neueren Geschichte, Politologie und Anglistik an der FU Berlin und den USA in unterschiedlichen Leitungsfunktionen, zuletzt als CEO der Portum AG in Frankfurt/Main, tätig. Seit 2016 lebt er mit seiner thailändischen Familie überwiegend in Pattaya und Udon Thani. Er veröffentlichte seitdem einige Bücher über die thailändische Geschichte und Kultur und leitet seit 2021 ehrenamtlich das Begegnungszentrum Pattaya (www.bzpattaya.com). Nach seiner Ordination 2023 nimmt er zusätzlich das Amt des Pastors der freien Evangelischen Gemeinde Pattaya (www.egpattaya.com) wahr. Nach seinem Buch über Aufstieg und Fall des antiken Israels legt der Autor nun eine Kompilation über die biblische Prophetie vor. Ende 2025 ist die Publikation eines weiteren Buches geplant, welches sich der Offenbarung/Apokalypse des Johannes widmen wird.

Kapitel 2: Geschichte und Merkmale der israelitischen Prophetie


Die Geschichte der Prophetie in Israel beginnt etwa um 1.000 vC im Zuge des entstehenden Königtums. Seit Anbeginn weist die Prophetie einen konkreten Bezug zum politischen und gesellschaftlichen Geschehen auf. Alle antiken Reiche im Vorderen Orient waren monarchisch-autoritär verfasst, mit einem autokratischen Herrscher an der Spitze. Die Monarchie wurde häufig als alternativlos betrachtet und galt als naturnotwendig. Nicht zuletzt deshalb, weil dies auch dem Willen der Götter entsprach und deshalb die Welt auch so geordnet haben.

In der Antike gab es keine Gewaltenteilung. Der Herrscher war Legislative, Exekutive und Judikative in Personalunion. Da der Herrscher das Recht personifizierte, konnte man sich auf kein Recht gegen ihn berufen. Expressiv verbis dafür steht der Codex Hammurapi, eine babylonische Sammlung von Rechtssprüchen aus dem 18. Jh vC und bedeutende Quelle keilschriftlich überlieferter Rechtsordnungen. Namensgeber war Hammurapi, der sechste König der ersten babylonischen Dynastie. Die einzige Verantwortung des Herrschers bestand nur gegenüber den Göttern. Des Weiteren kannten die antiken Reiche keine Trennung zwischen Religion und Staat. Alle Tempel waren Herrschertempel, Reichstempel, die Priester erhielten ihre Bezahlung aus der Schatulle des Königs. So war denn auch der Salomonische Tempel laut biblischer Darstellung architektonisch ein Teil des Königspalastes.

Die Begriffe „Staat“ und „Politik“


Alttestamentliche Veröffentlichungen sprechen fast selbstverständlich vom »Staat« und beziehen sich dabei in der Regel auf die Zeit der Monarchien im Nordreich Israel und im Südreich Juda. Fast genauso selbstverständlich wird die Geschichte Israels in drei Epochen eingeteilt: die vorstaatliche, staatliche gleich monarchische und die nachstaatliche Zeit. Keine dieser Festlegungen kann jedoch fraglos als Grundlage der folgenden Ausführungen dienen. Die meisten Staatskundler unterscheiden einen engeren und einen weiteren Begriff des Staates. Der engere umfasst nur den Staat der europäischen Neuzeit, für den folgende Merkmale kennzeichnend sind: Territorialität der Ordnung (Gebietsherrschaft), Gewaltmonopol, Zentralisierung und organisatorisch-hierarchische Durch bildung der Herrschaftsbefugnis, Souveränität als Verfügungsmacht über den Rechtszustand, aktenmäßig arbeitende Verwaltung, Institutionalisierung von Ämtern durch genau umgrenzte Aufgabenbereiche und die Trennung von Amt und Person. Auf alle vormodernen Herrschaftsgebilde einschließlich der griechischen Polis sei der weitere Begriff der „politischen Ordnung“ anzuwenden, vom Staat könne nur im uneigentlichem Sinn die Rede sein.

Der Begriff des Politischen ist demgemäß ein weiterer, jedoch ebenfalls nicht universaler. Er kann erstmals auf die Stadtstaaten des antiken Griechenlands angewandt werden, denn eben in diesen Staaten habe sich die Entdeckung des Handelns, der Wahl und der Entscheidung vollzogen. Auf die altorientalischen Reiche sei dagegen weder der Begriff des Staates noch der des Politischen anwendbar. Der Pharao habe das kosmische Ordnungsprinzip, die Ma’at zu wahren; er müsse den Kosmos vor dem Chaos bewahren, und dazu »handele« er zeremoniell, kultisch, rituell; er wahre die kosmischen Rhythmen, aber er wähle und entscheide nicht.

Dieser Position gegenüber hat der Ägyptologe Rolf Gundlach die Anwendung des Staatsbegriffs auf altorientalische Reiche verteidigt, denn erst dieser ermögliche es, die altorientalischen und modernen Gebilde überhaupt sinnvoll miteinander zu vergleichen. Jan Assmann hat darüber hinaus die Anwendung des Begriffs des Politischen auf die altorientalischen Reiche verteidigt.

In seiner Innenansicht stellt sich der ägyptische (und ich glaube, man kann das verallgemeinern und sagen:) der altorientalische Staat als ein Institut der Gerechtigkeit dar. Ma’at, also Recht, Wahrheit, Ordnung in Ägypten, kittu und mescharu, also Recht und Gerechtigkeit in Mesopotamien, und ascha, Gerechtigkeit und Wahrheit in Altiran sind die zentralen Begriffe aller politischen Diskurse, die es auch hier gegeben hat, auch wenn sie nicht um die Frage nach der besten Verfassung, sondern eher um die Grundlagen von Herrschaft und Gemeinschaft kreisten.“ Es scheint also angemessen, auch im Bereich des Alten Orients und des Alten Israel von einem Staat zu sprechen, wenngleich in der Folge der m.E. nach angemessenerem Begriff „Reich“ Verwendung finden soll. Eine auf archäologischen Daten basierende Definition des Staates nennt u.a. folgende Indizien: eigene Verwaltungssprache und - schrift, Monumentalarchitektur in Stein, Massenproduktion von Keramik, staatliche Funktionalbauten, zentrale Organisation, Grenzsicherung durch Forts, überregionale Vorratshaltung und eine entsprechende Verwaltung. In welchem Maße herrschaftliches Handeln auch im Alten Orient von Verhandlungen und Entscheidungen zwischen verschiedenen Akteuren geprägt ist, kann auf Grund der Quellenlage, insbesondere am Beispiel von Mari, aber auch von Israel gezeigt werden. In praktischer Hinsicht sind die Unterschiede zwischen Orient und Okzident wie auch zwischen Altertum und Neuzeit etwas geringer als in theoretischer Hinsicht.

In der Frühphase der Bibelforschung wurde noch die Auffassung verbreitet, Mose habe den Israeliten vor der Zeit der Landnahme eine Staatsverfassung gegeben, die dann von der Monarchie abgelöst wurde. Die Pentateuchkritik der historisch-kritischen Bibelwissen-schaft32 allgemein und insbesondere Wellhausen haben diese Sicht widerlegt: Das Mosaische Gesetz ordnet keinen Staat, es ist der Ausgangspunkt nicht für die Geschichte des alten Israel, sondern für die des Judentums, d.h. der Religionsgemeinde, welche das von Assyrern und Chaldäern vernichtete Volk überlebte.

Diese neue Auffassung von der Epochenabfolge, die nach Wellhausen allgemeine Anerkennung erlangte, lautet: Vorstaatlicher Stämmeverband =>monarchischer Staat => babylonisches Exil => religiöse Gemeinschaft. Beispielhaft sei dafür aus der Geschichte Israels von Martin Noth zitiert: „Die Institution des Königtums auf dem Boden Israels war nun [587 vC] zu Ende gegangen. Sie war aufs Ganze der Geschichte Israels gesehen nur eine Episode gewesen. Sie war erst aufgekommen, nachdem die israelitischen Stämme vereint in einem sakralen Bunde schon über zwei Jahrhunderte lang auf dem Boden des palästinischen Kulturlandes gelebt hatten; und sie hatte als unabhängige Einrichtung in den beiden Staaten Israel und Juda nicht länger als nur zweieinhalb Jahrhunderte bestanden; dann war nur noch das Vasallenkönigtum im Staate Juda für anderthalb Jahrhunderte davon übriggeblieben. Für mehr als vier Jahrhunderte blieb in der Folgezeit Israel ohne König und ohne staatliches Eigenleben […] Israel war nunmehr die große Kultgemeinde dieses Heiligtums [des zweiten Tempels].“

Dieses klassisch gewordene Bild der staatlichen Entwicklung Israels ist im Blick auf alle drei Epochen zu hinterfragen.

1. Im Blick auf die vormonarchische Epoche ist zuerst zu fragen, ob und wenn ja, welche Quellen für eine Rekonstruktion der gesellschaftlichen Verfasstheit Israels in jener Zeit zur Verfügung stehen. Die Texte des Pentateuchs/Hexateuchs33 kommen dafür aus zwei Gründen nicht in Frage: Erstens - dies ist bekannt undmuss hier nur wiederholt werden - stammen sie aus sehr viel späteren Zeiten und enthalten keine historisch verwertbaren Informationen über die Herrschaftsstrukturen der vormonarchischen Zeit. Zweitens beschreiben sie überhaupt gar keine vorstaatliche Zeit, denn in gewisser Weise ab den Vätergeschichten der Genesis, dann aber vor allem ab dem Exodusbuch wird Israel als politisches Gemeinwesen dargestellt. Schon das Bundesbuch (Ex 20,24-23,19), dann das Deuteronomium (Dtn 12-26) und schließlich vor allem die priesterlichen Gesetze in den Büchern Leviticus und Numeri stellen für antike Verhältnisse außerordentlich differenzierte und umfangreiche Gesetzgebungen dar, die jeweils eine vollständige politische Ordnung konstituieren. Gemäß der Darstellung des Hexateuchs beginnt die Staatlichkeit Israels lange vor der Einrichtung der Monarchie und insbesondere die mosezeitliche Staatlichkeit übertrifft die israelitische und judäische Monarchie, wie sie in den Samuel- und Königsbüchern dargestellt wird, hinsichtlich ihres Institutionalisierungsgrades bei weitem.

2. Die Monarchie erscheint im Leseablauf des Deuteronomistischen Geschichtswerks als zweifacher Rückschritt, zum einen von einer partizipativen Form der Herrschaftsausübung zu einer hierarchischen und zum andern von einem differenzierten System von demokratisch besetzten Ämtern und Institutionen zu einer Königs-Entourage mit wenigen, überwiegend verwandtschaftlich verbundenen Gefolgsleuten. Wer diese Abfolge historisch verstehen möchte, muss einen beispiellosen kulturgeschichtlichen Rückwärtssalto beschreiben. Sachgemäßer ist es, das Selbstverständnis der Pentateuch- und Hexateuch-Texte zu beachten, die eben keine Erinnerungen an vormonarchische Zeiten seinwollen, sondern Programmatik für eine...

Erscheint lt. Verlag 3.7.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Religion / Theologie Christentum Gebete / Lieder / Meditationen
Schlagworte Altes Testament • Amos • Jesaja • Neues Testament • Prophetie
ISBN-13 9783819257346 / 9783819257346
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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