Kunst, Arbeit, Freiheit (eBook)
308 Seiten
BoD - Books on Demand (Verlag)
978-3-8192-4001-0 (ISBN)
Fredrik Forsblad studierte an der LMU München Philosophie, Theologie und Geschichte und war viele Jahre als Chef vom Dienst für die Funke Medien Gruppe tätig. Bislang sind vom Autor zwei Bücher erschienen: "Let it be, das letzte Album der Beatles" sowie "Please Please Me. Der Sprung nach oben", also zwei Bücher über die Beatles. Kein Wunder, in seiner Freizeit spielt und singt der Autor in der renommierten Band BeatHotel. Nun erscheint am 16. 06. 2025 sein drittes Buch: "Kunst, Arbeit, Freiheit. In das Ganze hineingelockt"!
* ARBEIT *
Historischer Bedeutungswandel der Arbeit
Der Begriff der Arbeit hat sich im Laufe der Zeiten stark gewandelt. Im antiken Griechenland wurde körperliche Arbeit als etwas betrachtet, das von freien Bürgern vermieden werden sollte. Sie galt als notwendiges Übel, das von Sklaven oder Handwerkern verrichtet wurde. Die Gesellschaft in Athen war in vier Klassen unterteilt: Bürger und Frauen, Metöken, also Bürger ohne Staatsbürgerschaft, und Sklaven. Bei den freien Bürgern gab es noch eine Adelsschicht, die angesehen war. Platon betrachtete Arbeit als eine notwendige, aber minderwertige Tätigkeit im Vergleich zu geistiger Betätigung, als deren Gipfel er die philosophische Erkenntnis rechnete. In der Politeia (Der Staat) beschreibt er eine ideal organisierte Gesellschaft, in der Arbeit von denjenigen erledigt wird, die zur Klasse der Bauern, Handwerker und Händler gehören. Diese Klasse unterscheidet sich von den Wächtern (Kriegern) und den Philosophen-Königen, die das höchste Wissen besitzen und daher befähigt sind, die Gesellschaft zu lenken. Diese Dreiteilung des Staates entspricht den drei Seelenteilen des Menschen. Der begehrende Teil (Epithymetikon/ ἐπιθυμητικόν) verlangt nach sinnlichen Freuden wie Essen, Trinken und Reichtum. Der mutige Teil (Thymoeides/ θυμοειδές) ist der Sitz von Ehre, Mut und Willenskraft und schließlich der höchste, weil vernünftige Teil (Logistikon/ λογιστικόν) strebt nach Wahrheit und Weisheit.
Ein gutes Leben (eudaimonia) entsteht, wenn diese drei Teile in einer harmonischen Ordnung stehen, wobei die Vernunft die Führung übernimmt, die Willenskraft sie unterstützt und die Begierden gezügelt werden. Hierbei sieht Platon die Gerechtigkeit (Dikaiosyne) als den Schlüssel zum guten Leben. Seine Vorstellung von Gerechtigkeit basiert auf der Idee, dass jeder das tun sollte, was seiner Natur und Fähigkeit am besten entspricht. Gerechtigkeit bedeutet hier, dass jeder Seelenteil seine angemessene Rolle einnimmt: Die Vernunft herrscht, der Mut unterstützt, und die Begierden werden gezügelt. Dies führt zu innerer Harmonie. Gerechtigkeit ist also ein Prinzip der Ordnung, bei dem jedes Element im Staat und in der Seele seine natürliche Aufgabe erfüllt. Sie ist also nicht eine Frage individueller Rechte, sondern ein harmonisches Gleichgewicht im Individuum wie auch in der Gesellschaft. Gerechtigkeit besteht darin, dass jede Klasse ihre Funktion erfüllt, ohne in die Aufgaben der anderen einzugreifen.
Ein Mensch ist erst dann glücklich, wenn er in seiner Seele dieselbe Ordnung erreicht, die in einem idealen Staat vorherrscht: Die Vernunft soll regieren (wie die Philosophen-Könige). Der Mut soll die Vernunft unterstützen (wie die Wächter). Die Begierden sollen kontrolliert werden (wie die arbeitende Bevölkerung). Das gute Leben (Eudaimonia) ist demnach ein Leben, das von Gerechtigkeit, Weisheit und der harmonischen Ordnung der Seele geprägt ist. Glück ist nicht einfach nur Lust oder materieller Wohlstand, sondern die Verwirklichung der höchsten Tugenden und die Teilhabe an der Wahrheit. Ein ungerechtes Leben hingegen, in dem die Begierden über die Vernunft herrschen, führt zu Chaos und Unzufriedenheit.
In solch einer Einstufung war Arbeit also eine notwendige Funktion innerhalb der gesellschaftlichen Ordnung, aber in seiner Beschränkung nicht das höchste Ziel des Menschen. Arbeit, das erkannte Plato, war notwendig für das Überleben des Staates, doch wahre Tugend und Erkenntnis sowie Glückseligkeit konnten nur durch philosophische Reflexion erreicht werden. In seinem berühmten Höhlengleichnis veranschaulichte Platon, dass wahres Glück nur durch die Erkenntnis der Ideenwelt erreicht werden kann. Die meisten Menschen leben wie Gefangene in einer Höhle und halten Schatten an der Wand für die Wirklichkeit. Wer aber durch Philosophie die wahre Realität erkennt – die Idee des Guten , der führt das beste Leben. So ist Arbeit nicht die Voraussetzung für ein gelingendes Leben, da das Glück, wie Platon es definierte, nicht an äußeren Wohlstand oder körperliche Lust gebunden ist, sondern an die Erkenntnis des Guten.
Sein Schüler Aristoteles hatte die gleiche Sicht auf Arbeit. In seiner Nikomachischen Ethik unterschied er zwar zwischen Tätigkeiten, die der reinen Lebenserhaltung dienen, und solchen, die zur Entwicklung der Tugend beitragen. Aber wie Platon betrachtete er körperliche Arbeit und Handwerk als Tätigkeiten, die notwendig sind, aber nicht zur höchsten Form des Glücks (Eudaimonia) führen. Wahres Glück sah er wie sein Lehrer in der praktischen und theoretischen Betätigung des Geistes, insbesondere in Philosophie, Politik und ethischem Handeln. Zudem war Aristoteles überzeugt, dass einige Menschen von Natur aus zur Arbeit bestimmt seien, während andere, die freien Bürger, sich höheren Tätigkeiten widmen sollten. Sklavenarbeit war für ihn eine natürliche und selbstverständliche Grundlage der Gesellschaft.
Die Römer betrachteten Arbeit differenzierter, sie waren auch wesentlich pragmatischer veranlagt als die Griechen. Deren Gesellschaft war aufgeteilt in Patrizier, Plebejer und Sklaven, wobei die Patrizier privilegiert waren durch Abstammung, Besitz und politische Position. Die Plebejer bildeten zwar die Mehrheit der Bevölkerung ab und waren in Berufen tätig als Bauern, Handwerker, Händler und Arbeiter. Auf dem Land lebten die meisten Menschen als Bauern oder Viehzüchter. Sie versorgten die Menschen in den Städten mit Nahrungsmitteln. Händler brachten die Lebensmittel unter die Leute. Auch Ärzte gab es, die zum Teil bereits spezialisiert waren, wie der Wundheiler oder der Ophtalmologist. Auch Frauen waren berufstätig, sowohl auf dem Land als auch in der Stadt. Bei Ausgrabungen in Pompeji fand man einen Grabstein für eine Ärztin. Frauen der Oberschicht standen dem Haushalt vor, gaben den Sklaven Anweisungen und waren für die Erziehung der Kinder zuständig. Die Plebejer besaßen wenig Land, hatten aber zumindest Bürgerrechte. Den Bodensatz der Gesellschaft bildeten die Sklaven, die eines Herren Eigentum waren, und für alle Arbeiten eingesetzt wurden. Wenn man sich der hoch entwickelten Infrastruktur des römischen Reichs bewusst wird mit den Straßen, Aquädukten, Tempeln und Befestigungs– anlagen, kann man ermessen, was für ein Arbeitspensum vonnöten war, um alles aufzubauen. Mit der Arbeitskraft der Sklaven konnten die Bauwerke errichtet werden, auch die Arenen für Wagenrennen, Gladiatorenkämpfe und Theaterbesuche. Es war eine stark hierarchisch geprägte Gesellschaft, in der es eine klare Arbeitsaufteilung gab.
Cicero hatte eine ambivalente Haltung zur Arbeit, besonders zur körperlichen und handwerklichen Arbeit. Seine Sichtweise war stark von der aristokratischen römischen Oberschicht geprägt, die geistige und politische Betätigung höher bewertete als manuelle Arbeit. In seinem Werk „De Officiis” (Über die Pflichten) unterscheidet er verschiedene Arten von Arbeit: An oberster Stelle stehen die ehrenwerten Tätigkeiten, die mit geistiger Betätigung, Staatsführung, Philosophie oder Redekunst verbunden waren. Diese sah er als würdig an für einen freien und gebildeten Mann. Dann folgten die niederen Tätigkeiten, also körperliche und handwerkliche Arbeiten, beispielsweise Handwerker oder Händler, die Cicero als weniger ehrenhaft betrachtete, weil sie nach seiner Auffassung keinen intellektuellen oder moralischen Mehrwert boten und oft aus bloßem Gewinnstreben ausgeübt wurden. Schließlich gab es die unwürdigen Tätigkeiten, also Arbeiten, die mit körperlicher Anstrengung oder Dienstleistung verbunden waren (Arbeit von Sklaven oder Lohnarbeit). Diese Arbeiten galten als besonders verächtlich, da sie nach Ciceros Auffassung die Freiheit des Menschen einschränkten. Dass Cicero die geistigen und staatsmännischen Tätigkeiten hoch einschätzte, während er körperliche Arbeit als minderwertig betrachtete, lag daran, dass die Unfreien die niederen Arbeiten verrichteten. Auf dieser sozialen Grundlage sind die gesellschaftlichen Werte der römischen Oberschicht, für die politische und philosophische Betätigung als Ideal galt, als fragwürdig anzusehen.
Im Mittelalter erhielt die Arbeit durch die christliche Ethik eine neue Bedeutung. Sie wurde als Möglichkeit zur Buße und zur Verherrlichung Gottes betrachtet.
Augustinus betrachtete die Arbeit als Folge der Erbsünde, aber zugleich als Mittel zur Gottesnähe. Vor dem Sündenfall im Paradies war Arbeit für den Menschen nicht mühsam, sondern eine erfüllende Tätigkeit gewesen. Nach der Erbsünde wurde Arbeit zur Last und diente als Strafe Gottes („Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen”, Gen 3,19).
Gleichwohl hatte Arbeit einen positiven Aspekt: Arbeit konnte helfen, Müßiggang zu vermeiden und dem ggöttlichen Willen zu folgen. Besonders betonte Augustinus die kontemplative Lebensweise (Gebet, geistige Beschäftigung) als höherwertig im Vergleich...
| Erscheint lt. Verlag | 16.6.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Philosophie |
| Schlagworte | Arbeit • Freiheit • Kunst • Metamorphosen • Philosophie |
| ISBN-10 | 3-8192-4001-2 / 3819240012 |
| ISBN-13 | 978-3-8192-4001-0 / 9783819240010 |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
| Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich