Mental Health at Work (eBook)
300 Seiten
Vahlen (Verlag)
978-3-8006-7559-3 (ISBN)
Dieses Buch zeigt mit Herz, Haltung und Handwerkszeug, wie mentale Gesundheit im Arbeitsalltag gelebt werden kann.
Gemeinsam. Systemisch. Menschlich.
'Dieses Buch gibt dir die Erlaubnis, dich bei der Arbeit um deine psychische Gesundheit zu kümmern. Ignoriere sie nicht. Jetzt ist es an der Zeit, dein gesundes Selbst zurückzugewinnen.'
Michael Bungay Stanier, Autor des internationalen Bestsellers 'The Coaching Habit'
Was brauchen wir, um unsere bestmögliche Arbeit zu leisten, ohne unter physischen oder psychischen Belastungen zu leiden? Eine einfache Antwort auf diese Frage liefert dieses Buch nicht. Denn das Leben - und insbesondere unsere mentale Gesundheit - ist selten so simpel.
Dieses Buch ist vielmehr wie eine gute Therapie: ein ehrlicher Spiegel, der mit Empathie Licht ins Dunkel bringen möchte. Ein sicherer Raum, der anerkennt, dass weder das Leben zuhause noch im Job geradlinig verläuft. Und deshalb braucht es mindestens drei Dinge: Neugierde, Mitgefühl und mehr als zwei Schultern.
- Neugierde, um zu erforschen, was uns blockiert und bewegt.
- Mitgefühl, um den Gefühlen Raum zu geben, die damit einhergehen.
- Und Schultern, um die Last und Verantwortung gemeinsam zu tragen.
Dr. Carsten Schermuly, Professor für Wirtschaftspsychologie und Autor von 'Die Psychologie der Macht'
'Klug, innovativ und direkt ins Herz: Nora Dietrich zeigt, die Arbeitswelt von morgen gesünder wird.'
Dr. Eva Elisa Schneider, Expertin für mentale Gesundheit und Autorin von 'mental health matters'
Als approbierte psychologische Psychotherapeutin hat Nora Dietrich mehr als zehn Jahre Erfahrung in der stationären und ambulanten Psychotherapie. Als Expertin, Speakerin und Gründerin von Between People unterstützt sie Organisationen dabei, mentale Gesundheit auf die Agenda zu setzen und Beziehungen
als Klebstoff für Innovation zu verstehen. Sie wurde 2023 als LinkedIn Top Voice für »Work Life Balance« und von der Zeitschrift Personalwirtschaft als »Kopf des Jahres« für den Bereich Betriebliches Gesundheitsmanagement ausgezeichnet.
30Es hat Boom gemacht
Laut Schätzungen erreichte der weltweite Markt für Corporate Wellness im Jahr 2023 bereits einen Wert von beeindruckenden 62,38 Milliarden US-Dollar. Erwartet wird, dass er 2032 bei sage und schreibe 102,56 Milliarden US-Dollar liegen soll.16 Das nenne ich eine steile Wachstumskurve.
Wellbeing ist wie Phoenix aus der Asche gestiegen und heute plötzlich Teil einer ganzen Bewegung. Und trotzdem ist das nur die Spitze des Eisbergs. Denn bisher investieren Organisationen nur 1 bis 3% ihrer Lohnkosten in Wellbeing.17 Das ist im Vergleich zum möglichen Impact fast nichts.
Die gute Nachricht ist, dass die Zahl der Organisationen, die Mental-Health-Maßnahmen anbieten, stetig wächst. Gleichzeitig zeigt sich aber ein paradoxes Bild, denn trotz dieser Initiativen wächst auch der Stress in der Arbeitswelt weiter.18
Denn seien wir ehrlich: Ein Mangel an Coaching, Apps und Stressmanagement-Workshops ist oft nicht das Problem, sondern vielmehr das Symptom für ein viel tiefer verwurzeltes Problem wie fehlendes Feedback, schwindende emotionale Nähe zum Team, intransparente Kommunikation, ein hohes Ausmaß an Komplexität und Unsicherheit oder ein ego-getriebenes Leadership. Das größte Potenzial liegt nicht in fancy Benefits, sondern in der Arbeit an der Arbeit selbst.
Es ist die Organisationskultur, die unsere Wege der Zusammenarbeit bestimmt, und es sind unsere Wege der Zusammenarbeit, die sich auf unsere mentale Gesundheit auswirken. Wenn wir also echte Verantwortung für unsere Teams übernehmen wollen, müssen wir beides tun: Sorgen und Entlasten in Krisenzeiten und verhindern, dass sich diese Umstände wiederholen. Denn mentale Gesundheit ist keine Krisenintervention, sondern eine Kulturtransformation.
Worauf ist der Trend eine Antwort?
»Jeder von uns nimmt an einem Tag heute so viele neue Informationen auf, wie ein Bauer im Mittelalter in seinem ganzen Leben. Unser Gehirn muss damit klarkommen.« sagt Florence Gaub, Zukunftsforscherin. Alle drei Minuten werden wir während unserer Arbeit unterbrochen – durch E-Mails, Chat-Nachrichten oder die nächste Videokonferenz.
Wir sind überladen. Mit Informationen, Nachrichtenkanälen und rasanten technologischen Entwicklungen, die beeindruckend, aber komplex und damit verunsichernd sind. Gleichzeitig fehlt uns oft die Tiefe an Informationen und die Einladung zu echter Verbindung.
Doch Digital Detox Retreats, Apps, die sich mit Timer abschalten lassen, und 31Out-of-Office Policies bräuchte es nicht, wenn wir uns nicht nach etwas sehnen würden. Nämlich nach ungeteilter Aufmerksamkeit im Gespräch, Zeit für fokussiertes Arbeiten und das nostalgische Gefühl, unerreichbar zu sein.
Generation Regeneration
»Und warum sind ich und meine ganze Generation so depressiv?«
Samy Deluxe (Weck mich auf)
Obwohl Samy Deluxe nicht mehr zur Generation Z (geboren zwischen 1995 und 2010) gehört, trifft seine Songzeile das Erleben dieser Generation auf den Punkt. Groß geworden mit Eltern, die vor lauter Arbeit selbst wenig Raum hatten, abends erschöpft aufs Sofa gefallen sind und im Zweifel über ihren Job geklagt haben, wünscht sich Generation Z ein anderes Leben. Eine andere Beziehung zur Arbeit. Doch dafür ernten sie endlose Kritik und Vorurteile: unloyal, verwöhnt, sensibel oder zu fordernd – ihre Wünsche stoßen auf Verwunderung.
Obwohl die Generationsforschung immer wieder zeigt, dass solche Vorurteile eher Mythen19 als Fakten sind. Innerhalb einer Generation gibt es weitaus größere Unterschiede als zwischen den Generationen. Der kritische Blick auf die nachfolgende Generation, die sogenannte »Generational Myopia«, ist ein Phänomen, das sich schon bis in die Antike zurückverfolgen lässt.20
Was Gen Z antreibt
Gen Z will eine Welt mitgestalten, die vor allem eines ist: gesund. Gesundheit für uns und unseren Planeten. Eine Umfrage von Benify ergab, dass Programme für mentale Gesundheit zu den meistgewünschten Mitarbeiterbenefits der Generation Z gehören.21 Nimmt man sich die Zeit, hinter die Kulissen ihrer Bedürfnisse zu schauen, wird auch schnell deutlich, warum.
Anastasia Barner, Gründerin von FeMentor und Stimme der Gen Z, hat es schön gesagt: »Wir sehen den ganzen Tag schöne Bilder, doch sind hinter dem Screen zutiefst traurig.« Denn die Generation Z hat einzigartige Herausforderungen, die tiefe Spuren hinterlassen.
Als erste Generation, die eine Welt ohne ein digitales Ich nicht mehr kennt, ist sie nicht nur viel früher und intensiver mit globalen Krisen und Katastrophen konfrontiert. Sie wächst auch mit dem Credo auf: »Du kannst alles sein.« Doch was auf den ersten Blick wie Freiheit klingt, wird schnell zu einem ermüdenden Druck, alles sein zu müssen.
Gen Z ist die erste Generation, die sich nicht mehr nur mit ihren Peers vergleicht, sondern mit der ganzen Welt – und bleibt oft mit Selbstzweifeln zurück. Gleichzeitig war und ist die digitale Welt für viele eine heilende Flucht, die Chance, 32mit Gleichgesinnten in Kontakt zu treten und vom sicheren Hafen der Couch die Welt zu verstehen.
Doch als »Generation Krise« mussten viele während der COVID-19-Pandemie essenzielle Entwicklungsstufen isoliert durchleben. Statt sich zu verlieben, durch die Nächte zu tanzen, ihre Stärken in Praktika zu entdecken oder im ersten Job von Kolleginnen und Kollegen zu lernen, saßen sie zu Hause – allein. Und das zum Teil in hoch-kritischen Familienumfeldern.
Die verletzte Generation
Die Folgen dieser außergewöhnlichen Belastungen sind spürbar: Psychische Symptome und Erkrankungen sind bei Gen Z besonders verbreitet. Psychische Probleme machen bei den 10- bis 24-Jährigen mittlerweile 45% der Krankheitslast aus.22
Vor allem Angststörungen, Belastungsstörungen und depressive Störungen nehmen signifikant zu, sodass in den letzten zehn Jahren auch der Anteil der Fehltage aufgrund seelischer Belastungen bei jüngeren Beschäftigten um fast 50 Prozent gestiegen ist.23 Andererseits sucht die junge Generation heute häufiger Hilfe als Jugendliche in der Vergangenheit: 37% haben oder nehmen Psychotherapie wahr, bei Babyboomern liegt der Wert hingegen nur bei 22%.24
Die Generation Z zeigt eine bemerkenswerte Stärke: Sie sprechen über ihre Herausforderungen und suchen sich Hilfe. Vor allem zieht sie Schlüsse und fordert Veränderung. Statt sie als »Generation Schneeflocke« abzustempeln, sollten wir sie als treibende Kraft für eine gesündere Arbeitswelt anerkennen.
Eine Welt, die auch die Last vieler Babyboomer entlasten würde. Denn die Burn-out-Raten sind für 60- bis 64-Jährige im Vergleich zu allen anderen Altersstufen tatsächlich am höchsten,25 und die häufigste Gründe für Frühverrentung sind psychischer Natur.26 Denn die Babyboomer sind eine Generation, die wenig fühlen durfte und viel leisten musste. Häufig erst später im Leben realisieren sie, wie viele Opfer das erforderte.
Bis zu fünf Generationen arbeiten heute nebeneinander - oft mit völlig unterschiedlichen Perspektiven auf mentale Gesundheit. Für eine Organisation und ihre Teams bedeutet das, die vielfältigen Bedürfnisse zu erkennen, irgendwie in Einklang zu bringen und dabei unsere eigenen Sicht auf mentale Gesundheit tief zu reflektieren.27 Auf dem Weg dorthin dürfen wir uns vom Z für Zukunft der jungen Generation gern inspirieren lassen. Denn sie sind Beweger einer gesunden Revolution der Arbeitswelt - einer Vision, die wir alle brauchen.
33Zu wenig Schultern
Der Fach- und Arbeitskräftemangel steckt gefühlt erst in den Kinderschuhen. Trotzdem spüren zwei Drittel aller Mitarbeitenden schon heute die steigende Belastung durch fehlende Talente.28 Während wir mit Employer-Branding-Kampagnen fleißig die Werbetrommel für uns als Arbeitgeber rühren und uns darauf fokussieren, wer noch nicht bei uns arbeitet, vergessen wir manchmal die, die noch bei uns arbeiten. All die Talente, die wir halten wollen und müssen und die bereits aus allen Löchern pfeifen. Weniger Fachkräfte bedeutet, dass Organisationen versuchen, mehr mit weniger zu schaffen. Und das bis zur maximalen Effizienzgrenze. Die Ziele bleiben natürlich weiterhin hochgesteckt, doch die Schultern, die sie tragen, werden weniger. Um das zu kompensieren, übernehmen Führungskräfte mehr und mehr operative Aufgaben. In der Folge wird die »Mensch-Seite« von Führung und damit einer der wichtigsten Aspekte von Gesundheit im Job ein noch rareres Gut (siehe Seite 163). Die dauerhafte Unterbesetzung mündet in Überforderung, und in der Konsequenz verlieren wir, was wir so sehr brauchen: unsere Leistungsfähigkeit. Die Krankheitstage steigen und die Lücken im eh schon dünn gesäten Team noch größer. Ein Teufelskreis der Erschöpfung.
Als Reaktion sagen 74% aller Mitarbeitenden schon heute, dass Wellbeing ihnen dieses Jahr wichtiger ist als ihre Karriere. Sie sind nicht länger bereit, Gesundheit auf die Rente zu schieben, sondern suchen sie hier und jetzt im Job. (Wird hingegen in Mental-Health-Initiativen investiert, reduziert sich die Fluktuation um 60%.29)
Der Fachkräftemangel braucht also dringend mehr als eine Recruiting Strategie – er braucht eine Mental-Health-Strategie.
Die Rushhour des Lebens
»Ich bin eine bessere Mutter, wenn ich...
| Erscheint lt. Verlag | 12.6.2025 |
|---|---|
| Illustrationen | Sheyda Sabetien, Jana Stolz |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie ► Arbeits- und Organisationspsychologie |
| Wirtschaft ► Betriebswirtschaft / Management ► Personalwesen | |
| Wirtschaft ► Betriebswirtschaft / Management ► Unternehmensführung / Management | |
| Schlagworte | Arbeitsplatz • Burnout • Gesundheit • Gesundheitsmanagement • new work |
| ISBN-10 | 3-8006-7559-5 / 3800675595 |
| ISBN-13 | 978-3-8006-7559-3 / 9783800675593 |
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