Versäumte Selbsterkenntnisse (eBook)
366 Seiten
BoD - Books on Demand (Verlag)
978-3-8192-1895-8 (ISBN)
Johannes Simang, geb. 21.10.1952 in Marburg/ Lahn. Aufgewachsen in Berlin. Theologiestudium KiHo Berlin und an der Philipps Universität Marburg. Vikariat und Pastorat in Staaken. Ev. Pfarrer in Eisenhüttenstadt, Müllrose und Berlin-Friedrichshain. Landesbeauftragter der Männerarbeit der EKBO.
Kap. I
Ein waldreiches Land
Die Geschichte der Mark Brandenburg ist eine Erzählung von Macht, Ambitionen und dem Streben nach Expansion. Im frühen Mittelalter war die Region von slawischen Stämmen besiedelt, die in einer vielfältigen und oft unruhigen Landschaft lebten. Unter ihnen war die Mark, ein fruchtbares Land, das jedoch noch nicht vollständig erschlossen war.
In Aschersleben lebte ein Herrscher, dessen Name Albrecht war, aber dessen unstillbarer Expansionsdrang legendär wurde. Er war ein Mann von großer Weitsicht und noch größerem Ehrgeiz. Seine Träume waren geprägt von der Vorstellung, ein mächtiges Reich zu schaffen, das die Grenzen seines Landes überschreiten und die umliegenden Gebiete einbeziehen würde. Denn er war mit einem furchtbaren Leiden geschlagen – dem unstillbaren Drang, sein Territorium zu erweitern.
Die slawischen Stämme, die die Mark, das Grenzland im Nordosten bewohnten, waren jedoch nicht bereit, ihre Freiheit kampflos aufzugeben. Sie waren kriegerisch und vereint in ihrem Widerstand gegen die Eindringlinge. Der Herrscher aus Aschersleben versuchte, diplomatische Beziehungen aufzubauen, doch die Stämme waren misstrauisch. Immer wieder kam es zu Konflikten, und der Herrscher sah sich gezwungen, seine Truppen zu mobilisieren.
Die ersten Kämpfe waren hart und blutig. Die slawischen Krieger verteidigten ihr Land mit aller Macht, während der Herrscher und seine Ritter entschlossen waren, die Mark zu erobern. Doch trotz zahlreicher Siege blieb der Herrscher unzufrieden. Der Expansionsdrang, diese innere Krankheit, ließ ihm keine Ruhe. Er wusste, dass er mehr als nur militärische Erfolge benötigte, um seine Vision zu verwirklichen.
Es war ein weiser Berater, der ihm riet, den Weg der Integration und des Dialogs zu wählen. Der Herrscher erkannte, dass er nicht nur mit dem Schwert, sondern auch mit Worten und Taten überzeugen musste. Er begann, die Kultur der slawischen Stämme zu respektieren und ihre Führer in seine Pläne einzubeziehen. Er ließ Siedlungen gründen, die den slawischen Traditionen Rechnung trugen, und schuf Handelsrouten, die den Wohlstand beförderten. Mit der Zeit wuchs das Vertrauen zwischen den Völkern. Der Herrscher begann, die slawischen Stämme nicht als Feinde, sondern als Partner zu betrachten. Er schloss Allianzen und vereinbarte Friedensverträge, die es den Stämmen ermöglichten, unter seiner Herrschaft zu leben, ohne ihre Identität zu verlieren. Diese neue Herangehensweise führte zu einer Stabilität, die die Region zuvor nie gekannt hatte.
Nach Jahren des Kampfes und der Verhandlungen erlebte der Herrscher eine tiefgreifende Veränderung. Der Expansionsdrang, der ihn so lange geplagt hatte, wurde durch ein Gefühl der Erfüllung ersetzt. Er hatte nicht nur Land erobert, sondern auch Herzen gewonnen. Die Mark Brandenburg blühte auf, und die slawischen Stämme wurden Teil eines größeren Ganzen, das auf Respekt und Zusammenarbeit basierte.
So wurde die Mark Brandenburg zu einem Symbol für gelungene Integration und friedliche Koexistenz. Der Herrscher, der einst von seinem unstillbaren Drang geplagt war, fand schließlich Frieden in der Einheit und dem Wohlstand, den er mit seinen neuen Verbündeten geschaffen hatte. Die Region, die einst ein freies Land für die slawischen Stämme war, entwickelte sich zu einem blühenden Teil eines größeren Reiches, in dem alle Völker in Harmonie lebten.
Dirk: 948 wurden die Bistümer Brandenburg und Havelberg durch Otto I. den Großen gegründet. Sie gaben dem Umland den Namen ‚Brandgerodetes Grenzland‘, also Mark Brandenburg.
Wolfgang: Da gibt es sicher viele Deutungen. Jedenfalls 983 gab es einen Slawenaufstand. Die wenigen Siedler und Priester wurden vertrieben – für fast 300 Jahre blieben sie weg.
Achim: Im 12. Jahrhundert wurde die Region unter der Herrschaft deutscher Kaiser vereint und entwickelte sich schnell zu einem wichtigen Zentrum der Region. So entstand die Stadt Berlin im Laufe der Jahrhunderte neben den Orten, die wir heute kennen.
Detlef: Es gibt übrigens eine Sage zu Stadtgründung. Ich sammle ja eigentlich Anekdoten, aber das ist mal eine Ausnahme: Sie besagt, dass der Prinz Jüterbog, Sohn des slawischen Fürsten von Brandenburg, auf der Jagd einen Bären verfolgt haben soll. Als er ihn schließlich erschöpft hatte, ließ er ihn in einer Mulde in der Spree liegen. Er kündigte an, dass er an dieser Stelle eine Stadt gründen würde, wenn der Bär wieder aufstehen und weiterlaufen würde. Der Bär tat dies tatsächlich und so wurde an dieser Stelle im Jahr 1237 Berlin gegründet. Es handelt sich aber nur um eine Sage, denn Berlin war bereits vor der Gründung als Handelsort bekannt.
Jürgen: Selbstverständlich kennt ihr alle den ersten Markgrafen, aber schon vorher gab es einige Persönlichkeiten, die es wert sind, sich darüber Gedanken zu machen. Zum Beispiel der slawische Fürst von Wagrien namens Niklot.
Johannes: Er gehörte im 12. Jahrhundert zu den Stadtgründern, als er die Berliner Burg eroberte. Die Burg, die Niklot im Jahr 1174 eroberte, war nicht die Spandauer Burg, sondern eine andere Burg, die ebenfalls in der Nähe von Berlin lag. Leider ist der Name dieser Burg nicht überliefert, aber es wird angenommen, dass diese Burg an strategisch wichtiger Stelle errichtet wurde – wahrscheinlich an einem wichtigen Flussübergang oder einem anderen wichtigen Knotenpunkt. Die genauen Details über diese Burg sind jedoch nicht mehr bekannt, da sie im Laufe der Zeit vollständig zerstört worden ist.
Wolfgang: Die ‚Alte Burg‘ in Berlin ist ein historisches Gebäude im Nikolaiviertel der Stadt. Es handelt sich um eine der ältesten erhaltenen Bauwerke der Stadt und wurde auf romanischen Fundamenten errichtet. Die genaue Entstehungszeit der Alten Burg ist nicht bekannt, aber die meisten Historiker gehen davon aus, dass sie im 12. Jahrhundert erbaut wurde. Aufgrund ihrer Lage am Spreeufer diente die Burg wahrscheinlich als Zollstelle an einer wichtigen Handelsroute.
Dirk: Ich bin zwar in Buch aufgewachsen, da ging alles um das Krankenhaus, aber die Berliner Geschichte war uns da auch vertraut. So habe ich gehört, dass im Laufe der Geschichte die Alte Burg mehrfach umgebaut und erweitert wurde. Im 14. Jahrhundert wurde sie zu einem Verwaltungssitz, der auch als Gerichtsgebäude und Gefängnis genutzt wurde. Im 16. Jahrhundert wurde sie Teil der Stadtbefestigung. Später wurde das Gebäude zu verschiedenen Zwecken genutzt, darunter als Polizeigebäude und als Museum. In der DDR-Zeit wurde in der Alten Burg ein Museum eingerichtet, das sich der Geschichte Berlins widmete. Heute ist die Alte Burg ein beliebtes Ziel für Touristen und dient als Museum für die Geschichte der Stadt Berlin.
Achim: Niklot war wohl in ganz Norddeutschland zugange. Er führte mehrere Kämpfe gegen die Christianisierung und Germanisierung seines Landes an. Im Jahr 1160 kämpfte er sogar gegen Heinrich den Löwen und im Jahr 1168 gegen die dänischen Truppen unter Waldemar I. Bei dieser letzten Schlacht konnte Niklot einen bedeutenden Sieg erringen, indem er erfolgreich die dänischen Truppen zurückschlug.
Ende des 12. Jahrhunderts begann eine verstärkte Christianisierung der slawischen Gebiete und Niklot geriet erneut in Konflikt mit der Kirche und den Christianisierern. Im Jahr 1200 wurde er in einer Schlacht besiegt und getötet.
Jürgen: Welch ein tragisches Ende. Was aber bleibt, ist: Niklot hatte eine wichtige Rolle in der Geschichte Norddeutschlands gespielt und wurde von der slawischen Bevölkerung als eine Art Freiheitskämpfer und Held verehrt. In Berlin kann man heute noch Spuren seiner Anwesenheit in Form von Straßennamen, Skulpturen und Denkmälern finden.
Johannes: Niklot hatte eine entscheidende Rolle bei der Gründung von Berlin gespielt. Berlin war – nach Eroberung der Burg - ein wichtiger strategischer Ort und ihre Lage ermöglichte Niklot eine bessere Kontrolle über die Region. Um die Burg herum entwickelte sich nach und nach ein kleines Dorf, das der Grundstein für die spätere Stadt Berlin wurde. Eine offizielle Gründungsurkunde für die Stadt Berlin gibt es nicht, es wird jedoch vermutet, dass sie im späten 12. Jahrhundert oder frühen 13. Jahrhundert stattfand.
Dirk: Dafür, dass du aus Halle kommst, weißt du aber gut Bescheid … ja, ja, ich weiß: Allgemeinbildung. Aber etwas kann ich auch noch beitragen, wenn auch erst später angelesen: Dank der Eroberung von Spandau konnte Niklot eine gewisse Kontrolle über die Region Berlin erlangen, die zu diesem Zeitpunkt noch von unabhängigen slawischen Sippen regiert wurde. Die Siedler allerdings, die in der Folgezeit in das Gebiet um die Burg Spandau zogen, waren überwiegend Deutsche, die durch Niklots militärische Unterstützung die Möglichkeit hatten, sich in einer zuvor umkämpften Region niederzulassen. Die Strukturen, die Niklot mit der Eroberung der Burg und der Infrastruktur darum erschuf,...
| Erscheint lt. Verlag | 14.5.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Sprach- / Literaturwissenschaft ► Literaturwissenschaft |
| Schlagworte | Die IMachtspiele und moralischen Dilemmata der berühmtesten Herrscher der Mark und Deutschlands. • Entdecken Sie die faszinierende Geschichte der Hohenzollern-Dynastie und ihrer widersprüchlichen Herrschaft über Brandenburg und darüber hinaus! • Lassen Sie sich von den Lebensgeschichten inspirieren und reflektieren Sie über die Verantwortung von Macht und deren Auswirkungen auf die Menschen. • Ruhm und Eitelkeit führt oft zu brutalen und das Schicksal ganzer Völker beeinflussenden Entscheidungen . • 'Versäumte Selbsterkenntnisse' bietet wertvolle Lehren für die heutige Zeit. |
| ISBN-10 | 3-8192-1895-5 / 3819218955 |
| ISBN-13 | 978-3-8192-1895-8 / 9783819218958 |
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