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Das Lied des Vogelhändlers (eBook)

Historischer Roman. Ein spannender historischer Roman aus der Zeit des deutschen Thronstreits - für alle Mittelalterfans
eBook Download: EPUB
2025 | 1. Aufl. 2025
368 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7517-8400-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Lied des Vogelhändlers - Ralf H. Dorweiler
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Von Kreuzrittern, Minnesang und einem herzlosen Verrat

1190. Auf dem dritten Kreuzzug rettet die heilkundige Franziska von Hellenau das Leben des Markgrafen von Baden. Als sie zehn Jahre später aus dem Heiligen Land in die Heimat zurückkehrt, richten die Söhne des Kreuzritters gerade ein großes Turnier aus. Auch der Vogelhändler Wigbert ist angereist. Er hat seltenes Gefieder im Gepäck und hofft darauf, mit den reichen Gästen gute Geschäfte zu machen. Minnesänger Walther von der Vogelweide hat als Gesandter des Königs jedoch anderes mit ihm im Sinn: Wigbert soll helfen, einen gefährlichen Spion zu entlarven. Zusammen mit Franziska stellen sie sich lebensgefährlichen Ränken und einem undurchsichtigen Machtkampf entgegen. Es geht um nicht weniger als den Sturz des Königs ...



<p>Mit elf Jahren begann<strong> Ralf H. Dorweiler</strong>, Geschichten zu schreiben. Vor der Veröffentlichung seines ersten Romans studierte er Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, arbeitete als Schauspieler, im Management von Konzernen und als Redakteur einer großen Tageszeitung. Mittlerweile ist er hauptberuflich als Schriftsteller tätig und lebt mit seiner Frau in Bad Pyrmont. <strong>DAS LIED DES VOGELHÄNDLERS</strong> ist bereits sein siebter Roman bei Bastei Lübbe.</p>

2 Der Mönchsgeier


»Der Geier ist von kalter Natur und kennt die Fertigkeiten der Vögel und der Landtiere und ist unter den anderen Vögeln wie ein Prophet.«

Hildegard von Bingen, Physika

Zehn Jahre zuvor, Kleinasien, Montag, 30.April im Jahre des Herrn 1190

»Also los!«, gebot der nörglerische Kerl, kaum dass das abschließende »Amen« des Mönchs vom heißen Wind davongetragen worden war. Ewald von Baldenstein und seine Gefolgsleute verließen die Begräbnisstätte als Erste wieder in Richtung des Tals. Franziska stand derweil wie zur Salzsäule erstarrt am westlichsten der drei Steinhaufen und konnte kaum einen klaren Gedanken fassen.

Der ihnen seit Tagen aus Südosten entgegenwehende Wind trug so viel Sandstaub mit sich, dass die glühende Sonne nur wie ein heller Schemen zu erkennen war. Die mit ausgeblichenen Bannern markierten Lager der Kreuzritter wirkten im Staub alle gleichförmig und beigegrau. Sie füllten das weite Tal in Kleinasien und zogen sich von Horizont zu Horizont. Schwere Wagen waren zur Nachtrast eng zusammengestellt worden. In jedem der Kreise brannten in der Mitte große Feuer. Hunderte kleinere wurden um sie herum in Gang gesetzt. Berittene Boten eilten von einem zum anderen Lager, die einfachen Kämpfer zu Fuß richteten ihre Nachtstätten ein und bereiteten ihr Essen zu. Halbzahme Hunde bettelten um Reste. Die nach dem anstrengenden Tag müden Zugtiere stritten sich derweil in notdürftig errichteten Gattern um die kargen braunen Grasbüschel, die zwischen den Steinen hervorragten, und soffen Wasser aus Ledereimern. Weit voraus im Südosten glaubte Franziska, vor einem Band aus Bäumen die Banner Kaiser Friedrich Barbarossas auszumachen, dem ihr Onkel Alwin Herr von Hellenau Treue bis zum Tod geschworen hatte.

Seinen Schwur hatte er gehalten – und seinen letzten Atemzug nach Tagen des Hustens heute früh in Form eines rasselnden Keuchens von sich gegeben. Jetzt lag sein Leichnam notdürftig unter den allgegenwärtigen Steinen, die zwei angeheuerte Helfer über ihm aufgehäuft hatten. Ein schlichtes Holzkreuz ragte etwas schief daraus hervor.

»Der Verlust Eures Herrn Vaters tut mir sehr leid für Euch, Fräulein«, hörte sie eine warme Stimme mit angenehmem Klang. Sie gehörte dem Ritter, der mit seinen drei Begleitern das östliche Grab errichtet hatte. Während seine Gehilfen sich unterhielten, trat er an Franziskas Seite.

»Habt Dank, edler Ritter, für Eure tröstenden Worte. Dass er mein Onkel war und nicht mein Vater, mildert die Trauer nicht.«

»Ah, Euer Onkel. Verzeiht. Was ist ihm geschehen?« Seine Frage klang wirklich interessiert.

»Die Schwindsucht hat ihn geschwächt und der Staub ihn dahingerafft«, gab Franziska zurück und bemühte sich, nicht gleich wieder loszuweinen.

In den braunen Augen des Ritters glaubte sie, wahres Mitleid zu lesen. Er war so viel älter als sie, dass er ihr Vater hätte sein können. Graue Strähnen mischten sich unter sein ursprünglich dunkles Haar. Sein Bart war gepflegter als die der meisten Männer auf dem Kreuzzug. Wie sein Gefolge trug er ein kostbares Lederwams über dem kräftigen Oberkörper. Als Einziger hatte er ein Schwert umgeschnallt, das in einer kunstvoll gestalteten Scheide steckte.

»Auch Ihr habt einen treuen Begleiter verloren«, bemerkte sie mit einem Blick auf den dritten Steinhaufen, um den seine Kameraden standen.

Er nickte. »Ein junger Mann, der bei den Schlachtrössern half. Wir hatten ihn erst vor einer Woche aufgenommen.«

Wer so sprach, musste ein Edelmann von Rang und Namen sein. Dass ein hochgestellter Herr höchstpersönlich half, das Grab eines Stallburschen aufzuhäufen, fand Franziska umso erstaunlicher.

Ihre angeheuerten Helfer traten an sie heran. Franziska verstand nicht, was sie sagten, aber die Kerle nickten zufrieden über den Lohn, den sie ihnen überreichte. Nach einer Verbeugung begaben auch sie sich auf den Rückweg ins Tal.

»Diese Männer gehörten nicht zum Tross Eures Onkels?«, fragte der Ritter.

»Habt Ihr je von denen von Hellenau gehört, Herr?«, erwiderte sie.

Er schüttelte den Kopf.

»Ein unbedeutendes Geschlecht aus dem Norden des Reichs. Mein Onkel hat sein Rittergut verkauft, um an des Kaisers Seite kämpfen zu können. Diener, einen Knappen oder sonstige Begleiter konnte er sich keine leisten.«

»Aber seine Nichte war bei ihm«, sagte der Mann lächelnd.

Franziska seufzte. »Ja. Und die weiß nun nicht, wie es für sie ganz allein auf der Welt weitergehen soll. Jetzt muss ich erst einmal den Weg zurück in die Heimat schaffen.«

Der Mönch wollte nun offenbar auch aufbrechen. Franziskas Gesprächspartner reichte ihm eine Goldmünze, was zu einer überschwänglichen Dankesrede auf Italienisch führte. Als der Ordensmann sich an die junge Frau wandte, ermahnte der Ritter ihn: »Ihr habt bereits einen Lohn erhalten, ehrwürdiger Bruder, der mir mehr als angemessen erscheint.«

Der Mönch wirkte enttäuscht, verkniff sich aber alle Widerworte. Er verbeugte sich stattdessen und folgte den Helfern auf den Weg ins Tal.

»Ich kann Eure Hilfe nicht annehmen«, sagte Franziska, doch der Mann winkte ab.

»Haltet Euer Geld zusammen. Ihr werdet es für den Heimweg brauchen.«

»Hermann, es ist an der Zeit zu gehen«, sagte einer seiner Begleiter. Er war Ende zwanzig, breit gebaut und hochgewachsen mit einer Adlernase und scharfen Augen, die Franziska aufmerksam musterten. Seine Haut war tief gebräunt.

»Ich komme, Rupert«, antwortete der Ritter, und fuhr an Franziska gewandt fort: »Der Herrgott möge seine schützende Hand über Euer Haupt halten auf Eurer Reise. Möchtet Ihr Euch uns auf dem Weg zurück ins Lager anschließen?«

Die Sonne stand tief, und ihre roten Strahlen kamen immer weniger gegen den Staub an. Franziska zögerte kurz, schüttelte dann aber den Kopf. »Habt Dank, Herr, für Eure Hilfe und das Angebot. Ich möchte jedoch noch etwas bleiben.«

»Wartet nur nicht zu lange!«, warnte er freundlich. »Die Dunkelheit schleicht sich in diesen Gefilden förmlich an und bricht dann plötzlicher herein, als man es für möglich hält.«

Franziska schaute dem Ritter und seinen Begleitern nach, bis sie hinter einem Felsvorsprung verschwanden. Zuhinterst ging der Mann, den der Ritter Rupert genannt hatte. Dieser drehte sich noch einmal zu ihr um und hob eine Hand zum Abschied. Franziska nickte nur kurz, dann bückte sie sich zu Boden und hob einen der grauen Steine auf. Sie sah ihn mit tränennassen Augen an und packte ihn an die Stelle auf dem Grab, wo sich das Herz ihres Onkels befinden musste.

Seit dem Tod ihrer Eltern vor zehn Jahren hatte der verwitwete Alwin von Hellenau sich um Franziska gekümmert wie um das eigene Kind, das ihm nicht vergönnt gewesen war. Sie hatte ihn lieb gewonnen, und als er den folgenschweren Beschluss gefasst hatte, seinem Kaiser ins Heilige Land zu folgen, hatte sie darauf bestanden, ihn zu begleiten. Sonst wäre ihr nur der Weg ins Kloster geblieben – oder dem Werben eines Nachbarn nachzugeben, einem Freiherrn, dessen rüdes Verhalten Franziska vom ersten Tag an abgestoßen hatte.

Die Reise ins Heilige Land hatte für den Onkel unter keinem guten Stern gestanden. Zwei der teuren Pferde waren bald verendet, das letzte Ross hatte Franziska verkauft, um seine Behandlung bei einem Bader und den ihn begleitenden Nonnen begleichen zu können. Mit dem Erlös von Schwert und Rüstung hatte sie die Helfer bezahlt und gerade noch genug Geld übrig, um sich einer Gruppe von anderen Rückkehrern anzuschließen. Falls sie den Heimweg überhaupt überstand, würde sie spätestens bei ihrer Ankunft mittellos sein.

»Ach, Onkel Alwin! Warum hast du mich nur allein gelassen?«, fragte Franziska leise und spürte, wie ihr neue Tränen in die Augen schossen. Ihre brechende Stimme klang so kläglich, dass sie schluchzen musste. Hoffnungslos und erschöpft sank sie an seinem Grab zu Boden.

Ein Rauschen, ein Rascheln und das Geräusch scharfer Klauen auf heißem Gestein zerrten sie aus ihren Erinnerungen. Ein riesiger Vogel war nur wenige Klafter hinter ihr auf dem steinigen Hang gelandet und betrachtete sie lauernd aus tiefschwarzen Augen zwischen einem gebogenen, messerscharfen Schnabel. Franziska wurde bewusst, dass sie schon einige Zeit hier regungslos kauerte. Sie sprang auf. Die Bewegung seiner vermeintlichen Beute ließ den Geier einen Satz zurückmachen, bevor er sich mit ausgebreiteten Schwingen abstieß und sich schwerfällig über Franziskas Kopf in die Dämmerung erhob.

Franziska wusste nicht, wie lange sie an der letzten Ruhestätte des Onkels gekniet hatte. Die Sonne ging bereits unter, und die Begegnung mit dem Mönchsgeier machte ihr deutlich, dass sie die Nacht besser nicht allein an den Gräbern verbringen sollte. Hinter jedem knorrigen Busch konnte ein Bär lauern. Es waren auch schon Wolfsrudel gesehen worden. Franziska blickte hinunter ins Tal. Bergauf hatten sie mit den Leichen mehr als eine Stunde gebraucht. Um den Weg ins Lager zu schaffen, musste sie schleunigst aufbrechen. Sie legte ihre Hand auf einen der Steine auf dem Grab ihres Onkels, schloss die Augen und atmete tief ein.

»Ich muss gehen, Onkel!«, flüsterte sie. Dann brach sie auf. Mit jedem Schritt wuchs das Schuldgefühl, ihn hier allein zurückzulassen. Es wurde so stark, dass Franziska sich an der ersten Biegung noch einmal für einen letzten Blick auf das Grab umdrehte und winkte. Dann lief sie los.

 

Der Ritter bei den Gräbern hatte recht behalten mit...

Erscheint lt. Verlag 29.8.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Geschichte Allgemeine Geschichte Mittelalter
Schlagworte 1200 • 13. Jahrhundert • Abenteuer • deutscher Thronstreit • Dritter Kreuzzug • Falknerei • Geheimnis • Historische Abenteuer • Historische Romane • Hochburg Emmendingen • Hochmittelalter • Intrigen und Verrat • Kaiser und Könige • Kreuzzüge • Minnesang • Mittelalter • rasant • Reichstag • spannend • Verschwörung • Vogelhandel • Walther von der Vogelweide
ISBN-10 3-7517-8400-4 / 3751784004
ISBN-13 978-3-7517-8400-9 / 9783751784009
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