NLP für Profis (eBook)
344 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7693-6572-6 (ISBN)
Inke Jochims, geboren 1963, arbeitete lange als Coach und Therapeutin, bis sie sich 2014 entschloss, ihr Wissen in Form von Büchern, Meditationen und Online-Kursen weiterzugeben. Sie lebt und arbeitet in Berlin. www.jochims-buecher.de
EINLEITUNG
466. Wozu denkt der Mensch? Wozu ist es nütze? – Wozu berechnet er Dampfkessel und überlässt ihre Wandstärke nicht dem Zufall? Es ist doch nur Erfahrungstatsache, dass Kessel, die so berechnet wurden, nicht so oft explodieren! Aber so, wie alles er täte, als die Hand ins Feuer stecken, das ihn früher gebrannt hat, so wird er alles eher tun, als den Kessel nicht berechnen. – Da uns Ursachen aber nicht interessieren, – werden wir sagen: die Menschen denken tatsächlich: sie gehen z.B. auf diese Weise vor, wenn sie einen Dampfkessel bauen. – Kann nun ein so erzeugter Kessel nicht explodieren? Oh, doch. 467. Denkt der Mensch also, weil denken sich bewährt hat? – Weil er denkt, es sei vorteilhaft, zu denken? (Erzieht er seine Kinder, weil es sich bewährt hat?) 468. Wie wäre herauszubringen: warum er denkt? 469. Und doch kann man sagen, das Denken habe sich bewährt. Es seien jetzt weniger Kesselexplosionen als früher, seit etwa die Wandstärken nicht mehr nach dem Gefühl bestimmt, sondern auf die und die Weise berechnet werden. Oder, seit man jede Berechnung eines Ingenieurs durch einen zweiten kontrollieren lässt. (Aus: Ludwig Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen, § 466-470)
Das Ziel dieses Buches
NLP für Profis – dieser Titel möchte vor allem Menschen ansprechen, die sich schon einige Jahre mit NLP beschäftigen und Lust haben, einiges über die Hintergründe des Modells zu erfahren. Ein wichtiger Vorläufer des heutigen “NLP” ist das Modell des Neuro-linguistischen Trainings von Alfred Korzybski.
Ich denke, dass es die Kenntnis dieses Modells leicht macht, das heutige NLP dessen Schwerpunkt auf der Arbeit mit Glaubenssätzen liegt, erfolgreich einzusetzen. Ich habe das Modell des Neurolinguistischen Trainings von Alfred Korzybski ausführlich beschrieben.
Damit diese Erkenntnisse auch praktisch umgesetzt werden können, stelle ich einige Sprachmodelle vor, die in den letzten Jahren neu entwickelt wurden. Dazu gehören die “Sleight-of-mouth-Patterns” von Robert Dilts oder das Modifizierte Meta-Modell des kanadischen Ehepaares Dennis K. Chong und Jennifer K. Chong. Weiterhin stelle ich die “logischen Ebenen” von Robert Dilts so dar, dass dieses Modell in jedes Gespräch integriert werden kann.
Als Richard Bandler und John Grinder in den frühen 70ern mit jenem Unternehmen begannen, das heute NLP heißt, war es ihr Ziel, ihre Ideen in jede bestehende Therapierichtung integrieren zu können. Erst im Laufe der Zeit wurde aus der “Struktur der Magie” eine eigene Therapierichtung, das NLP.
Dieses Buch verfolgt das ursprüngliche Ziel: Die Sprachmodelle des NLP in jede Therapie- und Beratungssituation integrierbar zu machen. Die Sprachmodelle des NLP sind zu machtvollen Instrumenten geworden, die in jeder Coaching-, Beratungs- oder Therapiesituation erfolgreich angewendet werden können. Dies ist das erste Buch im deutschen Sprachraum, in welchem die wichtigsten Sprachmodelle systematisch zusammenstellt wurden, so dass sie lehr- und lernbar sind.
Die Sprachmodelle sind kein rein technisches Instrument. Sie sind Ausdruck eines Modells von Welt, genau wie das ganze NLP Ausdruck eines bestimmten Modells von Welt ist. Es war mir wichtig, deutlich zu machen, dass NLP einer bestimmten Erkenntnistheorie verpflichtet ist, und dass jeder, der NLP-Modelle anwendet, implizit oder explizit diese Erkenntnistheorie lehrt.
Der Mitentwickler des NLP, John Grinder, machte als erster deutlich, dass auch das NLP eine Philosophie vertritt und lehrt. 1987 stellte er NLP in seinem Buch “Turtles all the way down” (dt.: “Der Reigen der Daimonen”) in einen erkenntnistheoretischen Kontext. Etwa um dieselbe Zeit begann im NLP die Arbeit mit Glaubenssätzen. Die Sprachmodelle sind gerade für die Arbeit mit Glaubenssätzen sehr geeignet.
Wechsel der Perspektive im NLP
Vor einigen Tagen kaufte ich ein neu erschienenes NLP-Buch und fand auf dem Umschlag folgende Beschreibung des Neurolinguistischen Programmierens:
NLP wurde entwickelt, um die Geheimnisse erfolgreicher Kommunikation zu erforschen und dieses Wissen für alle Menschen erlernbar zu machen.
Dies ist die Definition des NLP, so wie es sich selbst vor der Arbeit mit Glaubenssätzen sah. Der Fokus der Aufmerksamkeit war auf Fragen gerichtet wie: “Wie macht man etwas gut?”, “Wie funktioniert Kommunikation?”, “Wie funktioniert eine gute Strategie?” Das NLP beschäftigte sich mit der Beschreibung und Vermittlung prozeduralen Wissens.
Der zitierte Satz umreißt die Vorannahmen des frühen NLP: die Strukturen erfolgreicher Kommunikation sind lehr- und lernbar. Geglückte Kommunikation ist die Folge angemessenen Verhaltens. Wer beispielsweise lernt, Prädikate zu “pacen”, wer sich also in seinen sprachlichen Äußerungen auf sein Gegenüber einstellt, kommuniziert erfolgreicher als derjenige, der das nicht tut.
Die Double-Bind-Theorie Gregory Batesons basierte auf einer ähnlichen Vorannahme: Erkrankungen wie z.B. Schizophrenie sind eine Folge gestörter zwischenmenschlicher Kommunikation in Familien (hier: Widerspruch zwischen verbaler und nonverbaler Ebene). Die logische Konsequenz einer solchen Vorannahme ist die Idee, dass richtige oder angemessene Kommunikation für den Kranken eine Lernerfahrung darstellt, die irgendwann die Störungen beheben wird.
Die gleiche Überlegung gilt im Alltag: Wenn Störungen eine Folge unangemessener Kommunikation sind, was liegt näher, als “Kommunikation” zu lernen. Virginia Satir, Fritz Perls und Milton H. Erickson waren Menschen, die so mit anderen kommunizierten, dass diese gesund wurden. Richard Bandler und John Grinder beschlossen, deren Kommunikationsverhalten zum Modell zu nehmen.
Das Motto jener Jahre war der respektlose Satz Bandlers: “Es interessiert uns nicht, was sie sagen, was sie tun, sondern was sie tatsächlich tun.”
Richard Bandler und John Grinder beschrieben dieses Kommunikationsverhalten, und das Ergebnis ihrer Arbeit war zweierlei: (a) sie formulierten die Prinzipien “guter” Kommunikation und (b): sie entwickelten aus dem abgeschauten therapeutischen Verhalten Virginia Satirs, Fritz Perls’ und Milton H. Ericksons die NLP-Techniken.
Als man begann, sich für die Veränderung von Glaubenssätzen zu interessieren, ging man einen Schritt zurück: Wenn eine Störung eine Folge unangemessener Kommunikation ist, was führt dann zu unangemessenem Kommunikationsverhalten? Ist es wirklich so, dass es einfach reicht, Anleitungen rauszugeben, wie man was besser machen kann und schon machen es alle besser? Warum lernen einige Menschen besser, wenn sie eine gute Anleitung haben, andere aber nicht?
Nach den Anfangsjahren des NLP, zwischen 1974 und 1978, in denen die Prinzipien des NLP formuliert wurden und so wichtige Modelle wie das “Reframing” entstanden, hat sich zwischen 1978 und etwa 1985 die NLP-Arbeit vor allem darauf konzentriert, Techniken für die Behandlung von Symptomen zu entwickeln. Teilweise waren die Erfolge großartig.
Je ausgefeilter die Techniken und Strategien jedoch wurden, und je “besser” die Kommunikation dank der zahlreichen Anleitungen hätte sein müssen, desto deutlicher wurde, dass die Arbeit mit einzelnen Techniken häufig ebenso wenig funktionierte wie die Kommunikation. John Grinder und Robert Dilts reagierten auf diese Erkenntnis mit ihrer theoretischen und praktischen Arbeit zur Veränderung von Glaubenssätzen.
Bei einigen Menschen verhindern einschränkende Glaubenssätze, dass sie Anleitungen zu guter Kommunikation beherzigen, auch wenn diese Ideen noch so gut, einleuchtend und erfolgreich sind. Man nimmt im NLP heute nicht mehr an, dass unangemessene Kommunikation auf schierer Unfähigkeit oder Unkenntnis beruht, sondern auf einer bestimmten Art und Weise, die Welt und die Erfahrung von ihr zu deuten.
Die Arbeit mit Glaubenssätzen stellt im NLP einen Perspektivenwechsel dar. Der Fokus der Aufmerksamkeit richtete sich auf die Frage, was Glaubenssätze sind und wie sie Verhalten steuern. Glaubenssätze werden benutzt, um Erfahrungen zu deuten. Ein System von Glaubenssätzen bestimmt die Wahrnehmung eines Ereignisses und die auf dieser Wahrnehmung und Interpretation basierenden Handlungsentwürfe.
Einschränkende Glaubenssätze wirken also, bevor jemand ein bestimmtes Verhalten zeigt. Dementsprechend geht es heute primär darum, den einschränkenden Glaubenssatz zu verändern. Erst dann kann ein neues, dem neuen Weltbild angemessenes Kommunikationsverhalten gelernt werden. Die Lernbarkeit von Kommunikation wird also nicht grundsätzlich bestritten, wohl aber neu gesehen.
Das bedeutet nicht, dass Glaubenssätze nun wiederum Ursachen von Störungen sind, so dass die alte lineare Vorstellung von Ursache und Wirkung quasi durch die Hintertür wieder eingeführt worden wäre. Es scheint vielmehr so zu sein, dass Kommunikationsverhalten und Glaubenssätze Teil eines komplexen Netzwerkes von Kausalitäten sind, die miteinander wechselwirken und aus denen schließlich das resultiert, was wir “Kommunikation”...
| Erscheint lt. Verlag | 24.2.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie ► Allgemeine Psychologie |
| ISBN-10 | 3-7693-6572-0 / 3769365720 |
| ISBN-13 | 978-3-7693-6572-6 / 9783769365726 |
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