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Mitten hinein (eBook)

Vom Geheimnis Gottes im Alltag. Schritte auf dem Weg in die Stille
eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
144 Seiten
Neukirchener Verlagsgesellschaft
978-3-7615-7029-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mitten hinein -  Daniel Sikinger
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'Willst du Tiefe finden, suche woanders. Geh raus, fahr weg, mach was ganz anderes. Ganz großer Bullshit!' - findet Daniel Sikinger. Für ihn gibt es nur einen Weg, im vollen Alltagsleben langfristig zu sich, zu Gott und zu mehr Ausgeglichenheit zu finden, und der geht mitten hindurch! Daniel Sikinger schreibt für alle, die wie er zwischen Kindern, Partnerschaft und Berufsleben nach mehr Tiefe und Spiritualität suchen - und zwar genau dort. Er lädt mit ganz konkreten Methoden und Übungen dazu ein, den Alltag mit neuen Augen, anderen Ohren und gelösten Händen wahrzunehmen. Nicht vage oder dogmatisch, sondern mit einem Stil, der direkt und alltagsnah, persönlich, ehrlich und handfest ist. Sein Ansatz ist geprägt von Stille, Innehalten und Einsamkeit - auf die seine Leser:innen anhand seiner ungewöhnlichen Inspirationsquellen einen ganz neuen und modernen Blick bekommen: Dazu gehören nicht nur Techniken und Erkenntnisse von christlichen Mystiker:innen, sondern auch aktuelle Kunst, Musik und Fotografie. Schnell wird klar, warum es nicht leise sein muss, damit wir still werden können. Ein Buch, das hilft, dem Geheimnis Gottes im Alltag etwas näher auf die Spur zu kommen.

Daniel Sikinger, geb. 1980, ist Erzieher, Journalist und Theologe. Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt er sich mit Lebensweisen christlicher Mystiker:innen. In England leitete er drei Jahre in einem modernen Kloster die Einkehrzeiten und Seminare zu Stille und Innehalten. Wie viel mehr Tiefe und Lebendigkeit man so erlebt, erfährt er immer wieder selbst - sei es als Familienvater oder in der Öffentlichkeitsarbeit einer Hilfsorganisation.

Daniel Sikinger, geb. 1980, ist Erzieher, Journalist und Theologe. Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt er sich mit Lebensweisen christlicher Mystiker:innen. In England leitete er drei Jahre in einem modernen Kloster die Einkehrzeiten und Seminare zu Stille und Innehalten. Wie viel mehr Tiefe und Lebendigkeit man so erlebt, erfährt er immer wieder selbst - sei es als Familienvater oder in der Öffentlichkeitsarbeit einer Hilfsorganisation.

1. Alltag

Von der Tiefe des Alltags und wie wir (nicht) dahin kommen

Geh raus, fahr weg. Mach mal eine Pause.“ So oder so ­ähnlich würde normalerweise ein Buch beginnen, das dir helfen soll, deinem Alltag neue Tiefe zu geben. Über die nächsten 140 Seiten würde der Autor dir wahrscheinlich erklären, warum du nur außerhalb deines Alltags findest, was du suchst. Er würde dir raten: Willst du Tiefe, such woanders. Und möglicherweise würde er dir auch ein paar Erfolgsrezepte weitergeben, Tipps und Tricks, nette 5-Schritte-Listen – als ob Tiefe ganz einfach machbar und verfügbar wäre. Aber das, verzeih mir diese deutlichen Worte, ist ganz großer Bullshit!

Ich bin fest davon überzeugt, dass wirkliche Tiefe nur mitten im Alltag zu finden ist. Aus dem Alltag herauszutreten, kann allenfalls ein erster Schritt sein. Letztlich geht der Weg in die Tiefe aber nicht heraus, sondern hinein. Mitten hinein. Flucht bringt uns nicht weiter. Und die üblichen Rezepte helfen hier auch nicht. Was uns helfen kann, sind die „großen Drei“, wie ich sie hier nennen will: Innehalten, Stille und Da-Sein. Aber dazu später mehr. Lass mich zuerst erzählen, wie ich auf diesen Weg „mitten hinein“ gekommen bin, was Mystikerinnen und Mystiker damit zu tun haben und von welcher Tiefe ich hier überhaupt spreche. Aber zuerst: warum der Alltag für mich sowohl ein heiliger als auch ein schrecklicher Ort ist.

Der Alltag – schrecklich und tief

Ich muss die Kinder zur Schule losschicken, während ich selbst noch am Zähneputzen bin. Mache das Mittagessen mit entnervtem Kindergeschrei als Soundtrack und der Winterjacke als Schürze, weil ich einfach noch nicht dazu gekommen bin, sie nach dem Heimkommen auszuziehen. Dann die Fahrdienste zum Handball und Krav Maga, während der Älteste eigentlich schon längst beim Arzt oder in der Therapie sein sollte. Und abends als Höhepunkt – Hurra! – endlich aufräumen. Gleichzeitig häufen sich bei meiner Arbeit durchschnittlich 42 Mails pro Tag. Und wenn ich in einer Lücke zwischen zwei Meetings endlich einmal anfangen könnte, sie abzuarbeiten, kommt todsicher der Chef mit einer ganz, ganz dringenden Anfrage.

So ist das bei mir. Und vielleicht kennst du das auch. Alles passiert gleichzeitig. Wir haben das Gefühl, nicht hinterherzukommen, auch nicht, wenn wir uns noch mehr beeilen. Zur Hetze hinzu kommt das bleierne Kettenhemd der Verbindlichkeiten des Lebens, das schwer auf unseren Schultern liegt – vielleicht ein Kredit bei der Bank, die verantwortungsvolle Abteilungsleiterstelle oder die Pflegebedürftigkeit der eigenen Eltern. Und obendrauf legen sich die täglichen Krisen und Kriege, von denen wir abends im Schein des bläulichen Handylichts erfahren, die unser Herz aber kaum mehr erreichen. Oder es ist die kaugummizähe Routine, die uns lähmt: Aufstehen, Arbeiten, Schlafengehen – und wieder von vorn. Wir haben unseren Alltag womöglich sicher eingerichtet, doch wir merken, dass uns dabei etwas verloren gegangen ist. So oder so – durch seine Hetze oder Schwere, weil er stressig oder eintönig ist, mit seinem Vielerlei oder Einerlei – wirkt der Alltag oft oberflächlich, wie verkrustet und ohne echte Tiefe. Ein schrecklicher Ort. Jedenfalls ist er das häufig für mich.

Mit dieser Erfahrung sind wir aber nicht allein. Sie ist kein modernes Phänomen. Viele der Mystikerinnen und Mystiker, die für mich eine entscheidende Inspirationsquelle für dieses Buch sind, haben Ähnliches erlebt. Ihr Alltag war mitunter ebenso banal wie unserer: Sie stopften Socken, fegten den Flur, gingen ihrer Arbeit nach, schrieben Briefe, dann machten sie die Tür auf, weil es geklingelt hatte. Sie kannten den normalen Wahnsinn: Der Bus war überfüllt, Milch brannte an, die Mitbewohnerin brachte in der Wohnung alles durcheinander, ständig klingelte das Telefon und die, die sie liebten, stritten sich.1

Aber gleichzeitig sind uns die Mystikerinnen und Mystiker einen Schritt voraus. Eine von ihnen, Madeleine Delbrêl, von der auch die gerade genannten Alltagserfahrungen stammen, ist überzeugt: „All das ist nur die Rinde einer herrlichen Realität …“2 Nur die Rinde. Die Banalität des Alltags ist wie bei einem Baum nur die Rinde, die harte Oberfläche. Darunter – besser: darin – ist etwas Wunderbares. Etwas Herrliches. Heiliges.3 Nur sehen das nicht alle. Aber die, die es sehen, nennt man dann eben Mystikerinnen oder Poeten, Künstler, vielleicht auch Träumer. Genau diese Leute haben mir die Augen für die Schönheit des Alltags geöffnet. Oder besser gesagt: Sie haben mir beigebracht, tiefer zu sehen. Mich den Weg „mitten hinein“ gelehrt.

Von meiner Suche nach Tiefe

Etwa seit ich siebzehn bin, bin ich auf der Suche nach mehr Tiefe in meinem Leben. Ich könnte dir – und werde auch noch – genau erzählen, wo ich war, als ich zum ersten Mal gemerkt habe, wie stark die Sehnsucht nach Tiefe in mir wirklich ist. Aber zu meiner Geschichte gehört auch, dass ich lange Zeit dachte, ich müsste diese Tiefe sonst wo suchen: in den Sonnenuntergangsmomenten des Lebens, auf den Berggipfeln und den Inseln – nur nicht in meinem Alltag. Die Ruhe und das Alleinsein zogen mich magisch an. In meiner Mittagspause setzte ich mich an den Fluss, eine Stunde lang, schaute dem Wasser zu und vergaß zu essen. Fuhr mit dem Fahrrad in die nahen Wiesen, legte mich ins Gras und träumte mich in die Wolken, bis der Abendstern aufging. Noch dazu gab es in meiner Jugend Leute, die mir sagten, das Heilige sei ferne und die Welt böse. Sie meinten, die Lösung sei eine Art Entrückung – ein einziges Nur-weg-hier, je früher, desto besser. So dachte ich lange, ich müsste alles abschütteln. Mich befreien. Und auch wenn ich das Jahre später nicht mehr glaubte, war der Weg hinaus für mich immer noch der, den ich am besten kannte. Aber dann stolperte ich irgendwann über die Mystikerinnen und Mystiker und ihren Weg „mitten hinein“.

Am Anfang waren es Menschen wie Bruder Lorenz, die mich Schritt für Schritt zum Umdenken brachten. Später kamen dazu Madeleine Delbrêl, Evelyn Underhill, Thomas Merton oder auch Rowan Williams.4 Vieles von dem, was ich hier schreibe, ist meine Lesart dieser Mystikerinnen und Mystiker. Wenn du dich im Lauf des Buchs also fragst: Woher hat er das?, dann ist wahrscheinlich die Antwort: aus der mystischen Tradition. Sie hat mich sehr geprägt. Aber noch mehr geprägt hat mich, dass ich Frauen und Männer persönlich kennengelernt habe, die noch heute diesen Weg „mitten hinein“ leben – besonders die Mitglieder der „Northumbria Community“, von deren Weisheitsschatz ich am meisten zehre. Da ist zum Beispiel Trevor Miller, den ich ein paarmal traf. Aus seinen Vorträgen und den großteils unveröffentlichten Schriften habe ich viel gelernt. Irgendwann beschlossen meine Frau und ich, für ein paar Jahre in ein Haus der Northumbria Community zu gehen, nach „Nether Springs“, ein neumonastisches Zentrum in Nordengland, also eine Art modernes Kloster. Dort lebten wir den Weg „mitten hinein“ mit anderen zusammen – wir putzten Klos, kochten Curry, tranken Tee und immer wieder hielten wir kurz an für Stille und Gebet, einfach im Wohnzimmer. Es gibt keine Trennung zwischen dem Banalen und dem Heiligen – das lernte ich dort ganz praktisch. Dafür bin ich unendlich dankbar. Diese Zeit in England hat mich sehr geprägt. Deshalb ist wohl kaum verwunderlich, dass viele der Geschichten, die ich hier erzählen werde, aus dieser Zeit stammen.

Irgendwann einmal fragte mich eine Freundin, ob ich eigentlich gerne Mönch geworden wäre, hätte ich nicht geheiratet. Aber ich wusste intuitiv schon früh, dass mein Weg nicht hinter Klostermauern führen würde, sondern mitten hinein in die Gesellschaft. Heute sind mein Büro, die Küche und das Kinderzimmer mein Kloster, und meine Kapelle ist das Gartenhäuschen. Mein Alltag ist nicht anders als der von vielen Tausend anderen: die Kinder, die Arbeit, die Hausaufgaben, der Garten, dazwischen irgendwie die Partnerschaft mit meiner Frau und meine Freundschaften. Ich bin kein professioneller Religiöser, auch kein Experte in geistlichen Dingen. Aber ich glaube, ich habe etwas entdeckt. Und das würde ich gerne mit dir teilen. Ich habe es nicht allein entdeckt, sondern hatte das Glück, zur richtigen Zeit die richtigen Leute kennenzulernen, die mich in die richtige Richtung wiesen. Und dann hatte ich das Privileg, meine Entdeckungen zusammen mit anderen auszuprobieren – in Retreats und Workshops, die ich in Nether Springs halten durfte. Aber letzten Endes bin ich einfach einer, der Sehnsucht nach Tiefe hat – immer noch, auch nach fünfundzwanzig Jahren. Und manchmal ist diese Sehnsucht alles, was mir bleibt auf dem Weg „mitten hinein“.

Aber jetzt sollte ich wohl einmal erklären, was ich mit diesem „Mitten hinein“ genau meine.

Nicht (nur) hinaus, sondern mitten hinein

Vielleicht kennst du Leute in deinem Umfeld, die begeistert sind von wilden Draufgängern. Sie lieben die Bücher und Geschichten von Aussteigern, die ihren Job an den Nagel gehängt und alles verkauft haben. Von Lebenskünstlern, die in ihrem Tiny House der Einfachheit frönen. Von Leuten, die ihr schickes Business-Kostüm gegen die Nonnenkutte eingetauscht haben und nun in Kyoto statt in Frankfurt leben. So etwas liest sich gut. Verkauft sich auch prächtig. Denn solche Geschichten hören wir gerne, weil wir uns selbst nach Abenteuern sehnen und gerne ausbrechen würden.

Ich könnte diesem Rezept des „Raus aus dem Alltag“ hier...

Erscheint lt. Verlag 13.1.2025
Verlagsort Neukirchen-Vluyn
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte Andacht • Bruder Lorenz • Entspannungstechniken • Glaube • Innehalten • Inspiration • Mönch • Mystik • Spiritualität • Stille Zeit
ISBN-10 3-7615-7029-5 / 3761570295
ISBN-13 978-3-7615-7029-6 / 9783761570296
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