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In Austausch begriffen - Marlen Mairhofer

In Austausch begriffen

Ökonomien der Differenz bei Marlen Haushofer, Ingeborg Bachmann und Hélène Cixous
Buch
316 Seiten
2025 | 1. Auflage
Sonderzahl (Verlag)
9783854496809 (ISBN)
CHF 49,95 inkl. MwSt
Marlen Mairhofers Studie In Austausch begriffen untersucht Ingeborg Bachmanns Romanfragment Das Buch Franza und Marlen Haushofers letzten Roman Die Mansarde hinsichtlich der darin wirksamen Tausch- und Machtverhältnisse. Neben Bachmann und Haushofer bildet Hélène Cixous die gleichberechtigte Dritte im Bande, deren Annahme, dass männliche und weibliche Schreibweisen voneinander abweichenden libidinösen Ökonomien folgen, kritisch erprobt wird und den Blick schärft, um die vielgestaltigen Austauschbeziehungen herauszuarbeiten, die in den Texten wirksam sind. Diese Perspektive zeigt unvermutete Parallelen und Entsprechungen unter den enggeführten Texten, deren innere Dynamiken sich wechselseitig erhellen - und so gar nicht auf binäre Typologien beschränken lassen wollen.Was die drei Autorinnen somit verbindet, sind weniger biografische Muster, sondern sprachliche und diskursive Elemente, die das Schreiben und Leben der Autorinnen in den 1960er Jahren strukturierten. Es sind die »Kräfteverhältnisse [...], wie sie sich anhand des Materials und eingedenk der Umstände seiner Entstehung darstellen«, deren Ökonomien lustvoll rekonstruiert und anhand thematischer Korrespondenzen erschlossen werden. Beleuchtet werden so etwa die Frage danach, wie »Kommunikation aufrechterhalten werden kann, wenn der Austausch von Signifikanten unmöglich scheint, wie mit (sprachlichen und materiellen) Erbschaften umzugehen ist und wie der Ausfall von Sinneskanälen erfordert, die eigene Wahrnehmung auf die Probe zu stellen.« Darüber hinaus unterzieht Mairhofers Studie anhand ihrer Lektüren die bestehende Rezeption aller drei Autorinnen einer kritischen Revision und widmet sich nicht zuletzt den spezifischen Produktionsbedingungen der untersuchten Texte, indem sie Ökonomien »des Materials, der Textentstehung« und der »Textträger« in den Blick nimmt.Mit großer stilistischer Sicherheit zeigt Mairhofer, was an den poetischen Theorien und theorieaffinen Poetiken Bachmanns, Haushofers und Cixous' nach wie vor brisant, unentdeckt, unausgeschöpft und produktiv ist - und formuliert so eine bestrickende Einladung, die Autorinnen neu zu entdecken.

Marlen Mairhofer, geboren 1991 in Steyr, OÖ, Studium und Doktorat der Germanistik. Literarische, wissenschaftliche und kulturbetriebliche Tätigkeit. Zahlreiche wissenschaftliche und literarische Veröffentlichungen, letztere u. a. in kolik, SALZ, Sterz, Rampe, archipel und kassiber. Jahresstipendium für Literatur des Landes Salzburg 2023, Talentförderprämie für Literatur des Landes Oberösterreich 2023, Startstipendium für Literatur 2024. Derzeit Stadtschreiberin in Waidhofen an der Ybbs.

»Ökonomien des Mangels sind zentrale Strukturprinzipien in allen hier gelesenen Texten. Die Beeinträchtigungen, die die Protagonistinnen Cixous', Haushofers und Bachmanns betreffen, können angeboren sein, wie im Falle der Myopie, die Cixous' Weltwahrnehmung prägt, sie können plötzlich getriggert werden, wie die Taubheit der Hauptfigur in der Mansarde, oder - und darin unterscheidet sich Das Buch Franza wesentlich von den anderen Texten - durch gezielte Zuschreibungen regelrecht provoziert werden. Die Ausfälle, die bei Cixous und Haushofer Voraussetzung dafür sind, schließlich in kreative Prozesse eintreten zu können, sind im Falle Franzas nicht mehr in eine wie immer geartete Produktivität überführbar, sondern Vorboten einer irreparablen Existenzvernichtung.[...]Häufig geht es also gar nicht darum, sich seiner Mängel restlos zu entledigen, sondern einen libidinalökonomisch produktiven Umgang mit ihnen zu finden. Die Protagonistin der Mansarde weiß beispielsweise, dass sie nie die 'liebe Dame' werden kann. Es gelingt ihr nicht, im selben Ausmaß wie andere Familiarität zu den Menschen um sich herum herzustellen (wie sich in der gleichbleibenden Distanz zu ihrem Mann und ihren Kindern zeigt), und ihre Beziehung zu den (realen oder gezeichneten) Tieren und zur Natur bleibt letztlich so einseitig, dass es keine Rolle spielt, wie sie die Lebewesen benennt, die sie zwar anblicken und (teilweise) darstellen kann, die ihren Blick jedoch nicht erwidern. Dementsprechend überwindet die Protagonistin diesen Mangel am Ende auch nicht, indem sie einen Vogel zeichnet, welcher der allen Figuren des Textes inhärenten Einsamkeit entgeht, sondern indem sie diese zur Tugend erhebt: Der Drache, den sie erst imaginieren kann, nachdem sie sich mit ihrem Trauma befasst hat, darf nicht nur, er muss sogar einsam sein, um ihren Vorstellungen zu entsprechen. Darin unterscheidet sich Die Mansarde deutlich von der Wand, in der die Hauptfigur lernen muss, die Güterknappheit, mit der sie sich schlagartig konfrontiert sieht, bestmöglich zu kompensieren, wenn sie überleben möchte. Insofern ist Haushofers letzter Roman der 'radikalere' Text: Er stellt aus, was es bedeutet, aus der Position eines genealogischen (und nicht etwa eines kontingenten, katastrophischen) Minus an Liebe, an Sprache, an ideellem wie materiellem Erbe heraus eine - lebbare - Existenz aufbauen zu müssen. In der Mansarde beinhaltet diese am Ende neben erfüllenden 'Mansarden-Momenten' auch das Bewusstsein über die Fähigkeit, die eigenen Mängel integrieren zu können.«

Erscheinungsdatum
Sprache deutsch
Maße 155 x 255 mm
Gewicht 610 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
Schlagworte Korrespondenz • Literaturtheorie • Poetik • Rezeption • Schreibweisen
ISBN-13 9783854496809 / 9783854496809
Zustand Neuware
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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