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Das Alte Ägypten (eBook)

Wie die Menschen im Reich der Pharaonen lebten - Ein SPIEGEL-Buch - Mit zahlreichen Abbildungen

Eva-Maria Schnurr (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2025
282 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-33181-8 (ISBN)

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Das Alte Ägypten -
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Pharaonen, Pyramiden, Hieroglyphen: Eine Zeitreise ins alte Ägypten

Die Erzählungen der ersten Entdecker Ägyptens prägten lange unseren Blick auf das Land am Nil, dessen geheimnisvolle Welt der Pharaonen und Pyramiden uns bis heute fasziniert. Doch Klischees verdecken, wie differenziert Forschende die frühe Hochkultur heute verstehen. Wie entstand das Reich, das um 2900 v. Chr. greifbar wird und bis zur Zeitenwende existierte? Warum blieben die Hieroglyphen so lange ein Rätsel? Und wie lebten die Menschen damals? Historikerinnen und SPIEGEL-Autoren zeigen in diesem Buch, dass nicht Sklaven, sondern spezialisierte Handwerker die Pyramiden einst erbauten. Sie geben ungekannte Einblicke in den Alltag und die religiösen und naturwissenschaftlichen Vorstellungen der alten Ägypter und beleuchten die politische Rolle von Frauen und Pharaoninnen wie Hatschepsut und Kleopatra. So entsteht ein vielschichtiges Porträt einer der größten Zivilisationen dieser Erde, das uns das Leben der alten Ägypter nahebringt und ihrem antiken Erbe bis heute nachspürt.

Pharaonenglanz für Preußen


1842 reiste ein junger Forscher von Berlin an den Nil. Damit begründete Karl Richard Lepsius die deutsche Ägyptologie.

Von Ruth Hoffmann

Über der Wüste steht bereits die Mittagssonne, als sich die preußische Forschergruppe daranmacht, die Cheops-Pyramide zu erklimmen – »mithilfe der höchst lästigen Araber, deren wenigstens 20 uns umschwirren«, wie einer von ihnen später schreibt. »Man wird mit unaufhaltsamer Eile hinaufgestoßen und gezogen (…) hinter sich zu blicken, ist nicht ratsam, denn die Höhe ist erstaunlich und man wird ganz schwindlig.« Der Aufstieg ist eine mühsame Kraxelei, schnaufend erreichen die Forscher die abgeflachte Spitze, so hat es der Teilnehmer notiert. Unter ihnen breitet sich die felsige Weite von Giseh mit den anderen Pyramiden aus. Dahinter schimmert grün das Niltal, in der Ferne erkennt man Kairo.

Expeditionsleiter Karl Richard Lepsius holt eine Fahne aus dem Marschgepäck. Kurz darauf flattert der preußische Adler über einem der ältesten Bauwerke der Welt, begleitet von drei Hochrufen auf den König: Es ist der 15. Oktober 1842, der Geburtstag Friedrich Wilhelms IV. »Nach Süden fliegend, wendete der Adler sein gekröntes Haupt der Heimat zu gen Norden«, schreibt Lepsius am nächsten Tag nach Berlin. »Auch wir schauten heimwärts und ein jeder gedachte (…) derer, die er dort (…) zurückgelassen hatte.«

Nach dem Abstieg meißelt er eine Hieroglypheninschrift in den Stein oberhalb des Eingangs zum Pharaonengrab, eine Huldigung im Stil altägyptischer Stelen: »Heil (…) dem Sohne der Sonne, die das Vaterland befreite, Friedrich Wilhelm dem Vierten (…) dem Lieblinge der Weisheit und der Geschichte, dem Hüter des Rheinstroms (…) dem Lebenspender allezeit.« Es war der feierliche Auftakt zu einer Unternehmung, die wissenschaftliche Maßstäbe setzte und Lepsius zum Vater der deutschen Ägyptologie machte. Sein Team und er dokumentierten archäologische Denkmäler vom Mittelmeer bis Khartum und gewannen dabei Daten und Erkenntnisse, die noch Generationen später Bedeutung und Gültigkeit haben sollten. Nicht zuletzt brachte die Expedition für das damals noch im Bau befindliche Neue Museum Hunderte von Objekten nach Berlin, die es zu einer der größten und umfassendsten Sammlungen Europas aufsteigen ließen – schon vor der Abreise hatte Lepsius eine lange, auf diesen Zweck zugeschnittene Liste erstellt.

Der Sohn eines Landrats aus Naumburg hatte in Leipzig, Göttingen und Berlin Philologie, Archäologie und Linguistik studiert; als er nach Ägypten aufbrach, war er 32 Jahre alt. 1833 promovierte er noch über die Iguvinischen Bronzetafeln, die Texte in Umbrisch und Latein enthalten, doch ein Aufenthalt in Paris hatte bereits seine Leidenschaft für Ägypten entzündet. Er lernte Koptisch und Altägyptisch und versuchte sich anhand der Schriften des Geschichtsschreibers Manetho (circa 3. Jahrhundert v. Chr.) an einer Chronologie der alten Kultur am Nil. Parallel dazu vertiefte er sich in die Hieroglyphen: Der preußische Diplomat Carl Josias von Bunsen, selbst Historiker und Gründer des Archäologischen Instituts in Rom, hatte ihn bestürmt, die Arbeit des französischen Sprachwissenschaftlers Jean-François Champollion fortzusetzen. Dieser hatte eine Entzifferungsmethode entwickelt, war dann aber 1832 im Alter von nur 41 Jahren gestorben.

Bunsen wurde nicht enttäuscht: Lepsius machte sich mit Feuereifer an die neue Aufgabe. Es gelang ihm tatsächlich, Champollions Vorarbeit entscheidend zu erweitern und so das Rätsel der Hieroglyphen weitgehend zu lösen. Anschließend überprüfte er seine Methode anhand von Museumsexponaten, Abbildungen und Abschriften. Als er fast alle in Europa befindlichen Aegyptica kannte, entstand in ihm der Wunsch, selbst vor Ort zu forschen. In Bunsen und dem schon damals berühmten Alexander von Humboldt fand er dafür einflussreiche Unterstützer. Und so stellte er am 20. Dezember 1840 beim König den Antrag für eine Expedition an den Nil.

Der Zeitpunkt hätte besser kaum sein können: Friedrich Wilhelm IV., ein klassisch gebildeter, kunstinteressierter Mann, hatte ein halbes Jahr zuvor den Thron bestiegen. Er kannte die kulturgeschichtliche Bedeutung Ägyptens. Und anders als sein Vater sah er in der Förderung von Wissenschaft und Kunst eine Möglichkeit, der preußischen Monarchie Prestige zu verschaffen. Ihm war bewusst, dass die Franzosen und Engländer in der Ägyptologie deutlich weiter waren und die Museen von Paris und London bereits über wertvollere Sammlungen verfügten. Berlin musste sich sputen, wenn es den Anschluss nicht verlieren wollte.

Der Fürsprache Humboldts und Bunsens bei Hof hätte es also wohl gar nicht bedurft: Der König bewilligte die Expedition nur wenige Tage später und stellte dafür die stattliche Summe von knapp 45 000 Talern aus seiner eigenen Schatulle zur Verfügung – mehr als das Vierfache dessen, was der gut bezahlte preußische Kultusminister im Jahr verdiente. Für die Veröffentlichungen kamen später noch einmal 50 000 Taler hinzu. Während seiner gesamten Regierungszeit förderte Friedrich Wilhelm IV. kein anderes Wissenschaftsprojekt auch nur annähernd so großzügig.

Das Forschungsvorhaben, das Lepsius der Akademie der Wissenschaften im Mai 1842 zur Begutachtung vorlegte, hätte für ein ganzes Leben gereicht. Der Ägyptenbegeisterte, inzwischen außerordentlicher Professor an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, veranschlagte dafür zwei Jahre. Sein Ziel sei es, die Geschichte und Kultur Ägyptens zu erhellen, und zwar »nicht nur für sich allein, sondern auch in ihrem Zusammenhange mit den übrigen Völkern und mit der Weltgeschichte«.

Dafür wolle er unter anderem das Gebiet um Memphis erkunden, das Peträische Arabien, das Fayyum und die Gräber im Westen Thebens; in Nubien und Vorderasien nach den Spuren der Feldzüge von Ramses II. suchen und schließlich in »Äthiopien« (heute Sudan) nachweisen, dass die dortige Kultur aus der ägyptischen hervorgegangen sei, nicht umgekehrt, wie allgemein angenommen.

Als »Reisepersonal«, das ihm bei der Dokumentation der Funde helfen sollte, gab er den Architekten Georg Erbkam an, die Maler Max und Ernst Weidenbach, Johann Jakob Frey als Hieroglyphen- und Skulpturenzeichner und den Gipsformer Carl Franke – wie er selbst allesamt junge Männer um die dreißig.

Anderthalb Jahre vergingen mit Vorbereitungen. Mitte September 1842 traf die Gruppe in Alexandria ein, wo ihre Geduld erneut auf die Probe gestellt wurde: Es wäre leichtsinnig gewesen, ohne Genehmigung des ägyptischen Machthabers Mehmet Ali Pascha mit Forschungen zu beginnen. Lepsius und Erbkam machten ihm mehrfach ihre Aufwartung, erklärten den Zweck der Reise und überreichten ihm einen Brief Friedrich Wilhelms IV. nebst Vasen aus der Königlich-Preußischen Porzellanmanufaktur als Geschenk. Am Ende sagte ihnen Mehmet Ali jede Unterstützung zu.

Selbst mit Abbau und Ausfuhr ägyptischer Altertümer war er einverstanden. Bisher hatte er das kategorisch ausgeschlossen, jetzt aber lag ihm viel an der Verbindung zu Europa. Zwei Jahre zuvor hatte Mehmet Ali versucht, sein Land aus der Herrschaft des Osmanischen Reiches zu befreien. England, Frankreich und Preußen hatten ihn daraufhin militärisch unter Druck gesetzt, die Macht des osmanischen Großwesirs wiederhergestellt und den Pascha selbst auf den Posten des Statthalters zurückgestutzt. Nun hoffte er, durch sein Entgegenkommen den preußischen König als Fürsprecher Ägyptens zu gewinnen.

Ausgestattet mit einem Geleitschreiben Mehmet Alis, reiste das Expeditionsteam im Oktober nach Kairo und brach am 9. November nach Giseh auf. Neun Kamele waren mit Zelten, Proviant und Ausrüstung beladen, ein Pferd und sechs Esel dienten als Reittiere und Lastenträger. Lepsius hatte außerdem Kameltreiber und einige Helfer angeheuert. Als die Männer in flachen, schaukelnden Booten den Nil überquerten, spürten sie erstmals, dass ihre Reise auch Gefahren barg: Es herrschte heftiger Wind, eine der Barken kenterte, die Esel ertranken, die Küchenausrüstung ging verloren. Bis man im nächsten Dorf neue Tiere und Kochgeschirr auftreiben konnte, vergingen Stunden. So war es schon dunkel, als die Gruppe die Anhöhe vor dem Pyramidenfeld erreichte. »Wunderbarer Anblick auf die Wüste im Mondschein«, schwärmte Erbkam in seinem Tagebuch, »wie eine einzige See, oder fast wie ein Schneefeld.«

Karl Richard Lepsius (Kupferstich um 1850).

Die erste Nacht verbrachten die Männer in einer leeren Totenkammer. Erst am nächsten Morgen suchten sie nach einem dauerhaften Lagerplatz und entschieden sich für eine Talsenke nahe dem Sphinx. Die Küche richteten sie in einem alten Grab ein; zwischen Ausrüstungskisten und Zelten wehte die preußische Flagge.

Drei Monate lang untersuchten sie das Gelände, Erbkam zeichnete die Pläne. Bei Strecken, die sich nicht mithilfe optischer Geräte wie Teleskop oder Theodolit errechnen oder mechanisch messen ließen, behalf er sich mit dem eigenen Schrittmaß. Johann Jakob Frey und die Weidenbach-Brüder kopierten Inschriften und Malereien und...

Erscheint lt. Verlag 13.8.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik
Geschichte Allgemeine Geschichte Altertum / Antike
Schlagworte Ägypten • Altes Ägypten • Alte Zivilisationen • eBooks • Echnaton • Geschichte • Großmacht • Hatschepsut • Hieroglyphen • Hochkultur • Kleopatra • Mumien • Pharaonen • Pyramiden • Ramses II. • Sphinx • Tutanchamun
ISBN-10 3-641-33181-1 / 3641331811
ISBN-13 978-3-641-33181-8 / 9783641331818
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