Aufstieg bei Platon (eBook)
XVIII, 343 Seiten
Springer Berlin Heidelberg (Verlag)
978-3-662-69105-2 (ISBN)
Ist der Mensch schon so, wie er ist, gut? Oder muss er sich erst darum bemühen, es zu werden? Um gut sein zu können, bedarf es der Erkenntnis dessen, was gut ist - und der Einsicht, dass man diese Erkenntnis nicht schon hat. Das kennzeichnet die sokratische Position in den platonischen Dialogen. Entgegen gängiger Deutung ist dieses sokratische Nichtwissen aber nicht Ausdruck von Skepsis, sondern Grundvoraussetzung für den Weg zur Erkenntnis. Diesen Erkenntnisweg, den Aufstieg, schildert Sokrates im platonischen Werk nicht nur, vielmehr führt er ihn auch vor: im Tugenddialog. Ausgehend von dieser für die Platonforschung ungewöhnlichen These sichten die Autoren des Bandes das Werk Platons noch einmal mit neuem Blick.
Diese Perspektive bestimmt den Aufbau des Bandes, der zentrale platonische Texte vom Tugenddialog her deutet: die Darstellung seines Vollzugs im Frühwerk, dessen Reflexion im Mittelwerk sowie die Voraussetzungen und Resultate des Aufstiegs auch im Spätwerk. Ein Ausblick in den Neuplatonismus zeigt, dass dessen mystisch-religiöse Umdeutung des Aufstiegs den für Platon entscheidenden Aspekt schon früh verliert: die Transformation des Menschen im Tugenddialog.
Einleitung 6
Inhaltsverzeichnis 12
Autorenverzeichnis 14
I. Aufstieg in der Platonforschung 16
Zwischen Dogma und Skepsis. Paradigmen der modernen Platon-Deutung und der ‚Aufstieg zum Guten‘ 17
1 Einführung 18
2 Philosophie als Lehre: Die dogmatische Deutung 20
2.1 Die geschriebene Lehre 21
2.1.1 Die Einheit des Systems: Unitarische Deutungen 21
2.1.2 Der Wandel des Systems: Die entwicklungsgeschichtliche Deutung 23
2.2 Die ungeschriebene Lehre 25
2.3 Der Aufstieg im Licht der dogmatischen Deutung 28
3 Philosophie als Destruktion jeder Lehre: Die skeptische Deutung 28
3.1 Varianten der skeptischen Deutung 29
3.2 Der Aufstieg im Lichte der skeptischen Deutung 31
4 Zwischen Dogma und Skepsis: Die Suche nach einem ‚dritten Weg‘ 32
4.1 Die Dialoge als ‚Enactments‘ 33
4.2 Die Dialoge als Darstellung eines praktischen Wissens 35
4.3 Die Dialoge als Verwirklichung des Gesuchten 36
5 Ausblick: Der Wegcharakter der platonischen Philosophie 37
Literatur 38
II. Sokrates’ Weg zum Aufstieg 41
Die sokratische Suche nach Begründung 42
1 Die Zeit vor Sokrates 42
2 Die sokratische Wende 45
3 Die sokratische Frage als neue Form der Begründung 50
4 Resümee 56
Literatur 57
Sokratische Biografie als Aufstieg in Phaidon, Parmenides, Symposion und Apologie 59
1 Forschungslage und Historizität 60
2 Untersuchung des chronologischen Zusammenhangs 66
3 Untersuchung des systematischen Zusammenhangs 68
3.1 Von der Naturforschung zur Ideentheorie (Phaidon 96a–102a) 68
3.2 Aporetik der Ideentheorie (Parmenides 130a–135c) 76
3.3 Von der Ideentheorie zum Schönheitsaufstieg (Symposion 201d–212b) 79
3.4 Vom Schönheitsaufstieg zum Tugenddialog (Apologie) 86
4 Fazit 90
Literatur 92
III. Vollzüge des Aufstiegs 95
Sokrates’ Aufstieg zur Gerechtigkeit in der Politeia I 96
1 Relevanz der Politeia I 96
1.1 Die Politeia I in der Forschung 96
1.2 Erkenntnisaufstieg in der Politeia I 98
2 Vorgespräch: Anspruch und Frage 99
2.1 Gesprächsmotive 99
2.2 Tugendanspruch des Kephalos 100
2.3 Kephalos – Sokrates 102
3 Kephalos: Schein und Erscheinung der Gerechtigkeit 102
3.1 Gerechtigkeit als Ausgleichspraxis 102
3.2 Prüfung 103
3.3 Kephalos – Sokrates 104
4 Polemarchos: Ungerechtigkeit und Gerechtigkeit 104
4.1 Gerechtigkeit als Wechselseitigkeit 104
4.2 Prüfung 105
4.3 Polemarchos – Sokrates 107
5 Thrasymachos: Selbstwiderspruch und Erkenntnis 108
5.1 Gerechtigkeit als Eigennutz des Stärkeren 108
5.2 Prüfung 109
5.3 Thrasymachos – Sokrates 111
6 Nachgespräch: Rückkehr zur Frage 113
7 Zusammenhang: Bewusstseinsaufstieg und Erkenntnisaufstieg 114
7.1 Zwei Denkbewegungen 114
7.2 Bewusstseinsaufstieg: Kephalos – Polemarchos – Thrasymachos 114
7.3 Erkenntnisaufstieg: Sokrates 115
8 Ergebnis 116
Literatur 117
Euthyphron: Die Suche nach der Frömmigkeit im frömmelnden Denken 119
1 Die Rolle des Aufstiegs im Tugenddialog 119
2 Aufstieg im Vorgespräch 120
2.1 Von der Handlung zum Wert selbst 120
2.2 Die auf die Tugend bezogene Wesensfrage 121
3 Der Aufstieg im Hauptgespräch 122
3.1 Das Beispiel auf der Handlungsebene 122
3.2 Die Ebene des Werturteils 124
3.2.1 Die Götter als Indikatoren 124
3.2.2 Der Konsens 127
3.2.3 Die Aporie des fehlenden Grundes 129
3.2.4 Die Gerechtigkeit als Grund für die Liebe 130
3.3 Die Wissens- und Vorstellungs- sowie die Wertebene 131
3.3.1 Die Grenzen der Definition 131
3.3.2 Euthyphrons Wissen und Wert 133
4 Der Bewusstseinsaufstieg 134
Literatur 136
Wofür es sich zu leben lohnt. Die sokratische Prüfung im Charmides 137
1 Tugenddialog und Aufstieg? 137
2 Charmides: Zwei Denkweisen im Vollzug 140
2.1 Umkehr im Vorgespräch? 140
2.2 Aufstieg im Hauptgespräch? 142
2.2.1 Selbstbezug durch Reflexion 142
2.2.2 Sachbezug durch Prüfung 148
3 Ausblick: Aufstieg kompakt 153
Literatur 154
IV. Reflexionen des Aufstiegs 156
Bilder des Aufstiegs. Die Gleichnisse in der Politeia 157
1 Ausgangspunkt des Aufstiegs – Gleichnishinführung (504a–507a) 160
1.1 Relevanz des Guten 160
1.2 Vorstellungen vom Guten 161
1.3 Verhältnis des Sokrates zum Guten 161
2 Ziel des Aufstiegs – Sonnengleichnis (507a–509b) 163
2.1 Bereiche der Wirklichkeit 163
2.2 Binnenstruktur der Bereiche 163
2.3 Stellung des Guten 164
3 Vermögen des Aufstiegs – Liniengleichnis (509c–511e) 166
3.1 Bereiche der Wirklichkeit und ihre Erkenntnisvermögen 166
3.2 Verstand 168
3.3 Vernunft 169
4 Weg des Aufstiegs – Höhlengleichnis (514a–519b) 171
4.1 Ausgangslage 171
4.2 Aufstieg mit Zwang 173
4.3 Aufstieg mit Gewöhnung 175
4.4 Zwei Aufstiege 178
5 Aufstieg bei Platon 179
Literatur 180
Der so „mühsame“ wie „wunderbare“ Weg zur noetischen Erkenntnis im Siebten Brief 181
1 Die Aufstiegsdarstellung im Siebten Brief: ein ????? ?????? 181
2 Die argumentative Einbettung des ????? ?????? 183
2.1 Der Siebte Brief im Überblick 183
2.2 Wege zum philosophischen Leben am Beispiel 185
2.3 Die Lebensweise eines philosophischen Menschen im Kontrast zu der eines nicht-philosophischen: Die Philosophenprüfung 187
3 Der Weg zum philosophischen Leben als Weg zur noetischen Erkenntnis im ????? ?????? 190
4 Die doppelte Funktion des ????? ?????? im Siebten Brief 204
Literatur 205
V. Bildung zum Aufstieg 207
Wozu Naturphilosophie? Anregung zum Aufstieg im Timaios 208
1 Wozu Naturphilosophie? 208
2 Sokrates’ Bitte um Vorführung der Tugend 210
2.1 Wonach fragt Sokrates? 210
2.2 Was wollen Timaios und Kritias einbringen? 212
3 Timaios’ Vortrag als Anregung zur Tugendbildung 213
3.1 Naturphilosophie als wahrscheinliche Rede 213
3.2 Schönheit der Welt durch Vernunftbegabung 215
3.3 Wahrnehmbarkeit der Welt durch Notwendigkeit 220
3.4 Bildung als Aufgabe der Menschen 222
4 Naturphilosophie als Anregung zum Aufstieg 224
Literatur 226
Per figuras ad astra. Die Bedeutung der Mathematik für den Aufstieg in der Politeia 228
1 Einleitung 228
2 Beiträge der Forschungsliteratur zur Bedeutung der Mathematik in der platonischen Ethik 229
3 Die Rolle der Mathematik in Platons Gleichnissen 232
4 Ohne Mathematik ist kein Staat zu machen – die Mathematik im Bildungskonzept der Politeia 234
4.1 Die Kriterien für die Wahl der Disziplinen und der Grund für die Hinwendung zur Arithmetik 234
4.2 Der innermathematische Bildungsweg 236
4.3 Die stufenweise Binnengliederung des mathematischen Bildungswegs 238
5 Die mathematische Bildung als Grundlage der Dialektik 247
Literatur 248
Aufstieg zur Weisheit im Euthydemos? 250
1 Einleitung 250
2 Urteil der Forschung 252
3 Struktur des Dialoges 255
4 Gedankengang des Dialoges 256
4.1 Runde 1 256
4.2 Runde 2 257
4.3 Runde 3 258
4.4 Runde 4 260
5 Die protreptischen Partien 261
5.1 Partie 1 261
5.2 Partie 2 263
6 Aufstieg im Euthydemos 264
Literatur 268
VI. Resultate des Aufstiegs 270
Politik, Macht und Freiheit. Vernunftorientiertes Politikverständnis als Ergebnis des Aufstiegs im Gorgias 271
1 Gorgias: Macht und Moral 273
1.1 Darstellung des Textes 273
1.2 Grundstruktur des Politikverständnisses: Politik, Rhetorik, Macht, Freiheit 276
1.3 Aufstieg 278
2 Polos: Macht ohne Moral 279
2.1 Darstellung des Textes 279
2.2 Interpretation 283
3 Kallikles: Moral der Macht 285
3.1 Darstellung des Textes 285
3.2 Aufstieg 289
4 Aufstieg zur Macht 290
Literatur 293
Theaitetos: Erkenntnis jenseits von Rationalismus und Empirismus? 296
1 Einleitung 296
2 Der Dialog Theaitetos: Was ist Erkenntnis? 297
2.1 Erste Antwort: Aufzählung von Erkenntnissen (146a–151d) 298
2.2 Zweite Antwort: Erkenntnis ist Wahrnehmung (151d–186e) 299
2.3 Dritte Antwort: Erkenntnis ist richtige Vorstellung (187a–200d) 303
2.4 Vierte Antwort: Erkenntnis ist richtige Vorstellung verbunden mit Erklärung (200d–210b) 308
2.5 Die Aporie 311
3 Schluss 313
Literatur 315
VII. Aufstieg im Neuplatonismus 317
Was ist Aufstieg im Neuplatonismus? Die Entwicklung des Aufstiegsdenkens bei Plotin, Augustinus und Proklos 318
1 Plotin (205–270 n. Chr.) 322
1.1 Ausgangspunkt des Aufstiegs 323
1.2 Ziel des Aufstiegs beziehungsweise des Rückstiegs 324
1.3 Umsetzung des Rückstiegs 324
1.4 Bedeutung und Konsequenzen des Rückstiegs 327
1.5 Übergang von Plotin zu Augustinus 329
2 Augustinus (354–430 n. Chr.) 330
2.1 Ausgangspunkt des Aufstiegs 331
2.2 Ziel des Aufstiegs 331
2.3 Umsetzung des Aufstiegs 331
2.4 Bedeutung und Konsequenzen des Aufstiegs 334
2.5 Übergang von Augustinus zu Proklos 335
3 Proklos (412–485 n. Chr.) 336
3.1 Ausgangspunkt des Aufstiegs 338
3.2 Ziel des Aufstiegs 338
3.3 Umsetzung des Rückstiegs 339
3.4 Bedeutung und Konsequenzen des Aufstiegs 341
3.5 Übergang von Proklos (und vom Neuplatonismus) ins Mittelalter 342
4 Zusammenschau – Was ist Aufstieg im Neuplatonismus? 343
Literatur 344
| Erscheint lt. Verlag | 8.8.2024 |
|---|---|
| Zusatzinfo | XVIII, 343 S. 5 Abb., 1 Abb. in Farbe. |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Philosophie ► Erkenntnistheorie / Wissenschaftstheorie |
| Geisteswissenschaften ► Philosophie ► Ethik | |
| Geisteswissenschaften ► Philosophie ► Philosophie Altertum / Antike | |
| Schlagworte | Dialektik • elenchos • Erkenntnis des Guten • Höhlengleichnis • Selbstbildung • Sokratische Prüfung • Sokratischer Dialog • Tugenddialog |
| ISBN-10 | 3-662-69105-1 / 3662691051 |
| ISBN-13 | 978-3-662-69105-2 / 9783662691052 |
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