Zum Hauptinhalt springen
Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Die letzten Tage von Pompeji (eBook)

So lebten die Römer im Schatten des Vulkans - Ein SPIEGEL-Buch - Mit zahlreichen Abbildungen
eBook Download: EPUB
2025
291 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-32313-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die letzten Tage von Pompeji -
Systemvoraussetzungen
11,99 inkl. MwSt
(CHF 11,70)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Die Geheimnisse der verschütteten Stadt – was wir heute über das antike Pompeji wissen

Für die Menschen in Pompeji war der Ausbruch des Vesuvs im Herbst 79 n. Chr. eine Katastrophe. Für die Forschung der Nachwelt hingegen ein Segen: Wie in einer Zeitkapsel konservierte die Asche des Vulkans die stolze Stadt im Moment ihres Untergangs. In diesem Buch tragen SPIEGEL-Autorinnen und Wissenschaftler die neuesten Forschungsergebnisse über die antike Lebenswelt zusammen. Sie erklären, was erotische Wanddarstellungen über die Sexualmoral verraten, wie tödlich Gladiatorenkämpfe waren und mit welchen Drogen sich die Bewohner der Stadt einst berauschten. Doch die hier versammelten Beiträge beleuchten auch die angespannte Wohnsituation und die Lage der Versklavten. Sie nehmen die Leserinnen und Leser mit zum Chirurgen und in die Tempel. Zusammen zeichnen sie ein lebendiges Bild der römischen Stadt und ihrer Menschen.

Mit zahlreichen Abbildungen.

Tanz auf dem Vulkan


Kaum jemand in Pompeji wusste, dass die Stadt in einer geologischen Risikozone lag. Im Jahr 62 n. Chr. meldete sich die Natur mit einer deutlichen Warnung.

Von Hauke Friederichs

Man konnte allem Anschein nach gut leben in Pompeji, der Hafenstadt am Golf von Neapel. Prächtige Wohnsitze standen dicht an dicht, Mosaike und Wandgemälde zeigten den Wohlstand der Menschen und ihre hohe Lebensqualität. Auf Landgütern vor den Stadtmauern gediehen Oliven, Obst, Gemüse, Getreide und Wein.

Mehrere Ernten in einem Jahr konnten die Bauernfamilien einfahren. Vulkanasche machte den Boden besonders fruchtbar. Im Norden der Stadt überragte ein Berg namens Vesuv die Landschaft, ab und zu wackelte die Erde. Aber daran waren die Bewohner gewöhnt.

Es gebe keinen Ort auf der Welt mit einem derartigen Reichtum an natürlichen Ressourcen, schwärmte Plinius der Ältere (circa 23 bis 79 n. Chr.) in seiner Naturgeschichte über die Region. Campania felix, glückliches Kampanien, nannten die Römer diese Gegend.

Doch am 5. Februar 62 n. Chr. schien sich das Glück der Stadt unvermittelt zu wenden: Die Erde bebte sehr viel stärker als sonst. In einer Bäckerei an einer Hauptstraße ging plötzlich ein Riss durch den Backofen und eine Wand, Statuen fielen um, Ehrenbögen brachen auseinander. Dann stürzten ganze Gebäude ein, eine Herde von 600 Schafen verendete draußen vor den Mauern.

Viele Bewohner flohen aus der Stadt, irrten in schwerem Schockzustand umher. So beschreibt es Seneca (circa 4 v. Chr. bis 65 n. Chr.), ein Zeitgenosse. Ihrer Heimat, so muss es den Menschen Pompejis an diesem Wintertag vorgekommen sein, drohte die Zerstörung, ihnen selbst der Tod. Was nur war geschehen? Wie sollte es weitergehen?

Die Region Kampanien war und ist noch immer eine der am stärksten durch Naturkatastrophen bedrohten Regionen Italiens. Unter der Erdoberfläche wirken gewaltige Kräfte: Die kleine Adriatische Kontinentalplatte wird unter die Eurasische Platte gedrückt und zerschmilzt in der Hitze des Erdinneren.

Heißes Magma drückt nach oben, was zu Erdbeben und zu vulkanischer Aktivität führt. Gleich drei vulkanische Zentren liegen am Golf von Neapel: im Nordosten der Vesuv, im Norden die Phlegräischen Felder, die an das Stadtgebiet von Neapel angrenzen, und im Westen die Insel Ischia.

Bereits vor fast 4 000 Jahren überschüttete der Vesuv Dörfer aus der Bronzezeit mit einer Lawine aus Asche und Gestein. In der Eisenzeit lockte der fruchtbare Boden erneut Siedler an. Ausgrabungsteams haben ihre Spuren am Golf von Neapel nachgewiesen.

Pompeji entstand um 600 v. Chr., lange bevor Rom zur italienischen Macht aufstieg. Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass wohl etruskische Familien die Stadt auf einer Ebene im Norden des Flusses Sarno gegründet hatten. Später siedelten sich auch Menschen an, die Inschriften auf Oskisch hinterließen – einer Sprache aus der Untergruppe der italischen Sprachen, die später vom Lateinischen verdrängt werden sollte.

Dieses Mosaik aus dem Speisezimmer eines Hauses in Pompeji sollte Bewohner und Gäste daran erinnern, dass jeder sterblich ist.

Die Einwohner hielten Schafe, waren auch als Händler aktiv. Anfangs lag die Stadt in der Machtsphäre der Etrusker. 474 v. Chr. unterlagen diese jedoch in einer entscheidenden Schlacht gegen Griechen, die sich in Italien niedergelassen hatten. Damit verloren die Etrusker ihren Einfluss im Süden der Halbinsel.

Nun eroberten Samniten, ein kriegerischer Stammesverband aus den Bergen, die Region Kampanien und übernahmen auch Pompeji. Als Rom stärker wurde und seinen Machtbereich im 4. Jahrhundert v. Chr. ausweitete, vertrieb die Republik nach einer Reihe von Kriegen die samnitischen Stämme. Pompeji musste nun ein Bündnis mit Rom schließen und sich an dessen Feldzügen beteiligen. Nach dem römischen Sieg über Karthago erlebte Pompeji eine neue Blütezeit. Im 2. Jahrhundert v. Chr. entstanden dort neue Villen und Tempel, das Forum wurde umgestaltet, die Stadtmauer verstärkt.

Pompeji gehörte zwar zu den römischen Verbündeten, aber die Bewohner Kampaniens blieben gegenüber den Bürgern der Metropole benachteiligt: Sie durften nicht in Rom wählen und erlangten keinen politischen Einfluss. Zu Beginn des 1. Jahrhunderts v. Chr. forderten Vertreter der italienischen Städte die römischen Bürgerrechte für sich. Der Senat lehnte das ab. Das führte wenig später zum Bundesgenossenkrieg. Pompeji schloss sich den Aufrührern an.

Rom erwies sich als zu stark. Der Heerführer Lucius Cornelius Sulla belagerte die Stadt und ließ mit Katapulten die Mauern beschießen. Bald gaben die Verteidiger auf. Rom zeigte Gnade, Pompeji blieb bestehen. Dennoch prägten die Folgen des Konflikts die Stadt: 80 v. Chr. wurde Pompeji eine Kolonie für römische Veteranen unter Führung eines engen Verwandten Sullas. Die früheren Legionäre und Offiziere verdrängten wohl einige Alteingesessene.

Latein wurde zur Amtssprache und ersetzte das Oskische der Samniten; Pompeji erhielt neue öffentliche Gebäude wie Thermen am Forum und das Amphitheater im Südosten. Der Stadtplan wirkt wie am Reißbrett geplant, der Ort besteht weitgehend aus rechteckigen insulae, Häuserblocks. Östlich vom Forum gibt es verwinkelte, enge Gassen, die lange für die Altstadt gehalten wurden. Inzwischen hat die archäologische Forschung auch an anderen Ecken Spuren archaischer Besiedlungen gefunden.

Eine 3 200 Meter lange Mauer umgab Pompeji, die von zwölf Wachtürmen abgesichert wurde, die meisten davon standen im Norden. Sieben Stadttore sind heute bekannt. Große Basaltblöcke bildeten den Belag der wichtigen Straßen, Wagen und Karren haben tiefe Furchen hineingeschliffen. Zwischen einzelnen Häuserblocks verliefen aber auch unbefestigte Wege.

An den Hauptverkehrsadern im Zentrum reihten sich Bäckereien, Schenken, Garküchen, Frisöre und Parfümerien aneinander. In Pompeji verarbeiteten Färber und Stoffwalker die Wolle der Schafe, die vor der Stadt gehalten wurden. Händler verkauften die Textilien in ihren Geschäften und auf auswärtigen Märkten. Überall in der Stadt fanden sich Läden, in denen Stoffe angeboten wurden.

Pompeji erlangte in der Amtszeit Kaiser Augustus’ (31 v. Chr. bis 14 n. Chr.) großen Wohlstand, der bis zum Beben anhielt. Die Rebellen hatten das Bürgerrecht erhalten und waren zu Römern geworden. An Pompejis Spitze stand nun ein gewähltes Zweimännerkollegium, nicht wie zuvor der meddix tuticus, das Oberhaupt aus samnitischer Zeit. Bei Konflikten mit anderen Kommunen oder innenpolitischen Problemen entsandte man Delegationen nach Rom und bat vor dem Senat oder dem Kaiser um Hilfe.

In Pompeji boten sich viele Vergnügungsmöglichkeiten: Schenken, Märkte, mindestens ein Bordell, dazu öffentliche Thermen und verborgene Spielhöllen, wo verbotenerweise um Geld gewürfelt wurde. Die Reichen lebten in riesigen Häusern mit eigenen Schreinen, Gärten, Bädern mit Bodenheizung und Glasscheiben vor den Fenstern.

Kaiser, Adlige, Politiker und reiche Kaufleute aus Rom schätzten die Schönheit der Natur, die Reize der Landschaft mit sanften Hügeln und der malerischen Küstenlinie, das milde und heilsame Klima. Sie errichteten dort Landsitze, allein Kaiser Tiberius nannte vermutlich zwölf Villen am Golf von Neapel sein Eigen. Im 1. Jahrhundert v. Chr. hatte auch Cicero unweit von Pompeji ein Anwesen erworben.

Die meisten Familien waren allerdings nicht vermögend, sie lebten eingezwängt in Einraumwohnungen, die über ihrer Werkstatt oder ihrem Geschäft waren. 80 verschiedene Gewerbe gab es in Pompeji: Töpfer, Färber, Müller, Werkzeugmacher, Weber, Schmiede und viele andere Berufe. Versklavte mussten die schmutzige und mühselige Arbeit erledigen, wie überall im Imperium Romanum.

Die Gefahr, die ihnen aus der Tiefe der Erde drohte, erkannten die Menschen nicht. Der griechische Geograf Strabon (circa 64 v. Chr. bis 23 n. Chr.) notierte zwar über den Vesuv in seiner Erdbeschreibung: "Seine Spitze zeigt zerklüftete Höhlungen in Felsen von rußiger Farbe, als seien sie von Feuer ausgefressen, so dass man schließen könnte dass diese Stelle früher einmal gebrannt und Feuerkrater gehabt hat." (Übersetzung S. Radt) Jedoch vermutete Strabon, der Vesuv sei schon lange erloschen, weil der Brennstoff ausgegangen sei.

Spätere Gelehrte wie Plinius der Ältere und Seneca nannten den Vesuv nicht, wenn sie über Vulkanismus schrieben – offenbar hatten sie Strabon nicht gelesen oder wollten sich seiner Sichtweise nicht anschließen. Wenn selbst die schlauesten Denker kein Risiko ausmachten, wie sollten einfache Leute aus Pompeji das Unheil ahnen?

Ein Fresko, das Forschende später in der Stadt bargen, zeigt wohl, wie die Menschen ihre Umgebung wahrnahmen: Der Vesuv erscheint als grüner Berg, bedeckt von Weinreben. Keine Risikozone, sondern eine friedliche Idylle, ein fruchtbares Paradies.

Vor diesem Hintergrund muss das schwere Erdbeben von 62 völlig überraschend über die Menschen von Pompeji hereingebrochen sein. Sie fürchteten offenbar, den Zorn der Götter erregt zu haben, griffen zur Kunst, um die Schwere des Bebens zu dokumentieren. Zwei Reliefplatten zeigen die Katastrophe. Sie zierten die Villa des Bankiers Lucius Caecilius Iucundus.

Und sie machen begreifbar, wie heftig die Erde schwankte: Der Tempel des Jupiter auf dem Forum neigt sich bedrohlich zur Seite. Sein Dach...

Erscheint lt. Verlag 12.2.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik
Geschichte Allgemeine Geschichte Altertum / Antike
Schlagworte Antike • Antiker Alltag • das zeitalter der hexenverfolgung • Die Kelten • eBooks • Geschichte • Gladiatoren • Gladiatorenkämpfe • Italien • Papyrusforschung • Pompeji • Römisches Imperium • Römisches Reich • Tanz auf dem Vulkan • Tempel • Theater • Thermen • verlorene Stadt • Versunkene Stadt • Vesuv • vesuvausbruch • Vulkanausbruch
ISBN-10 3-641-32313-4 / 3641323134
ISBN-13 978-3-641-32313-4 / 9783641323134
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die Begründung von Lebensformen angesichts gesellschaftlicher …

von Matthias Becker

eBook Download (2025)
Mohr Siebeck (Verlag)
CHF 28,30
Geschichte und Kultur

von Michael Sommer

eBook Download (2025)
C.H.Beck (Verlag)
CHF 9,75
Geschichte und Kultur

von Michael Sommer

eBook Download (2025)
C.H.Beck (Verlag)
CHF 9,75