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Religion auf Instagram -

Religion auf Instagram (eBook)

Analysen und Perspektiven
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
392 Seiten
Verlag Herder GmbH
978-3-451-83369-4 (ISBN)
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Neben großen Themen wie Beauty, Kochen und Katzen haben sich wachsende Nischen für religiöse Kommunikation im digitalen Raum etabliert. Instagram, das heißt heute auch: gelebte Religion, Bibel, Spiritualität, Kirchenpolitik, Seelsorge und Bildung. Der Band gibt Einblick in die Entwicklung von Instagramkanälen, zeigt neue Formen der Gemeinschaftsbildung und behandelt religiöse Influencer. Er beleuchtet, wie authentisch erklingende Instagram-Stimmen von religiös und kulturell interessierten Jugendlichen und jungen Erwachsenen wahrgenommen werden und zurückwirken auf die Wahrnehmung und Entwicklung von Kirchen und religiösen Gemeinschaften.

Viera Pirker, Dr. theol., Professorin für Religionspädagogik und Mediendidaktik an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main Paula Paschke, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Religionspädagogik und Mediendidaktik, Gleichstellungsbeauftragte und Studiengangskoordinatorin am Fachbereich Katholische Theologie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Lilith Becker, Journalistin und leitet in der Gesellschaft für Evangelische Publizistik das Evangelische Contentnetzwerk yeet. Rebekka Burke, Dr., ist Leiterin des Referats 'Religionspädagogik in Kindertageseinrichtungen' sowie Geschäftsführerin der Kath. Förderstiftung für sozialpädagogische Fachkräfte im Erzbistum Hamburg. Daniel Hörsch, sozialwissenschaftlicher Referent von midi - Evangelische Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung, Berlin. Jan Kuhn, Dr.,  ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Kompetenzzentrum 'Digitale Religiöse Kommunikation' am Zentrum für angewandte Pastoralforschung (zap) der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum und Referent für Kirche in digitalen Kulturräumen im Bistum Limburg. Florian Mayrhofer, Universitätsassistent (prae doc) an der Universität Wien am Institut für Praktische Theologie - Religionspädagogik und Katechetik. Astrid Mattes-Zippenfenig, Dr., ist Tenure Track-Professorin für sozialwissenschaftliche Religionsforschung am Forschungszentrum 'Religion and Transformation in Contemporary Society' der Universität Wien. Laura Mößle, Dr., Research Fellow am Institute of Anthropology, Dignity and Care (IADC) der Gregoriana-Universität in Rom. Sabrina Müller, D., Privatdozentin für Praktische Theologie an der Theologischen Fakultät der Universität Zürich, Mitglied der Leitung des ZKE sowie Geschäftsleiterin des Universitären Forschungsschwerpunktes Digital Religion(s). Anna Neumaier, Dr., Professorin für Religionswissenschaft am Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (CERES) der Ruhr-Universität Bochum. Christoph Novak, Dr., wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institutfür Stadt- und Regionalforschung der Österreichische Akademie der Wissenschaften. Paula Paschke, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Religionspädagogik und Mediendidaktik, Gleichstellungsbeauftragte und Studiengangskoordinatorin am Fachbereich Katholische Theologie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Viera Pirker, Dr. theol., Professorin für Religionspädagogik und Mediendidaktik an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main Anna Puzio, Dr., Postdoctoral Researcher im Projekt Ethics of Socially Disruptive Technologies (ESDiT) und Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Faculty of Behavioural, Management and Social Sciences der Universität Twente. Lena Tacke, Dr.  ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Praktische Theologie am Institut für Katholische Theologie der TU Dortmund. Kathrin Termin, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Religionspädagogik und Katechetik der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum. Wolfgang Beck, geb. 1974, Professor für Pastoraltheologie und Homiletik an der Phil.-Theol. Hoschschule Sankt Georgen in Frankfurt a. M., seit 2012 Sprecher des 'Wort zum Sonntag' in der ARD, Mitglied des Sachbereichs I 'Theologie, Pastoral  und Ökumene' des ZdK Markus Brodthage, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich Praktische Theologie/Religionspädagogik am Institut für Katholische Theologie und ihre Didaktik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Antonia Hafner,st Studentin der Kommunikationswissenschaften an der Universität Erfurt. Miriam Haselbacher, Projektmitarbeiterin (YouBeOn und D.

I Plattform


Zwischen Plattformlogik und Emergenz –
Religion auf Instagram


Viera Pirker

Religion etabliert sich in der weiterhin wachsenden, globalen, kommunikativen Umgebung Instagram als Thema auf verschiedenen Ebenen – in die ganze Plattform betreffenden Zusammenhängen ebenso wie in kleinen und regionalen Bereichen, wie sie beispielsweise innerhalb einer Sprachgruppe bestehen. Wie einzelne Akteur:innen, Sprecher:innen, Aktivist:innen, Momente darin auftreten und auch Aufmerksamkeit innerhalb der Plattform bekommen, hängt mit verschiedenen inneren und äußeren Dynamiken zusammen, die höchst unterschiedlich aufeinander wirken. Diese Dynamiken, als emergente Phänomene verstanden, scheinen auf und steigen auf, sie werden aus einer breiten Vielfalt und aus unterschiedlichen Logiken heraus gespeist und können sich auch überraschend verändern. Emergenz bezeichnet bottom-up-Prozesse, die unvorhergesehen aus vielfältigen, komplexen Zusammenhängen hervorgehen und aber auch zu deren Erklärung beitragen.

Im vorliegenden Beitrag wird unter dieser Perspektive das Phänomen der religionsbezogenen Kommunikation auf Instagram von zwei Seiten betrachtet. Zum einen erfolgt ein Blick in die Gesamtheit der Plattform in einem spezifischen Zuschnitt, nämlich entlang einer Analyse des Community-Accounts @instagram, mit der Frage, wie religiöse Visualität und religionsbezogene Inhalte in der aktiven Kuratierung der Plattform seit Gründung der Community- Arbeit aufscheinen (1); zum anderen wird die Nische der christlich-religiösen Kommunikation auf Instagram im deutschsprachigen Raum in den Blick genommen, indem ein Überblick über Accounts vorgenommen wird, die auf der Plattform aktiv und personenbezogen religiös kommunizieren (2). Beide Perspektiven erheben nicht den Anspruch einer vollständigen Beschreibung, wohl aber ermöglichen sie in der Zusammenschau einem Blick auf die Dynamiken, die auf Instagram geschehen und auf der Plattform und für ihre Entwicklung in einer gewissen Weise spezifisch sind.

1 Religion auf @instagram


Wie wird Religion auf der Plattform Instagram thematisiert und eingesetzt? Der Blick auf dies Frage erfolgt nicht in einer Analyse umfangreicher Datensätze, sondern in einem sehr spezifischen Betrachtung der kuratierten und kulturell prägenden Praxis des Community-Accounts @instagram mit einer Konzentration auf die dort vorzufindenden visuellen Artefakte.1

1.1 Genese und Bedeutung des Community-Accounts


Instagram wurde als Plattform von Beginn an aktiv kuratiert, zum einen durch die „Liste der empfohlenen Nutzer“2 und zum anderen durch den aktiven Aufbau einer kreativen, design- und entwicklungsorientierten Community, an der die Fokussierung des Community-Accounts @instagram wesentlichen Anteil hat. Dieser stellt mit derzeit 654.028.852 Follower:innen die größte Marke innerhalb der Plattform dar. Von Bedeutung waren für den Aufbau dieser Community beispielsweise die aktive Begleitung und Initiierung persönlicher Treffen von Instagram-User:innen, den sogenannten InstaMeets, aber auch wiederkehrende Projekte wie das Weekend Hashtag Project, mit dem die Nutzer:innen zur Beteiligung zu einem bestimmten Stichwort eingeladen werden, die Auswahl eines Fotos der Woche, insbesondere aber auch im Hervorheben von einzelnen Accounts auf dem Community-Account. Schon früh wurde zudem damit begonnen, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aktiv für die Plattform zu gewinnen.3

Der Account @instagram bringt zudem Meilensteine der Unternehmensentwicklung und neue Funktionen ins Spiel, so dass er auch in der Betrachtung der Unternehmensgeschichte immer eine von Bedeutung ist. Am Account wird auch die Entwicklung der großen Linien der Unternehmensgeschichte sichtbar – veränderter Gebrauch der Plattform, Valorisierungen, Tools und Techniken, die sich mit der Zeit entwickelt haben und als vorrangig gewertet werden. Die meisten Beiträge stammen jedoch nicht von @instagram selbst, sondern der Account hebt Beiträge aus der Plattform hervor, also Accounts und Inhalte von User:innen. An der Art und Weise, wie der Account bespielt wird, zeigt sich das Interesse an der Qualität und Entwicklung des Contents ebenso wie an Creator: innen, denen Instagram durch eine Hervorhebung hohen Wert beimisst. Instagram hebt Persönlichkeiten, Interessen, Impulse und Perspektiven hervor, die jeweils für das „what’s next on Instagram“4, für den Ton sowie die Stimmung der Plattform Bedeutung erhalten.5 Mit der plattforminternen Valorisierung in Form der Hervorhebung amplifizieren sich Sichtbarkeit und Reichweite der erwähnten Accounts. Instagram hat sich seit jeher darauf spezialisiert, in der öffentlichen Wahrnehmung Negativität zu reduzieren und das Positive hervorzuheben – auch dies wird in der Betrachtung des Community-Accounts ersichtlich.

1.2 Vorgehen in der Analyse


Das Community-Team von Instagram hat Religion von Anfang an als einen unter vielen möglichen Aspekten von Kreativität, Vielfalt, Kultur, Globalität und sozialer Realität wahrgenommen. Teilweise wird Religion sogar strategisch eingesetzt. Dies lässt sich nachzeichnen an den religionsbezogenen Beiträgen, die auf dem Account @instagram, der seit dem 29. 2. 2012 vom Community- Team begleitet wird, hervorgehoben und ausgespielt werden.  Der Account tritt zum Blog hinzu, mit dem die Community bereits im ersten Instagram-Jahr begleitet wird.6

Um also zu verstehen, wie @instagram das Thema Religion einsetzt, und wie die Plattform in einem weiteren Sinne religions- und traditionsbezogene Kommunikation betrachtet, in ihre Arbeit integriert und valorisiert, wurde der Feed des Accounts, der grundlegend als eine Zirkulierung visueller Daten7 angelegt ist, gesichtet. Die Daten wurden manuell erhoben8, systematisiert und analysiert.

Die Sichtung erfolgte in mehreren Schritten: Alle zum Stichtag (20. 8. 2023) im Feed verankerten Beiträge wurden zunächst auf religiös identifizierbare visuelle Marker hin gesichtet. Als religiös identifizierbare Marker wurden verstanden: Personen (in religiöser Kleidung, in ritueller Praxis), Architektur, Gegenstände, Gestaltung (z. B. feiertagsspezifisches Essen, Dekoration). Dabei wurden, soweit erkennbar, auch Einzelbilder aus den Bildcollagen9 der Weekend Hashtag Projects und der Bilder der Woche hinzugezogen. Nach diesem Schritt und der Beobachtung von einigen wiederkehrenden Mustern wurden in einem zweiten Durchgang erwartbare Daten (Religiöse Feiertage, die im ersten Durchgang bereits vereinzelt identifiziert werden konnten) eigens angesteuert, um die Präsenz eines religionsbezogenen Beitrags zu prüfen, der ggf. visuell nicht zu erkennen war, beispielsweise weil ein Video mit einem uneindeutigen Standbild im Feed verankert ist. Wenn sich aus Bild und beigefügter Caption keine klare Deutung des Motivs erschließen ließ, wurde zusätzlich der Original-Account aufgesucht, um dort weitere Informationen (bspw. Ort, Zeitpunkt der Aufnahme, religiöse Zugehörigkeit der abgebildeten Personen) zu gewinnen.

In einzelnen Fällen ist die beschriebene Vorgehensweise inhaltlich begrenzt: Da die Beiträge vorrangig auf ihre visuellen Marker hin sowie entlang erwartbarer Termine gesichtet wurden, konnten keine Beiträge identifiziert werden, bei denen sich der Religionsbezug allein aus den Captions her gewinnen ließe, also aus dem Text, der einem Beitrag beigegeben ist. So ist möglich, dass weitere Beiträge religionsbezogen kontextualisiert werden könnten, beispielsweise bei einzelnen im Account hervorgehobenen Personen, die Religion als relevante Größe beschreiben. Zudem besteht die Möglichkeit, dass der Account @instagram einzelne Beiträge archiviert hat, so dass sie im Feed nicht mehr zugänglich sind. Auf inhaltlicher Ebene mussten Entscheidungen über die Aufnahme von Beiträgen getroffen werden, beispielsweise bezüglich lokaler Traditionen (Día de los Muertes, das chinesische bzw. lunare Neujahr). Umgreifende Säkularisierungsdynamiken finden auf der Plattform großen Nachhall. So wurden die weitgehend nicht-religiös konnotierten, auf die Weihnachtssaison bezogenen Beiträge in die Zählung zum Christentum mit aufgenommen, ebenso wie das international als Event verweltlichte Holi-Fest zum Hinduismus.

Mitunter ist das Vorgehen der Datensammlung auch an technische Grenzen gestoßen, die sich aus den Logiken der Plattform und ihrer User:innen ergeben. Einzelne hervorgehobene Accounts, bei denen zusätzliche Informationen von hohem Interesse gewesen wären, sind inzwischen gelöscht oder sie sind nicht mehr öffentlich zugänglich, andere haben ihre Ausrichtung völlig verändert und alte Beiträge gelöscht. Für den Zugriff auf alte Daten im Blog des Teams wurde das Internet-Archiv10 verwendet. Seit der Einführung der Stories-Funktion verweisen viele Account-Hervorhebungen in den Captions (der dem Bild beigegebene Text) auf weitere Informationen in den @instagram-Stories, die jedoch nachträglich nicht mehr gesichtet werden können.

1.3 Überblick über die religionsbezogene Kommunikation auf @instagram


7477 Beiträge sind am Stichtag 20. 8. 2023 auf dem seit Februar 2012 betriebenen @instagram-Profil zu sehen und bilden damit die im Zeitraum von 4190 Tagen entstandene Grundgesamtheit der Analyse. Die mehrschrittige Sichtung hat ein Sample von 244 Bildern ergeben, die im weiteren Sinne als religionsbezogen kontextualisiert werden können, also...

Erscheint lt. Verlag 12.2.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
ISBN-10 3-451-83369-7 / 3451833697
ISBN-13 978-3-451-83369-4 / 9783451833694
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