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Wege aus dem Schweigen - nach Schlaganfall, Hirnschädigung, Schädelhirntrauma (eBook)

Perspektivische Überlegungen zum Neu-Erwerb von Sprache bei Aphasie
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
456 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-03200-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wege aus dem Schweigen -  nach Schlaganfall, Hirnschädigung, Schädelhirntrauma -  Volker Middeldorf
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Das Buch 'Wege aus dem Schweigen' beschreibt mögliche und bewährte Schritte heraus aus dem aphasischen 'Nicht-Sprechen-Können', heraus aus der APHASIE, heraus aus dem Sprachverlust nach Hirnschädigung z.B. durch Schlaganfall. Es zeigt zeigt aphasisch betroffenen Personen Wege auf, wie sie durch alternatives Sprache-Lernen aus dem 'neuronalen Loch' herauskommen können und ein 'neues' Sprechen in einem neu aufzubauenden Sprachnetzwerk lernen können. Der Autor zeigt in diesem Buch praktizierbare Lernverfahren, die auf seinem seit 30 Jahren bewährten Aphasie-Intensiv-Therapiekonzept beruhen. Die darin beschriebenen Übungen verstehen sich als häusliche Lernergänzungen zur professionell-ambulanten Sprachtherapie bei den Logopäd*innen. Das ÜBEN ZU HAUSE wird so verständlich beschrieben, dass es nach kurzer Einarbeitung in die Thematik von den aphasisch Betroffenen selbstständig und / oder mit Übungspartner*in sinnvoll betrieben werden kann. In Projektstudien war und ist zu beobachten, dass tägliches, 15-minütiges, geordnetes und systematisches Üben den Prozess des Sprache-Lernens deutlich beschleunigt. Weil die meisten Patient*innen in ihrer ambulanten Aphasie-Therapie mit in der Regel nur 1 - 2 Therapiesitzungen pro Woche bedauerlicherweise kaum nennenswerte Fortschritte erleben, haben sie nun die Möglichkeit, durch diese praxiserprobten und sprachtherapeutisch relevanten Aufbauübungen eigene Wege zu gehen. Das hier beschriebene Übungskonzept ermöglicht den aphasisch Betroffenen eine Ünungs-Ergänzung zur logopädischen Therapie. Sie hilft, die Wirkung der ambulanten Therapie nachhaltiger zu machen. Im Übrigen vermindert der tägliche Umgang mit den in diesem Buch beschriebenen ÜBUNGEN ein Hauptproblem in der ambulanten Aphasie-Therapie: Das SCHNELLE VERGESSEN. Das schnelle Vergessen wird thematisiert und es werden Schritte beschrieben, die dem Vergessen Einhalt gebieten können. Den Vergessens-Prozess zu bremsen ist also ein weiterer wichtiger Aspekt des regelmäßigen Übens der neu gelernten Sprach- und Sprechhandlungen. Der erfahrene Aphasietherapeut und Herausgeber Dr. Middeldorf beschreibt in verständlicher Sprache das all den Übungen zugrunde liegende neuropädische Wirkkonzept. Das Buch präsentiert ein in der Aphasiologie ungewöhnlich praktiziertes, evidenzbasiertes und neuropädagogisches Vorgehen zum lerneffektiven Aufbau eines neuen Sprach- und Sprechhandelns bei Aphasie. Es stellt gleichzeitig einen Übungs-Leitfaden dar für aphasisch betroffene Personen und ihre Übungspartner*innnen. Die 33 Co-Autor*innen geben den Leser*innen Einblicke in ihre erlebte Aphasie. Die Darstellungen ihrer individuellen Erfahrungen im Leben mit Aphasie und ihres mühsamen Bemühens um sprachliche und kommunikative Verbesserungen geben authentisch Zeugnis ab darüber, dass es sich für aphasische Betroffene lohnt, trotz des leidvollen Sprachverlust-Traumas mutig den Kampf mit dem Sprachverlust und mit seinen Folgen aufzunehmen und sich auf den Weg heraus aus dem Schweigen aufzumachen. Mit eindrucksvollen Einblicken in den Umgang mit ihrer Aphasie beschreiben die Co-Autor*innen zum ersten Mal in diesem Buch ihre persönliche Art der Be- und Verarbeitung ihres eigenen Sprachverlustes öffentlich. Ihre Schilderungen zeigen, wie sie ihre individuelle Aphasie bewältigen. Und gleichzeitig appellieren sie an alle aphasisch Betroffenen, bei dem Bemühen nicht aufzugeben, optimistisch in Eigenregie mittels sprach-aufbauender Übungen der Aphasie entgegenzutreten.

Nach dem Abitur im Jahr 1966 und nach meiner Bundeswehrzeit habe ich mich als junger Mann der Pädagogik zugewandt. Mein ursprüngliches Ziel war, Sonderschullehrer für Sprachbehinderte zu werden. In diesem Beruf habe ich dann 16 Jahre bis zu dem Zeitpunkt gearbeitet, an dem ich Kontakt bekam mit einem Menschen, der nach seinem Herzstillstand reanimiert wurde und am Leben blieb. Dieser Mann hatte aufgrund seines hypoxischen Hirnschadens nicht nur unendlich viele Schmerzen aufgrund nicht nachlassender Muskelkontraktionen. Er hatte darüber hinaus seine Sprache verloren. Er hatte eine schwere Aphasie. Die Bitte seiner Frau, für ihn und für sie, für sie beide doch eine therapeutische Lösung zu finden, diese Bitte markierte für mich den Wendepunkt in meinem Berufsleben. 1991 gründete ich das logopädisch-interdisziplinäre Zentrum für Intensivtherapie, das 'LogoZentrum' in Lindlar. Unsere Intensiv-Therapie-Idee wurde etwa 15 Jahre später von wissenschaftlicher Seite als therapeutisch höchst erstrebenswert beschrieben. 'Intensive Aphasie-Therapie' wurde in der Fachliteratur und in aphasiologischen Studien modern, nicht aber im deutschen Gesundheitswesen. Nach wie vor werden ärztlicherseits überwiegend 1 - 3 Aphasietherapie-Sitzungen pro Woche für die ambulante Therapie verordnet. Diese Therapiedosis reicht nicht aus für signifikante Therapieerfolge. Dazu sind Dosierungen von 1-3 Sitzungen pro Tag und über Wochen erforderlich. Damit die erreichbar wurden, entstand in Lindlar die Idee, die therapeutische Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit durch das 'private Eigen-Üben' als 'kompensatorischen Therapielückenfüller' in den Fokus zu rücken. In sogenannten Therapie-Studienprojekten führten wir in der Zeit von 2006 bis 2017 mehr als ein halbes Dutzend zwei- bis dreiwöchiger Studienprojekte in intensiver Form durch. Unser erkenntnisleitendes Interesse war und ist gerichtet auf die Frage: Kann der aphasisch betroffene Mensch mit Hilfe zur Verfügung stehender Medien in Eigenregie therapiewirksam alleine lernen ? Alle Studienergebnisse ließen uns wissen: Ja, aphasische Menschen sind durchaus in der Lage, Sprach- und Sprechhandlungen allein zu lernen. Diese Erkenntnis ist nicht weit verbreitet. Dahinter steht keine Lobby. Daher fasste ich den Entschluss, nach mehr als 30 Jahren Tätigkeit als Aphasie-Therapeut zusammen mit 33 aphasischen Co-Autor*innen ein alternatives Sachbuch zu schreiben, was Sie jetzt in Händen halten.

Nach dem Abitur im Jahr 1966 und nach meiner Bundeswehrzeit habe ich mich als junger Mann der Pädagogik zugewandt. Mein ursprüngliches Ziel war, Sonderschullehrer für Sprachbehinderte zu werden. In diesem Beruf habe ich dann 16 Jahre bis zu dem Zeitpunkt gearbeitet, an dem ich Kontakt bekam mit einem Menschen, der nach seinem Herzstillstand reanimiert wurde und am Leben blieb. Dieser Mann hatte aufgrund seines hypoxischen Hirnschadens nicht nur unendlich viele Schmerzen aufgrund nicht nachlassender Muskelkontraktionen. Er hatte darüber hinaus seine Sprache verloren. Er hatte eine schwere Aphasie. Die Bitte seiner Frau, für ihn und für sie, für sie beide doch eine therapeutische Lösung zu finden, diese Bitte markierte für mich den Wendepunkt in meinem Berufsleben. 1991 gründete ich das logopädisch-interdisziplinäre Zentrum für Intensivtherapie, das 'LogoZentrum' in Lindlar. Unsere Intensiv-Therapie-Idee wurde etwa 15 Jahre später von wissenschaftlicher Seite als therapeutisch höchst erstrebenswert beschrieben. "Intensive Aphasie-Therapie" wurde in der Fachliteratur und in aphasiologischen Studien modern, nicht aber im deutschen Gesundheitswesen. Nach wie vor werden ärztlicherseits überwiegend 1 – 3 Aphasietherapie-Sitzungen pro Woche für die ambulante Therapie verordnet. Diese Therapiedosis reicht nicht aus für signifikante Therapieerfolge. Dazu sind Dosierungen von 1-3 Sitzungen pro Tag und über Wochen erforderlich. Damit die erreichbar wurden, entstand in Lindlar die Idee, die therapeutische Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit durch das "private Eigen-Üben" als "kompensatorischen Therapielückenfüller" in den Fokus zu rücken. In sogenannten Therapie-Studienprojekten führten wir in der Zeit von 2006 bis 2017 mehr als ein halbes Dutzend zwei- bis dreiwöchiger Studienprojekte in intensiver Form durch. Unser erkenntnisleitendes Interesse war und ist gerichtet auf die Frage: Kann der aphasisch betroffene Mensch mit Hilfe zur Verfügung stehender Medien in Eigenregie therapiewirksam alleine lernen ? Alle Studienergebnisse ließen uns wissen: Ja, aphasische Menschen sind durchaus in der Lage, Sprach- und Sprechhandlungen allein zu lernen. Diese Erkenntnis ist nicht weit verbreitet. Dahinter steht keine Lobby. Daher fasste ich den Entschluss, nach mehr als 30 Jahren Tätigkeit als Aphasie-Therapeut zusammen mit 33 aphasischen Co-Autor*innen ein alternatives Sachbuch zu schreiben, was Sie jetzt in Händen halten.

2.0 Aphasie - der Sprachverlust nach Schlaganfall - die hereingebrochene Katastrophe

2.1 Zur Individualität einer jeden Aphasie

Wenn das Großhirn arbeitet - was immer passiert, wenn wir etwas bewusst und kontrolliert tun - dann schießen durch das neuronale Netzwerk Millionen und Abermillionen von Nervenimpulsen gleichzeitig zueinander und miteinander, aber auch manchmal gegeneinander.

Dieses Zusammenspiel der Hirnnervenimpulse ist Voraussetzung dafür, dass wir über hochkomplexe Hirnleistungen verfügen, die ihren Ausdruck in allen Formen unseres Handelns und Verhaltens finden, beim Denken, beim Bewegen, Wahrnehmen, Fühlen, Sprechen, Kommunizieren, Verhandeln, Sprache verstehen, Lesen, Schreiben usw.

Hirnschädigungen, die zu einem Verlust von Hirnnervenzellen führen (z.B. durch Schlaganfall), hinterlassen bei den meisten Betroffenen bleibende sichtbare und/oder hörbare Funktions-einschränkungen. Und das weist dann darauf hin, dass in dem betroffenen Hirn-Areal diverse Hirnnervenzellen durch Sauerstoff-mangel abgestorben sind.

Das dadurch enstandene ‚neuronale Loch' in dem engmaschigen Netzwerk kann insofern als neuronales ‚Brachland' abgeschrieben werden. Nervenimpulse können das „Loch im Netzwerk“ nicht einfach überspringen, sie bleiben am „Loch-Rand“ stecken und erreichen weder das „abgerissene“ Ende des gegenüberliegenden Nervens noch die gewohnte Kooperation mit anderen Impulsen.

Das führt global betrachtet zum Ausfall einer Reihe von Hirn-Funktionen.

Das „Loch im Netzwerk“ blockiert den Durchfluss der elektro-biochemischen Impulse, was die sogenannten „Funktions-Abruf-störungen“ (Blocks) zur Folge hat. Das kann in Bezug auf das Sprechen die Sprechhandlung erheblich stören und stark behindern und im schlimmsten Fall verunmöglichen.

Im Zusammenhang mit dem Aufbau des Hirnnerven-Netzwerks sollten wir zur Kenntnis nehmen, dass kein Gehirn so denkt wie ein anders, dass keins so genau handelt wie die anderen. Jedes zeigt eine sich von anderen unterscheidende Sprachkompetenz. Jedes zeigt motorisch, emotional und physiologisch ein eigenes Handlungsmuster.

Was wir ebenfalls als bedeutendes Faktum bedenken müssen ist die Tatsache, dass jeder Mensch von frühester Kindheit an in seiner sozialen Umgebung unter den Bedingungen seiner familiär spezifischen Erziehung auf eine ganz eigene, individuelle Weise all das Lebensnotwendige lernt, geistig verarbeitet und insofern ein ganz individuelles Hirnnerven-Netzwerk aufbaut, was sich qualitativ von jedem anderen unterscheidet.

Bei der Schlaganfall-Dramatik bestimmt die „Verstopfung einer Arterie“ im Kopf als krankheitsverursachender Umstand alles Weitere an Folgen. Wobei zu bedenken ist, dass diese Folgen auch einzigartig sind, weil an der medizinisch bestimmbaren betroffenen Stelle des Gehirns die Ausfälle derjenigen Funktionen zu beklagen sind, die gerade hier verortet waren und nicht woanders.

Aus dem Gesagten möchte ich zusammenfassen, dass jedes aphasisches Krankheitsbild ein individuelles, einzigartiges Phäno-men des Sprachverlustes und dessen psycho-sozialen Folgen dar-stellt.

Dazu kommt die weitere Einzigartigkeit der psychischen Verarbeitung des aphasischen Sprachverlustes. Jeder aphasische Mensch durchlebt Phasen der Orientierungslosigkeit und Hilfe-Suche.

Alle aphasisch Betroffenen erleben einen individuell-psy-chischen Leidensdruck, den der Sprachverlust verursacht bzw. hinterlässt.

Zu beobachten ist, dass sich dieser kurz nach dem Apoplex mit Sprachverlust aufgekommene Leidensdruck im Laufe der Zeit bei vielen Betroffenen nur unwesentlich verändert und nur bei wenigen, die sich proaktiv mit dem Neuaufbau von Sprache auseinandersetzen, abbaut.

Dabei spielt eine entscheidende Rolle die Bereitschaft, sich auf einen „neuen Weg zur Sprache zu machen“.

In vielen Gesprächen mit Betroffenen und ihren Angehörigen fällt auf, dass bei allen Beteiligten die psychische Verfasstheit dringend verbessert gehört.

Wohl gibt es anatomisch-vergleichbare Ähnlichkeiten der menschlichen Gehirne, was uns die bildgebende Verfahren (z.B. MRT) eindrucksvoll belegen.

Aber die im Laufe des Lebens durch differenziertes Lernen ge-wachsenen neuronalen Feinstrukturen lassen sich in Bezug auf die qualitativen Funktionen in ihrer Unterschiedlichkeit (noch) nicht bildlich darstellen.

Bei jedem hirngeschädigten Patienten zeigen sich zwar die Folgen einer organischen Hirn-Schädigung in Form sichtbarer dunkler und heller Oberflächen bzw. Areale des Gehirns. Die eine MRT-Aufnahme zeigt das Gebiet der abgestorbenen Hirnnervenregion, die andere die verschont gebliebene.

Was aber unter diesen abgebildeten Flächen an z.B. sprachlichen Funktionen verortet war und jetzt nicht mehr verfügbar ist, dass kann die Medizin nicht mitteilen.

Das zu erkunden bleibt den aphasiologisch Tätigen beim näheren Explorieren der individuellen Aphasie vorbehalten. Dabei erkennen die Behandler*innen bei jeder untersuchten aphasischen Person deutliche Aphasie-Andersartigkeiten und -Unterschiede gegenüber jeder anderen aphasischen Person.

Weil die genannten Individualitäten bei jeder aphasischen Person so sind, wie sie sind, empfehle ich allen aphasisch Betroffenen, sich mit ihren Familienmitgliedern und mit der Logopädin über ein individuelles Vorgehen in Therapie und familiärem Alltag zu verständigen und über eine gewisse Zeit an diesem eingeschlagenen Weg festzuhalten.

(Auszug aus dem Vortrag ‚Geordnetes Üben' von Middeldorf im LogoZentrum Lindlar vor Partner*innen und Patient*innen am 27.11.2015.)

2.2 Das „neuronale Loch“ im Sprach- Netzwerk - eine neuropä dische Sicht auf die Ursachen der aphasischen Sprachver- luste

Schlaganfall, Schädelhirntrauma oder Hirnblutung sind meist Ursache für eine plötzliche Unterbrechung der Sauerstoffversorgung in einem bestimmten Bereich des Gehirns.

Durch den Ausfall der Sauerstoffzufuhr kommt es zu einem Sauerstoffmangel in den Hirn-Zellen und Hirnnerven. Ein Sauerstoff-mangel führt in vielen Fällen zu einem Absterben der Hirnnerven, wenn nicht schnell genug medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden kann.

In einem Hirnnerv abgestorbene Zellen transportieren keine Nerven-Impulse mehr. Das bedeutet dann Ausfall und Ausbleiben des Zusammenspiels der elektrobiochemischen Impulsströme in den Nervenbahnen. Der Ausfall der Hirn-Nerventätigkeit in sprachrelevanten Arealen des Gehirns wirkt sich funktional in Abrufstörungen auf dem Gebiet der Sprache und des Sprechens und meist auch bei neuropsychischen Fähigkeiten aus. Bildlich beschrieben hat der Schlaganfall ein ‚Loch in das Sprach-Netzwerk' gerissen.

Bei vielen aphasisch Betroffenen klappt es jetzt mit dem Sprechen nicht mehr, sie finden passende Formulierungen nicht, gewünschte Worte werden verwechselt, es kann auch das laute und leise Lesen betroffen sein, dass sie die Buchstabengruppen nicht erkennen und deren Wortsinn nicht mehr erfassen, es können auch weitere Auffälligkeiten auftreten wie Sprachverständnisverlust, Schreibprobleme, Zahlenverlust uvm.

In großer Furcht fragen sich die Betroffenen und ihre Angehörigen, ob das so bleiben wird.

Aus neuropathologischer Sicht fällt die Beantwortung eher negativ aus, weil „tote“ Nervenzellen nicht wieder „gesund“ werden können. Sie können auch in Zukunft nicht mehr funktionieren, weil an ihrer Stelle keine neuen Hirnzellen nachwachsen.

Dagegen führt die neuropädagogische Sicht zu einer positiveren Betrachtung des Szenarios: Man schätzt, dass wir allgemein nur rund 30 bis 40 % des Gesamt-Leistungs-Potenzials unseres Gehirns nutzen.

Das würde bedeuten, dass 60 bis 70 % der Gehirn-Kapazität als eine bisher ungenutzte „Reserve“ zur Verfügung stünden.

Die Neurowissenschaften sprechen von ‚Plastizität des Gehirns', was so viel bedeutet wie Wachstums- und Lernfähigkeit des Gehirns.

Und das weist wiederum darauf hin, dass auch entsprechend viel Neulern-Potenzial zur Verfügung steht. Daraus lässt sich die Perspektive entwickeln, dass das Gehirn nahezu „unendlich“ lernfähig ist.

Aphasisch Betroffene mit erfolgreichen Therapieergebnissen bestätigen die These der Plastizität des Gehirns und seiner Lernfähigkeit. Unsere therapeutischen Alltagserfahrungen zeigen, dass aphasisch betroffene Menschen trotz ihrer Hirnschädigung Lern-Kapazität besitzen, um Sprach-Handlungen neu lernen zu können.

2.3 Formen der Aphasie (traditionelle Einteilung)

Aphasie ist eine Störung der Sprache infolge einer Hirnschädigung (Schlaganfall, Hirnblutung, Hypoxie, Schädel-Hirn-Trauma) nach bereits abgeschlossenem Spracherwerb.

Der Verlust von Sprach-Nerven kann zu Verlusten in allen Komponenten des Sprachsystems (Semantik (Bedeutung), Wortschatz, Satzbau, Aussprache) und allen Modalitäten unserer Sprache (Verstehen, Sprechen, Lesen, Schreiben) in unterschiedlicher Ausprägung hervorrufen. Je nach...

Erscheint lt. Verlag 5.2.2024
Verlagsort Ahrensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Sprachwissenschaft
Schlagworte Aphasie • aphasie-therapie • Bei Aphasie das Sprechen neuropädisch lernen • Eigen-Training • Ein Weg aus dem Schweigen • Erfolgreiche Sprachtherapie • Geordnetes Üben zu Hause • Lesen lernen • Optimismus entwickeln • Planung der Übungen • Probate Schritte auf neuen Wegen zur Sprache • Sprache üben in Eigenregie • Sprach-Handeln • Sprach-Lernoptimierung • Sprachliches Hirn-Nerven-Netzwerk • Sprachnerven-Aufbau • Sprach-Neuaufbau bei Aphasie • Sprechen • Sprechen lernen • Sprechenlernen trotz Aphasie • Therapie-Fortschritt • Therapie-Wirkungsoptimierung
ISBN-10 3-384-03200-4 / 3384032004
ISBN-13 978-3-384-03200-3 / 9783384032003
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