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Essex Dogs (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
471 Seiten
Verlag C.H.Beck
978-3-406-81346-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Essex Dogs -  Dan Jones
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Juli 1346: Zehn Söldner gehen an der Küste der Normandie an Land und sichern als Vorhut die Flotte des englischen Königs. Der Krieg um den französischen Thron beginnt. Für die Essex Dogs wird es ein Kampf ums Überleben, um Zusammenhalt, gegen die Gespenster der Vergangenheit, während das Heer mordend und brandschatzend der großen Schlacht bei Crécy entgegenzieht. Dan Jones hat mit den Essex Dogs zehn starke Charaktere geschaffen, die uns den Hundertjährigen Krieg hautnah miterleben lassen - von ganz unten, wo Schlamm, Blut, Hunger, Angst und unstillbare Sehnsucht herrschen, wo die Mächtigen als skrupellose, lächerliche Gestalten erscheinen und an jeder Ecke Gefahr lauert. Pismire ist klein und kann überall durchschlüpfen. Scotsman, der Größte, kann Wände einreißen. Der Steinmetz Millstone ist zu allem bereit, um die anderen zu beschützen. Für den abgedrehten Priester Father ist der Krieg zum Lebenselixier geworden. Romford, der Jüngste, kann gut mit dem Bogen schießen, wird aber zum Pagendienst beim ebenfalls erst sechzehn Jahre alten Prinzen von Wales abkommandiert. Und Loveday, der kampferprobte Anführer, der seine Dogs heil nach England zurückbringen will, begegnet einer mysteriösen Frau, die ihn nicht mehr loslässt ...

Dan Jones, Historiker und Journalist, wurde in Großbritannien und den USA durch historische Bestseller und Podcasts zur Geschichte des Mittelalters bekannt. Mit der Essex-Dogs-Trilogie gibt er sein Debüt als Autor historischer Romane. <br> <br> Heike Schlatterer, Amerikanistin und Historikerin, übersetzt historische Sachbücher und erzählende Literatur.<br> <br> Wolfram Ströle, Anglist und Historiker, übersetzt vor allem erzählende Literatur und wurde mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.<br>

1


Hiermit teile ich Euch mit, dass wir am 12. Juli wohlbehalten
in einem Hafen mit Namen La Hougue bei Barfleur in der Normandie gelandet sind … es gingen viele Ritter gleichzeitig an Land …
Bei mehreren Gelegenheiten besiegte unsere Handvoll Männer zahlreiche Feinde …

Brief des Kanzlers von St. Paul an Freunde in London

Herrgott noch mal, wach auf!»

Ruckartig hob «Loveday» FitzTalbot den Kopf. Father hatte ihm seinen spitzen Ellbogen in die Rippen gestoßen. Trotz der kalten, salzigen Gischt, die ihm ins Gesicht peitschte, hatte das Schaukeln des Landungsboots ihn einen Moment lang in den Schlaf gelullt. Er hatte geträumt, er sei zu Hause.

War er nicht, wie er sah, als er die Augen wieder geöffnet hatte. Sie waren immer noch hier, auf dem Meer. So weit von zu Hause entfernt wie nie zuvor. Und die Entfernung wuchs mit jeder Sekunde.

Zu zehnt drängten sie sich auf der kleinen Pinasse: er selbst hinten am Steuerruder, Millstone, Scotsman und Pismire vorn, der Priester, den sie Father nannten, neben ihm am Heck und die Bogenschützen Tebbe, Romford und Thorp dazwischen. Zwei weitere Schützen, Brüder aus Wales, die ihnen am Vorabend ihrer Abfahrt von Portsmouth an Bord der Kogge Saintmarie noch zugeteilt worden waren, betätigten die Ruder.

Loveday ließ den Blick über den Horizont wandern. Die Normandie, Frankreich. Soweit er sich erinnerte, hatten nur er und der Schotte je die englischen Gewässer verlassen. Und auch sie kannten die Küste nicht, die in einer halben Meile Entfernung dunkelgrau, fast schwarz, in der Dämmerung aufragte. Dazu kam, dass die Befehle für die Saintmarie, die Sir Robert le Straunge ausgegeben hatte, beunruhigend vage waren. Sie sollten nur den Strand hinaufstürmen und jedem Franzosen, der ihnen in die Quere kam, die haarigen Eier abschneiden.

Auf Lovedays Frage, ob Sir Robert sowie die hohen Herren und der König über ihm wüssten, wie viele Franzosen denn in etwa mit gespannten Armbrüsten, angelegten Lanzen, intakten Eiern und der Hoffnung, diese auch zu behalten, am Strand auf sie warteten, hatte Sir Robert mit einer unbekümmerten Handbewegung geantwortet, es seien schon genug, dass alle ihren Spaß haben könnten. Er habe das direkt vom Marschall der Armee, Lord Warwick, und der wiederum habe es von König Edward persönlich. Adlige und Rittersleute. Leute, die es am besten wussten.

Wenn ich meinen Spaß haben wollte, dachte Loveday, wäre ich zu Hause in Essex geblieben, würde im Wirtshaus bei Colchester beim Würfeln sitzen und für einen Penny die Nacht den Kopf zwischen die Schenkel von Gilda stecken, dem Mädel der Schankwirtin.

Doch er hatte sich nicht mit Sir Robert angelegt. Der Mann war ein Dummkopf, aber der Dummkopf hatte sie für den anstehenden Feldzug rekrutiert. Und würde ihnen den Sold für die kommenden vierzig Tage zahlen. Die Dogs verliehen ihre Schwert- und Bogenarme an jeden, der sie dafür bezahlte – und für jede Tätigkeit, die rohe Gewalt und scharfen Stahl erforderte. In diesem Sommer war das der Krieg. Sir Roberts Werber hatten versichert, dass er pünktlich zahle und sich ansonsten nicht übermäßig einmische. Aufgrund langer Erfahrung wusste Loveday, dass andere Zahlmeister da strenger waren.

Und so war er jetzt hier: dreiundvierzig Sommer alt, noch gesund und kräftig, aber an den Schläfen bereits grau, mit erschlaffender Körpermitte und beginnenden Gelenkschmerzen. Zusammen mit seinen Gefährten, den Essex Dogs, wie sie genannt wurden. Einige tatsächlich aus Essex und alle voller Tatendrang. Im Morgengrauen in einer kleinen Pinasse zusammengedrängt und auf dem Weg zu einem Strand in Frankreich.

Die größte Invasion des Königs in Frankreich mit tausend Schiffen und fünfzehntausend Kämpfern an Bord nahm gerade ihren Anfang. Die Essex Dogs standen in vorderster Reihe. Und Loveday hatte nur einen Wunsch, denselben wie immer. Dass sie alle zusammen lebendig und mit Geld nach Hause zurückkehrten.

Am Bug übergab sich der stiernackige Steinmetz Gilbert «Millstone» Attecliffe ins Meer. Seekrank, dachte Loveday, denn Angst hatte der nicht. Millstone hatte selten Angst – manchmal zu selten. Loveday kannte ihn seit sieben Jahren. So lange war es her, dass der sanftmütige Koloss aus Kent in der Kathedrale von Rochester einem Vorarbeiter den Schädel eingeschlagen hatte, um einen Streit über den Bau des neuen Turms zu beenden, und sein Handwerk für das Plündern und Kämpfen an den Nagel hängte.

In dieser ganzen Zeit hatte Loveday kein einziges unbeherrschtes Wort von Millstone gehört, und nie hatte er ihn auch nur einen Schritt zurückweichen sehen – eine Haltung, die ihn manchmal ängstigte.

Aber das war jetzt seine geringste Sorge. Während die Brüder aus Wales sich in die Ruder legten, versuchte er, den Bug des Landungsboots so zu steuern, dass es mit der Flut auf den Strand getrieben wurde. Er spürte, wie eine starke Strömung sie nach Norden zog, zum höchsten Punkt der Steilküste.

Wenn ich die Verteidigung organisieren müsste, würde ich die Armbrustschützen genau dort positionieren.

Er wies seine Männer an, die Köpfe einzuziehen und das Ufer im Blick zu behalten. Zugleich versuchte er, an den Wellen, die sich vor ihnen brachen, zu erkennen, ob das Wasser schon so flach war, dass sie über Bord springen und die Pinasse den Strand hinaufziehen konnten. Die Bootsführer des anderen halben Dutzends Boote, die neben ihnen mit derselben Strömung kämpften, stellten ziemlich sicher die gleichen Überlegungen an.

Sein Mund war trocken. Er blickte zum trächtigen Rumpf der Saintmarie zurück und zu den vielen anderen Koggen, die neben ihr ankerten. In ihren Bäuchen stampften und schnaubten die dort seit zwei Tagen und Nächten angebundenen Pferde, wälzten sich Ritter und Waffenknechte auf ihren Strohlagern. Während die Bogenschützen und Fußsoldaten mit schmerzenden Gliedern in der Kälte auf dem nassen Deck lagen.

Loveday zog den Stöpsel aus seiner ledernen Feldflasche und nahm einen tiefen Schluck Bier. Es war stark gewürzt und ziemlich nah am Umkippen. Er rülpste und schmeckte Salbei, gab die Flasche an Father weiter. Dann feuerte er seine Dogs zuversichtlicher, als ihm tatsächlich zumute war, mit dem Schlachtruf eines Spaniers an, den er vor vielen Jahren in London kennengelernt hatte. Der Spanier, ein dunkelhäutiger Kerl, der gegen die Sarazenen gekämpft und davon eine lange Narbe vom Scheitel bis zum Kinn davongetragen hatte, hatte in einer Londoner Schenke den Sold eines Feldzugs vertrunken.

«Desperta ferro!» Erwache, Eisen!

Kaum hatte Loveday das ausgerufen, da durchschnitt eine Salve von Armbrustbolzen die Luft. Auf der Steilküste zu ihrer Rechten brannte plötzlich ein Feuer. Und er hörte die Schreie der Franzosen über ihnen. Jetzt waren sie auch zu sehen – allem Anschein nach eine größere Truppe. Sie schwenkten johlend ihre Armbrüste, und einer zeigte ihnen nach schottischer Manier seinen nackten Hintern.

Ihr Boot war nur noch knapp hundert Fuß vom Strand entfernt. Loveday brüllte, die Waliser sollten um ihr Leben rudern. Der Größere der beiden nickte und murmelte etwas in seiner eigenen Sprache, dann verdoppelten sie ihre Anstrengungen. Ein Ruck ging durch das Boot, und es machte einen Satz nach vorn wie eine von der Leine gelassene Bulldogge.

Während die anderen hastig nach Eisenhelmen und Lederkappen griffen, hörte Loveday von links angstvolle und verzweifelte Schreie. Das Nachbarboot war auf einen unter der Wasseroberfläche verborgenen Felsen aufgelaufen. Die Besatzung, ein Dutzend Waffenknechte und Schützen, sprang ins Wasser, während das Boot sank wie ein Schweinswal, der nach einem Tintenfisch taucht. Nur vier Männer tauchten wieder auf, alle Schützen, die wie wild mit den Armen auf das Wasser einschlugen, um ans Ufer zu kommen. Die anderen hatten vermutlich nie schwimmen gelernt oder wurden vom Gewicht ihres Gepäcks und ihrer Rüstungen auf den Meeresboden gedrückt.

Während Boot und Mannschaft in den Wellen versanken, kam vom Steilhang eine Salve riesiger Steinbrocken geflogen. «Katapulte!», schrie Millstone am Bug. In derselben Sekunde wurde vor den Augen der Dogs einer der im Wasser...

Erscheint lt. Verlag 15.2.2024
Übersetzer Heike Schlatterer, Wolfram Ströle
Zusatzinfo mit 1 Karte
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft
Schlagworte 14. Jahrhundert • Angst • Belletristik • Blut • Dan Jones • Dogs • England • Essex • Essex Dogs • Frankreich • französischer Thron • Gefahr • Geschichte • Großbritannien • Historischer Roman • Hochmittelalter • Hundertjähriger Krieg • Hunger • Mittelalter • Roman • Schlamm • Sehnsucht • Überleben • Zusammenhalt
ISBN-10 3-406-81346-1 / 3406813461
ISBN-13 978-3-406-81346-7 / 9783406813467
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