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WissensManagementWissen (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
232 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-347-97217-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

WissensManagementWissen -  Michael Zart
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Information und Wissen sind als Diskussionsthema en vogue! Allgegenwärtig, manchmal im nicht zu bewältigenden Überfluß vorhanden, andererseits ein knappes Gut, bedrohlich und hoffnungsvoll zugleich, Auslöser und Träger der Lösung von Problemen. Vor diesem Hintergrund, der Wissen als wichtige organisationale Ressource konstituiert, bestehen die Ziele dieser Arbeit darin, •eine epistemologische und sozialtheoretische Perspektive auf Wissenschaft und Praxis anzuwenden, die von grundlegenden Einschränkungen bzgl. des Umgangs mit Wissen ausgeht, diese Einschränkungen auch konsequent ernst nimmt und ihre Bedeutung für praktisches und wissenschaftliches Handeln zu analysieren, •vor dem Hintergrund dieser Überlegungen die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit eines Managements der Ressource Wissen in Organisationen aufzugreifen, die zu grundlegenden Paradoxien und Dilemmata führt, die nur mit bescheidenen theoretischen Geltungsansprüchen zu pragmatischen Überlegungen weiterleiten können, •um damit auch die Grenzen anwendungsorientierter Sozialwissenschaft auszuloten, ihre Bedeutung für soziale Realität kritisch zu reflektieren und ein durch Skepsis begründetes bescheideneres Wissenschaftsverständnis zu formulieren.

2. Wissen als Thema der Organisations- und Managementforschung: Auf dem Weg zur epistemologischen Selbstreflexion?

Die Wissensthematik wird in der Organisations- und Managementforschung seit einiger Zeit unter Schlagworten wie Organisationales Lernen, Lernende bzw. Lernfähige Organisation und Wissensmanagement abgehandelt. Die Thematik kann mittlerweile als Modethema der anwendungsorientierten Organisations- und Managementforschung bezeichnet werden.15 (vgl. Vollmer 1996: 320) Die unter den verschiedenen Begriffen behandelten Fragestellungen sind nicht trennscharf abzugrenzen. Dahinter stecken theoretische Konzepte, Modelle und Gestaltungsempfehlungen, denen es zunächst ganz allgemein um Wissen und Lernprozesse in Organisationen geht. "Organisationales Lernen erweist sich als außerordentlich schillerndes Konzept, zwischen populären und wissenschaftlichen Ansätzen, zwischen kognitivem, kulturbezogenem und verhaltensorientiertem Lernen, zwischen Individuum und Organisation, zwischen behavioristischen Stimulus-Response-Konzepten und erkenntnis- und entwicklungstheoretischen Ansätzen der Schaffung von Sinnmodellen." (Pawlowsky 1994: 335) Ich wähle den Begriff "Wissensmanagement" als Oberbegriff, um die Prozesse des Umgangs mit der Ressource Wissen, wozu in besonderem Maße die Lernprozesse in Organisationen zählen, zu thematisieren.16

Trotz einer enormen Literaturfülle zum Thema, kann man nicht von einer Vielfalt grundlegend divergierender Basiskonzepte sprechen.17 (vgl. Pawlowsky, Forslin, Reinhardt 1997) In meiner Wahrnehmung existiert ein relativ homogener Mainstream, deren Vertreter sich hauptsächlich in der Tiefe der theoretischen Betrachtung und Fundierung ihrer anwendungsorientierten Konzepte unterscheiden. Es wird weitgehend einheitlich postuliert, daß die Perspektive eines organisationalen Lernansatzes eine vielversprechende Basis zur Thematisierung und praktischen Umsetzung permanenten organisationalen Wandels in einer komplexen und dynamischen Welt sei (vgl. Schreyögg / Noss 1995; Vollmer 1996). Eine Hintergrundüberzeugung besteht dabei in der Annahme eines "Law of requisite variety" (vgl. Ashby 1961): Eine komplexe und dynamische Umwelt erfordert von einer Organisation eine Strategie der Erzeugung entsprechender interner Komplexität und Dynamik, wenn sie dauerhaft überleben will.

Die Popularität der oft sehr normativen Konzepte geht vor allem auf die positiven Assoziationen, die mit dem Begriff Lernen verbunden sind, auf die implizite Anthropomorphisierung der Organisation, der man quasimenschliche Eigenschaften zuschreibt, und auf die direkte Erfolgserwartung organisationalen Lernens als Ergebnis eines Wissensmanagements zurück, wobei weitgehend von den Wissens- und Lerninhalten abstrahiert und Wissen und Lernen automatisch mit erfolgreichem Handeln in Verbindung gebracht wird. (vgl. Wiegand 1996: 8 f.) "Die Vorstellung lernender Organisationen bedient sich dabei weniger des Lernbegriffs als definiertem theoretischen Konzept, sondern nutzt ihn vor allem als Metapher (Klimecki / Laßleben / Riexinger-Li 1994: 2 ff.), die von einer diffusen Ähnlichkeit individueller und organisationaler Eigenschaften ausgehend als Assoziationsgrundlage genutzt wird." (Vollmer 1996: 320) Das Label "Lernen in Organisationen" hätte vermutlich weniger Aufmerksamkeit erhalten, da die spektakuläre Konnotation einer lernenden sozialen Entität damit nicht zum Ausdruck kommt.

Diese Grundtendenzen bei der Bearbeitung des Themas können ein gewisses Unbehagen auslösen, wenn man den Entdeckungs- und Begründungszusammenhang der propagierten Konzepte betrachtet. Ohne eine ausführliche Zusammenfassung und eine detaillierte Kritik einzelner Ansätze vorzulegen,18 möchte ich auf grundlegende Probleme des konzeptionellen Kerns hinweisen, die in meiner Wahrnehmung als Merkmale des "Systems"19 Organisationales Lernen bzw. Wissensmanagement rekonstruiert werden können:

1 Auch ohne modische Schlagwörter wurde in Organisationen immer schon Wissen beschafft, verarbeitet und genutzt. Es wurde auch immer schon in Organisationen gelernt. Die Protagonisten Organisationalen Lernens sehen aber in den veränderten Umweltbedingungen, die weitgehend in der Diagnose steigender Komplexität und Dynamik zusammengefaßt werden, einen Grund, Wissen und Lernen als dominante Wettbewerbsfaktoren in den Mittelpunkt zu stellen. Der Problembezug ist als Verhältnis der Organisation zu ihrer Umwelt bestimmt. "Organisationslernen dient als Metapher, um die Prozesse zu analysieren, mit denen Organisationen unter wechselnden Umweltbedingungen ihr Überleben sicherstellen." (Vollmer 1996: 321) Die postulierte gesellschaftliche Entwicklung zur Informations- bzw. Wissensgesellschaft ist dann vielfach schon Anlaß genug, analog von der Notwendigkeit einer Umorientierung unternehmerischer Strategien hin zu wissensintensiven, intelligenten Produkten und zu lernenden Organisationen zu sprechen, was immer auch im einzelnen damit gemeint sein soll. Als Beispiele werden Diversifikation und Erweiterung des Leistungsangebots um Service- und Dienstleistungen im Sinne einer Wissensanreicherung genannt.20 Betrachtet man die empirischen Begründungsversuche, so stellt man schnell fest, daß sich diese Zeitdiagnosen, sofern man ihnen überhaupt zustimmt, nur auf eine kleine Anzahl hochindustrialisierter Gesellschaften bzw. Volkswirtschaften beziehen, die durch den von neuen Wettbewerbern aus aufstrebenden Volkswirtschaften erzeugten Kostendruck ihre Position auf den Weltmärkten in Gefahr sehen. Im Klartext bedeutet dies, daß durch die Globalisierung des Wettbewerbs ganzen Volkswirtschaften die strategische Option der Kostenführerschaft abgesprochen wird. Die Argumentation weist "den Hochkostenländern einen Königsweg internationaler Wettbewerbsfähigkeit: zu innovieren, ihre Bevölkerung gut auszubilden, bzw. Anreize für gut ausgebildete Kräfte zu schaffen und den Wissensanteil ihrer Produkte zu erhöhen." (Schneider 1996: 13 f.) Im deutschsprachigen Raum wird oft mit der akuten (oder chronischen?) standortbedingten abnehmenden Wettbewerbsfähigkeit des industriellen Sektors argumentiert, die nicht kostenseitig, sondern nur durch die adäquate Nutzung und den Aufbau der Wissenspotentiale der relativ höher qualifizierten Humanressourcen zurückgewonnen werden kann (vgl. Pawlowsky 1996)21. Problematisch erscheint mir hierbei die Vermischung der Perspektiven volkswirtschaftlicher und einzelwirtschaftlicher Ziele. Die Verlagerung von Produktionsstätten in das lohnkostengünstigere Ausland ist ohne weiteres als Nutzung von Wissen und als ein Lernprozeß zu interpretieren, der aus Sicht des Unternehmens zur Zielerreichung beiträgt, volkswirtschaftlich (aus Sicht des Heimatlandes) aber möglicherweise beklagenswert ist. Kurzum: Einigen Ansätzen im Kontext der organisationalen Wissens- und Lernproblematik haftet bzgl. des Entdeckungszusammenhangs, der allerdings Problemdefinition und - handhabung bereits mit vorstrukturiert, der Beigeschmack spezifischer nationaler Problem- und Interessenlagen an. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Mit dieser Definition der Problemlage werden jedoch implizit gedankliche Schranken errichtet, die mit zu einigen konzeptionellen Ungereimtheiten beitragen, wenn es um den wie auch immer definierten Erfolg von Unternehmen in einer immer weniger national geprägten ökonomischen Umwelt geht. (vgl. Willke 1996: 267) Die geringer werdenden Schranken für Kapital, Wissen und Arbeit führen möglicherweise auch zu einer zunehmenden Nivellierung der Macht und des ökonomischen Potentials nationaler Volkswirtschaften.22

• Die Betonung von Wissen, Lernen, Qualifikation, Innovation und Qualität führt dazu, daß Begriffe wie Koordination, Effektivität und Effizienz eine untergeordnete Rolle in diesen Konzeptionen einnehmen. (vgl. Wiegand 1996: 9) Im Zweifel werden diese Größen bereits bei der Begriffsbestimmung herbeidefiniert und dann kaum noch einer Betrachtung unterzogen. Organisationales Lernen stellt dann beispielsweise "…einen Veränderungsprozeß dar, der sich in qualitativ besserer und/oder schnellerer Problemlösung im Zeitablauf niederschlagen kann." (Oberschulte 1994: 35) Dysfunktionalitäten als Ergebnis organisationalen Lernens werden explizit ausgeklammert (ebd.: 36). Lernen führt qua Definition zu erfolgreicherem Handeln. Der mit Lernprozessen verbundene Ressourcenverbrauch wird kaum thematisiert, was aber für eine Effizienzbeurteilung erforderlich wäre.23

• Darüber hinaus kann in diesem Zusammenhang ein Zielkonflikt konstatiert werden: Der Zielkonflikt zwischen Innovation und Koordination, der im Kontext der Beiträge zum organisationalen Lernen und Wissensmanagement zwar manchmal erkannt, kaum aber in seinen Konsequenzen analysiert wird. (vgl. Fiol 1994; Vollmer 1996) Idealtypisch braucht Innovation zunächst Ausdifferenzierung des Wissens, Koordination gedeiht aber auf dem Boden heterogener Wissensbestände ceteris paribus schlechter. Wie läßt sich koordinierende Einheit in kreativer Vielfalt bewerkstelligen? Schneider (1996: 16) kritisiert an einem Zugang zum Thema, "der Wissensmanagement als neuen Schlachtruf begreift, um alte Probleme der Unternehmensführung neu zu fassen", die...

Erscheint lt. Verlag 2.7.2023
Verlagsort Ahrensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Erkenntnistheorie / Wissenschaftstheorie
Sozialwissenschaften Soziologie
Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management Unternehmensführung / Management
Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management Wirtschaftsinformatik
Schlagworte Epistemologie • Sozialtheorie • Wissenschaftskritik • Wissenschaftstheorie • Wissensmanagement
ISBN-10 3-347-97217-1 / 3347972171
ISBN-13 978-3-347-97217-9 / 9783347972179
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