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Die Habsburg-Saga (eBook)

Kreuz und quer durch die Geschichte der Donaumonarchie

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
720 Seiten
Pantheon (Verlag)
978-3-641-29635-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Habsburg-Saga -  Simon Winder
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Die unglaubliche Geschichte der Habsburger: mit Witz und Charme erzählt
Keine andere Herrscherfamilie in Europa war über einen derart langen Zeitraum so mächtig wie die Habsburger. Simon Winder erzählt die Geschichte dieser legendären Dynastie und die ihrer eigenwilligen Untertanen. Er führt uns an die Schauplätze der versunkenen Donaumonarchie, mit feinem Sinn auch für Abseitiges und Bizarres. Uns begegnen Hexenmeister und Teufelspuppen, Juwelen und Skelette, Bergvölker und Piratennester, unglückliche Ehen - und ein Meerschweinchendorf. Ohne nostalgische Verklärung macht Winder die Vielfalt der k. u. k. Monarchie lebendig und zeigt uns, wie ihr Erbe die mitteleuropäische Gegenwart prägt.

Dieses Buch ist erstmals 2014 unter dem Titel »Kaisers Rumpelkammer« erschienen.

Simon Winder, geboren 1963 in London, ist Cheflektor des englischen Verlags Penguin Books. Dort betreut er unter anderem die Bücher vieler bedeutender Historiker. 2010 erschien sein Bestseller »Germany, oh Germany: Ein eigensinniges Geschichtsbuch«, 2014 »Kaisers Rumpelkammer: Unterwegs in der Habsburger Geschichte« (Neuausgabe unter dem Titel »Die Habsburg-Saga«), 2019 folgte »Herzland. Eine Reise durch Europas historische Mitte zwischen Frankreich und Deutschland«.

Einleitung


Ortsnamen


Das Haus Habsburg


Kaisers Rumpelkammer ist eine Geschichte der riesigen Territorien auf dem europäischen Kontinent, die die Habsburger nach und nach unter ihre Herrschaft brachten. Sie beginnt im ausgehenden Mittelalter und schließt am Ende des Ersten Weltkriegs, nach dem das Reich zerfiel und die Habsburger aus Österreich flohen.

Mit List und Tücke, mit Glück und viel Geschick konnten sich die Habsburger ungewöhnlich lange halten. In gewissem Grad verdanken sich alle großen Reiche dem Zufall, aber für das ihre gilt das in besonderem Maß, denn den Habsburgern fielen ganze Königreiche, Herzogtümer, Marken und Grafschaften zuhauf in den Schoß, weil anderswo Nachkommen ausblieben, Landesherren dem Wahnsinn verfielen oder auf dem Schlachtfeld starben. Sie herrschten über Gebiete zwischen Nordsee und Adria, zwischen den Karpaten und Peru. Ihre vielen Herrschaftssitze waren über ganz Europa verstreut, ihr Kernland aber lag an der Donau, dem großen Fluss, der durch das heutige Ober- und Niederösterreich und ihre einstige Residenzstadt Wien fließt, durch Bratislava, das Pressburg hieß, als sie dort zu Regenten des Königlichen Ungarns gekrönt wurden, und weiter durch Budapest, das später zu einer ihrer großen Hauptstädte wurde.

Über vier Jahrhunderte lang nahm die europäische Geschichte kaum eine Wendung, an der die Dynastie nicht beteiligt war. Habsburger, deren Namen heute kaum noch jemand kennt, haben mit ihren Händeln, Launen und Hintergedanken Einfluss darauf genommen, welche Sprachen Millionen heutiger Europäer sprechen, welche Religionen sie praktizieren, wie ihre Städte aussehen und wo die Grenzen ihrer Länder verlaufen – eine durchaus verwirrende Angelegenheit. Ein ums andere Mal haben sie Mitteleuropa gegen immer neue Angriffswellen der Osmanen verteidigt. Entschlossen sind sie dem Protestantismus entgegengetreten. Und im 19. Jahrhundert, als ganz Europa in nationalistische Raserei verfiel, wurden sie – wenn auch nicht ganz freiwillig – zu Verfechtern der Toleranz. Durch Eheschließungen oder militärische Allianzen haben sie mit so ziemlich jedem Teil Europas, der ihnen noch nicht gehörte, Beziehungen geknüpft. Aus der Perspektive der moisten europäischen Staaten wechselte die Familie der Habsburger so häufig Kostüm und Farben, dass sie in allen Rollen auftreten konnte, als felsenfeste Verbündete ebenso wie als der Leibhaftige selbst. Tatsächlich war der Einfluss der Habsburger so vielfältig und komplex, dass er sich einer moralischen Beurteilung nahezu entzieht, nichts Menschliches war ihnen fremd.

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts – als sich die Erbschaften aberwitzig häuften und die Wappenzeichner kaum nachkamen – beherrschte die Familie fast ganz Europa. Eine «chinesische» Zukunft schien sich abzuzeichnen: der Kontinent als ein einziger und einheitlicher Staat. Dazu kam es nicht, denn unter einer Flut unzähliger Faktoren konnte Karl V. seine Vormachtstellung nicht mehr behaupten; nun rächte sich, dass sein Reich aus so vielen Zufällen entstanden war, denn nun wurde er von widersprüchlichen Interessen und Forderungen nahezu überschwemmt. Im Jahr 1555 sah sich Karl, ganz gegen seinen Willen, gezwungen, sein riesiges Erbe aufzuteilen: Die eine Hälfte ging an seinen Sohn Philipp in dessen neuer Hauptstadt Madrid, die andere an seinen Bruder Ferdinand in Wien. Von diesem Umbruch an verfolge ich die Geschichte von Ferdinands Nachkommen, allerdings machten sich die Verwandten in Madrid dann und wann störend bemerkbar, bis sie nach 1700 mit den Wirren des Spanischen Erbfolgekriegs von der Bildfläche verschwanden.

Als ich Germany, oh Germany, mein letztes Buch, schrieb, suchten mich manchmal Angstträume heim, weil ich wusste, dass es auf Taschenspielerei beruhte. Abgesehen von einigen schwelgerischen Exkursen beschränkte ich meinen geographischen Fokus auf die Grenzen der heutigen Bundesrepublik Deutschland. Das war nötig, damit eine zusammenhängende Erzählung entstehen konnte, historisch gesehen aber war es lächerlich. Was da entstanden war, sprach dem, was eigentlich mein Hauptanliegen war, auf beschämende Weise Hohn: Wollte ich doch zeigen, dass «Deutschland» eine sehr junge Schöpfung ist, gewaltsam herausgetrennt aus einem Durcheinander kleiner und mittelgroßer Feudalstaaten, die große Teile Europas eingenommen hatten. Hunderte Hoheiten und Hoheitsgebiete, in unablässigem Streit miteinander, existierten innerhalb des schützenden Rahmens des Heiligen Römischen Reichs mit seinen Kaisern, die ein Jahrtausend lang herrschten, allerdings mit mäßigem Erfolg. In den letzten dreihundertfünfzig Jahren, in denen dieses Reich bestand, wurde fast immer das Oberhaupt des Hauses Habsburg zum Kaiser gewählt. Den Habsburgern fiel diese Rolle zu, weil sie über immense Territorien geboten, immerhin gehörten ihnen, zu verschiedenen Zeiten, Teile von neunzehn Ländern des heutigen Europa.1 Nur ein Habsburger also verfügte über finanzielle und militärische Ressourcen, die groß genug waren, seinen Anspruch auf die Kaiserwürde durchsetzen zu können. Das bedeutete aber auch, dass er sich oft verzettelte, hatte er sich nicht nur um große zusammenhängende Territorien innerhalb des Heiligen Römischen Reichs zu kümmern wie das heutige Österreich und die Tschechische Republik, sondern auch um damit ganz unverbundene Gebiete wie Kroatien oder Mexiko. Diese Verzettelung war, so kann man sagen, die Hauptantriebskraft für die politische Geschichte Europas.

Die Geschichte der Habsburger, der dauerhaftesten und mächtigsten Dynastie, die die Welt in Germany, oh Germanyvon Stammsitzen aus beherrschte, die sich ziemlich weit außerhalb der heutigen deutschen Staatsgrenzen befanden, ist so komplex, dass ich mich in meinem früheren Buch mit gelegentlichen Hinweisen begnügen musste. Der Einfluss Habsburgs war quer durch Europa überwältigend, doch die «großen Ereignisse» in der Geschichte des Kontinents wurden ebenso oft durch Unfähigkeit oder offenkundige Erschöpfung des Herrscherhauses hervorgerufen wie durch dessen tatsächliche Initiative. Erstaunlich viele Kaiser waren ratlos oder fehl am Platz, ihre Rivalen, die sie am liebsten mit Haut und Haaren verschlungen hätten, zahllos, und doch landeten diese auf der Müllhalde der Geschichte, während die Habsburger einfach weitertrotteten. Mit unverdientem Glück, durch kurze Ausbrüche von Stärke und infolge von Ereignissen, zu denen sie selbst am wenigsten beitrugen, hielten sie durch – bis zu ihrer Niederlage gegen Napoleon. Rasch und geistesgegenwärtig änderten sie den Titel ihres Kaisertums, der sich nun auf das bezog, was heute das «Habsburgerreich» genannt werden kann, auf das Stammland der Familie also, das, nach Russland, immerhin den zweitgrößten europäischen Staat bildete. So hielten sie ein weiteres – schon ziemlich ramponiertes – Jahrhundert durch bis zum endgültigen Untergang der Habsburgerreichs als eine der im Ersten Weltkrieg besiegten Mittelmächte. Die Nachbeben des in mancher Hinsicht zufälligen Endes dieses zufälligen Reichs sind bis heute spürbar. Auf einige werde ich zu sprechen kommen, faktisch aber endet die Geschichte 1918, als die verschiedenen Teile des Reichs eigene Wege einschlugen.

Dies Buch ist weniger heiter als Germany, oh Germany. Besucht man beispielsweise Städte im Rheinland, so ist klar, dass sie trotz der physischen wie moralischen Zerstörungen, die sie im 20. Jahrhundert erlitten, große historische urbane Räume geblieben sind, in denen weiterhin Deutsche leben. Sie können ihre Mitschuld an den Schrecken der Jahre 1933 bis 1945 durchaus anerkennen und zugleich eine Linie ziehen zwischen sich und großen Teilen der früheren Geschichte. In ihrer Mehrheit sind die Deutschen auch den Folgen der sowjetischen Besatzung entgangen, wodurch die Zeitspanne der Traumatisierung für sie erheblich kürzer war. Die Erinnerung an den Wohlstand und die Stabilität im Sommer 1914 war für viele Westdeutsche noch lebendig, als sie Ende der 1940er Jahre wieder ein normales Leben aufnehmen konnten. Eine solche Atempause gab es für die Menschen in großen Teilen des einstigen Habsburgerreichs nicht, immer wieder im Laufe des Jahrhunderts mussten sie Massaker, Vertreibungen, Invasionen, Terror und nahezu babylonische Manöver der Staatenbildung und -umbildung über sich ergehen lassen.

Die Nachkommen der Menschen, die in diesen verbrannten Zonen überlebt haben, hatten in den 1990er Jahren kaum noch Verbindungen zum Habsburgerreich, gleichwohl waren sie von dessen architektonischen Relikten umgeben Nur mit Mühe konnte 2011 das Vorhaben verhindert werden, die Reste der Goldenen Rosen Synagoge in Lwiw (Lemberg) abzureißen, um für ein Hotel Platz zu schaffen – das wohl drastischste Beispiel für die Teilnahmslosigkeit, die in vielen Regionen des ehemaligen Reichs im Umgang mit der Vergangenheit herrscht. Vom Westen Tschechiens bis jenseits der Karpaten finden sich Städte, deren gesamte Bevölkerung dort erst nach 1945 angesiedelt worden ist. Welche Bedeutung sollte es für Rumänen haben, verlassene deutsche Dörfer als Teil ihres kulturellen Erbes anzusehen, welche Bedeutung für Ukrainer, ehemals polnische Sakralbauten zu erhalten? Was Besuchern malerisch erscheinen mag, kann ein Einheimischer abscheulich finden oder – ein erheblicher Fortschritt – gleichgültig behandeln. Diese Spannungen und Brüche sind in diesem Buch spürbar.

Die Frage, ob es sich leichten Herzens durch Orte spazieren lässt, die solche Schicksale erlitten haben, stellt sich unausweichlich. In den vier Jahren jedoch, in denen ich immer wieder durch Gebiete des alten Habsburgerreichs gereist bin, blieb mir meine Aufgabe stets bewusst: meinen Lesern aus dem angelsächsischen Raum zu...

Erscheint lt. Verlag 26.4.2023
Sprache deutsch
Original-Titel Danubia
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik
Geisteswissenschaften Geschichte
Schlagworte 2023 • Donaumonarchie • eBooks • Geschichte • Haus Habsburg • Kaiser Ferdinand II. • Kaiser Franz Joseph • Kaiserin Elisabeth (Sisi) • Kaiserin Maria Theresia • Kaiser Joseph II. • Kaiser Maximilian I. • k.u.k. Monarchie • Metternich • Mittelalter • Neuerscheinung • Österreich • Renaissance
ISBN-10 3-641-29635-8 / 3641296358
ISBN-13 978-3-641-29635-3 / 9783641296353
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