Europäischer Klimaplan (eBook)
192 Seiten
FinanzBuch Verlag
978-3-98609-190-3 (ISBN)
Jonas C. Beer wurde 1997 in Neustadt a. d. Waldnaab in Bayern geboren. Durch seine Familie setzte er sich schon sehr früh mit nachhaltigen und wirtschaftlichen Themen auseinander. Seinen Bachelor in Volkswirtschaftslehre absolvierte er an der LMU München. Dort war er Teil eines Marktdesign-Seminars von Prof. Dr. Klaus M. Schmidt, einer der führenden Mikroökonomen Deutschlands. Besonders das Marktdesign des Emissionshandels ließ ihn nicht mehr los und wurde zu seinem intensiven Interessengebiet. Danach folgten zwei intensive Jahre des Programmierens an der TU München sowie die Entwicklung von Software. Motiviert durch das sich beschleunigende Artensterben und den Klimawandel beschäftigte sich der Autor mit neuen technischen Lösungen. Dafür engagierte er sich bei einer Vertical Farm in München und baute gemeinsam mit der Association of Vertical Farming (AVF) einen Wachstumsraum für Saffrananbau auf. Mit einer Kombination aus wirtschaftlichem, technischem und biologischem Wissen will Jonas Beer für die drängendste Frage unserer Zeit neue Lösungen aufzeigen, nämlich die Lösung der Klima- und Biodiversitätskrise.
Jonas C. Beer wurde 1997 in Neustadt a. d. Waldnaab in Bayern geboren. Durch seine Familie setzte er sich schon sehr früh mit nachhaltigen und wirtschaftlichen Themen auseinander. Seinen Bachelor in Volkswirtschaftslehre absolvierte er an der LMU München. Dort war er Teil eines Marktdesign-Seminars von Prof. Dr. Klaus M. Schmidt, einer der führenden Mikroökonomen Deutschlands. Besonders das Marktdesign des Emissionshandels ließ ihn nicht mehr los und wurde zu seinem intensiven Interessengebiet. Danach folgten zwei intensive Jahre des Programmierens an der TU München sowie die Entwicklung von Software. Motiviert durch das sich beschleunigende Artensterben und den Klimawandel beschäftigte sich der Autor mit neuen technischen Lösungen. Dafür engagierte er sich bei einer Vertical Farm in München und baute gemeinsam mit der Association of Vertical Farming (AVF) einen Wachstumsraum für Saffrananbau auf. Mit einer Kombination aus wirtschaftlichem, technischem und biologischem Wissen will Jonas Beer für die drängendste Frage unserer Zeit neue Lösungen aufzeigen, nämlich die Lösung der Klima- und Biodiversitätskrise.
2.
Der Niedergang der Biodiversität
Was bedeutet eigentlich Biodiversität?
Jeder Einzelne von uns ist Teil der Biodiversität. Dies wird noch zu wenig wertgeschätzt. Unser kollektives Handeln sorgt für den Rückgang der Biodiversität. Neben dem Klimawandel ist der Verlust der Biodiversität die zweite große, selbst geschaffene Herausforderung für die Menschheit. Es geht darum, den Rückgang der Lebensvielfalt zu stoppen, um unsere Lebensgrundlage zu erhalten.
Aber was bedeutet eigentlich Biodiversität? Der Begriff Biodiversität ist die Kurzform von »biological diversity«, was so viel heißt wie Lebensvielfalt. Es geht um die wundervolle Vielfalt des Lebens auf der Erde. Diese Vielfalt hat drei Ebenen. Die Ebene der genetischen Vielfalt, die Artenvielfalt und die Vielfalt der Ökosysteme.
Die Biodiversität sichert das Leben auf mehreren Ebenen. Die genetische Vielfalt versichert das Überleben einer Art. Sie ermöglicht es, sich an neue Umweltbedingungen anzupassen. Die genetische Vielfalt einer Art sichert dabei das Überleben der einzelnen Art gegenüber Umweltveränderungen ab. Wird nun der Lebensraum eines Lebewesens stark eingeschränkt, so kann ein erheblicher Teil der genetischen Vielfalt verloren gehen. Dies kann in Extremfällen dazu führen, dass es zwar noch Tiere einer Art gibt, diesen aber das Aussterben droht, weil ihr Genpool mittlerweile zu wenige Variationen besitzt. Starke Populationsverluste können daher zu irreversiblen Schäden führen.
Neben der genetischen Vielfalt gibt es auch die Ebene der Artenvielfalt. Von Gänseblümchen bis Elefanten hat unsere Erde eine unfassbare Artenvielfalt. Diese Artenvielfalt ist sogar so außerordentlich, dass immer noch nicht alle Arten beschrieben wurden. Lebewesen konkurrieren laut Darwin um Nahrung und sie existieren erst nebeneinander, wenn sie sich ausreichend unterscheiden.11 Was eine Art kennzeichnet, ist bisher noch nicht einheitlich definiert. Die Herausforderung ist, dass sich Lebewesen kontinuierlich anpassen. Es ist deshalb nicht einfach, eine Grenze zu ziehen, ab wann zwei Lebewesen nicht mehr hinreichend ähnlich sind, um zur gleichen Art zu gehören. Die Grenze zwischen zwei Arten wird meist gezogen, wenn sie sich nicht mehr fortpflanzen können oder wenn ihre Gene zu verschieden sind. Laut Klaus Günther, deutscher Zoologe und Taxonom, hat dabei jede Art ihre eigene Nische. Eine Nische verändert sich, weil sich die Art und ihre Lebensgrundlage kontinuierlich in einem Wechselspiel anpassen. Außerdem existiert eine Nische nur, wenn eine Art und ihre Lebensgrundlage vorhanden sind. Geht eines der beiden verloren, geht die Nische verloren. Jede Art hat eine eigene, spezifische Funktion im Ökosystem. Es gibt viele wechselseitige Abhängigkeiten, bei denen die eine Art nicht ohne andere Arten auskommt. Dabei sichert sowohl die Artenvielfalt als auch die genetische Vielfalt die Ökosysteme ab. Das Ökosystem ist ein empfindliches System, und alle Arten im Ökosystem sind mehr als die Summe der Arten.
Fakten zur genetischen Vielfalt
Die genetische Vielfalt ist nicht so leicht zu messen. Um einen vollständigen Genkatalog zu basteln, müsste man das Genom jeder einzelnen Art entschlüsseln, und es werden ja ständig neue geboren. Die Kosten dafür wären sehr hoch. Die Kosten der Genomentschlüsselung sind zwar durch das Human Genome Projekt stark gesunken, aber die Entschlüsselung von einer Million Genome würde immer noch eine Milliarde Euro kosten. Zudem ist es nicht einfach, an das Genmaterial aller Lebewesen zu kommen. Die Datenerhebung ist also alles andere als einfach und nur mit Einschränkungen möglich.
Es gibt bereits regionale Versuche, die genetische Vielfalt von bestimmten Lebewesen zu ermitteln. Röbbe Wünschier, Professor für Biochemie und Molekularbiologie an der Hochschule Mittweida, hat mit dem Co-Creation Lab ein spannendes Projekt gestartet. Wildbienen, Hummeln und Honigbienen sammeln Pollen. In ihren »Bienenstöcken« gibt es dann spezielle Vorrichtungen, die gewährleisten, dass die Pollen durch ein Raster fallen. Von diesen Pollen wird dann das Genom bestimmt. Damit kann die Biodiversität der Pflanzen im Umfeld analysiert werden. 12
Auf globaler Ebene gibt es aber dazu noch kein ausreichendes Datenmaterial. Daher werde ich mich für eine Abschätzung der genetischen Vielfalt an der Entwicklung von Populationsgrößen der Arten orientieren. Je größer die Populationsgröße, desto größer ist tendenziell die genetische Vielfalt. Es kann zwar sein, dass eine Art durch einen genetischen Flaschenhals ging, das heißt, dass es nur noch wenige Arten gab und dann die Population wieder stark anstieg. Für eine Abschätzung reicht die Approximation aber auf jeden Fall. Einen Versuch dies zu messen, stellt der Living Planet Index des World Fund (WWF) und der Zoological Society of London dar. Sie messen die durchschnittliche Veränderung von 20.811 Populationen über 4.392 Spezies von 1970 bis 2016. Dabei werden Arten innerhalb einer geographischen Region extra aufgeführt. Beispielsweise sind Elefanten in Südafrika und Simbabwe separat aufgenommen. Teil des Indexes sind nur Wirbeltiere13, Insekten, Pilze, Korallen und Pflanzen sind nicht enthalten.14
Wie funktioniert nun die Kalkulation?
Das werde ich kurz an einem Beispiel erläutern. Angenommen, es gibt Elefanten in Südafrika und Simbabwe. 1970 gab es in Südafrika 1.000 Elefanten und 2016 waren es 500. Damit ging die Elefantenpopulation in Südafrika in diesem Zeitraum um 50 Prozent zurück. In Simbabwe gab es 1970 nur noch 50 Elefanten und 2016 waren es 60. Damit stieg in Simbabwe im gleichen Zeitraum die Elefantenpopulation um 20 Prozent. Für den durchschnittlichen Rückgang der Populationen ergibt sich nun ein Wert von 15 Prozent. Damit sank der Index von 1970 bis 2016 um 15 Prozent, obwohl die gesamte Elefantenpopulation um circa 47 Prozent zurückging. Die Messung unterschätzt tendenziell den tatsächlichen Rückgang an Lebensvielfalt. Trotzdem erlaubt sie eine erste Näherung. 15
Laut dem Living Planet Index sind die gemessenen Tierpopulationen um durchschnittlich fast 70 Prozent (!) zurückgegangen.
Der Freshwater Index misst mit ähnlicher Systematik die durchschnittliche Veränderung der Populationen von Süßwasserarten. Er enthält 3.741 Populationen von 944 Spezies. Dabei sanken die Süßwasserpopulationen durchschnittlich sogar noch stärker. Der durchschnittliche Rückgang der Populationen seit 1970 beträgt 84 Prozent!16, 17
Fakten zur Artenvielfalt
Es wird geschätzt, dass es auf unserem Planeten acht Millionen Arten gibt. 1,8 Millionen bekannte Arten wurden bisher registriert. Bedrohte Arten landen auf der Roten Liste des IUCN (International Union for Conservation of Nature), wenn sie denn erfasst werden. Schätzungsweise 80 Prozent aller Lebewesen sind uns noch nicht einmal bekannt. Von den 1,8 Millionen bekannten Arten erfasst die Rote Liste gerade einmal 70.000 Tier- und Pflanzenarten. Ein Drittel dieser Arten wurde als vom Aussterben bedroht eingestuft. Die entscheidenden Faktoren für die Einstufung sind die Populationsanzahl, Reproduktionsrate und die regionale Verteilung. Obwohl mindestens 10 Prozent aller Arten vom Aussterben bedroht sind, enthält die Rote Liste nur etwa 1 Prozent. Der Grund dafür ist, dass es zu wenig Geld gibt, die Populationen der Lebewesen zu erfassen. Zudem fließt tendenziell mehr Geld in die Erforschung großer Tiere in Westeuropa, statt in kleine wirbellose Tiere in den Biodiversitätszentren im globalen Süden.18
Um zu ermitteln, wie es um die Artenvielfalt steht, ist es nicht nur wichtig, die bedrohten Arten zu kennen, sondern auch zu wissen, wie viele Arten aussterben. Dazu vergleiche ich die Rate mit dem historischen Durchschnitt. Die Rate wird in ausgestorbene Spezies pro Millionen Speziesjahre gemessen (E/MSJ). Die Grundrate entspricht 0,1 ausgestorbene Arten pro Million Speziesjahre. Die Rate lag bei Vögeln vor 1900 bei 51 ausgestorbenen Arten pro Million Speziesjahre und nach 1900 bei 132. Das heißt, dass Vögel 1.320-mal schneller aussterben als der historische Durchschnitt. Die Rate von Säugetieren ist sogar 1.830-mal höher und die von Amphibien 5.870-mal höher. Die noch höheren Raten für Amphibien lassen sich unter anderem damit erklären, dass Feuchtgebiete um über 80 Prozent abgenommen haben.19
Aber nicht nur die Tiervielfalt, sondern auch die Pflanzenvielfalt geht zurück. Von den 1,8 Millionen bekannten Lebewesen sind 350.000 Pflanzenarten. Aelys M. Humphreys und ihr Forscherteam haben Daten von 100.000 verschiedenen Samenpflanzen verwendet, um die Aussterberate zu untersuchen. Die historische Grundrate lag genauso wie bei den Tieren bei 0,1 ausgestorbene Arten pro Million Speziesjahre. Von 1900 bis 2018 lag die Rate bei 26 Arten pro Million Speziesjahre. Damit sterben die Pflanzen circa 260-mal schneller aus als historisch üblich.
Der größte Artenverlust tritt oft in isolierten Gebieten auf. Besonders betroffen...
| Erscheint lt. Verlag | 16.10.2022 |
|---|---|
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Politik / Gesellschaft |
| Geschichte ► Allgemeine Geschichte ► Mittelalter | |
| Schlagworte | Artensterben • Emissionshandel • Energiepolitik • Erderwärmung • Europäischer Klimaplan • Globale Erwärmung • Jonas Beer • Klimawandel • Nachhaltigkeit • Naturkatastrophe • Treibhausgasemission |
| ISBN-10 | 3-98609-190-4 / 3986091904 |
| ISBN-13 | 978-3-98609-190-3 / 9783986091903 |
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