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Sicher in 'unsicheren Zeiten' (eBook)

Mehr Sicherheit im Alltag und im Beruf durch die 'Mano-Methode'
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
336 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-347-68447-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sicher in 'unsicheren Zeiten' -  Sonja Weißbacher,  Christian Löckher-Hiemer
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Ein angstfreies, sicheres Leben zu führen und sich frei bewegen zu können, sind Grundbedürfnisse eines Menschen. Oft genug ist dieses Bedürfnis nicht erfüllt. Themen wie gewaltsame Übergriffe auf Polizisten und andere Vertreter öffentlicher Dienstleistungen, zunehmende aggressiv aufgeladene Situationen im Arbeitskontext von Behörden, Berichte über Gewalt gegen Frauen, etc. erschweren die Erfüllung dieses Bedürfnisses zudem. Die Überzeugung, dass Deutschland ein sicheres Land ist, gerät ins Wanken. Vor diesem Hintergrund ist das Thema dieses Buches aktueller denn je. Die beiden Autor:innen sind Spezialisten für Fragen der Sicherheit und der Selbstbehauptung. In ihrem Buch fassen sie ihr gesamtes Erfahrungswissen zusammen. Hier geht es nicht nur um Wissensvermittlung, sondern auch um eine innere Haltung. Die Theorie wird durch zahlreiche Beispiele verdeutlicht. Zu vielen Kapiteln werden reflektierende Übungen angeboten. Damit ist dieses Buch Ratgeber, Nachschlagewerk und Selbsthilfe-Coach in einem. In einem Downloadbereich können viele wertvolle Materialien heruntergeladen werden, um einzelne Themen zu vertiefen. Den beiden Autoren ist es gelungen, mit diesem Werk ihre beiden unterschiedlichen Expertisen zu einem Gesamtkonzept zusammenzufügen.

Die Dipl. Sozialpädagogin und Gesundheitspädagogin hat schon als Jugendliche mit Kampfkunst begonnen. Mit 19 Jahren übernahm sie ihren ersten Selbstverteidigungskurs für Frauen an der Münchner VHS. Über die Jahre entwickelte sie ihr eigenes Mano-Konzept und verfeinerte es stetig. Sie hat zahlreiche Präventionskurse für Kinder an Schulen, Selbstbehauptungskurse für Erwachsene, meist Frauen, Multiplikator:innen-Schulungen und Team-Fortbildungen durchgeführt. Ihr Promotionsstudium an der LMU München, in reflexiver Sozialpsychologie, schloss sie 2006 zum Thema "Selbstkonstrukte von Frauen - eine kritische Analyse" ab. Sie hat eine Tochter und lebt in Wolfratshausen bei München.

Die Dipl. Sozialpädagogin und Gesundheitspädagogin hat schon als Jugendliche mit Kampfkunst begonnen. Mit 19 Jahren übernahm sie ihren ersten Selbstverteidigungskurs für Frauen an der Münchner VHS. Über die Jahre entwickelte sie ihr eigenes Mano-Konzept und verfeinerte es stetig. Sie hat zahlreiche Präventionskurse für Kinder an Schulen, Selbstbehauptungskurse für Erwachsene, meist Frauen, Multiplikator:innen-Schulungen und Team-Fortbildungen durchgeführt. Ihr Promotionsstudium an der LMU München, in reflexiver Sozialpsychologie, schloss sie 2006 zum Thema "Selbstkonstrukte von Frauen – eine kritische Analyse" ab. Sie hat eine Tochter und lebt in Wolfratshausen bei München.

Sicher – in „unsicheren Zeiten“

Mehr Sicherheit im Alltag und im Beruf durch die „Mano-Methode“

Intro – warum dieses Thema wichtig ist

Uns wäre es lieber, wenn das Thema, um das es in dem vorliegenden Buch geht, nämlich Gewalt gegen Menschen, explizit gegen Frauen, keiner Erwähnung mehr wert wäre. Leider sind wir – auch hier in Deutschland – noch weit davon entfernt.

Einem aktuellen Artikel in der taz zufolge sind die Zahlen, wenn wir uns auf die Tötungsdelikte gegen Frauen in Deutschland beschränken, erschreckend hoch: Statistisch gesehen, wird jeden zweiten bis dritten Tag in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Im Jahr 2019 waren es 117 insgesamt. Jeden Tag gibt es einen versuchten Mord. Mehr als 142.000 Frauen waren 2019 Opfer von Partnerschaftsgewalt. Und die Gründe dafür: eine bevorstehende oder angekündigte Trennung, eine Schwangerschaft, beruflicher Erfolg der Frau – ja, Sie haben richtig gelesen.1 Diese Morde müssten längt offiziell als Femizide anerkannt werden, als Morde gegen Frauen, weil sie Frauen sind.2 Die Wartelisten in den Frauenhäusern werden immer länger, vor allem in Krisenzeiten wie im Jahr 2020, das geprägt war von Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen. In so einem Klima ist es für Frauen und Kinder noch viel schwieriger, sich Hilfe zu holen, als es sowieso schon ist.

Zwar hat sich in den letzten 30 Jahren, seitdem sich die Autor: innen mit diesen Themen auseinandersetzen, rechtlich viel bewegt. So wird z.B. die Vergewaltigung in der Ehe inzwischen als Straftat anerkannt und eine Frau, die Gewalt erlebt, steht nicht mehr in der Beweislast. Dennoch urteilen Gerichte in Deutschland immer noch aus einem patriarchalen Verständnis heraus, obwohl sie damit der sog. Istanbul-Konvention3 widersprechen. Ein schwer zu ertragender Aspekt, wie wir meinen. Fakt ist, dass eine Beziehung – sie muss noch nicht mal fest sein – oder sogar eine Ehe für Frauen auch in Deutschland als gefährlich eingestuft werden muss.

Wir steigen mit einem nicht so schmeichelhaften Thema ein: Gewalt, vor allem Gewalt gegen Frauen und Kinder, ist vor allem Beziehungsgewalt. In den allermeisten Fällen gibt es eine Vorgeschichte. Ebenso haben sogenannte Affekttaten bei genauerer Betrachtung eine Vorgeschichte, die allerdings meist erst im Nachhinein aufgrund des Studiums der Biografie des Täters beleuchtet und erkannt werden kann. Es geht um verletzte Gefühle, Minderwertigkeitskomplexe, unerfüllte Bedürfnisse, Erniedrigungen, Ausgrenzung, Einsamkeit, narzisstische Kränkungen, etc. All diese dahinterliegenden Dynamiken sind als Motive nachvollziehbar, aber niemals (!) Entschuldigungen. Und: sie sind geschlechtsspezifisch zu betrachten. Die allermeisten Beziehungsgewalten und Amokläufe werden immer noch von Männern begangen.

Schon in den 70-er Jahren erschien das Buch „Männerphantasien“ von Klaus Theweleit, mit dem er damals für Aufsehen sorgte, indem er das wohl gemerkt gesellschaftlich-sozial geprägte Männlichkeitsbild und „-ideal“ beschrieb und problematisierte. Theweleit resümierend zu seinen Studien: „Man bringt gewaltbereite Männer nicht dazu, von Gewalt zu lassen, indem man bessere Argumente hat, sondern nur durch Beziehung, gesellschaftlich freundlichere Beziehungen. (…) Und es geht immer um den Körper. Der Körper ist das Schlachtfeld.“

Weitere wichtige Arbeiten aus dem soziologischen Bereich kamen von Pierre Bourdieu (1930-2002), der das Sozialraum-Konzept um die Kategorie Geschlecht erweiterte. Harold Garfinkel (1917-2011), Begründer der Ethnomethodologie, fand heraus, dass sich Menschen im sozialen Raum nach einem scheinbar selbstverständlichen Alltagswissen, das nirgends niedergeschrieben ist, orientieren. Diese Regeln alltäglicher Interaktion werden permanent (re-)konstruiert, und zwar nicht durch Zwang von außen, sondern durch die Individuen selbst. An zwei Beispielen: Wer weicht wem aus, wenn man sich auf einer engen Straße entgegenkommt? Wie ergreifen Männer körpersprachlich den Raum im Vergleich zu Frauen?

So hoffen wir also auch, mit diesem Buch einen Beitrag zu leisten, auch unser Männlichkeitsbild zu hinterfragen. Bisher wurden Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskurse primär für Frauen angeboten. Frauen sollen wehrhafter werden, sie sollen selbstbewusster werden und den Übergriffigkeiten etwas entgegensetzen können. Vernachlässigt wird dabei die Täterseite. Es gibt wenige Angebote, die sich an Männer oder Jungs wenden. Nicht, um auch Männern Selbstverteidigungstechniken beizubringen, sondern um Themen mit ihnen zu diskutieren, wie: „Dürfen Männer weinen?“, „Was ist ein starker Kerl?“, „Wie wurde mein/unser Männlichkeitsbild biographisch geprägt und wie beeinflusst mich das?“, „Was unterdrücken Jungs, um in der Jungengruppe nicht ausgegrenzt zu werden?“ und viele Fragen mehr. Beide Geschlechter müssen sich bewegen, um ein friedliches Miteinander in die Welt zu bringen. Geschlechterverhältnisse und Beziehungsmuster müssen vielleicht komplett überdacht werden. Wir müssen es letztlich schaffen, das Beziehungsthema von jeglichen Besitz- und Machtansprüchen zu befreien und uns jenseits von Klischees und Rollenzumutungen gendersensibel und frei entwerfen zu können. Wir sprechen hier aus einem sozialkonstruktivistischen Hintergrund heraus.

Uns geht es nicht darum, eine Zunahme an Gewalt zu beklagen, deren statistische Beweislast im Übrigen schwierig ist. Uns geht es darum, dass unsere Arbeit, auch nach 30 Jahren immer noch nötig ist. Das Thema Selbstsicherheit kommt und geht, mal werden die Kurse mehr, mal weniger nachgefragt. Aber unterm Strich hat sich leider nicht viel geändert. Wir würden uns sehr wünschen, dass unsere Kurse irgendwann nicht mehr nötig sind!

Ein anderer Aspekt, der unser Buch nötig macht: seit vielen Jahren nehmen immer mehr Teams Selbstsicherheits-Trainings wahr. Diese Teams arbeiten primär in helfenden und/oder administrativen Berufen: Krankenpflegepersonal, Angestellte in Sozialbürgerhäusern, Sachbearbeiter: innen in Jugendämtern, Angestellte von Beratungsstellen, zunehmend auch Bahnangestellte und Polizist: innen.

Im derzeit aktuellsten Bericht zur Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamt: innen (PVB) des Bundeskriminalamtes ist zusammenfassend zu entnehmen, dass es 2019 „erneut (einen) Anstieg der Fälle um 8,2 %“ im Vergleich zum Vorjahr gab. Zusammenfassend heißt es dort: „Bei den im Jahr 2019 verübten 23 Tötungsdelikten (…) wird erneut das hohe und konkrete Berufsrisiko von PVB deutlich.“4 Dennoch möchten wir betonen, dass dieser Anstieg auch dadurch zustande kommt, weil die Rechtslage sich geändert hat und nicht so sehr, weil tatsächlich so viel mehr Straftaten gegen PVB verübt werden als die Jahre vorher. Gewalttaten gegen PVB werden heute viel häufiger über Medien einem breiten Publikum bekannt gemacht. Die Sensibilität in der Öffentlichkeit diesem Thema gegenüber, hat deutlich zugenommen, nicht erst seit der Flüchtlingswelle 2014.

Wir haben also einen zunehmenden öffentlichen Diskurs bezüglich dieser Themen, die heute viel präsenter sind und auch medial durchaus manipulativ dargeboten werden. Zu dieser wachsenden Sensibilität gehört, dass wir uns an die Anwesenheit von Wachdiensten im öffentlichen Bild langsam gewöhnt haben. Dass Schulen, Krankenhäuser, Landratsämter, Sozialdienste und andere öffentliche Stellen, die eigentlich für Bürger: innen da sind, immer mehr an Hochsicherheitstrakte erinnern, war schon vor Corona auffallend. Wir wagen zu bezweifeln, dass diese Art der Aufrüstung der Vertrauensbildung dienlich ist.

Dass Berichterstattung neutral ist, ist eine Illusion. Es wird Stimmung gemacht und nach Schuldigen gesucht. Die Schuldigen sind natürlich immer die Anderen, nie man selber. Hier brauchen wir eine gehörige Portion Selbstreflexion. Wir hoffen, mit diesem Buch auch diese selbstreflexiven Kräfte zu stärken, die letztlich nötig sind, um die Komplexität von Situationen und Geschehnissen zu erkennen und nicht Komplexität zu reduzieren und ein einfaches Ursache-Wirkung-Denken zu kultivieren, das uns blind macht, auch um nach unkonventionellen Lösungen zu suchen. Einseitigkeit hindert uns daran, kreativ zu sein. Und Kreativität in einem freien Geist brauchen wir, um Lösungswege zu sehen.

Damit das Wissen um Zusammenhänge wie z.B. zwischen Stressforschung und Selbstsicherheit, das Wissen um eigene Möglichkeiten und Fähigkeiten der Wehrhaftigkeit und Zivilcourage, das Wissen um konkrete Handlungsstrategien und Hilfsangebote nicht nur einer elitären Gruppe von Menschen zuteilwird, die bei uns in die Kurse kommen, sondern auch einer breiteren Masse zugänglich ist, haben wir dieses Buch geschrieben.

Außerdem werden wir immer wieder gefragt, ob wir nichts Schriftliches haben, worin man nachlesen kann. Diesem Wunsch kommen wir gerne...

Erscheint lt. Verlag 25.6.2022
Mitarbeit Sonstige Mitarbeit: Hans-Peter Dennerlein
Verlagsort Ahrensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Partnerschaft / Sexualität
Geisteswissenschaften Psychologie Allgemeines / Lexika
Schlagworte Deeskalation • Gewaltprävention • Konfliktmanagement • Selbstbehauptung • Selbstsicherheit
ISBN-10 3-347-68447-8 / 3347684478
ISBN-13 978-3-347-68447-8 / 9783347684478
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