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Ratzinger - Rahner (eBook)

Spielarten gegenseitiger Rezeption
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
100 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
9783754999752 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ratzinger - Rahner -  Cornelius Keppeler
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Joseph Ratzinger und Karl Rahner gehören zu den einflussreichsten Theologen des 20. Jahrhunderts. Vor und während des Zweiten Vatikanischen Konzils haben sie trotz unterschiedlicher theologischer Provenienz produktiv zusammengearbeitet. In der Folge distanzierten sie sich jedoch voneinander und wurden zu Protagonisten verschiedener Konzilsrezeptionen. Dass sich Ratzinger in seinen Schriften trotz dieser Distanzierung immer wieder auf Rahner und seine theologischen Positionen bezogen hat, regt dazu an, sich dem Verhältnis beider zueinander intensiver zuzuwenden.

Cornelius Keppeler studierte Philosophie und Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen (Frankfurt am Main) sowie der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. 2013 wurde er an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt zum Dr. theol. promoviert und ist aktuell in der Personalabteilung eines gemeinnützigen Unternehmens tätig.

Cornelius Keppeler studierte Philosophie und Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen (Frankfurt am Main) sowie der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. 2013 wurde er an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt zum Dr. theol. promoviert und ist aktuell in der Personalabteilung eines gemeinnützigen Unternehmens tätig.

Einführung



Ratzinger – Rahner


Spielarten gegenseitiger Rezeption




Cornelius Keppeler







Theologische Studien

Band 6








Joseph Ratzinger und Karl Rahner gehören zweifellos zu den großen Theologen des 20. Jahrhunderts. Zwei unterschiedlichen Generationen angehörig – Rahner war 23 Jahre älter als Ratzinger – führte sie das Zweite Vatikanische Konzil in besonderer Weise zusammen. In der Vorbereitung auf dieses historische Ereignis wie auch während seines Verlaufs war die Kooperation so produktiv, dass aus ihr neben den Entwürfen für ein Offenbarungs- und ein Kirchenschema sogar zwei gemeinsame Publikationen entstanden.1 Dies überrascht vor dem Hintergrund späterer Auseinandersetzungen und der Unterschiede in ihrer theologischen Programmatik.

Gerade die verschiedenen Positionen in theologischen Einschätzungen und Fragen der Rezeption des II. Vatikanums machen ein genaueres Hinschauen interessant. Denn die konstruktive Zusammenarbeit an den Konzilstexten ließ solche Differenzen – trotz der Unterschiede in ihren Forschungsschwerpunkten und ihren theologischen Grundrichtungen2 – noch nicht vermuten. Es soll daher die gegenseitige Rezeption näher betrachtet und ausgewertet werden, um Schlüsse auf die Entwicklung der beiden Theologen ziehen zu können.



1 Vgl. Rahner, Karl/Ratzinger, Joseph, Episkopat und Primat, Freiburg 1961; Rahner, Karl/Ratzinger, Joseph, Offenbarung und Überlieferung, Freiburg 1965. Wobei zu berücksichtigen ist, dass die Publikationen keine echten Gemeinschaftsarbeiten sind, sondern voneinander unabhängige Vorträge zusammenführen und lediglich die Vorworte die gemeinsame Autorenschaft beanspruchen.

2 „Während Ratzinger durch Augustinus auf ›Geschichte‹ gepolt war (wie sie sich fundamental in der biblischen Heilsgeschichte ereignete) und vorzugsweise aus dem Fundus der Kirchenväter schöpfte, war Rahner ein komplizierter spekulativer Philosoph, der – von Thomas von Aquin herkommend – sich in der jahrelangen Mühle jesuitischer Kaderschulen in die Meister des deutschen Idealismus, Hegel und Fichte, sowie in den ›Meister aus Deutschland‹, den ehemaligen Theologiestudenten und Denker von ›Sein und Zeit‹, Martin Heidegger, vertieft hatte“, Derwahl, Freddy, Der mit dem Fahrrad und der mit dem Alfa kam. Benedikt XVI. und Hans Küng – ein Doppelporträt, München 2006, 129.


Die erste Begegnung


Das erste persönliche Zusammentreffen datiert Joseph Ratzinger in das Jahr 19561, also in eine Zeit, in der er selber in der Endphase seiner Habilitation stand und Rahner als Dogmatik-Professor in Innsbruck lehrte. Nach eigener Aussage „sind wir gleich bei dieser Gelegenheit einander menschlich recht nahe gekommen.“2 Dies führte dazu, dass Ratzinger bereits für den ersten Band der zweiten Auflage des »Lexikon für Theologie und Kirche«, das Rahner ab 1957 herausgibt, zwei Artikel beisteuerte.3 Zudem empfahl Rahner im gleichen Jahr – als er vom Wewel-Verlag gebeten wurde, eine einbändige Dogmatik zu schreiben, aber keine Zeit dafür erübrigen konnte – Ratzinger für dieses Projekt.4


1 „Zu Ostern 1956 rief er [Schmaus] erstmals die deutschsprachigen Dogmatiker zu einer Tagung nach Königstein zusammen, aus der dann die nun regelmäßig tagende Arbeitsgemeinschaft der deutschen Dogmatiker und Fundamentaltheologen geworden ist. Ich war dabei und habe übrigens bei dieser Gelegenheit Karl Rahner erstmals persönlich kennengelernt“, Ratzinger, Joseph, Aus meinem Leben. Erinnerungen (1927-1977), München 1998, 82, wird vermutlich in den noch nicht erschienenen Band 15 der »Gesammelte Schriften« aufgenommen.

2 Ebd.

3 Vgl. Ratzinger, Joseph, Art. Auferstehung des Fleisches: I. Lehre der Kirche, VI. Dogmengeschichte, VII. Systematik, in: Höfer, Josef/Rahner, Karl (Hrsg.), Lexikon für Theologie und Kirche, Band I, Freiburg 21957, 1048-1052, aufgenommen in: Ratzinger, Joseph, Gesammelte Schriften, Band 10: Auferstehung und ewiges Leben, Beiträge zur Eschatologie und zur Theologie der Hoffnung, Freiburg 2012, 279-285; Ratzinger, Joseph, Art. Auferstehungsleib, in: Höfer/Rahner, Lexikon für Theologie und Kirche, Band I (s. o.), 1052-1053, aufgenommen in: Ratzinger, Gesammelte Schriften, Band 10 (s. o.), 286-289.

4 Vgl. Ratzinger, Joseph, Aus meinem Leben. Erinnerungen (1927-1977), München 1998, 175.



Theologische Grundlagen


Ihre unterschiedlichen theologischen Ansätze1 waren sicher nicht nur ihrem Altersunterschied2, sondern auch ihrer verschiedenen Interessen geschuldet. Doch schien zunächst diese Unterschiedlichkeit nicht störend oder ein Hindernis gewesen zu sein. Vielmehr verbanden sich die zwei Denker mit ihren Stärken, um gemeinsam die von ihnen bemängelte Neuscholastik, die trotz der theologischen Aufbrüche zu Beginn des 20. Jahrhunderts an den Hochschulen und insbesondere in den kurialen und päpstlichen Verlautbarungen vorherrschend war, zu überwinden. Dabei spielte die Wiederentdeckung der Patristik eine gewichtige Rolle.3 Doch während Rahner sich nach grundlegenden Studien zu den Kirchenvätern4 bis zum Zusammentreffen mit Ratzinger mittlerweile aufgrund seiner langjährigen Professorentätigkeit mehr mit Thomas von Aquin und der Fruchtbarmachung der scholastischen Theologie für die Dogmatik beschäftigt hatte, wurde Ratzinger mit einer Arbeit über Augustinus6 promoviert und hatte eine Habilitationsschrift über Bonaventura7 verfasst. Damit spiegeln sich in ihnen zwei Grundtypen von katholischen Theologentraditionen wider.8 Karl Rahner steht demzufolge am Ende der Genealogie von der scholastischen Theologie über Thomas von Aquin, Francisco Suárez, der neuscholastischen Theologie bis hin zu Joseph Maréchal, die ihre philosophische Entsprechung in Aristoteles, Immanuel Kant, dem Deutschen Idealismus und Martin Heidegger findet. Ratzinger dagegen wäre der Exponent des parallel verlaufenden Entwicklungsstrangs, der von Augustinus, über die monastische Theologie, Bonaventura, die humanistische Theologie des 16. Jahrhunderts, Blaise Pascal, Søren Kierkegaard, John Henry Newman bis zu Hans Urs von Balthasar verläuft, während er auf die Philosophien von Platon, der Phänomenologie und des Personalismus bezogen ist.9

Diese Unterscheidung ist für manche Konflikte und deren Verständnis hilfreich. Zentral ist jedoch die Bewertung des Verhältnisses zwischen Thomas von Aquin und Bonaventura, die Joseph Ratzinger in seiner Habilitationsschrift formuliert: „Zwei so verschiedene begriffliche Ausdrucksgestalten (…) sind doch dadurch geeint, dass sie beide zusammen eine christliche Wahrheit ins Licht setzten, die keine von ihnen allein ganz auszudrücken vermag.“10 Unabhängig davon, ob der dann folgende Satz Ratzingers – „Jede der beiden Auffassungen würde im Extrem häretisch sein“11 – haltbar ist, so stellt sich am Ende dieses Buches die Frage, ob sich diese Wertung auf ihn und Rahner übertragen lässt und sie als – zumindest temporäre – »Zielpositionen« dieser Entwicklungslinien notwendig komplementär ergänzen und ob sie demzufolge isoliert betrachtet häretisch wären.


1 Ratzinger charakterisiert rückblickend: „Seine Theologie war – trotz der Väterlektüre seiner frühen Jahre – ganz von der Tradition der suarezianischen Scholastik und ihrer neuen Rezeption im Licht des deutschen Idealismus und Heidegger geprägt. Es war eine spekulative und philosophische Theologie, in der Schrift und Väter letztlich keine große Rolle spielten, in der überhaupt die geschichtliche Dimension von geringer Bedeutung war. Ich war hingegen von meiner Bildung her ganz von Schrift und Vätern und von einem wesentlich geschichtlichen Denken bestimmt“, Ratzinger, Joseph, Aus meinem Leben. Erinnerungen (1927-1977), München 1998, 131.

2 „Er [Ratzinger] gehört im Unterschied zu Karl Rahner und dessen Generation nicht zu jenen Theologen, die im Rahmen der Neuscholastik groß geworden sind“, Wiedenhofer, Siegfried, Die Theologie Joseph Ratzingers/Papst Benedikts XVI. Ein Blick auf das Ganze, Regensburg 2016, 74f.

3 Vgl. Miggelbrink, Ralf, Plädoyer für eine notwendige Komplementarität. Ralf Miggelbrinks Antwort auf »Die Theologie von Benedikt XVI.«, in: Lebendige Seelsorge 56 (2005) 327-329, 327.

4 Vgl. die theologische Dissertation: Rahner, Karl, E latere Christi. Der Ursprung der Kirche als zweiter Eva aus der Seite Christi des zweiten Adam. Eine Untersuchung über den typologischen Sinn von Joh 19,34 (1936), in: ders., Sämtliche Werke, Band 3: Spiritualität und Theologie der Kirchenväter, Freiburg 1999, 1-84, sowie ders., Aszese und Mystik in der Väterzeit (1939), in: ebd., 125-390.

5 Vgl. Ratzinger, Joseph, Volk und Haus Gottes in Augustins Lehre von der Kirche, München 1954, aufgenommen in: ders., Gesammelte Schriften, Band 1: Volk und Haus Gottes in Augustins Lehre von der Kirche. Die Dissertation und weitere Studien zu Augustinus und zur Theologie der Kirchenväter, Freiburg 2011, 43-418.

6 Vgl. Ratzinger, Joseph, Die Geschichtstheologie des heiligen Bonaventura, München 1959, aufgenommen in: ders., Gesammelte Schriften, Band 2: Offenbarungsverständnis und Geschichtstheologie Bonaventuras. Habilitationsschrift und Bonaventura-Studien, Freiburg 2009, 419-646.

7 Vgl. hierzu und zum Folgenden:...

Erscheint lt. Verlag 9.4.2022
Reihe/Serie Theologische Studien
Theologische Studien
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte Benedikt • Konzil • Metz • Rahner • Ratzinger • Synode • Vatikanisches • Würzburger • Zweites
ISBN-13 9783754999752 / 9783754999752
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