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Göttin Hel - die Flamme des Lebens -  Johnnes von Hohenstätten

Göttin Hel - die Flamme des Lebens (eBook)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
124 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7534-8580-5 (ISBN)
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Die literarische Struktur zu diesem außergewöhnlichen Roman lieferte Dr. Musallam, der den Inhalt aus einer griechischen Klosterbibliothek übersetzte. Leider vergaß er, dass sich sämtliche esoterische Lehren auf das Schöpferwort bzw. auf die Macht der Runen beziehen. Diesen Fehler gleichen wir aus, indem wir den Text dieser authentischen Geschichte mit der Magie des Wortes bereichern.

Der Autor war Schüler von Anion und Ariane, welche ihn beide auf dem "Weg zum wahren Adepten" von Franz Bardon meisterlich weiterhalfen. Die beiden Meister gaben ihm den Auftrag, sein Wissen und seine Erfahrungen niederzuschreiben, um sie so der Öffentlichkeit preiszugeben.

5. Kapitel.
Ustane singt.


Die einzige verlässliche Gewährsperson, von der unsere Reisenden Näheres über die Vergangenheit, die Einrichtungen, Sitten und Gebräuche der Amgabal erfahren konnten, war Ustane, die, infolge ihrer Anhänglichkeit an Leo, sie auf Schritt und Tritt begleitete,

Was den Ursprung des Volkes anbelangte, so war ihr darüber allerdings auch nichts bekannt. Sie wusste nur, dass es in der Nähe von Kor – so hieß die Residenz der Verhüllten – Ruinenhügel gab mit Mauerwerk und Säulenüberresten, die einst Paläste von alter Herkunft gewesen sein sollten. Aber niemand wagte es, sich diesen Ruinen zu nähern, denn es hieß, dass Geister darin hausten. Auch sonst fanden sich überall auf den Berghöhen Ruinen, und dass die Höhlen, die jetzt den einzelnen Hausgemeinschaften als Wohnungen dienten, von Menschenhand ausgehauen seien, bestätigte Ustane gleichfalls.

Geschriebene Gesetze gab es nicht, sondern lediglich ein Gewohnheitsrecht, und wer dagegen verstieß, der wurde unbarmherzig zum Tode verurteilt.

„Und auf welche. Weise wird das Todesurteil vollzogen?“, erkundigte sich Onkel Frank in begreiflicher Neugier. Aber Ustane lächelte bloß.

„Das werdet ihr vielleicht bald einmal zu sehen bekommen“, erwiderte sie.

Die Amgabal wurden von einer Königin beherrscht. Die Verhüllte war die Königin, aber sie zeigte sich dem Volke nur sehr selten – alle zwei oder drei Jahre einmal, wenn sie kam, um Todesurteile vollstrecken zu lassen – und dann war sie stets vom Kopf bis zu den Füßen in einen Mantel gehüllt, so dass niemand ihr Antlitz sehen konnte. Ihre Dienerinnen aber, die ihr aufwarteten waren taubstumrn und konnten folglich nichts ausplaudern. Trotzdem war im Lande der Glaube verbreitet, dass sie wunderschön sei, schöner als je ein Weib auf Erden. Man erzählte auch, dass sie unsterblich sei, allwissend und allmächtig, doch darüber vermochte Ustane nichts Bestimmtes anzugeben. Sie meinte bloß, dass sich die Königin von Zeit zu Zeit einen Gatten erwähle, der, sobald ein Mädchen zur Welt kam, getötet wurde, „denn man sah ihn niemals wieder. Das Mädchen aber wuchs heran und nahm, wenn seine Mutter gestorben und in den Grabgewölben von Kor beigesetzt war, den Thron ein. Doch darüber konnte niemand etwas Gewisses sagen. Es gab noch mehr Gerüchte, wie dass der Geist der Mutter in das Kind übergehen soll …

Die Herrschaft der Verhüllten erstreckte sich über das ganze Land der Amgabal, von einem Ende bis zum andern, und ihrem Gebot zuwiderzuhandeln oder auch nur zu widersprechen, bedeutete für den Frevler den sicheren Tod.

Auf die Frage nach der Größe des Landes und der Einwohnerzahl antwortete Ustane, dass es im ganzen zehn solche Hausgemeinschaften gab wie die, zu der sie selbst gehörte, und dass alle ebenso in Höhlen lebten. Manchmal bekriegten sich die Hausgemeinschaften untereinander, bis von der Verhüllten der Befehl eintraf, Frieden zu machen, welcher unverzüglich befolgt werden musste.

Verkehr mit umwohnenden Völkern hatten die Amgabal nicht, denn sie hatten keine Nachbarn. Das ganze Land war weithin von Sümpfen eingeschlossen. Nur einmal war ein Kriegsheer aus der Richtung von dem großen Fluss (damit war vermutlich der Zambesi gemeint) im Anmarsch, um sie anzugreifen, aber die Feinde kamen in den Sümpfen um. Sie hielten die magisch hervorgerufenen Irrlichter, die zahlreich auftauchten, für die Lagerfeuer der Amgabal, stürmten darauf los und versanken allesamt, Diese und noch manche andere Einzelheiten erfuhren unsere Reisenden von Ustane, während der Abwesenheit des alten Billali.

Was Job anbelangt, so erholte er sich nur langsam von dem ausgestandenen Schrecken und hatte die Gewohnheit angenommen um jedes weibliche Wesen, dem er begegnete, einen weiten Bogen zu machen. Am übelsten schien sich Farad, der Ägypter, zu befinden, obwohl er von den Amgabal durchaus nicht hart behandelt wurde. Er saß tagelang zusammengekauert in einem Winkel der Höhle und jammerte zu Gott. Wenn Onkel Frank oder Leo ihn nach der Ursache fragten, so sagte er, er fürchtete sich vor diesem Volke, unter das sie hier geraten seien, denn das seien überhaupt keine Männer und Frauen, sondern Teufel, und das ganze Land sei verhext.

In der vierten Nacht nach Billalls Abreise saßen die drei Weißen und Ustane um ein Feuer in der großen Höhle. Plötzlich, kurz vor dem Schlafengehen, erhob sich die junge Frau, die lange schweigsam, wie in tiefes Nachsinnen verloren, dagesessen hatte. Sie erhob sich und legte sanft ihre Hand auf Leos Haupt. Hochaufgerichtet stand sie da, eine schlanke und stolze Figur, die das flackernde Feuer abwechselnd bald mit Helligkeit übergoss und bald in tiefen Schatten hüllte. Und Ustane begann zu sprechen. Oder war es ein Gesang? In seltsamem, etwas eintönigem und doch dabei eindrucksvollem raunendem Rhythmus von Hoch und Tief, dem ihre biegsame Stimme sich anpasste, kamen die Worte von ihren Lippen, die ihre Gedanken und Vorahnungen zum Ausdruck brachten:

„Du bist mein Erwählter – auf dich hatte ich gewartet von Anbeginn. – Du bist so hold! Deine gold´nen Locken haben nicht ihresgleichen, noch deine Haut, die so weiß ist. – Stark ist dein Arm, du bist ein Mann, wie es keinen sonst gibt! – Deine Augen sind wie der Himmel und das Licht in ihnen ist Sternenschimmer! – Du bist vollkommen und von strahlendem Antlitz – deshalb wandte sich mein Herz dir zu! – Von dem Augenblick, da ich zuerst dich sah, hatte ich Verlangen nach dir! – Und dann warst du mein; du mein Geliebter, und ich hielt dich in meinen Armen manche Nacht! – Und ich breitete mein Haar über dein Haupt, auf dass kein schreckender Traum sich dir nahe! – Ganz und gar war ich dein, und du warst ganz und gar mein! – Und so blieb es eine kleine Weile, bis ein schlimmer Tag uns erschien. – Und dann, o mein Geliebter, was dann? Ach, ich weiß es nicht! – Doch ich sehe dich nicht mehr – ich bin verloren in der Finsternis! Sie, die stärker ist als ich, nimmt dich von mir; sie, die schöner ist als Ustane. M – Du aber wehrst dich nach mir und rufst mich und lässt deine Augen wandern in der Finsternis. – Vergebens! Sie bleibt Siegerin; durch ihre magische Schönheit bleibt sie Siegerin und sie führt dich hinab zu den, Stätten des Schreckens. – Und dann, ach, dann, mein Geliebter…“

Hier brach die Sprecherin plötzlich ab und ihr Blick verlor sich in das Dunkel hinter dem Feuer. Und plötzlich kam in ihre Augen ein Ausdruck, als ob sie etwas Furchtbares schaue. Sie nahm die Hand von Leos Haupt und deutete hinein in die Finsternis. Alle drei, die um das Feuer saßen, wandten sich nach der bezeichneten Richtung, vermochten aber nichts zu unterscheiden. Und doch musste sie etwas sehen, oder sich einbilden, es zu sehen; etwas so furchtbares, dass sie es nicht zu ertragen vermochte, denn jetzt sank sie lautlos zu Boden und blieb in tiefer Ohnmacht liegen.

Leo, der, Ustane aufrichtig liebgewonnen hatte, geriet darüber in große Bestürzung, und selbst Onkel Frank, der unverbesserliche Skeptiker, vermochte sich einer Anwandlung von abergläubiger Furcht nicht zu erwehren.

Allmählich kam Ustane wieder zu sich. Während sie sich aufrichtete, ging ein konvulsivisches Zucken durch ihren ganzen Körper.

„Ustane?“, fragte Leo, sich zu ihr neigend, „was war das? Was bedeuteten deine Worte?“

„Nichts, mein Erwählter“, antwortete sie mit einem leisen, erzwungenen Lachen. „Ich sang dir zu nach der Sitte meines Volkes. Das war alles. Wie könnte ich auch sprechen von dem, was noch nicht ist?“

„Und was sahst du, Ustane?“, mischte sich Onkel Frank ein, und blickte ihr scharf ins Gesicht.

„Nichts“, antwortete sie wiederum. „Ich sah gar nichts. Fragt mich nicht, was ich sah. Warum sollte ich euch erschrecken?“

Und dann, sich zu Leo wendend mit einem Blick äußerster Zärtlichkeit, nahm sie seinen Kopf in ihre Hände und küsste ihn auf die Stirn, wie eine Mutter ihr Kind: „Wenn ich von dir gegangen bin, mein Erwählter“, sprach sie, „wenn des Nachts du die Hand ausstreckst und findest mich nicht mehr an deiner Seite – dann sollst du mich nicht vergessen, sondern manchmal dich doch noch meiner erinnern, denn ich liebe dich in Wahrheit, wie wohl ich nicht würdig bin, deine Füße zu waschen! Jetzt aber lass uns lieben und nehmen, was uns gegeben ist, und glücklich sein! Denn im Grabe gibt es weder Liebe noch Wärme noch eine Berührung der Lippen. Vielleicht gibt es dort gar nichts, oder vielleicht nur bitteres Sehnen nach dem, was hätte sein können. Die Stunden heute nacht gehören noch uns; wie sollen wir wissen, wem die Stunden von morgen gehören?“

6. Kapitel.
Das Fest – und nachher!


An dem Tage, welcher dieser merkwürdigen Szene folgte, die einen tiefen Eindruck auf unsere Reisenden gemacht hatte – mehr durch das, was sie anzukündigen schien, als durch das, was sie enthüllte – erfuhr Onkel Frank, dass zu Ehren ihrer...

Erscheint lt. Verlag 24.2.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften
ISBN-10 3-7534-8580-2 / 3753485802
ISBN-13 978-3-7534-8580-5 / 9783753485805
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