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Das Telgter Hungertuch von 1623

(Autor)

Buch | Softcover
68 Seiten
2021
Verlag für Regionalgeschichte ein Imprint von Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG
978-3-7395-1241-9 (ISBN)
CHF 11,90 inkl. MwSt
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Das Telgter Hungertuch von 1623 ist das zentrale Ausstellungsstück des Museums Relígio und unter den historischen westfälischen Tüchern von besonderem Rang. Es weist einen reichen figürlichen Schmuck auf, hat einen genauer zu bestimmen¬den »Sitz im Leben« der Wallfahrtsstadt im frühen 17. Jahrhundert und war bis 1907 in der Telgter Pfarrkirche St. Clemens im Gebrauch.
Nach über 50 Jahren ist jetzt wieder eine Publikation entstanden, die das Telgter Tuch in seiner theologischen Bedeutung erklärt, in den historischen Kontext einordnet und den Ursprung der Verhüllungspraxis in der Passionszeit erklärt.
Schon in mittelalterlichen Schriftquellen wird der Brauch bezeugt, im Chorraum der Kirchen während der österlichen Bußzeit, der vierzigtägigen Fastenzeit vor Ostern, Kreuze oder den Altarraum mit großformatigen Tüchern ganz oder teilweise zu verhüllen. Als Element einer strengen Buß- und Fastenpraxis solllte der Verzicht auf die Schau des Kreuzes dazu beitragen, das geistliche Leben der Kirche in dieser Zeit zu erneuern.
Besonders bedeutende Hungertücher des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit sind in größerer Zahl aus Westfalen erhalten. Diese sind nicht wie in anderen Regionen bemalt, sondern es sind, von wenigen Ausnahmen abgesehen, Leinentücher mit gestickten Bildfeldern.
Das ca. 7,40 m breite und 4,40 m hohe Telgter Hungertuch enthält 33 große quadratische Felder, deren Zahl wohl auf das Lebensalter Christi verweist. Sie sind in sechs Reihen schachbrettartig im Wechsel mit Leerfeldern aus handgewebtem Leinen angeordnet. Die oberen vier Reihen zeigen 22 Szenen der Passion, im Mittelbild die Kreuzigung Jesu Christi. Durch verschiedene ikonografische Details wird die Kreuzigung als Heilsgeschehen dargestellt. Symbolfelder zu den Evangelisten und dem Lamm Gottes schließen sich darunter an. In der untersten Reihe weist das Telgter Hungertuch als einziges unter den historischen Tüchern in Westfalen fünf Bilder mit Szenen aus dem Alten Testament auf, die auf die Erlösung duch Christus vorverweisen. Die literarisch ausgestalteten Geschichten aus den fünf mosaischen Büchern, hier aus den Büchern Genesis und Numeri, gelten als »Vor-Abbildungen« (Präfigurationen) des Erlösungswerkes Christi.

Dr. Rudolf Suntrup, geb. 1948, hat 2004 die grundlegende Dissertation von Johannes H. Emminghaus (1949) mit einer aktualisierten Einführung herausgegeben und sich in weiteren Studien mit dem Inhalt und der Geschichte der Fastentücher befasst. Zusammen mit Nine Miedema und Jörg Wesche gibt er die Reihe »Medieval to Early Modern Culture / Kultureller Wandel vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit« heraus.

Vorwort • 6
Einführung • 8
Historische Hungertücher in Westfalen • 9
Das Telgter Hungertuch von 1623 • 10
Überblick über alle Bildfelder • 12
»Was du ererbt von deinen Vätern hast / erwirb es, um es zu besitzen«: Eigentum, Verkauf, Leihgabe, Dauerleihgabe und Rückkauf des Tuchs • 56
Wertvolles Kulturgut bewahren: Restaurierung und Konservierung des historischen Hungertuchs • 58
Wie kam es zu dem Brauch, Hungertücher während der Fastenzeit aufzuhängen? • 62
Ein Brauch lebt fort • 65
Literatur in Auswahl • 66
Bildnachweis • 68
Impressum • 68

Rudolf Suntrup berichtet mit großer Freude über das neue Büchlein, für das er als Autor verantwortlich zeichnet. Entstanden ist eine Schrift, die auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen fußt. Wer sie in der Hand hält, kann ganz komfortabel – wenn er vor dem Hungertuch im Religio steht oder dort sitzt – Historisches lesen, Hintergründe gedanklich aufsaugen und gleichzeitig immer wieder auf das Original schauen. Wie schön wäre es, jetzt ins Museum zu gehen, das Buch vor Augen zu haben und das 7,40 Meter breite und 4,40 Meter hohe Telgter Hungertuch mit seinen 33 bildlichen Quadraten noch einmal oder neu zu erforschen? Wann wird das wieder möglich sein? Niemand weiß das. Im Buch sind die 33 quadratischen Felder allesamt abgebildet.
Nicht nur das Hungertuch an sich steht in dem Band im Fokus, auch sein Werdegang: »Der Weg vom Fastentuch in der Telgter Pfarrkirche St. Clemens bis zum musealen Ausstellungsobjekt ist aus heutiger Sicht geradezu abenteuerlich verlaufen«, schreibt Suntrup.
Bettina Laerbusch, in: Westfälische Nachrichten, 27.2.2021
www.wn.de/Muensterland/Kreis-Warendorf/Telgte/4374982-Kleine-Schriften-Religio-gibt-ersten-Band-heraus-Das-Hungertuch-neu-entdecken

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Kleine Schriften des Museums Relígio ; 1
Verlagsort Bielefeld
Sprache deutsch
Maße 140 x 210 mm
Gewicht 170 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Kunstgeschichte / Kunststile
Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte Fastenzeit • Hungertuch • Passion • Telgte • Verhüllung
ISBN-10 3-7395-1241-5 / 3739512415
ISBN-13 978-3-7395-1241-9 / 9783739512419
Zustand Neuware
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