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Die Jungfrau von Orleans (eBook)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
148 Seiten
Saga Egmont (Verlag)
9788726630893 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Jungfrau von Orleans -  Friedrich Schiller
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Schillers berühmtes Drama über den unermüdlichen Kampf der jungen Jeanne d'Arc für ihr französisches Heimatland: Johanna von Orleans folgt ihrer göttlichen Berufung und zieht erfolgreich in den Krieg gegen England. Als sie sich bei Kampfhandlungen in den feindlichen englischen Offizier Lionel verliebt, wird sie auf eine Probe gestellt. Doch dann bezichtigt ihr eigner Vater sie der Hexerei, was unvorhergesehene Konsequenzen für sie hat...

Friedrich Schiller (1759-1805) gilt als einer der bedeutendsten deutschen Dramatiker und Lyriker und war außerdem Arzt und Historiker. Bereits mit seinem ersten Drama 'Die Räuber', das zum Sturm und Drang gezählt wird, hatte er großen Erfolg. Zusammen mit Wieland, Herder und Goethe zählt er zu den Hauptvertretern der Weimarer Klassik.

Friedrich Schiller (1759-1805) gilt als einer der bedeutendsten deutschen Dramatiker und Lyriker und war außerdem Arzt und Historiker. Bereits mit seinem ersten Drama "Die Räuber", das zum Sturm und Drang gezählt wird, hatte er großen Erfolg. Zusammen mit Wieland, Herder und Goethe zählt er zu den Hauptvertretern der Weimarer Klassik.

PROLOG


Eine ländliche Gegend.

Vorn zur Rechten ein Heiligenbild in einer Kapelle; zur Linken eine hohe Eiche.

Erster Auftritt


Thibaut d’ Arc. Seine drei Töchter. Drei junge Schäfer, ihre Freier.

 

thibaut:

Ja, liebe Nachbarn! Heute sind wir noch

Franzosen, freie Bürger noch und Herren

Des alten Bodens, den die Väter pflügten;

Wer weiß, wer morgen über uns befiehlt!

Denn allerorten läßt der Engelländer

Sein sieghaft Banner fliegen, seine Rosse

Zerstampfen Frankreichs blühende Gefilde.

Paris hat ihn als Sieger schon empfangen,

Und mit der alten Krone Dagoberts

Schmückt es den Sprößling eines fremden Stamms.

Der Enkel unsrer Könige muß irren

Enterbt und flüchtig durch sein eignes Reich,

Und wider ihn im Heer der Feinde kämpft

Sein nächster Vetter und sein erster Pair 1 ,

Ja seine Rabenmutter führt es an.

Rings brennen Dörfer, Städte. Näher stets

Und näher wälzt sich der Verheerung Rauch

An diese Täler, die noch friedlich ruhn.

– Drum, liebe Nachbarn, hab ich mich mit Gott

Entschlossen, weil ich’s heute noch vermag,

Die Töchter zu versorgen; denn das Weib

Bedarf in Kriegesnöten des Beschützers,

Und treue Lieb’ hilft alle Lasten heben.

Zu dem ersten Schäfer.

– Kommt, Etienne! Ihr werbt um meine Margot.

Die Äcker grenzen nachbarlich zusammen,

Die Herzen stimmen überein – das stiftet

Ein gutes Ehband!

Zu dem zweiten. Claude Marie! Ihr schweigt,

Und meine Louison schlägt die Augen nieder?

Werd ich zwei Herzen trennen, die sich fanden,

Weil Ihr nicht Schätze mir zu bieten habt?

Wer hat jetzt Schätze? Haus und Scheune sind

Des nächsten Feindes oder Feuers Raub –

Die treue Brust des braven Manns allein

Ist ein sturmfestes Dach in diesen Zeiten.

 

louison:

Mein Vater!

 

claude marie: Meine Louison!

 

louison Johanna umarmend: Liebe Schwester!

 

thibaut:

Ich gebe jeder dreißig Acker Landes

Und Stall und Hof und eine Herde – Gott

Hat mich gesegnet, und so segn’ er euch!

 

margot Johanna umarmend:

Erfreue unsern Vater. Nimm ein Beispiel!

Laß diesen Tag drei frohe Bande schließen.

 

thibaut:

Geht! Machet Anstalt. Morgen ist die Hochzeit;

Ich will, das ganze Dorf soll sie mit feiern.

Die zwei Paare gehen Arm in Arm geschlungen ab.

Zweiter Auftritt


Thibaut. Raimond. Johanna.

 

thibaut:

Jeanette, deine Schwestern machen Hochzeit,

Ich seh sie glücklich, sie erfreun mein Alter;

Du, meine Jüngste, machst mir Gram und Schmerz.

 

raimond:

Was fällt Euch ein! Was scheltet Ihr die Tochter?

 

thibaut:

Hier dieser wackre Jüngling, dem sich keiner

Vergleicht im ganzen Dorf, der Treffliche,

Er hat dir seine Neigung zugewendet

Und wirbt um dich, schon ist’s der dritte Herbst,

Mit stillem Wunsch, mit herzlichem Bemühn;

Du stößest ihn verschlossen, kalt zurück,

Noch sonst ein andrer von den Hirten allen

Mag dir ein gütig Lächeln abgewinnen.

– Ich sehe dich in Jugendfülle prangen,

Dein Lenz ist da, es ist die Zeit der Hoffnung,

Entfaltet ist die Blume deines Leibes,

Doch stets vergebens harr ich, daß die Blume

Der zarten Lieb’ aus ihrer Knospe breche

Und freudig reife zu der goldnen Frucht!

O das gefällt mir nimmermehr und deutet

Auf eine schwere Irrung der Natur!

Das Herz gefällt mir nicht, das streng und kalt

Sich zuschließt in den Jahren des Gefühls.

 

raimond:

Laßt’s gut sein, Vater Arc! Laßt sie gewähren!

Die Liebe meiner trefflichen Johanna

Ist eine edle, zarte Himmelsfrucht,

Und still allmählich reift das Köstliche!

Jetzt liebt sie noch zu wohnen auf den Bergen,

Und von der freien Heide fürchtet sie

Herabzusteigen in das niedre Dach

Der Menschen, wo die engen Sorgen wohnen.

Oft seh ich ihr aus tiefem Tal mit stillem

Erstaunen zu, wenn sie auf hoher Trift

In Mitte ihrer Herde ragend steht,

Mit edelm Leibe, und den ernsten Blick

Herabsenkt auf der Erde kleine Länder.

Da scheint sie mir was Höh’res zu bedeuten,

Und dünkt mir’s oft, sie stamm aus andern Zeiten.

 

thibaut:

Das ist es, was mir nicht gefallen will!

Sie flieht der Schwestern fröhliche Gemeinschaft,

Die öden Berge sucht sie auf, verlässet

Ihr nächtlich Lager vor dem Hahnenruf,

Und in der Schreckensstunde, wo der Mensch

Sich gern vertraulich an den Menschen schließt,

Schleicht sie, gleich dem einsiedlerischen Vogel,

Heraus ins graulich düstre Geisterreich

Der Nacht, tritt auf den Kreuzweg hin und pflegt

Geheime Zweisprach’ mit der Luft des Berges.

Warum erwählt sie immer diesen Ort

Und treibt gerade hieher ihre Herde?

Ich sehe sie zu ganzen Stunden sinnend

Dort unter dem Druidenbaume 2 sitzen,

Den alle glückliche Geschöpfe fliehn.

Denn nicht geheu’r ist’s hier: ein böses Wesen

Hat seinen Wohnsitz unter diesem Baum

Schon seit der alten grauen Heidenzeit.

Die Ältesten im Dorf erzählen sich

Von diesem Baume schauerhafte Mären;

Seltsamer Stimmen wundersamen Klang

Vernimmt man oft aus seinen düstern Zweigen.

Ich selbst, als mich in später Dämmrung einst

Der Weg an diesem Baum vorüberführte,

Hab ein gespenstisch Weib hier sitzen sehn.

Das streckte mir aus weitgefaltetem

Gewande langsam eine dürre Hand

Entgegen, gleich als winkt’ es; doch ich eilte

Fürbaß, und Gott befahl ich meine Seele.

 

raimond auf das Heiligenbild in der Kapelle zeigend:

Des Gnadenbildes segenreiche Näh,

Das hier des Himmels Frieden um sich streut,

Nicht Satans Werk führt Eure Tochter her.

 

thibaut:

O nein! nein! Nicht vergebens zeigt sich’s mir

In Träumen an und ängstlichen Gesichten.

Zu dreien Malen hab ich sie gesehn

Zu Reims auf unsrer Könige Stuhle sitzen,

Ein funkelnd Diadem von sieben Sternen

Auf ihrem Haupt, das Zepter in der Hand,

Aus dem drei weiße Lilien entsprangen,

Und ich, ihr Vater, ihre beiden Schwestern

Und alle Fürsten, Grafen, Erzbischöfe,

Der König selber neigten sich vor ihr.

Wie kommt mir solcher Glanz in meine Hütte?

O das bedeutet einen tiefen Fall!

Sinnbildlich stellt mir dieser Warnungstraum

Das eitle Trachten ihres Herzens dar.

Sie schämt sich ihrer Niedrigkeit – weil Gott

Mit reicher Schönheit ihren Leib geschmückt,

Mit hohen Wundergaben sie gesegnet

Vor allen Hirtenmädchen dieses Tals,

So nährt sie sünd’gen Hochmut in dem Herzen,

Und Hochmut ist’s, wodurch die...

Erscheint lt. Verlag 14.9.2020
Verlagsort Copenhagen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft
Schlagworte 15. Jahrhundert • Drama • England • Frankreich • Historie • Hundertjähriger Krieg • Jeanne d’Arc • Jungfrau • König Karl VII. • Liebe • Lothringen • Offizier • Orleans
ISBN-13 9788726630893 / 9788726630893
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