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Der Krieg im 20. und 21. Jahrhundert -  Malte Riemann

Der Krieg im 20. und 21. Jahrhundert (eBook)

Entwicklungen und Strategien
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
168 Seiten
Kohlhammer Verlag
978-3-17-032769-6 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
24,99 inkl. MwSt
(CHF 24,40)
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War is a chameleon, as the famous Prussian General Carl von Clausewitz remarked in the nineteenth century. And war can in fact take on different outward forms. Particularly during the last 120 years, the modes and strategies of war have changed several times & from people=s war and total war, through the Cold War, to ?humanitarian= and asymmetric war. All of these forms of war also make statements about the social, political and economic conditions in the states that wage them. Studying war is therefore not merely a specialized discipline in military history, but rather an integral component of a critical view of history. Malte Riemann provides a concise introduction to the various forms of war and the way in which they have developed since the early twentieth century. He vividly discusses types of war, war technologies and military strategies. Beyond the narrow military field, the effects of war on societies and on the politics of the belligerent countries are also described. In the introduction, the author recounts debates in the history of ideas on the nature of war in modern times. This is followed by seven chronologically arranged chapters, initially considering the First World War (a people=s, positional and colonial war). This is followed by a description of the Second World War as a ?total= war. Subsequent chapters are devoted, among other matters, to the Cold War and the wars that followed the dissolution of the Soviet Union. In conclusion, the author provides a forward look towards potential scenarios for the future of war, based on current developments (the war on terror, asymmetric war, drone war, ?private war= conducted by mercenaries, and automated war). The fact that the topic of war has never been off the political agenda since 1990, and that even in Germany we are by no means living in an age of perfect peace, is made particularly clear whenever the Bundestag has to decide yet again on the deployment of the Federal Armed Forces abroad. It is this topical relevance of the issue that has given the New Military History its impetus, attracting wide interest both from the general public and in the academic field.

Dr. Malte Riemann teaches and conducts research at the Royal Military Academy in Sandhurst, United Kingdom.

Dr. Malte Riemann teaches and conducts research at the Royal Military Academy in Sandhurst, United Kingdom.

2          Der Erste Weltkrieg


 

 

 

»Jetzt verlöschen die Lichter in ganz Europa.«

(Großbritanniens Außenminister Sir Edward Grey, 3. August 1914 zitiert nach Stier 1962, S. 898)

Der Erste Weltkrieg, außerhalb Deutschlands auch als der Große Krieg (the Great War, la Grande Guerre) bezeichnet, war ein vier Jahre dauernder Konflikt (1914–1918), dessen Ausgangspunkt in Europa lag. (Münkler 2014) Auslöser dieses Krieges war die Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajevo durch den jungen bosnischen Serben Gavrilo Princip. Mit diesem Attentat begann eine internationale Krise (Juli-Krise), welche eine Kettenreaktion in Gang setzte, die in einem Krieg zwischen den Großmächten mündete. Ein Hauptfaktor dieser Eskalation war das komplexe Geflecht europäischer Allianzen, das sich nach der Gründung des Deutschen Reiches (1871) entwickelte. Um einen Krieg zu verhindern, hatten die europäischen Großmächten des 19. Jahrhunderts ein ineinandergreifendes System zweier sich feindlich gegenübergestellter Allianzen konstruiert. Auf der einen Seite standen die zwei zentraleuropäischen Imperien, das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn, die sich 1879 zu dem sogenannten Zweibund zusammenschlossen, dem 1881 Italien beitrat. Demgegenüber stand die 1894 geschlossene Allianz zwischen Frankreich und Russland. Dieser ungewöhnlichen Allianz zwischen der französischen Republik und dem russischen Zarenreich wurde ab 1904 durch Großbritannien erweitert. Dieser Zusammenschluss begann mit der Entente cordiale (französisch für herzliches Einverständnis), einem Abkommen zwischen Frankreich und Großbritannien, das als Ziel eine Lösung des Interessenkonfliktes in der Afrikapolitik beider Staaten hatte. Dieses Abkommen wurde 1907 durch Russlands Beitritt zur Triple Entente. Beide Allianzen basierten auf dem Übereinkommen, dass sich ihre Mitglieder im Falle eines Konfliktes unterstützen, sodass der Angriff einer Großmacht auf eine andere zu einem europaweiten Krieg führen würde. Obwohl dieses Allianzen-Geflecht zu einem gefährlichen Balanceakt führte, so war es doch erfolgreich, den Frieden in Europa für eine Generation zu gewähren. Zwischen dem Russisch-Türkischem Krieg 1878 und dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 gab es weder einen Krieg in Europa noch einen Krieg zwischen den europäischen Großmächten über ihre kolonialen Besitzungen außerhalb Europas und das trotz teils erheblicher Zwischenfälle. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges zeigte jedoch, wie fragil dieses Gebilde war, denn was zunächst den Anschein eines lokalen Konfliktes zwischen Österreich-Ungarn und Serbien hatte, eskalierte schnell zu einem europäischen und später globalen Flächenbrand. Dieses von Zeitgenossen als »Urkatastrophe« titulierte Ereignis wird in der Geschichtsforschung oft als Zäsur oder Epochenumbruch beschrieben, da es als markanter Einschnitt in der Weltgeschichte verstanden wird. (Münkler 2017, S. 11) Diese Zäsur ergibt sich aus seiner bis dahin ungekannten Form der Massengewalt, durch die Millionen ihr Leben ließen, sowie aus politischen Umwälzungen, die dem Krieg folgten wie etwa der Russischen Revolution, dem Ende des deutschen Kaiserreiches, der Schaffung neuer Staaten wie Polen und der Tschechoslowakei und der Zerstückelung des osmanischen Reiches. Im Folgenden widmet sich dieses Kapitel nicht einer detaillierten Beschreibung des Kriegsverlaufes. Stattdessen sollen taktische und technologische Veränderungen in der Kriegsführung Betrachtung finden. Der Fokus hierbei liegt auf der Westfront und einer kurzen Darlegung der Kriegsführung in Deutsch-Ostafrika. Zunächst setzt dieses Kapitel den Ersten Weltkrieg in einen militärhistorischen Kontext und beschreibt militärstrategische Überlegungen vor dem Ausbruch des Krieges. ( Kap. 2.1) Hierauf folgt eine Auseinandersetzung mit den technologischen und taktischen Entwicklungen der regulären Kriegsführung in Westeuropa und eine Betrachtung der irregulären Kriegsführung in Deutsch-Ostafrika. ( Kap. 2.2) Zum Abschluss dieses Kapitels wird der Frage nachgegangen, ob der Erste Weltkrieg ein totaler Krieg war, und es werden drei Paradigmenwechsel in der Kriegsführung aufgezeigt. ( Kap. 2.3)

2.1       Entwicklungen der Kriegsführung vor und zu Beginn des Ersten Weltkrieges


Um die Zäsur, die der Erste Weltkrieg (1914–1918) darstellt, historisch zu fassen, ist es unabdingbar, die diesem Krieg vorrangehende Periode zu beleuchten. Der englische Historiker und Soziologe Eric Hobsbawm nannte diese Periode das »lange 19. Jahrhundert« (Hobsbawm 2017), das den Zeitraum vom Ausbruch der Französischen Revolution (1789) bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges umspannt. Im Hinblick auf die Entwicklung des Krieges sind vor allem zwei Revolutionen, die in dieser Periode stattfanden, von großer Bedeutung: die Französische und die Industrielle – erste im Hinblick auf die ideologische Komponente, die zweite aufgrund der hierdurch ermöglichten materiellen und technologischen Errungenschaften zur Kriegsführung.

Die der Französischen Revolution folgende Entfesselung des Nationalismus hat die Natur des Krieges maßgeblich verändert. Von nun an war der Krieg nicht länger allein eine Angelegenheit der Regierungen, sondern eine Angelegenheit, die die gesamte Bevölkerung betraf. Der Krieg wurde zu einer totalen Aktivität und damit von der geografischen Einengung des Schlachtfeldes gelöst. Die Idee des totalen Krieges war damit aus der Büchse der Pandora entwichen. ( Kap. 2.3) Es sollte jedoch knapp 100 Jahre dauern von der Niederlage Napoleons in Waterloo (1815) bis zum Ausbruch des Erster Weltkrieges, bis der Krieg wieder in einer, wie Clausewitz es nannte, absoluten Form geführt wurde.

Während die Französische Revolution die soziale und ideengeschichtliche Basis für eine Entfesselung des Krieges bereitete, so waren es die Entwicklungen der Industriellen Revolution, die diesem entgrenzten Krieg seine materiellen Voraussetzungen zuführte. Der durch die Industrielle Revolution möglich gemachte technologische Fortschritt hatte einen direkten Einfluss auf den Wandel des Krieges. Vor allem zwei Erfindungen waren hierbei von besonderer Bedeutung: die Eisenbahn und der Telegraf. Durch diese Entwicklungen wurde es möglich, die strategische Bewegung und Verschiebung von Truppen und Nachschub sowie den Versand von Nachrichten in einer vorher undenkbar gewesenen Geschwindigkeit und über große Entfernungen zu organisieren. Auch erhöhten beide Erfindungen die strategische und taktische Flexibilität. Die Eisenbahn z. B. erlaubte es, Truppen an einer zentralen Stelle zu sammeln und sie von dort aus zielgerichtet an strategisch relevante Positionen zu bewegen. Obwohl die Eisenbahn und der Telegraf viele strategische Probleme der Moderne lösten, so kreierten sie auch neue. Die statische Natur der Eisenbahnstrecken und des Telegrafennetzwerks machte beide anfällig für Angriffe, weshalb diese mit hohem personellem Aufwand geschützt werden mussten. Des Weiteren erlaubte die moderne Kommunikationstechnik, dass Monarchen, Politiker und vom Kriegsgeschehen weit entfernte Generäle direkt mit ihren Feldarmeen kommunizieren konnten. Obwohl dies den Vorteil hatte, große Armeen effektiver zu befehligen, so stellte es Kommandeure doch vor Probleme, denn sie mussten sich mit einem vorher ungekannten Informationsüberschuss auseinandersetzten und konstant auf Informationsanfragen ihrer Vorgesetzten reagieren. Auch erlaubte diese neue Art der Kommunikation eine permanente Einmischung der Monarchen und der Regierungen in das direkte Kriegsgeschehen, die vielen Militärs missfiel. Der preußische Generalfeldmarschall Graf Helmuth von Moltke (1800–1891) quittierte diese Entwicklung 1866 mit dem folgenden Kommentar: »Kein Kommandeur ist weniger glücklich als jener, welcher mit einem Telegrafenkabel in seinem Rücken arbeiten muss.« (von Moltke zitiert nach van Creveld 1985, S. 146) Neben Eisenbahn und Telegraf erlaubte die moderne Massenproduktion und Schwerindustrie die Anfertigung von Kriegsmaterialien in einer bis dato nicht möglich gewesenen Schnelligkeit und Menge.

Kult der Offensive


In den Jahrzehnten vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges entwickelte sich in Europa ein Phänomen, das mit dem Begriff »Kult der Offensive« treffend beschrieben ist. (van Evera 1984) Trotz der Vorteile der Verteidigung, die Erfindungen wie das Maschinengewehr, der Stacheldraht und die Ausdehnung des Eisenbahnnetzes ermöglichten, setzte sich in europäischen Militärzirkeln die Überzeugung durch,...

Erscheint lt. Verlag 19.8.2020
Zusatzinfo 15 Abb.
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Geschichte Allgemeine Geschichte Zeitgeschichte
Schlagworte 20. Jahrhundert • 21. Jahrhundert • Kriegsrecht • Kriegswirtschaft • Militärgeschichte • Munition
ISBN-10 3-17-032769-0 / 3170327690
ISBN-13 978-3-17-032769-6 / 9783170327696
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