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Im Gold- und Silberland (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
240 Seiten
Musaicum Books (Verlag)
9788027212521 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Gold- und Silberland -  Mark Twain
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Für alle Leser, die sich für Abenteuerromane und die Geschichte des Wilden Westens interessieren, ist 'Im Gold- und Silberland' von Mark Twain ein Muss. Durch die fesselnde Darstellung der unwirtlichen Landschaft und der vielfältigen Charaktere gelingt es Twain, den Leser auf eine spannende Reise in die Vergangenheit mitzunehmen. Das Buch bietet nicht nur Unterhaltung, sondern regt auch zum Nachdenken über die menschliche Natur und die Konsequenzen von Gier und Ruhmsucht an. Mit seinem tiefgründigen Einblick in die Psyche der Goldsucher und seinem humorvollen Erzählstil wird 'Im Gold- und Silberland' sicherlich eine bereichernde Lektüre für jeden Bücherliebhaber sein.

Fünftes Kapitel.


Inhaltsverzeichnis


Nach und nach bekam ich auch das Silberfieber. Mutungsgesellschaften brachen Tag für Tag nach den Bergen auf, wo sie reiche, silberführende Adern und Quarzlager entdeckten und in Besitz nahmen. Das war ja ganz offenbar der Weg zum Glück. In der großen Grube ›Gould and Curry‹ galt zur Zeit unseres Eintreffens der Quadratfuß drei-oder vierhundert Dollars; zwei Monate darauf war er auf achthundert Dollars gestiegen; die ›Ophir-Grube‹ war das Jahr zuvor kaum eine Kleinigkeit wert gewesen, und jetzt wurde dort der Fuß mit nahezu viertausend Dollars bezahlt. Es ließ sich keine Grube nennen, die nicht in kurzer Zeit erstaunlich im Wert gestiegen wäre. Alle Welt sprach von diesen Wunderdingen. Man mochte kommen wohin man wollte, vom frühen Morgen bis spät in die Nacht hinein hörte man nichts anderes. Tom so und so hatte von der ›Amanda Smith‹ ein Stück für 40,000 Dollars verkauft – und hatte nicht einen Cent besessen, als er vor sechs Monaten die Schicht in Angriff nahm. John Jones hatte die Hälfte seines Anteils an der Grube ›Bald Eagle und Mary Ann‹ für 65,000 Dollars verkauft und war nun nach den Staaten gereist, um seine Familie zu holen. Die Witwe Brewster war in der Grube ›Golden Fleece‹ auf reichhaltiges Erz gestoßen und hatte zehn Fuß für 18,000 Dollars verkauft – und doch war sie im letzten Frühjahr, als Sing-Sing-Tommy ihren Mann umbrachte, nicht einmal imstande gewesen, sich einen Krepphut anzuschaffen. Die Besitzer der Grube ›Last Chance‹ hatten eine ›Lehmscheide‹ gefunden und wußten, daß sie einer Silberschicht auf der Spur waren, so daß ein Fuß davon, der gestern noch ein Spottgeld wert war, heute den Wert eines Backsteinhauses hatte. Schäbige Anteilbesitzer, denen man gestern im ganzen Lande nirgends einen Schnaps geborgt hätte, brüllten heute im Champagnerrausch und sahen sich von Schwärmen warmer Freunde umgeben in einer Stadt, wo sie aus jahrelangem Mangel an Übung nicht mehr gewußt hatten, wie man es macht, jemand zu grüßen oder ihm die Hand zu schütteln. Johnny Morgan, ein gemeiner Landstreicher, war eines Morgens in der Gosse mit 100,000 Dollars Vermögen aufgewacht, und zwar infolge der Entscheidung eines Prozesses über die Grube ›Lady Franklin and Rough and Ready.‹ Dergleichen Nachrichten tönten uns Tag aus Tag ein immer lauter in den Ohren, und immer höher loderte die Aufregung rings um uns empor.

Ich hätte gar kein Mensch sein müssen, um nicht auch toll zu werden wie die andern. Tag für Tag kamen ganze Karrenladungen von gediegenen Silberbarren, so groß wie Bleiklumpen, aus den Pochwerken herein, ein Anblick, der bewies, daß das tolle Gerede um mich her nicht aus der Luft gegriffen war. Ich glaubte daran und wurde einer der allertollsten.

Alle paar Tage traf die Kunde von der Entdeckung einer nagelneuen Bergwerksregion ein. Sofort wimmelte es in den Zeitungen von Berichten über ihren Reichtum, und die ganze überschüssige Bevölkerung stürzte fort, um davon Besitz zu nehmen. Die Krankheit steckte mir jetzt gehörig in den Knochen; eben noch hatte der Zulauf der Grube ›Emeralda‹ gegolten, und nun fing ›Humboldt‹ an, mit lautem Geschrei die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Humboldt, Humboldt! so hieß jetzt das Losungswort, und unverzüglich füllte ›Humboldt‹, die neueste von den neuen, die reichste von den reichen, die wunderbarste von den wunderbaren Entdeckungen im Silbergebiet, zwei Spalten in den Tagesblättern, während ›Esmeralda‹ sich mit einer begnügen mußte. Ich war eben im Begriffe gewesen, nach der ›Esmeralda‹ aufzubrechen, ließ mich aber von der Strömung ablenken und machte mich nun nach dem ›Humboldt‹ fertig.



Sechstes Kapitel.


Inhaltsverzeichnis


Jetzt hieß es flink sein! Wir verloren denn auch keine Zeit. Unsere Gesellschaft bestand aus vier Personen: einem sechzigjährigen Grobschmied, zwei jungen Advokaten und meiner Wenigkeit. Nachdem wir einen Wagen und zwei elende, alte Gäule gekauft, luden wir achtzehnhundert Pfund Lebensmittel, sowie unsere Bergmannsgeräte auf und fuhren an einem kalten Dezembernachmittage von Carson City ab. Die Pferde waren so alt und schwach, daß wir bald herausgefunden hatten, es würde wohl besser sein, wenn einer oder zwei von uns ausstiegen und den Weg zu Fuß fortsetzten. Es ging auch besser. Bald aber fanden wir, daß es noch besser sein werde, wenn auch ein dritter ausstiege. So war es denn auch. Ich hatte freiwillig das Amt des Fuhrmannes übernommen, obwohl ich vorher noch nie mit einem angeschirrten Pferde gefahren war und mancher in solcher Lage sich gerne hierauf berufen hätte, um eine derartige Verantwortlichkeit abzulehnen. Allein nach einer kurzen Weile ergab es sich, daß es wohl ratsam wäre, wenn auch der Fuhrmann ausstiege und zu Fuß ginge. Damit verzichtete ich auf diese Stellung, zu der ich nie wieder gelangen sollte. Noch vor Ablauf einer Stunde fanden wir, daß es nicht nur besser, sondern unbedingt notwendig war, immer abwechselnd zu zweien den Wagen von hinten durch den Sand zu schieben, so daß die schwachen Pferde kaum noch etwas zu thun hatten, als die Zunge nicht heraushängen zu lassen und nicht zwischen die Räder zu kommen. Es hat vielleicht sein Gutes, wenn man von Anfang an weiß, was einem bevorsteht und sich mit seinem Schicksal versöhnen kann. Wir hatten das unsrige an einem einzigen Nachmittag kennen gelernt. Es war klar, daß wir zweihundert Meilen weit durch den Sand waten würden und den Wagen samt den Pferden vorwärts schieben müßten. So fügten wir uns denn in die Umstände, und mit dem Fahren war es aus.

Nach einem Weg von sieben Meilen lagerten wir uns in der Wüste. Der junge Clagett, jetzt Mitglied des Kongresses für Montana, schirrte die Pferde aus, fütterte und tränkte sie; Oliphant und ich schnitten Salbeiholz, machten Feuer und holten Wasser zum Kochen, und der alte Herr Ballou besorgte das Kochen selbst. Diese Teilung der Arbeit und diese Bestimmung der Dienstleistungen für jeden einzelnen hielten wir während der ganzen Reise fest. Da wir kein Zelt hatten, schliefen wir in der freien Ebene unter unseren Decken. Die Ermüdung verschaffte uns festen Schlaf.

Wir brauchten zu der Reise von zweihundert Meilen fünfzehn Tage, oder vielmehr eigentlich nur dreizehn, denn einmal hielten wir irgendwo zwei Tage an, um die Pferde ausruhen zu lassen. Hätten wir diese hinten am Wagen angebunden, so würden wir sicherlich den Weg in zehn Tagen zurückgelegt haben; allein wir dachten daran erst, als es zu spät war, und schoben den Wagen samt den Pferden immer weiter, während wir uns die halbe Mühe hätten ersparen können. Leute, die uns begegneten, rieten uns, gelegentlich die Pferde in den Wagen zu setzen, allein Herr Ballou, durch dessen eisengepanzerten Ernst kein spitzes Wort durchdrang, meinte, das würde nicht gehen, die Lebensmittel würden in Gefahr kommen, weil die Pferde von langer Entbehrung ›bituminös‹ geworden seien. Der Leser wird mich entschuldigen, wenn ich dies nicht übersetze. Was Herr Ballou meinte, wenn er ein langes Wort gebrauchte, blieb allemal ein Geheimnis zwischen ihm und seinem Schöpfer. Er war einer der besten, gutmütigsten Menschen, die je eine niedere Lebenssphäre zierten – die Sanftmut und Einfalt selbst, und die Uneigennützigkeit ebenfalls. Obwohl mehr als zweimal so alt als der älteste von uns andern, that er doch deshalb niemals wichtig und verlangte niemals ein Vorrecht oder eine Ausnahmestellung. Er verrichtete dieselbe Arbeit wie ein junger Mann und leistete seinen Teil an der Unterhaltung von dem allgemeinen Standpunkte jeden Alters aus, nicht von der anmaßenden, Ehrfurcht heischenden Gipfelhöhe von sechzig Jahren. Die einzige auffallende Eigentümlichkeit an ihm war seine Vorliebe für lange Wörter, die er um ihrer selbst willen liebte und gebrauchte, ganz unbekümmert um ihre Beziehung zu dem Gedanken, den er auszudrücken beabsichtigte. Stets ließ er seine gewichtigen Silben mit behaglicher Unkenntnis ihrer Bedeutung fallen, so daß dieselben niemals etwas Anstößiges haben konnten. Dabei war sein Benehmen so natürlich und einfach, daß man immer wieder in Versuchung geriet, in seinen großartigen Phrasen einen Inhalt zu suchen, während sie wirklich ganz und gar nichts bedeuteten. War ein Wort recht lang, großartig und vollklingend, so reichte dies hin, ihm die Liebe des alten Mannes zu gewinnen; er ließ es dann in seinen Reden irgendwo an der möglichst unpassendsten Stelle einfließen und freute sich daran, als hätte er die tiefsinnigste Wahrheit ausgesprochen.

Wir breiteten immer alle vier unsern ganzen Vorrat an Decken zusammen auf dem gefrorenen Boden aus und legten uns Seite an Seite schlafen. Da Oliphant einsah, daß unser dummer, hochbeiniger Hund viel tierische Wärme in sich habe, ließ er ihn zwischen sich und Herrn Ballou mit ins Bett kriechen und zog den warmen Rücken des Hundes an seine Brust, was er höchst behaglich fand. Aber während der Nacht fing der Köter an sich zu strecken und sich unter wohlgefälligem Knurren gegen Ballous Rücken zu stemmen und ihn fortzuschieben. Wenn er sich recht warm und gemütlich fühlte, trommelte er wohl auch im Übermaß des Wohlgefühls voll Dankbarkeit und Glück dem Alten mit den Pfoten auf dem Rücken herum; ein andermal, wenn er von der Jagd träumte, zerrte er den alten Mann hinten an den Haaren und bellte ihm ins Ohr. Ballou beklagte sich zuletzt sehr sanftmütig über diese...

Erscheint lt. Verlag 29.8.2017
Übersetzer Margarete Jacobi, L. Ottmann
Verlagsort Prague
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Briefe / Tagebücher
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
Schlagworte Abenteuer • Abenteuerliteratur • autobiographische • Hölzerne Stadt • Huck Finn • Jack London • Lokalkolorit Erzählung • Mark Twain Reisebericht • Nevada Goldgräberzeit • Realismus Amerika • scharfzüngige Kritik • Siedlung Virginia City • Tom Sawyer • Virginia City Reporter • Wilder Westen • Wild West Mythos
ISBN-13 9788027212521 / 9788027212521
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