Ambivalenzen des geistlichen Spiels (eBook)

Revisionen von Texten und Methoden

Jörn Bockmann, Regina Toepfer (Herausgeber)

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2018 | 1. Auflage
362 Seiten
Vandenhoeck & Ruprecht Unipress (Verlag)
978-3-647-30190-7 (ISBN)

Infos

Ambivalenzen bilden ein Leitparadigma der Analyse geistlicher Spiele. Vom Beginn der Wissenschaftsgeschichte an orientierten sich die Forschungsbeiträge an begrifflichen Oppositionen wie Aufführung und Schrift, Liturgie und Theater, Sakralität und Profanität, Präsenz und Repräsentation. Wesentliche Impulse gingen von Rainer Warnings Studie >Funktion und Struktur< (1974) aus, die zu einer kulturwissenschaftlichen Wende in der Spieleforschung führte. Das Ambivalenzkonzept selbst blieb allerdings weitgehend ungeklärt. Der Sammelband zieht eine Forschungsbilanz und diskutiert Chancen und Gefahren des Paradigmas. Ausgangspunkt ist die Frage, ob es sich bei >Ambivalenz< um eine literaturwissenschaftliche Metakategorie oder um ein historisches Gattungskriterium handelt. Kann man das Nebeneinander unterschiedlicher Forschungsperspektiven als Ausdruck jener Ambivalenzen begreifen, die den Spielen selbst eingeschrieben sind, oder spiegeln sich hierin nur die Aporien der Metaebene? In der Einleitung und den vierzehn Fallstudien, die von den Anfängen des mittelalterlichen Theaters bis in die Frühe Neuzeit reichen, werden Phänomen und Begriff der Ambivalenz untersucht und Aufgaben künftiger Forschung ausgelotet.

Prof. Dr. Jörn Bockmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Germanistik der Europa-Universität Flensburg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen u.a. im Bereich der niederdeutschen Sprache und Literatur des Mittelalters.

Inhalt

Cover 1
Title Page 4
Copyright 5
Table of Contents 6
Body 10
Vorwort 10
Jörn Bockmann und Regina Toepfer: Einleitung: Ein Paradigma auf dem Prüfstand. Forschungsbilanz, Begriffsreflexion und Analysepotential des Ambivalenzkonzepts 12
1. Stand der Spielforschung: Rainer Warnings »Funktion und Struktur« und die Folgen 12
2. Begriffsreflexion: Rhetorische, psychologische, soziologischeund theologische Perspektiven 17
3. Exemplarische Analysen: Zusammenfassung der Beiträge 23
Literaturverzeichnis 29
I. Ritualität 36
Christoph Petersen: Ritualisierte und literarisierte Ästhetik.Transformationsleistungen des performativen Dreischrittsim geistlichen Spiel 38
Literaturverzeichnis 61
I. Texte und Quellen 61
II. Forschung 62
Glenn Ehrstine: Eine meisterliche Fälschung? Zum Warning’schen Begriff der Pseudokommunikation 66
Literaturverzeichnis 76
I. Texte und Quellen 76
II. Forschung 76
Hans Rudolf Velten: Kontrastmedium – Lachritual – Unterhaltung. Zur Bewertung der Komik im Krämerspiel 80
1. Ambivalenzen des Heiligen? 80
2. Die These vom Kontrastmedium 82
3. Ritualistische Thesen 83
4. Theaterhistorische Thesen 85
5. Mercator und Medicus 86
6. Die Quacksalberszene 89
7. Sprachliche Komik 91
8. Aufführungskomik 93
9. Das Krämerspiel als Komödie 94
10. Resümee 96
Literaturverzeichnis 98
I. Texte und Quellen 98
II. Forschung 99
II. Emotionalität 102
Ulrich Barton: Tragische Lust im Passionsspiel? Die Ambivalenzen des Mitleids 104
1. Mitleid zwischen Kerygma und Mythos 104
2. Die tragische Dimension des Passionstheaters 107
3. Die tragische Lust 114
4. Schlussfolgerungen 120
Literaturverzeichnis 123
I. Texte und Quellen 123
II. Forschung 123
Julia Gold: Mitleid mit dem Teufel? Ambivalenzen einer altbekannten Figur im geistlichen Spiel des Mittelalters und improtestantischen Drama der Frühen Neuzeit 126
Vorbemerkungen 126
1. Theologische Positionen 129
2. Warum der Teufel nicht erlöst werden kann: Antworten der Spiele 133
2.1 Der klagende Teufel im »Redentiner Osterspiel« 133
2.2 Der rhetorisch geschickte Teufel im »Egerer Passionsspiel« (um 1500) 138
2.3 Teuflische Reflexion im Apostelspiel Johannes Brummers (1592) 143
3. Ambivalenz des Bösen und Mitleid mit dem Teufel? 149
Literaturverzeichnis 152
I. Texte und Quellen 152
II. Forschung 152
Carla Dauven-van Knippenberg: Das Emotionspotenzial von Ambivalenzen im geistlichen Spiel 156
1. Der Begriff ›Ambivalenz‹ und das geistliche Spiel 156
2. Der Begriff ›Emotion‹ und das geistliche Spiel 159
3. Das geistliche Spiel: drei Fallbeispiele 160
3.1 Das »Maastrichter (ripuarische) Passionsspiel« 161
3.2 Das »Wienhäuser (lateinische) Osterspiel« 164
3.3 Das »Donaueschinger Passionsspiel« 166
3.4 Der Donaueschinger Bühnenplan 168
4. Bilanz der Betrachtung 170
Literaturverzeichnis 172
I. Texte und Quellen 172
II. Forschung 173
III. Überlieferungsgeschichte 176
Werner Williams-Krapp: Überlieferung und Gattung. Zur Gattung ›Spiel‹ im Mittelalter – revisited 178
Literaturverzeichnis 191
I. Texte und Quellen 191
II. Forschung 192
Cornelia Herberichs: Die »Zwieschlächtigkeit der Aufführung« und die» double diffusion« von Arnoul Grébans »Le Mystère de la Passion«. Zu Rainer Warnings Thesen zur Ambivalenz des Passionsspiels aus überlieferungsgeschichtlicherPerspektive 196
1. Die »Zwieschlächtigkeit der Aufführung«. Rainer Warnings Thesen zur Ambivalenz geistlicher Spiele 196
2. Die »double diffusion« von »Le Mystére de la Passion« 199
3. Paris, Bibliothèque nationale de France, Manuscrit français 816 (Hs. A) 202
4. Grébans Rondeaus: Symbolismus, Formkunst und die Ambivalenz des Rituals 207
5. Hs. A: Die creacion du monde als Leitfaden der Interpretation der Rondeaus 212
6. Aufführung und Schrift 216
Literaturverzeichnis 218
I. Texte und Quellen 218
II. Forschung 218
IV. Figurenkonstellation 222
Jutta Eming: Ambivalenz und figura. Überlegungen am Beispiel der Maria Magdalena 224
1. Zum Begriff der Figur 226
2. Zur These der Ambivalenz der Maria Magdalena 227
3. Typik der Weltleben-Szenen 229
4. Die Weltleben-Szene im »Alsfelder Passionsspiel« 231
5. Von der Figur zur Allegorie 233
6. Ein kurzes Resümee 237
Literaturverzeichnis 238
I. Texte und Quellen 238
II. Forschung 238
Elke Ukena-Best: Aspekte des Ambivalenten im »Sündenfall« des Arnold Immessen 242
1. Das Spiel im Überblick 243
2. Die Rolle Luzifers 245
3. Die Salomo-Handlung 249
3.1. Salomo als Frauenliebhaber 250
3.2. Salomos Gastmahl 251
4. Fazit 254
Literaturverzeichnis 255
I. Texte und Quellen 255
II. Forschung 255
V. Gattungsgeschichte 258
Fidel Rädle: Hrotsvit von Gandersheim. Von der poetischen Salvierung einer unheiligen Welt 260
1. Hrotsvits Entdeckung 261
2. Die Legenden 263
3. Der Fall Pelagius: Hrotsvits literarische ›Außenbeziehungen‹? 265
4. Hrotsvits Dramen und ihre gebildeten Gönner 269
5. Die historischen Epen 273
6. Verlorenes und eine Reliquienschenkung für Gandersheim 274
7. Hrotsvit über sich selbst. Die Anfänge: clam cunctis et quasi furtim 275
8. Terenz und das Paradies der Bräute Christi 281
9. Necessitas parit coronam 282
10. Sunt lacrimae rerum 287
Literaturverzeichnis 289
I. Texte und Quellen 289
II. Forschung 289
Verena Linseis: Tod oder Taufe? – Vermittlung und Verifizierung von Glauben im Drama des 15. und 16. Jahrhunderts 292
1. Die Heiligenspiele des Mittelalters 294
1.1 Der hl. Georg und das Un(glaubens)tier im »Augsburger Georgsspiel« 294
1.2 Überzeugende Glaubenszeichen im »Kremsmünsterer Dorotheenspiel« 300
2. Neue Formen der Vermittlung im reformatorischenMärtyrerdrama? 304
2.1 Balthasar Thamms »Dorothea« 304
2.2 Melchior Neukirchs »Stephanus« 308
Literaturverzeichnis 315
I. Texte und Quellen 315
II. Forschung 315
Ulrich Müller und Klaus Wolf: Katholischer Brauch bei frommen Protestanten. Das neuentdeckte »Königsberger Fastnachtsspiel«. Erstedition und Erläuterung der reformationszeitlichen Gattungsambivalenz 318
Literaturverzeichnis 332
I. Texte und Quellen 332
II. Forschung 333
Karolin Freund: Ambivalenzen im Märtyrerdrama. Die »Tragoedia Lapidati Stephani« (1584) von Zacharias Zahn 336
1. Aufführung und Schrift 338
2. Argumentation vs. Repräsentation 342
2.1 Mantuanus’ »Parthenice prima« 343
2.2 Satisfaktionstheorie und Rechtfertigungslehre 345
3. Der »Stephanus« als geistliches Spiel? 349
Literaturverzeichnis 352
I. Texte und Quellen 352
II. Forschung 352
Verzeichnis der Abkürzungen 356
Personen- und Werkregister 358

Produkt-Details

• Erscheint lt. Verlag: 10.9.2018
• Reihe/Serie: Historische Semantik
• Reihe/Serie: Historische Semantik.
• Reihe/Serie: Historische Semantik.
• Co-Autor: Christoph Petersen, Glenn Ehrstine, Hans Rudolf Velten, Ulrich Barton, Julia Gold, Carla Dauven-v.Knippenberg, Werner Williams, Cornelia Herberichs, Jutta Eming, Elke Ukena-Best, Fidel Rädle, Verena Linseis, Ulrich Müller, Klaus Wolf, Karolin Freund
• Zusatzinfo: mit 6 Abb.
• Verlagsort: Göttingen
• Sprache: deutsch
• Themenwelt: Geisteswissenschaften ► Sprach- / Literaturwissenschaft
• Schlagworte: Frühe Neuzeit • Historische Semantik • Mittelalter /Geistes- und Kulturleben
• ISBN-10: 3-647-30190-6 / 3647301906
• ISBN-13: 978-3-647-30190-7 / 9783647301907