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Geschichte der deutschen Literatur Bd. 10: Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1918 bis 1933 (eBook)

(Autor)

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2017 | 1. Auflage
1304 Seiten
C.H.Beck (Verlag)
978-3-406-70804-6 (ISBN)
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Die krisengeschüttelten Jahre zwischen dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Beginn der NS-Herrschaft in Deutschland wurden zu einer Glanzzeit der deutschsprachigen Literatur. Ihre Entwicklung erschließt Helmuth Kiesel in dieser großen Literaturgeschichte in drei Durchgängen: zunächst epochengeschichtlich, dann politik- und gesellschaftsgeschichtlich und schließlich gattungsgeschichtlich. Deutsche, österreichische und deutschschweizerische Verhältnisse werden gleichermaßen berücksichtigt.
Krieg und Novemberrevolution erzwangen nicht nur große politische und soziale Veränderungen. Sie bewirkten auch eine Politisierung der Literatur, die diese Umgestaltung, die mit ihr verbundenen Auseinandersetzungen und die rasante Modernisierung der Lebensverhältnisse zeitnah abzubilden und kämpferisch zu beeinflussen versuchte. Diese sogenannte Zeitliteratur brachte eine Fülle von Gedichten, Dramen, Romanen, Reportagen und Essays hervor. Zugleich entstanden in dieser Epoche Meisterwerke wie Thomas Manns Zauberberg, Hugo von Hofmannsthals Turm und Alfred Döblins Berlin Alexanderplatz, in denen traditionelle Darstellungsformen mit avantgardistischen und medialen Techniken auf eine bis heute mustergültige und anregende Weise miteinander verbunden wurden.



<p>Helmuth Kiesel lehrt Geschichte der neueren deutschsprachigen Literatur am Germanistischen Seminar der Universit&auml;t Heidelberg.</p>

Helmuth Kiesel lehrt Geschichte der neueren deutschsprachigen Literatur am Germanistischen Seminar der Universität Heidelberg.

Cover 1
Titel 3
Zum Buch 1305
Über den Autor 1305
Impressum 4
Inhalt 5
Einleitung 15
Erster Teil Epochenprofil und Historische Rahmungen 29
I. Politikgeschichtliche Aspekte 31
1. 1918–1933 als Beobachtungszeitraum 31
2. Geschichtliche Rahmungen, auch im Spiegel der Literatur 36
3. Internationale Beziehungen 40
4. Literarische Vermittlungen 46
5. Europäische Hoffnungen und Enttäuschungen: Yvan Goll 59
II. Gesellschaftsgeschichtliche und Literatursoziologische Aspekte 62
1. Grundlinien der gesellschaftlichen und literarischen Entwicklung 62
1.1. Deutschland 62
1.2. Österreich 68
1.3. Schweiz 74
1.4. Deutsche Literatur in den verlorenen Gebieten und «auslandsdeutsche» Literatur 81
2. Literatursoziologische Umstände 84
2.1. Zur Frage der Eigenständigkeit der «Weimarer Kultur» 84
2.2. Im Prozeß der Modernisierung 86
2.3. Aspekte der Moderne 88
Krise der «klassischen» Moderne? 88
«Heroische» Moderne? 91
«Reflektierte» oder «synthetische» Moderne 92
2.4. «Ungleichzeitigkeit des Gleichzeitigen» 93
2.5. «Übergangszeit»: Soziale Bedingungen und kulturelle Tendenzen 95
Demographischer Wandel und Gegensatz der Generationen 96
Wandel der Klassenstruktur und Ansätze zu einer «nivellierten Massenkultur» 101
III. Geistige Koordinaten 103
1. Geistes- und kulturgeschichtliche Koordinaten 103
1.1. Wertewandel 103
1.2. Kulturelle Reduktion und «neue Barbarei» 105
1.3. Experimentalismus: Der «unbändige Wille zum Neuen» 107
1.4. Überwindung des modernen Fragmentarismus 109
2. Ideologische Koordinaten und politische Einstellungen 112
2.1. Brüchiges Verhältnis zur Republik 112
2.2. Ideologien, aber keine Staatsideologie 113
2.3. Verlust der Mitte und Flucht in den Radikalismus 115
2.4. Antibügerlichkeit 117
2.5. Entfaltung von sozialem Haß und Propagierung von Gewalt 120
2.6. Charismatische Situation und Verlangen nach Führerschaft 124
3. Streit um die kulturelle Orientierung: Metropole und Provinz 130
3.1. Anfänge und Grundpositionen der Stadt-Land-Debatte 131
3.2. Berlin im Fokus 134
3.3. Metropole und Provinz: Wechselseitige Ressentiments 137
3.4. Keine Flucht vom «Kriegsschauplatz» Berlin! 140
3.5. Wien und Salzburg 141
4. ‹Asphaltliteratur› oder ‹Dichtung der Landschaft›? 144
4.1. Der Richtungsstreit in der Berliner Dichterakademie 144
4.2. Literatur der ‹Landschaft› in der Diskussion 147
4.3. Der Streit um Alfred Döblins Metropolenroman Berlin Alexanderplatz 150
5. Faktoren und Tendenzen des literarischen Lebens 152
Verlags- und Produktionszahlen 152
Krise des Buchhandels und Gründung von Buchgemeinschaften 153
Politische Ausrichtungen 156
Literaturkritik und Literaturvermittling, politisch und konfessionell 158
Umfang und soziale Situierung der Autorenschaft 160
IV. Literatur und Politik 163
1. Die Politisierung der Literatur während des Ersten Weltkriegs 163
2. Der Ernstfall der Politisierung: Die Revolution 166
2.1. Die literarische Vorbereitung der Revolution 168
2.2. Die «Geistigen» in der Revolution 170
Deutsche Verhältnisse 170
Österreichische Verhältnisse 174
3. Auseinandersetzungen mit dem Politisierungspostulat 176
3.1. Verneinung aller Politik: Hermann Graf Keyserling 177
3.2. Vermeidung von Politik: Rainer Maria Rilke und Gottfried Benn 178
3.3. Protest gegen das Politisierungspostulat: Franz Werfel und Thomas Mann 179
3.4. Befreiung von der Politik durch «reine» Kunst: Kurt Schwitters 181
3.5. Religion statt Politik: Hugo Ball 183
3.6. Urlaub von der Politik: Erzählungen von Armin T. Wegner und Thomas Mann 187
3.7. Die unumgängliche Politisierung eines Werks: Thomas Manns Zauberberg und Mario und der Zauberer 190
4. Ein Rückblick aus dem Jahr 1929 192
5. Konsequenzen der Politisierung 194
5.1. Konjunktur der ‹Zeitliteratur› 194
5.2. Literarisierung des Politischen und Zensur 200
Zweiter Teil Literatur als Spiegel und Gestaltungsfaktor der Epoche 205
I. Revolution und Nachkriegswirren 207
1. Literarische Reflexionen 208
1.1. Revolutionsliteratur 208
Manifeste 209
Gedichte 213
Essayistik 218
1.2. Fiktionale Spiegelungen der Revolution 229
Dramatische Spiegelungen 230
Romane 240
1.3. «Fazit der Perspektiven» 248
2. Friedensschlüsse und Verfassungsgebung 251
2.1. Literarische Reaktionen auf den Frieden 251
2.2. Die Verfassunggebende Versammlung 261
2.3. «Versailles» in der Literatur ab Mitte der zwanziger Jahre 264
3. Gebietsverluste, Grenzlandstreitigkeiten und Grenzlanddiskurs 271
3.1. Historische Grundlegung 271
3.2. Elsaß-Lothringen 280
3.3. Baltikum 285
3.4. Westpreußen und Posen 290
3.5. Oberschlesien 293
3.6. Böhmen, Egerland, Mähren 311
3.7. Südtirol 315
3.8. Resümee 327
II. Krisenjahre 330
1. Schieberzeit und Inflation 330
1.1. Mentalitätsgeschichtliche Bedeutung 330
1.2. Typen: «Raffkes», Schieber und Spieler 331
1.3. Historisches: Ursachen und Verlauf der Inflation 336
1.4. Literarisierung der Inflationszeit 339
1.5. Sittenbilder aus der österreichischen Inflationszeit: Hugo Bettauer, Robert Neumann u. a. 342
1.6. Konträres über den «Inflationskönig» Hugo Stinnes 349
1.7. Zwei Inflationsdramen aus späteren Jahren: Arnolt Bronnen und Walter Mehring 353
1.8. Erzählerische Rückblicke auf die Inflation um 1930: Martin Raschke, Adam Scharrer u. a 357
1.9. Ein kritischer und doch versöhnlicher Abschlußroman: Josef Wincklers Großschieber 363
2. Paramilitärische und arkane Gewalt 365
2.1. Freikorps und Geheimbünde 365
2.2. Politische Morde und Fememorde 368
2.3. Öffentliche Reaktionen 370
2.4. Überblick: Publizistische und literarische Reflexionen 371
2.5. Deutschsein – Jüdischsein: Ein Aufruf zur Brüderlichkeit 373
2.6. Politischer Mord in Erzählwerken der Jahre 1923 bis 1930: Joseph Roth, Vicki Baum, Alfred Neumann u. a 377
2.7. Täter und Sympathisanten melden sich zu Wort 384
2.8. Drei kritische Dramen: Peter Martin Lampel, Ödön von Horváth, Curt Corrinth 388
2.9. Zwei Romane von Eingeweihten: Ernst von Salomon und Friedrich Wilhelm Heinz 392
2.10. Freikorps-‹Helden› in der Außensicht: Romane von Arnolt Bronnen und Hanns Heinz Ewers 402
3. Umsturzversuche und Unruhen 407
3.1. Kapp-Lüttwitz-Putsch 407
3.2. Ruhrkrieg 413
3.3. Mitteldeutscher Aufstand oder Märzaktion 1921 420
Lebensbericht eines Sozialrebellen: Max Hoelz 421
Literarische Aufarbeitung der Märzaktion 426
4. «Franzosen- und Separatistenzeit» an Rhein und Ruhr 431
4.1. Politik und Publizistik 431
4.2. Die Debatte um den historisch-politischen Status des Rheinlands: Maurice Barrès, Ernst Bertram, Josef Winckler u. a. 439
4.3. Tausend Jahre deutsches Rheinland 444
4.4. Weitere literarische Reaktionen auf den Rhein-Ruhr-Konflikt 446
Zwei frühe Greuelromane 446
Der Fall Schlageter 449
Romane aus den Jahren 1924–31 451
Vier Dramen über die «Franzosen- und Separatistenzeit» 462
Nationalistische Darstellungen um 1930 468
Darstellungen linker Provenienz 472
Drei letzte unbeschwerte Rheinlandbücher 475
5. Das Krisen- und Putschjahr 1923 481
5.1. Der Küstriner Putschversuch der Schwarzen Reichswehr 482
5.2. Deutscher Roter Oktober 485
5.3. Hitler-Putsch 488
III. Frühe literarische Reflexionen des Ersten Weltkriegs 495
1. Umfänge, Formen und Phasen der Kriegsdarstellung 495
2. Zwischen Heroismus und Pazifismus: Fritz von Unruh und Paul Zech 501
3. Frühe kriegsaffine Kriegsbücher: Franz Schauwecker, Werner Beumelburg, Ernst Jünger 505
4. Zwei gegensätzliche lyrische Reaktionen: Stefan George und Oskar Kanehl 511
5. Frühe kriegskritische und pazifistische Werke 513
5.1. Das Aufblühen der Friedensbewegung 513
5.2. Frühe pazifistische Literatur unterschiedlicher Gattungen: Leonhard Frank, Claire Studer-Goll, Bruno Vogel u. a. 517
5.3. Die «unrühmlichen» Seiten des Kriegs: Etappe, Lazarett, Schanzarbeit und Tollhaus 526
5.4. Pazifistische Kriegsdramen: Alfred Döblin und Karl Kraus 532
IV. Die mittlere Phase oder Die nicht nur «goldenen» Zwanziger. 538
1. Atempause: Politische und ökonomische Stabilisierung 538
2. Literarische Spiegelungen 542
2.1. Zeitstücke: Johst, Zuckmayer, Toller 542
2.2. Zeitgedichte – Streitgedichte 551
2.3. Zeitdiagnostische und weltanschauliche Essayistik 552
2.4. Die Fülle der Zeitromane: Vorsortierung 555
3. Romane über die Jahre des Übergangs 1923–1925: Walther von Hollander, Joseph Roth, Siegfried Kracauer u. a. 556
4. Zwei Reichspräsidenten im Spiegel der Literatur 564
4.1. Friedrich Ebert 565
4.2. Paul von Hindenburg 568
5. Zwei propagandistische Romane des Jahres 1926: Johannes R. Becher und Hans Grimm 572
5.1. Aus dem kommunistischen Lager: Levisite oder Der einzig gerechte Krieg 572
5.2. Aus dem nationalistischen Lager: Volk ohne Raum 576
6. Zukunftsromane: Hans Dominik, Alfred Döblin u. a 579
7. Lebensformen und Lebensfragen im Roman der mittleren und späten zwanziger Jahre 583
7.1. Einblicke in verschiedene Milieus: Leonhard Frank, Meinrad Inglin, Hans Sochaczewer u. a 584
7.2. Lebenskrisen: Max Pulver und Hermann Hesse 591
7.3. Bilder modernen Lebens – Großstadtglanz: Wilhelm Speyer, Vicki Baum, Gabriele Tergit u. a. 596
7.4. Sportbegeisterung: Kasimir Edschmid und Marieluise Fleißer 606
7.5. Imaginationen der «Neuen Frau»: Irmgard Keun u. a. 614
7.6. Probleme der Jugend: Friedrich Torberg, Ernst Glaeser, Peter Martin Lampel, Erich Noth u. a. 621
7.7. Justiz- und Haftkritik: Jakob Wassermann, Ernst Ottwalt u. a 632
8. Ausschweifungen in eine heile Welt: Kurt Tucholsky u. a. 635
9. Optimierungsphantasien: Wolfgang C. Ludwig Stein, Paul von Schoenaich und Hans Natonek 637
10. Zwei Rückblicke auf die Goldenen Zwanziger: Erik Reger und Robert Neumann 642
11. Ein Fanal: Der Brand des Wiener Justizpalastes 1927 647
V. Literatur der Arbeitswelt 651
1. Aspekte der Produktion und Rezeption 651
1.1. Ausdifferenzierung der ‹Arbeiterliteratur› 651
1.2. Adressaten 653
1.3. Organisatorische Unterstützung 655
1.4. Literaturtheoretische Begleitung: Klassenkämpfer und Kunstlumpen 656
1.5. Reaktionen der bürgerlichen Literaturkritik 661
1.6. Bestandsaufnahme 1929 663
2. Anthologien 666
3. «Arbeiterdichter» der frühen zwanziger Jahre: Alfons Petzold, Karl Bröger, Heinrich Lersch, Paul Zech u. a 674
4. Werkstudentenromane 687
5. Vagabunden 695
6. Klassenkämpferische Arbeiterliteratur der mittleren und späten zwanziger Jahre 697
6.1. Gedichte, Erzählungen, Romane 697
Die Fähigkeit zur Empörung: Kurt Kläber 699
Abenteuerromane über den weltweiten Kapitalismus: B. Traven und Heinrich Hauser 703
6.2. Proletarisch-revolutionäres Arbeitertheater: Erwin Piscator 707
6.3. Die Arbeiter-Sprechchorbewegung 711
6.4. BPRS-Betriebsliteratur: Willi Bredel, Hans Marchwitza u. a 715
7. Neue, nicht parteigebundene Arbeiterdichtung: Theodor Kramer und Walter Bauer 722
8. Proletarische Autobiographien und Lebenserinnerungen: August Winnig, Heinrich Lersch, Ludwig Turek, Adam Scharrer u. a. 727
9. Neusachliche Fotobücher: Heinrich Hauser, Georg Schwarz, Graf Alexander Stenbock-Fermor 737
10. Die literarische Entdeckung der Angestellten: Joseph Breitbach, Christa-Anita Brück, Hans Fallada, Martin Kessel u. a. 746
Die weiblichen Angestellten 748
Nöte der Konfektionsangestellten: Kleiner Mann – was nun? 754
Und ein Blick auf die besseren Angestellten 758
11. Der Roman der Schwerindustrie: Erik Regers Union der festen Hand 761
VI. Die Jahre der Radikalisierung und der Krise 770
1. Krieg, Revolution und Nachkriegswirren in der Literatur um 1930 770
1.1. Die literarische Wiederkehr des Weltkriegs 770
1.2. Der Weltkrieg im Spiegel der Romane: Panorama 776
1.3. Kriegskritische Romane: Ludwig Renn, Erich Maria Remarque, Edlef Köppen u. a. 784
1.4. Nationalistisch-bellizistische Kriegsromane und Fotobücher: Werner Beumelburg, Franz Schauwecker u. a. 792
1.5. Wirkungsfragen 797
1.6. Kriegsdramen mit unterschiedlichem Erfolg 798
1.7. Ein «Volksbuch» vom Krieg und vom unmöglichen Frieden 804
1.8. Spiegelungen der Revolution in Dramen und Romanen der Jahre 1927/28: Joseph Roth, Leo Perutz u. a 807
1.9. Vier Matrosenstücke von 1930/31: Theodor Plievier, Friedrich Wolf u. a 814
1.10. Episodische Revolutionsdarstellungen in Romanen 818
1.11. Aufarbeitung des Scheiterns: Revolutionsromane von Georg Hermann, Theodor Plievier, Ernst Glaeser, Carl Weiskopf 819
1.12. Die Revolutions- und Nachkriegszeit in Romanen der frühen dreißiger Jahre: Erich Maria Remarque, Franz Schauwecker, Bruno Brehm u. a. 827
Fortsetzungen 827
Über den Untergang der Monarchien 836
2. Literarische Formierung der politischen Extreme 840
2.1. Lagerbildung und Militarisierung der Literatur 840
Fronten 840
Literatur und Literaturkritik als Waffen 843
Das Ende der Gruppe 1925 845
2.2. Der Bund Proletarisch-Revolutionärer Schriftsteller (BPRS) 846
Zwiespältige Blicke auf die Sowjetunion 864
Proletarisch-revolutionäre Planliteratur 851
Agitationsliteratur 855
2.3. Zwischen links und rechts: Austauschdiskurse und Gruppenkonflikte 869
2.4. Konservative Revolution und Neuer Nationalismus 875
Die Literarisierung des «neuen» Nationalismus 875
Das Konzept der Konservativen Revolution 877
Die Jungkonservativen und das ‹Dritte Reich› 882
«Revolutionärer» und «soldatischer» Nationalismus: Der Kreis um Ernst Jünger 889
2.5. Kulturelle und literarische Aufrüstung der Nationalsozialisten 904
Nationalsozialistische «Kulturarbeit» um 1930 904
Erstenationalsozialistische Texte 911
Präsenzsteigerung durch Verlautbarungen und Störaktionen 918
3. Das Ende der Weimarer Republik 921
3.1. Kampf um das Bild der Republik: Fotobücher als Waffen 924
3.2. «Deutsches Elend», von außen gesehen 930
3.3. Von rechts und von links: Demokratie-, Parteien- und Parlamentarismuskritik 935
3.4. Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit 940
Die Wirtschaftskrise in Zeitromanen 941
Zwei Dramen zur Wirtschaftskrise: Gustav von Wangenheim und Hermann Broch 942
Arbeitslosigkeit als Massenphänomen 945
3.5. Der Auftakt zum Bürgerkrieg: Blutmai 1929 955
3.6. Bürgerkriegsliteratur: Mobilisierungsromane, Zeitstücke und Instruktionsschriften 959
3.7. «Landvolk» gegen die Republik 969
3.8. Schriftsteller als politische Vordenker, Mahner und Warner 977
3.9. Was tun? Reflexionsromane aus den beiden letzten Jahren 984
3.10. Bleiben oder gehen? 993
Dritter Teil Die Entwicklung der Gattungen 997
I. Lyrik 1003
1. Umfänge und Tendenzen 1003
2. Schlußakkorde alter Meister: Rainer Maria Rilke und Stefan George 1008
3. Avantgardistische und kabarettistische Diversifizierung: Yvan Goll und Kurt Schwitters, Walter Mehring und Klabund 1016
4. Formen und Funktionen der politischen Lyrik 1026
5. Zwei neue Großmeister: Gottfried Benn und Bertolt Brecht 1032
6. Lyrische Querelen am Ende der zwanziger Jahre 1044
7. Traditionalisten und neue Naturlyriker 1052
8. Großstadt- und Frauenlyrik: Zwei repräsentative Anthologien 1063
II. Dramatik 1069
1. Auslese 1069
2. Phasen und Impulse, Krisendiagnosen und kabarettistische Inspirationen 1078
3. Von der expressionistischen Kompromißlosigkeit zum neusachlichen Laissez-faire 1084
4. Konjunktur der Komödie und Wiederbelebung des Volksstücks 1099
5. Historische Spiegelungen gegenwärtiger Probleme, insbesondere Hugo von Hofmannsthals Der Turm 1113
6. Wirkungsvolles Mitleidstheater: Peter Martin Lampel und Friedrich Wolf 1123
7. Bertolt Brechts Episches Theater 1130
III. Epik 1140
1. Romane der ersten Nachkriegsjahre 1142
2. Die Erzähl- und Romandebatte 1169
3. Pionier- und Meisterwerke der reflektierten Moderne: Franz Kafka, Thomas Mann, Alfred Döblin, Hans Henny Jahnn, Robert Musil, Hermann Broch 1174
4. Pflege der traditionellen Erzähl- und Romanform: Joseph Roth 1201
5. Exempel des historischen Romans und des Bauern- oder Dorfromans 1209
6. Novellistisches und Legendenhaftes 1218
Epilog: Karl und das Zwanzigste Jahrhundert: Rudolf Brunngrabers Beobachtung der «Heroischen Moderne» 1223
Anhang 1229
Auswahlbibliographie 1231
Register 1249

EINLEITUNG


Für die deutschsprachige Literatur wurden die vierzehn bewegten Jahre zwischen dem 9. November 1918 und dem 30. Januar 1933, zwischen der revolutionären Begründung der ersten deutschen Republik und ihrer leichtfertigen Preisgabe durch die Bestellung Hitlers zum Reichskanzler, zu einer Glanzzeit. Nach der Katastrophe des Ersten Weltkriegs entstand unter den Bedingungen liberaler Verfassungen und provoziert durch die anhaltenden politischen, sozialen und geistigen Probleme der 1920er Jahre eine große Zahl hochkarätiger, innovativ und zugleich auf Dauer mustergültig wirkender Werke aller literarischen Gattungen. Exemplarisch seien vorweg drei dichterische Leistungen genannt, an denen die Signatur der Zeit und die aus ihr erwachsenen poetischen Ansprüche der Autoren in besonderer Deutlichkeit abzulesen sind: Gottfried Benns Weltanschauungslyrik, wie sie sich in den geschichtsphilosophischen Montagegedichten Chaos (1923) und Qui sait (1927) zeigt; Alfred Döblins vielstimmiger, alltagsnaher und zugleich mythologisch überwölbter Großstadtroman Berlin Alexanderplatz (1929); schließlich Bertolt Brechts formenreich anklägerisches und ergreifendes System- und Wirtschaftskrisendrama Die heilige Johanna der Schlachthöfe (1932). Daneben stehen gleichrangig in der Lyrik: Rainer Maria Rilkes Duineser Elegien (1923), Bertolt Brechts Hauspostille (1927), Stefan Georges letzter Gedichtband Das Neue Reich (1928) und Oskar Loerkes Atem der Erde (1930); in der Dramatik: Georg Kaisers Gas (1918–20), Karl Kraus’ Die letzten Tage der Menschheit (1922), Hugo von Hofmannsthals Der Turm (1925), Bertolt Brechts und Kurt Weills Musikdrama Die Dreigroschenoper (1928); in der Epik: Thomas Manns Der Zauberberg (1924), Hermann Hesses Der Steppenwolf (1927), Robert Musils Der Mann ohne Eigenschaften (1930–33), Hermann Brochs Die Schlafwandler (1930–32). Es sind die Exponenten der sogenannten klassischen – aber besser: reflektierten – Moderne (s.S. 92 f.), die bis heute in erster Linie angeführt werden, wenn nach den künstlerisch bedeutendsten und repräsentativsten Werken der Epoche gefragt wird. Einige von ihnen – Thomas Manns Zauberberg und Hofmannsthals Turm seien als herausragende Beispiele genannt – haben traditionelle Darstellungsweisen modernisiert und zu einer neuen Hochform geführt; andere – wie Döblins Berlin Alexanderplatz und Brechts Heilige Johanna der Schlachthöfe – arbeiteten mit avantgardistischen Mitteln, waren in augenfälliger Weise innovativ und wirkten inspirierend auch für die zweite Phase der reflektierten Moderne nach dem Zweiten Weltkrieg.

Daneben sind in allen Sparten der Literatur großartige Leistungen zu registrieren, von denen hier – wiederum in exemplarischer Absicht – einige angeführt seien: als Epochenromane: René Schickeles Trilogie Das Erbe am Rhein (1925–31), Joseph Roths Radetzkymarsch (1932) und Rudolf Brunngrabers Karl und das zwanzigste Jahrhundert (1933); als Auseinandersetzungen mit dem Weltkrieg: Ernst Jüngers In Stahlgewittern (1920), Arnold Zweigs Roman Der Streit um den Sergeanten Grischa (1926), Erich Maria Remarques Im Westen nichts Neues (1929) und Edlef Köppens Heeresbericht (1930); als politische Zeitromane: Lion Feuchtwangers Erfolg (1930), Hans Falladas Bauern, Bonzen und Bomben (1931) und Erich Kästners Fabian (1931); als historische Romane: Erwin Guido Kolbenheyers Paracelsus-Trilogie (1917–26), Lion Feuchtwangers Jud Süß (1925) und Ina Seidels Roman Das Wunschkind (1930); als Epos der versinkenden bäuerlichen Lebenswelt: Paula Groggers Das Grimmingtor (1926) und Hermann Eris Busses Bauernadel (1930); als Roman der ‹kleinen Leute›: Hans Falladas Kleiner Mann – was nun? (1932); als Romane der ‹neuen Frau›: Marieluise Fleißers Mehlreisende Frieda Geier (1931) und Irmgard Keuns Gilgi – eine von uns (1931) sowie Das kunstseidene Mädchen (1932); als Roman der industriellen Wirtschafts- und Arbeitswelt: Erik Regers Union der festen Hand (1931); als Ausdruck kommunistischen Revolutionsbegehrens: Bertolt Brechts «Lehrstück» Die Maßnahme (1930–32) mit der Musik von Hanns Eisler und Anna Seghers’ Roman Die Gefährten (1932); als Erzählung jüdischen Lebensleids und Lebensglücks: Joseph Roths Hiob (1930); als Volksstücke neuen Stils: Carl Zuckmayers Komödie Der fröhliche Weinberg (1925) und Ödön von Horváths Geschichten aus dem Wiener Wald (1931); als sozialreformerisches Kampfdrama: Friedrich Wolfs Cyankali § 218 (1929) – und anderes mehr.

Die meisten dieser Werke und viele andere, die in einer nicht nur exemplarisch gemeinten Liste anzuführen wären, sind aufgrund ihrer künstlerischen Qualität, ihrer historischen Vermittlungsleistung und existentiellen Erhellungskraft bis heute lebendig und werden, wenn auch in unterschiedlichem Maß, von einem breiteren Publikum wahrgenommen oder zumindest im literaturwissenschaftlichen und literaturkritischen Diskurs in Erinnerung gehalten. Manche – wie Kolbenheyers Paracelsus-Trilogie – sind aus Gründen der politischen Verfehlungen der Autoren – also vor allem der Parteinahme für den Nationalsozialismus – mehr oder minder geächtet und aus der Rezeption verdrängt, doch dürfen sie in einer Literaturgeschichte der 1920er Jahre nicht fehlen, zumal ihnen die spätere Hinwendung der Autoren zum Nationalsozialismus nicht unbezweifelbar eingeschrieben ist. Ebenso müssen in einer Literaturgeschichte Werke berücksichtigt werden, die heute aufgrund ihrer inhaltlichen und formalen Antiquiertheit mehr oder minder reizlos sind, damals aber – wie die Bestseller von Rudolf Herzog, Walter Bloem und Paul Oskar Höcker – eine breite Leserschaft hatten. Zwar ist es legitim und aus mancherlei Gründen auch sinnvoll, sich an die Spitzenleistungen zu halten und manches andere außer Betracht zu lassen. Prinzipiell gilt aber, was Kurt Tucholsky 1925 anläßlich eines Artikels über die populären Bücher des belgisch-französischen Schriftstellers Clément Vautel feststellte: «Nicht nur Gerhart Hauptmann repräsentiert die deutsche Literatur, sondern auch die Herren Herzog und Hoecker.»

Zudem auch «die Herren» Salomon und Heinz sowie Marchwitza und Hoelz, um vier Namen zu nennen, die für einen Autorentypus stehen, der zwar kein Spezifikum der Weimarer Republik ist, aber doch zu ihren auffallenden Erscheinungen gehört und ihrer Literatur einen besonderen Akzent gab. Es ist der Typus des militanten politischen Akteurs, der nach der Beteiligung an politischen Gewalttaten die Literatur als Reflexions- und Wirkungsmedium entdeckt. Friedrich Wilhelm Heinz war als Mitglied der Marine-Brigade Ehrhardt und der Organisation Consul an verschiedenen konterrevolutionären und antirepublikanischen Aktionen beteiligt, die er 1930 unter dem Titel Sprengstoff (s.S. 399 ff.) in romanartiger Form darstellte, nicht nur um sie nachträglich zu rechtfertigen, sondern auch um seine Position in den sich wieder verschärfenden politischen Auseinandersetzungen zu festigen. Ernst von Salomon, der ebenfalls Freikorps- und OC-Mitglied war, wurde 1922 wegen Beihilfe zur Ermordung Walther Rathenaus zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt und konnte sich danach mit seinem autobiographisch geprägten Roman Die Geächteten (1930; s.S. 392 ff.) einen Namen als Schriftsteller machen. Der im Krieg militärisch geschulte Bergarbeiter Hans Marchwitza kämpfte 1920 als Zugführer der Roten Ruhrarmee gegen die Freikorps, die nach dem Kapp-Putsch zur Befriedung des Ruhrgebiets eingesetzt wurden, und machte dies 1930 zum Gegenstand der literarisch geformten Darstellung Sturm auf Essen, die 1931 vom Staatsanwalt als staatsgefährdend bewertet und verboten wurde (s.S. 418 ff.). Max Hoelz war der populärste Arbeiterführer des mitteldeutschen Märzaufstands vom Frühjahr 1921 und wurde wegen bewaffneter Aktionen zu lebenslänglicher Haft verurteilt, aber 1928 begnadigt. Das Erscheinen seiner Briefe aus dem Zuchthaus (1927) und seiner Autobiographie Vom «Weißen Kreuz» zur roten Fahne (1929; s.S. 421 ff.) war jeweils ein literarisches Ereignis; auch wurde Hoelz etwa in Otto Gotsches Roman Sturmtage im März (1933; s.S. 428 ff.) selber zur literarischen Figur. Wie Heinz, Salomon,...

Erscheint lt. Verlag 25.5.2017
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Germanistik
Schlagworte Alfred Döblins • Berlin Alexanderplatz • Darstellungsformen • Deutsche Literaturgeschichte • Deutschland • Epochen • Erster Weltkrieg • Gattungen • Hugo von Hofmannsthals • Nationalsozialismus • Novemberrevolution • NS-Zeit • Österreich • Politisierung • Schweiz • Techniken • Thomas Manns • Turm • Zauberberg • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-406-70804-8 / 3406708048
ISBN-13 978-3-406-70804-6 / 9783406708046
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