Über die Universalität der französischen Sprache
Antoine de Rivarol (1753-1801), französischer Schriftsteller, aus kleinbürgerlichen Verhältnissen stammend, wurde zunächst als Satiriker und Salon-Animateur bekannt. Er verschaffte sich so Zugang zur Pariser Salon-Aristokratie, veröffentlichte in der renommierten Zeitschrift Mercure de France. Europaweit berühmt wurde er durch seine Akademie-Rede. In der Revolutionszeit vertrat Rivarol als Journalist die Monarchie und musste deswegen 1792 Frankreich verlassen. Ab 1795 hielt er sich in Hamburg, ab 1800 in Berlin auf. Dort, kurz vor seiner Rückkehr ins nunmehr napoleonische Frankreich, starb er 1801.
Dany Laferrière, geboren 1953 in Port-au-Prince, Haiti, arbeitete zunächst als Journalist bis er sich unter dem Druck des politisch repressiven Klimas 1976 gezwungen sah, nach Montréal ins Exil zu gehen. 1985 veröffentlichte er seinen ersten Roman unter dem provokativen Titel Comment faire l’amour avec un nègre sans se fatiguer, der ihn als Autor unmittelbar bekannt machte. Inzwischen hat Laferrière über 30 weitere Romane geschrieben und ist einer der bekanntesten Autoren der französischen Sprache. 2014 bekam er mit seiner Übersetzerin Beate Thill den renommierten, vom Haus der Kulturen der Welt in Berlin vergebenen Internationalen Literaturpreis. Seit 2014 ist er Mitglied der Académie française. Bei Wunderhorn sind seine Romane Das Rätsel der Rückkehr und Tagebuch eines Schriftstellers im Pyjama erschienen.
Aus dem Vorwort Dany Laferriére: Mit Verve erzählt er von den Anfängen der französischen Sprache (das Provenzalische, das Pikardische und so fort), nichts Überraschendes bis zu der Passage, wo es heißt: … »ein gewaltiger Handel hat neue Verbindungen zwischen den Menschen entstehen lassen. Mit Untertanen aus Afrika kultivieren wir Amerika und die Reichtümer aus Amerika verkaufen wir in Asien.« Ich träume davon, diese Frage mit ihm in aller Ruhe in einem kleinen Café durchzusprechen. Aus großer Distanz sagt er solche Ungeheuerlichkeiten! Was er »Handel« nennt, ist die Sklaverei. Ich wüsste gerne die genaue Definition von »Untertanen «. Bedeutet sie einen Aufstieg für den Afrikaner? Ist es nicht besser, ein »Untertan des Königs« zu sein als »mobiles Gut«, wie die Sklaven im Code Napoléon bezeichnet werden? Würde Rivarol Verständnis für ihre Situation aufbringen? Leider hat er sich auch hier nicht aufgehalten. Es war nicht sein Hauptthema. Er ist schon viel weiter, beim Aufbau Europas. Hören wir zu, wie er träumt, dabei lebte er noch unter der absoluten Monarchie: » … die vielen Hauptstädte Europas, die Vielzahl und die Schnelligkeit seiner Expeditionen, der öffentliche und der private Verkehr haben es zu einer großen Republik werden lassen, die sich für eine Sprache entscheiden muss.« Ein Europa, das nur Französisch spricht, das ist wirklich das wichtigste Argument Rivarols in seiner ganzen Rede. Heute ärgert sich Frankreich über die Vorherrschaft des Englischen. Man stelle sich den Skandal vor, wenn ein amerikanischer Schriftsteller, etwa Norman Mailer, eine solche Rede vor den Vereinten Nationen halten würde. Damals hatte Frankreich kein Problem mit einer einzigen Sprache, solange es die französische war.
| Erscheinungsdatum | 23.03.2017 |
|---|---|
| Übersetzer | Beate Thill |
| Vorwort | Dany Laferrière |
| Verlagsort | Heidelberg |
| Sprache | deutsch |
| Maße | 135 x 208 mm |
| Einbandart | gebunden |
| Themenwelt | Literatur ► Essays / Feuilleton |
| Geisteswissenschaften ► Sprach- / Literaturwissenschaft ► Literaturwissenschaft | |
| Schlagworte | Berliner Akademie • Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft • Frankreich • Französisch • Französische Sprache • Sprache und Sprachwissenschaft |
| ISBN-13 | 9783884235607 / 9783884235607 |
| Zustand | Neuware |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
| Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
aus dem Bereich