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Topica Universalis (eBook)

Eine Modellgeschichte humanistischer und barocker Wissenschaft
eBook Download: PDF
1995 | 1., Unverändertes eBook der 1. Auflage von 1995
328 Seiten
Meiner, F (Verlag)
978-3-7873-2887-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Topica Universalis - Wilhelm Schmidt-Biggemann
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Wer bezweifelt, dass es Sinn hat, Geschichte in Epochen zu gliedern, und insbesondere bestreitet, dass sich das Selbstverständnis solcherart angenommener Epochen verbindlich bestimmen lasse, kann seinen Zweifel kaum besser begründen als durch den Hinweis auf die Vagheit der Bezeichnungen 'Humanismus', 'Renaissance', oder 'Barock'. Obwohl im Gebrauch und in Grenzen tauglich, die geistesgeschichtliche Entwicklung Europas im 15., 16. und 17. Jahrhundert zu beschreiben, blieben sie als 'Epochenbegriffe' unscharf - schon deshalb, weil die unter diesen Begriffen gemeinten geistigen Strömungen sich regional unterschiedlich artikulierten. Entsprechend verfügt die Forschung bislang zwar über eine Fülle von Einzelstudien, nicht aber über eine systematische Gesamtdarstellung der als 'Epoche' nicht fasslichen Epoche. Die vorliegende Studie will und kann dem nicht abhelfen. Sie nennt den Grund: Der Wissenschaftsbegriff eines Zeitalters, das den Begriff des Systems erst hervorbrachte, läßt sich nicht systematisch definieren. Gerade darum, weil in der hier zu beschreibenden Phase der Geschichte des Denkens erstmals die Möglichkeit entdeckt und erprobt wird, Wissenschaft nicht mehr nur als Form des Wissens, sondern als Technik zu begreifen, deren Beherrschung es erlaubt, den Bereich des Wissbaren systematisch zu erweitern, bildet das schließlich in der 'Scientia universalis' seinen höchsten Ausdruck findende Modell humanistischer und barocker Wissenschaft das erste Paradeigma neuzeitlicher Wissenschaft überhaupt. In der hier vorlegten Studie wird die Entstehung des Modells im Ausgang von den Konstituentien nachgezeichnet, in denen es vorbereitet wurde, ohne bereits vor Augen zu stehen. So wird von innen her erfasst, was von außen nicht faßlich ist: das Selbstverständnis des Zeitalters der 'Topica universalis'.

Wilhelm Schmidt-Biggemann (* 23. Juni 1946 in Olpe) ist ein deutscher Philosophiehistoriker und Hochschullehrer in Berlin. Wilhelm Schmidt-Biggemann studierte von 1966 bis 1974 Philosophie, Literaturwissenschaft, Geschichte und Theologie an der Ruhr-Universität Bochum. 1974 beendete er sein Studium mit einer Dissertation zu 'Maschine und Teufel. Jean Pauls Jugendsatiren nach ihrer Modellgeschichte'. Von 1974 bis 1976 forschte er an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel zur frühen Neuzeit und zur Religionsphilosophie von Hermann Samuel Reimarus. Von 1976 bis 1979 war er Abteilungsleiter am dortigen Wissenschaftsprogramm. Als Assistent am Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin habilitierte Schmidt-Biggemann 1981 mit einer Arbeit zu 'Topica universalis. Eine Modellgeschichte humanistischer und barocker Wissenschaft'. Seit 1989 ist Schmidt-Biggemann Professor für Philosophie an der Freien Universität Berlin. Schwerpunkte seiner Arbeit sind Religionsphilosophie, Geschichte der Philosophie und Philologie in der Frühen Neuzeit, Geschichtsphilosophie, Geschichte der Metaphysik und Geschichte der politischen Philosophie.

Cover 1
Inhaltsverzeichnis 9
Vorbemerkung 13
Einleitung 15
ERSTES KAPITEL . Die Basis : Humanistische Leitbegriffe 27
I. Agricolas dialektische Inventionen 29
1 . Rhetorik und Logik 30
2. Die kategoriale Gleichschaltung in der Topik 32
3 . Invention als Ziel der Topik 35
4. Die Einzelheit und die Empirie 37
II. Loci 41
1 . Die Rhetorisierung der Loci 41
2. Sinnspruch, B eispiel, Enthymem 43
3 . Loci communes 45
III. Historie 47
1. Invention und Historie 47
2. Historie und Wissenschaften 49
3 . Die Verschränkung von Epistemologie und Psychologie: 51
4 . Ordo und signatura rerum 55
IV. Methode und System. Ramistische Wissenschaft 57
1 . Wissensordnungen. Der Weg zum Ramismus 57
2 . Ramus : Die Einführung der Methode 65
3 . System 75
4 . Ramistische Facetten : Kompetenzbereiche von Methode 78
5 . Topica universalis 85
ZWEITES KAPITEL . Aristoteliker und Ramisten am Ende utopisch
I. Zabarella : Methodenänderung und Metaphysik 94
1 . Bereichsmethoden 9
2. Psychologie, Methoden, Wissenschaften und Künste im Verbund 9
II. Metaphysik, Methode, Historie 107
1 . Das System und die Einheit der Wissenschaften: Clemens Timpier 107
2. Historie und System : Bartholomäus Keckermann 115
3. Historie, Loci communes , Wissenschaft 120
4. Die Wissenschaften und die Philosophie 122
III. Das ganze Feld des Wissens. Topik und Enzyklopädiebei Johann Heinrich Alsted 126
1 . Leben und Lehre, ein akademischer Zusammenhang 127
2 . Die Basis der Disziplinen 131
3. Lullismus : Die Grundlage der Wissenschaften lexikalisch 133
4. Mnemonik als psychologische Fundamentalkunst 139
5 . Philosophie, Enzyklopädie und Memoria 145
6 . Die Philosophische Enzyklopädie von 1620 151
7 . Die Enzyklopädie von 1630 157
IV. Pansophie und Pädagogik . Comenius' utopische Enzyklopädik 10
1 . Pansophie und teilhabende Erkenntnis 167
2 . De rerum humanarum emendatione consultatio catholica 172
3. Pansophie und Didaktik 176
DRITTES, Lullistisches Kapitel 181
I . Idea brevissima Lulliana 182
1 . Lullismus als Philosophia perennis 182
2 . Alphabet und Inventionsfiguren : Einführung in Lullistische Argumente , erster Teil 187
3 . Lullistische Inventionen humanistischer und barocker Lullisten 191
4 . Kombinations figuren : Einführung in Lullistische Argumente, zweiter Teil 197
5 . Phantastische Dispositionen. An der Nahtstelle von Lullismusund Ramismus 201
II. An der inneren Grenze universaler Topik : Athanasius Kircher 202
1 . Universale Lexikalik 202
2 . Kombinatorik und Enzyklopädie 205
III. Leibniz : Ein offener Ausgang 212
1 . Loci communes der Leibnizschen Scientia Generalis 212
2 . Charakteristik 215
3 . Kombinatorik 222
4. Enzyklopädische Fundierungsprobleme: Weisheit und Historie 228
5 . Ein Modellkonflikt : Disposition und Kombinatorik 210
VIERTES KAPITEL . Natur und Utopie. Grenzen der Polyhistorie 238
I . Bacons doppeldeutige Wissenschaft 240
1 . Natur 241
2. Das psychologische Inventar und das wissenschaftliche Feld 245
II. Modellwechsel: Selbsterhaltung, Campanellas Naturwissenschaft 251
1 . Natürliche Selbsterhaltung 252
2 . Selbsterhaltung und Moral 257
3. Philosophia rationalis sive naturalis 260
III. Utopia 264
FÜNFTES, Eklektisches Kapitel 275
1 . Die Umdeutung des Judiciums 275
2. Die Neubestimmung von Judicium 277
I. Enzyklopädischer Eklektizismus : Gerhard Johannes Vossius 281
1 . Logik und Rhetorik 285
2 . Philosophie, am Ende Kritik 287
II. Loci communes als Polyhistorie : Daniel Georg Morhof 291
1 . Eklektisch-rhetorische Psychologie 292
2 . Historie, ein homogener Vorrat 293
3. Stoffhäufung als pädagogischer Prozeß : Die Gliederung des"Polyhistor" 294
III. Kritischer Eklektizismus: Christian Thomasius 298
1 . Die Praxisorientierung der Wissenschaft 301
2 . Logik, empirisch und historisch 308
3 . Logik, pädagogisch-hermeneutisch 311
4. Absorptionen : Schwundstufen von Polyhistorie 314
SCHLUSSKAPITEL. Modellwechsel zur Erkenntnis und ästhetisches Ende 319
1 . Die Umwandlung des Methodenbegriffs : Descartes 319
2 . Die Disqualifizierung der Historie : Wolff 323
3. Ästhetisches Ende : Alexander Gottlieb Baumgarten 325
Bibliographie 331
Personenregister 347
Begriffsregister 351

Erscheint lt. Verlag 1.1.1995
Reihe/Serie Paradeigmata
Paradeigmata
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Geschichte der Philosophie
Geisteswissenschaften Philosophie Philosophie der Neuzeit
Schlagworte Barock • Humanismus • llull • Philosophiegeschichte • ramon • Wissenschaftsgeschichte
ISBN-10 3-7873-2887-4 / 3787328874
ISBN-13 978-3-7873-2887-1 / 9783787328871
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