Benzion Kellermann (eBook)

Prophetisches Judentum und Vernunftreligion

Torsten Lattki (Autor)

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2015 | 1. Auflage
460 Seiten
Vandenhoeck & Ruprecht Unipress (Verlag)
978-3-647-57040-2 (ISBN)

Infos

Der heutzutage weitgehend vergessene Religionsphilosoph und Rabbiner Benzion Kellermann (1869-1923) war eine wichtige Persönlichkeit des Berliner liberalen Judentums vor der Schoa. Als selbstständiger Schüler Hermann Cohens forderte er, von Kant und dem Marburger Neukantianismus ausgehend, die Herausbildung einer universalen Menschheitsreligion der Vernunft. Das liberale Judentum sah er bis dato als einzige Religion, die sich schrittweise diesem Ideal annähern würde. Deshalb blieb er immer ein überzeugter und dem Christentum gegenüber selbstbewusster Jude, wie es sich in einer intensiven Debatte mit Ernst Troeltsch während des Ersten Weltkriegs zeigte. Kellermanns Biografie entkräftet die pauschalen Anklagen, dass liberaljüdische Selbstverständnisse immer eine Selbstverleugnung oder Aufgabe jüdischer Identität gewesen seien, und zeigt stattdessen die Vielfalt möglicher Identitätskonstruktionen innerhalb des deutschen Judentums auf. Er verband die jüdische Religion mit der Kantischen Philosophie durch die biblischen Propheten, denn diese würden mit ihrem 'ethischen Monotheismus' eine inhaltliche Kongruenz zum Denken Kants aufweisen. Die vorliegende erste Werkbiografie Kellermanns leistet einen wichtigen Beitrag für die Erforschung der jüdischen Geistesgeschichte von den 1870er Jahren bis in die Anfänge der Weimarer Zeit, der für die Jüdischen Studien, die christliche Theologie, die Philosophie und die Geschichts- und Kulturwissenschaften bedeutsam ist.

Torsten Lattki ist Projektkoordinator und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Jüdischen Kulturmuseum Augsburg-Schwaben.

Inhalt

Cover 1
Title Page 4
Copyright 5
Table of Contents 6
Body 10
Vorwort 10
Einleitung 12
1. Leitfragen und Forschungsziele 13
2. Forschungsstand 21
3. Quellen und Archive 24
4. Methodik 28
I. Von Gerolzhofen nach Konitz 34
1. Jugend und Ausbildung in Unterfranken 34
1.1 Familie und Erziehung 34
1.2 Ausbildung zum jüdischen Religionslehrer 46
1.2.1 Präparandenschule in Höchberg 46
1.2.2 Israelitische Lehrerbildungsanstalt Würzburg 51
2. Lehrerberuf, Studium und Promotion 57
2.1 Die Israelitische Elementarschule in Marburg und Wanderlehrer in der Umgebung 57
2.2 Studien in Marburg 59
2.2.1 Antisemitismus in Stadt und Land: Die Böckel-Bewegung 59
2.2.2 Philosophiestudium: Die Begegnung mit dem Marburger Neukantianismus 63
2.2.3 Theologie, Philologie und Studium generale 69
2.3 Privat- und Schullehrer in Frankfurt am Main 72
2.4 Promotion in Gießen 73
2.5 Studien in Berlin: 1896–1903 78
2.5.1 Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin 79
2.5.2 Die Wissenschaft des Judentums: Ein kurzer Überblick 82
2.5.3 Rabbiner-Seminar zu Berlin 88
2.5.4 Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und der Disput mit Benno Jacob 97
3. „Der Fall Konitz“: Ein Ritualmordvorwurf und seine Folgen 114
3.1 Kellermann als Rabbiner und Lehrer der jüdischen Gemeinde in Konitz 115
3.2 Das „Ritualmordmärchen“ und Kellermanns Verhalten 119
3.3 Konsequenzen 139
II. Berlin 144
1. Rückkehr nach Berlin: Religionslehrer der jüdischen Gemeinde 144
1.1 Rektor und Lehrer an jüdischen Schulen 145
1.2 Religionslehrer am Dorotheenstädtischen Realgymnasium 156
1.3 Familienleben 160
2. Kellermanns Auseinandersetzung mit der christlichen Religion 169
2.1 Die Debatte um Harnacks Wesen des Christentums 170
2.2 Prophetenrezeption in Christentum und Judentum um die Jahrhundertwende 172
2.2.1 Prophetenbegeisterung in der protestantischen Theologie 172
2.2.2 Die Propheten in der Wissenschaft des Judentums undder jüdischen Reformbewegung 174
2.3 Weder Prophet noch Messias: Jesus in Kellermanns Gesamtwerk 178
2.4 Das Missverständnis des Paulus 195
2.5 Die zwingende „Prophetisierung“ des Christentums 203
3. Die Entwicklung der Religionsphilosophie Kellermanns bis 1914 209
3.1 Das Konzept der Vernunftreligion bei Kant 210
3.2 Die Entwicklung der Religionsphilosophie Kellermanns bis zum Ersten Weltkrieg 213
3.2.1 Die Auslegung der Ethik des reinen Willens 214
3.2.2 Liberales Judentum: Das Bekenntnis zum Reformjudentum 218
3.2.3 Die Auflösung der Religion in Philosophie: Der wissenschaftliche Idealismus und die Religion 228
3.2.4 Mitarbeit an den Festschriften zu Cohens 70. Geburtstag 236
3.2.5 Jüdisches Leben und philosophisches Denken 242
3.2.6 Zusammenfassung 246
4. Im Ersten Weltkrieg 252
4.1 Einstellung zum Krieg und Arbeit als Seelsorger 252
4.2 Die Übersetzung der Kämpfe Gottes von Lewi ben Gerson 257
4.2.1 Vorspiel 258
4.2.2 Übersetzung und Kommentar 268
4.2.3 „Eine Versündigung an der jüdischen Wissenschaft“ 274
4.3 Mitarbeit an Cassirers Kant-Ausgabe 279
4.4 Die Debatte um die Propheten mit Ernst Troeltsch 282
4.4.1 Troeltsch: Die universalistische Transformation des partikularen prophetischen Ethos durch das Christentum 285
4.4.2 Kellermann: Die Verteidigung der „übervölkischen Menschheitskultur“ in Zeiten des Krieges 299
4.4.3 Vitalität der Debatte bis 1920 312
5. Rabbineramt und öffentliches Wirken 318
5.1 Rabbiner der Jüdischen Gemeinde zu Berlin 318
5.2 „Elijas“ Abschied: Zum Tod Cohens 326
5.3 Edition der Religion der Vernunft aus den Quellen des Judentums 334
5.4 Förderung des liberalen Judentums durch Publizistik und Bildungsarbeit 339
6. Das Hauptwerk 348
6.1 Das Ideal im System der Kantischen Philosophie (1920) 348
6.2 Die Ethik Spinozas (1922) 368
7. Die letzten Jahre 385
7.1 Die geplante Einleitung in Cohens Jüdische Schriften 385
7.2 Krankheit und Tod 391
8. Schluss 400
Bibliografie Benzion Kellermann 405
Monografien 405
Editionen und Übersetzungen 405
Aufsätze und Artikel 406
Verzeichnisse 408
Abbildungen 408
Siglen 408
Werke Hermann Cohens 408
Werke Immanuel Kants 408
Abkürzungen 409
Literatur 412
Ungedruckte Quellen 412
Archiv der Humboldt-Universität zu Berlin (UA HUB) 412
Centrum Judaicum. Stiftung Neue Synagoge Berlin, Archiv (CJA) 412
Landesarchiv Berlin (LandesA Berlin) 412
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin (GStA PK) 413
American Jewish Archives, Cincinnati (AJA Cincinnati) 413
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main (IFS Frankfurt am Main) 413
Stadtarchiv Gerolzhofen (StadtA Gerolzhofen) 413
Archiv der Justus-Liebig-Universität Gießen (UA Gießen) 413
National Library of Israel, Archives Department, Jerusalem (NLI Jerusalem) 413
Hessisches Staatsarchiv Marburg (HStA Marburg) 414
Archiv der Philipps-Universität Marburg (UA Marburg im HStA Marburg)
Leo Baeck Institute New York (LBI New York) 414
Stadtarchiv Warburg (StadtA Warburg) 414
United States Holocaust Memorial Museum Archive, Washington D.C. (USHMMA Washington) 414
Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (HHStA Wiesbaden) 414
Bayerisches Staatsarchiv Würzburg (BStA Würzburg) 415
Stadtarchiv Würzburg (StadtA Würzburg) 415
Universitätsarchiv Würzburg (UA Würzburg) 415
Privatbesitz Ernst W. Kellermann, London 415
Privatbesitz Susan Kellermann, New York 415
Gedruckte Quellen 416
Forschungsliteratur 430
Personenregister 452
Ortsregister 460

Produkt-Details

• Erscheint lt. Verlag: 18.11.2015
• Reihe/Serie: Jüdische Religion, Geschichte und Kultur
• Reihe/Serie: Jüdische Religion, Geschichte und Kultur
• Reihe/Serie: Jüdische Religion, Geschichte und Kultur.
• Zusatzinfo: mit einer Abb.
• Verlagsort: Göttingen
• Sprache: deutsch
• Themenwelt: Geisteswissenschaften ► Religion / Theologie ► Christentum
• Schlagworte: 19./20. Jahrhundert • Berlin /Religion • Cohen • Cohen, Hermann • Hermann • Immanuel • Judaistik • Judentum • Kant • Kant, Immanuel • Religionsphilosophie • Vernunft und Glaube
• ISBN-10: 3-647-57040-0 / 3647570400
• ISBN-13: 978-3-647-57040-2 / 9783647570402