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Englands Krone (eBook)

Die britische Monarchie im Wandel der Zeit - Ein SPIEGEL-Buch
eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
304 Seiten
Deutsche Verlags-Anstalt
978-3-641-11425-1 (ISBN)

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Englands Krone -
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Die älteste Monarchie Europas und die Schicksale ihrer Herrscher
England gilt als älteste Monarchie Europas - und als Hort des Parlamentarismus. Die Überlebensfähigkeit der englischen Krone ist außerordentlich: In ihrer 1000-jährigen Geschichte erlebten die Herrscher und Herrscherinnen Ränkespiele und Intrigen am Hof, Glaubenskämpfe und Revolution, Liebesgeschichten mit tödlichem Ausgang, den Aufstieg zum Weltreich. Vom frühen Mittelalter bis heute haben berühmte Könige wie Wilhelm der Eroberer, Heinrich VIII. oder die Georgs aus dem Hause Hannover die Geschichte Englands geprägt; nach den Königinnen Elizabeth I. und Victoria wurden ganze Zeitalter benannt.

SPIEGEL-Autoren und Historiker liefern im vorliegenden Buch einen Einblick in die Geschichte der englischen Krone, von den Angelsachsen bis zu Königin Elizabeth II. Im Mittelpunkt stehen die sich über Jahrhunderte wandelnde Rolle der Monarchie und die zu Grunde liegenden politischen Veränderungen, die das englische Königshaus bis heute geprägt haben.

»WER DIE QUEEN ANSCHAUT,
SIEHT BRITISCHE GESCHICHTE«

Gespräch mit der Historikerin Karina Urbach
über die Langlebigkeit der Monarchie,
das Arbeitsethos von Elizabeth II. und den Versuch,
brisante Dokumente unter Verschluss zu halten

Das Gespräch führten Annette Großbongardt
und Eva-Maria Schnurr.

SPIEGEL: Sie leben seit zehn Jahren vorwiegend in England und sind auch bei britischen Medien gefragt, wenn es darum geht, die Monarchie zu deuten. Wie erleben Sie die Queen?

URBACH: Für die Engländer ist Elizabeth II. die Verkörperung der Geschichte. Die Briten sind sehr geschichtsverliebt – das ist gewissermaßen schon eine Obsession. Im englischen Fernsehen sieht man eigentlich ständig Sendungen über Queen Victoria oder den Ersten und Zweiten Weltkrieg. Wer die Queen anschaut, sieht nicht die knuddelige Großmutter, sondern die britische Historie.

SPIEGEL: Für einen Bundesbürger ist die Monarchie eine überkommene Staatsform, zwei Drittel der Briten jedoch sind auch heute noch für das Königshaus. Was lieben sie so an ihrer Krone?

URBACH: Elizabeth II. ist zum nationalen Symbol geworden, das ist ihre größte Leistung, die sie mit viel Disziplin und Beständigkeit erreicht hat. Indem man sie feiert, feiert die Nation sich selbst. Man könnte das auch kritisch sehen und sagen, das ist ein Bewahren der Monarchie in Aspik. Elizabeth hat keine Innovationen gebracht. Ein Beispiel ist ihre Kunstsammlung, die um 1900 stehengeblieben ist.

SPIEGEL: Welcher Typ einer Monarchin ist sie: Eine Arbeitskönigin, die zuverlässig ihre Pflicht erfüllt? Auf der »official website of The British Monarchy« heißt es: »Der Arbeitsalltag der Queen beginnt wie der vieler Menschen – an ihrem Schreibtisch.«

URBACH: Ich glaube, sie wird auch an ihrem Schreibtisch sterben. Sie verkörpert diese Arbeitsethik, absolut. Aber sie weiß auch, sie muss sichtbar sein, mit Wohltätigkeitsprojekten glänzen, sonst ist die Relevanz weg. Wenn man sie nicht sehen würde, wäre es wie bei Queen Victoria in ihrer Trauerzeit. Dann käme die Kritik: Was tun die eigentlich für uns? Warum kostet das so viel?

SPIEGEL:Aktuell ist die königliche Familie jedenfalls auf einem Allzeithoch.

URBACH: So beliebt war sie nicht immer, in den Siebzigerjahren etwa befand sich die britische Gesellschaft im Umbruch, und die Royal Family wirkte altbacken. In den Neunzigern gab es dann die endlosen Scheidungskriege. Aber inzwischen sind die Royals eine Art Hollywood-Ersatz, sie sind Stars – und ein Trost. Man schaut sie an und denkt: Ach ja, die Queen ist immer da, auch jedes Weihnachten, das ist irgendwie schön. Sicher spielt auch eine Rolle, dass sie sozusagen über der Politik schwebt. Die Wut über Entscheidungen der Regierung oder soziale Probleme trifft die Politiker, nicht sie. Winston Churchill hat das auf den Punkt gebracht: Wenn eine Schlacht verloren ist, macht man die Regierung verantwortlich; wird sie gewonnen, jubelt das Volk der Königin zu.

SPIEGEL: Wie viel Macht hat denn die Königin heute noch? Formal hat sie ja vor allem repräsentative Pflichten, allerdings trifft sie einmal pro Woche den Premierminister und muss »gehört« werden. Hat sie dadurch mehr Einfluss auf die aktuelle Politik als etwa der deutsche Bundespräsident?

URBACH: Das ist zu vermuten, aber wir wissen zu wenig. Bekannt ist, dass sie mehrmals nachfragt, wenn ihr etwas nicht gefällt: »Sind Sie sich sicher, wirklich sicher, dass Sie das so machen wollen?« Sie hat ja ein enormes Herrschaftswissen und Erfahrung, dank der zwölf Premierminister, die sie schon erlebt hat. Auch in der Zeitgeschichte liegt vieles im Dunkeln, was die Einflussnahme des Königshauses angeht, denn die Royal Archives sind für die Zeit nach 1918 für Historiker versperrt. Wir wissen bloß, dass wir nichts wissen über die politische Rolle der Royal Family. Es ist ein Skandal, dass wir keinen Zugang bekommen.

SPIEGEL: Was vermuten Sie dahinter?

URBACH: Sie wollen die Kontrolle über ihre Geschichte, die Deutungshoheit bei sich behalten, etwa über ihre Rolle in der Zwischenkriegszeit. Und ich glaube, dass die Royals sehr viel politischer waren und sind, als man denkt. Sie sagen, die Archive seien privat, aber die Queen ist doch nicht privat! Das Archiv wird auch durch Steuergelder finanziert.

SPIEGEL:Wo steht die Queen politisch?

Karina Urbach

Die habilitierte Historikerin ist spezialisiert auf die deutsch-britischen Beziehungen im 19. und 20. Jahrhundert. Sie hat eine Biografie über Queen Victoria veröffentlicht (Verlag C. H. Beck). Ihr Buch über britische Nazi-Verbindungen »Go-Betweens for Hitler« erscheint 2015 bei Oxford University Press. Sie lehrt in London und lebt in Cambridge.

URBACH: Sie ist konservativ, aber eine Sozialkonservative. Der ultraliberale Kurs von Margaret Thatcher ging ihr viel zu weit, dafür hat sie die Premierministerin sogar kritisiert, ebenso wie für deren Politik gegen ihr liebstes Kind, das Commonwealth. Das ist eine der wenigen politischen Informationen, die wir haben, jemand aus dem Palast hat sie, vermutlich mit Wissen der Queen, der Sunday Times gesteckt. Plötzlich wurde klar, dass sie in der Tagespolitik tatsächlich mitspielen will. Allerdings musste sie einen Rückzieher machen, als es publik wurde, denn das Volk will keinen Monarchen, der sichtbar Politik macht.

SPIEGEL: Die letzte Königin, die offen ihr Veto gegen die Regierung eingelegt hat, war Königin Anne, die 1702 den Thron bestieg?

URBACH: Queen Anne war ein Desaster in vielerlei Hinsicht, politisch viel zu schwach. Auch Queen Victoria versuchte noch, Einfluss zu nehmen, und sie war vielleicht die Letzte, der das eingeschränkt noch gelang. Aber das wissen wir auch erst jetzt seit der Veröffentlichung ihrer Tagebücher; ihre Zeitgenossen hatten davon keine Ahnung.

SPIEGEL: Die Royals erfahren bis heute mehr Aufmerksamkeit als andere Königshäuser in Europa, warum?

URBACH: Elizabeth II. ist die Doyenne, die dienstälteste Monarchin nach dem König von Thailand. Ihr Königreich wird immer noch als Großmacht wahrgenommen.

SPIEGEL: Tatsächlich ist sie ja auch immer noch Staatsoberhaupt von Neuseeland, Kanada, Australien, von Tuvalu und Barbados. Welche Rolle spielt das heutzutage?

URBACH: Diese Weltmachtreste sind exotisch, das hat Glamour. Die Niederlande etwa haben das nicht.

SPIEGEL: Was ist das Besondere an der britischen Monarchie, wenn man in die Geschichte zurückschaut?

URBACH: Interessanterweise ihre frühe Schwäche. Die Glorious Revolution fand ja schon 1688 statt, das Parlament stoppte die absolutistischen Bestrebungen ihrer Könige endgültig, sehr viel eher als in anderen europäischen Staaten. Danach war das Parlament de facto mächtiger als der König, der mehr oder weniger in eine repräsentative Rolle zurückfiel. Um seine Bedeutung zu sichern, musste er seine Rolle neu definieren.

SPIEGEL: Wie das?

URBACH: Queen Victoria gelang das beispielhaft: Sie hat gemeinsam mit ihrem Mann das Hofzeremoniell neu erfunden, die Pracht und Perfektion, mit der Krönungen, Hochzeiten, Beerdigungen inszeniert wurden. Mit ihrem Premierminister Benjamin Disraeli hat sie die Idee vom britischen Empire genutzt, um ihre Rolle in der Welt zu stärken.

SPIEGEL: Wie kam es, dass Frauen in England so früh an der Macht waren?

URBACH: Die Engländer hatten schlicht kein Salisches Erbrecht, das heißt: Die Töchter waren erbberechtigt. Es gab, vom 16. Jahrhundert an, sechs Königinnen: Maria Tudor, Elizabeth I., Maria II., die mit Wilhelm III. von Oranien regierte, Queen Anne, Victoria und jetzt Elizabeth II. – viele von ihnen waren sehr lange an der Macht und dadurch sehr prägend. Und sie profitieren sicher auch vom weiblichen Vorteil: Man sieht sie als Mutter der Nation, die das Land zusammenhält. Mit Ausnahme von Anne sind starke Frauen ein Kennzeichen der englischen Monarchie.

SPIEGEL: Wenn man einen Engländer nachts wecken und fragen würde, wer der wichtigste Monarch war – was würde er sagen?

URBACH: Elizabeth I.! Sie kann als die Größte gelten: Sie hat sich als Warrior Queen inszeniert, im Kampf gegen Rom und Spanien, sie hat die Armada besiegt; aber sie trat auch als soziale Mutter ihres Landes auf. Zu den Ikonen im kollektiven Gedächtnis der Briten gehört unbedingt auch Heinrich VIII., ein ganz großer Politiker und wohl der stärkste aller Könige. Er ist für seine Frauen- und Sexskandale bekannt, aber er hat viel geleistet. Er war so klug, nie gegen die Volksmeinung zu kämpfen, er hat immer mit dem Volk gearbeitet.

SPIEGEL: Anders als der absolutistisch auftretende Karl I., den das Parlament 1649 schließlich hinrichten ließ.

URBACH: Karl war einfach zu weit gegangen, er wollte seine Neigung zum Katholischen gegen die Interessen des Adels und damit des Parlamentes durchsetzen. Heinrich VIII. und Elizabeth I. waren da viel geschickter: Sie haben mit der führenden Schicht zusammengearbeitet und einen gemeinsamen äußeren Feind gesucht – die katholische...

Erscheint lt. Verlag 30.3.2015
Zusatzinfo mit Abbildungen
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Regional- / Landesgeschichte
Geisteswissenschaften Geschichte
Schlagworte eBooks • Elizabeth I. • Elizabeth II. • England • England, Elizabeth II., Heinrich XIII., Elizabeth I., Königin Victoria, Monarchie England, Englisches Königshaus, englische Geschichte • Englische Geschichte • Englisches Königshaus • Geschichte • Heinrich XIII. • Königin Victoria • Monarchie England
ISBN-10 3-641-11425-X / 364111425X
ISBN-13 978-3-641-11425-1 / 9783641114251
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