Elementare Christologie (eBook)
Was heißt: Sich im Namen Jesus Christus orientieren? Die Praxis der Versöhnung heute eröffnet den Zugang zu Jesus Christus als Versöhner. Heinrich Assel entfaltet Versöhnung und Neuschöpfung in drei Horizonten: Jesu Tod als Ereignis der Liebe Gottes - Jesu Kreuz als Versöhnung der Welt und der Menschheit - Jesu Auferweckung und Auferstehung als verborgenes Leben der neuen Schöpfung.
Versöhnung und neue Schöpfung orientiert als Lehrbuch elementar und provoziert als innovativer Entwurf - gegenwartsbezogen und religionsdialogisch.
- Heinrich Assels Lehrbuch der Christologie
- Umfassend, weit, aktuell
- Elementare Wahrheiten modern formuliert
Dr. Heinrich Assel, geb. 1961, seit 2006 Lehrstuhlinhaber für Systematische Theologie an der Universität Greifswald, seit 2017 assoziiertes Mitglied der Medizinischen Fakultät Greifswald. 2020-2022 Dekan der Theologischen Fakultät. Mitherausgeber der Encyclopedia of the Bible and its Reception und Herausgeber von Verkündigung & Forschung. Gastwissenschaftler in Jerusalem, Princeton und Hamburg.
Einführung
§ 1 Was heißt: Sich im Namen ›Jesus Christus‹ orientieren?
Wo nimmt Christologie ihren Anfang? Beim Namen ›Jesus Christus‹. Bei exemplarischen Verwendungen des Namens ›Jesus Christus‹. Sofern überhaupt vom Christentum und von Religion geredet und nicht geschwiegen wird, ist dieser Name nicht zu vermeiden. Die Lebenssituationen, in denen die Namen ›Jesus von Nazareth‹ oder ›Jesus Christus‹ genannt und gebraucht werden, sind unübersehbar vielfältig. Das Nennen ist in der Regel selbstverständlich – wie das Außergebrauchkommen des Namens ›Jesus Christus‹. Bisweilen aber ist es angebracht, vielleicht notwendig und dann auch möglich, die selbstverständlichen Gebrauchsweisen und das selbstverständliche Ungebräuchlichwerden dieses Namens zu überdenken.
Was heißt eigentlich: Sich im Namen JESUS CHRISTUS orientieren? Und was meint: Sich im Namen JESUS CHRISTUS orientieren, wenn damit die elementare Orientierung des christlichen Glaubens, der christlichen Hoffnung und der christlichen Liebe benannt ist? So elementar wie die Orientierung im Körper nach links und rechts, linker Hand, rechter Hand, nach oben und unten. So elementar wie die Orientierung im Denken durch das Unterscheiden von vernünftig, die Vernunft durch sich selbst erhaltend, und unvernünftig, die Vernunft durch sich selbst schwächend bis zur selbstverschuldeten Unmündigkeit.
Wer anfängt, christologisch darüber nachzudenken, wird die unübersehbar vielfältigen Gebrauchsweisen auf elementare Einführungssituationen des Namens JESUS CHRISTUS zurückführen müssen, in denen sich das elementar Orientierende dieses Namens für den Vollzug und Bezug des Glaubens, für die Praxis und Ethik der Nächstenschaft und für das Imaginäre der Hoffnung übersichtlich beschreiben lässt.1
Die Verwendung des Namens JESUS CHRISTUS in christlichen Gottesdiensten, in christlichen Initiativen der Versöhnung und Aussöhnung und in den großen musikalischen Passionen sind solche Beispiele. Sie werden in dieser Einführung zur Vor-Verständigung als Weisen beschrieben, sich im Namen JESUS CHRISTUS zu orientieren: Anfänge von Christologie.
Christologische Beschreibungen verbinden sich mit orientierungs-hermeneutischen und schrift-hermeneutischen Rechenschaftsweisen. Die Schritte von den exemplarischen Orientierungen im Namen JESUS CHRISTUS zum Thema und vom Thema zum Vorbegriff (›Ansatz‹) von Christologie werden vorgezeichnet. Auch der Einspruch gegen Christologie überhaupt wird thematisiert. Aktuelle Typen der Skepsis gegenüber Christologie kommen zur Sprache, sofern sie Gründe nennen, warum die Orientierung im Namen JESUS CHRISTUS außer Gebrauch kommen kann oder sogar soll. Oder warum die Orientierung im Namen JESUS CHRISTUS Unbestimmtheiten und Unsicherheiten, Sinn-Ambiguitäten und Sinn-Zerstörendes ertragen muss. Eine prominente Stellung werden Formen jüdischer Christologie-Skepsis erhalten. Es wird sich aber auch zeigen, dass in manchen Typen dieser Skepsis der Name JESUS CHRISTUS eine christologisch noch unvermessene Offenheit ermöglicht, angesiedelt »zwischen Wahrheit und Ideologie«2.
Christologie-Skepsis ist Kennzeichen moderner Christologien. Weil die Auseinandersetzung mit dieser Skepsis, die ihre vielleicht scharfsinnigste Ausprägung in der jüdisch-philosophischen Skepsis findet, zur Orientierungsaufgabe der Christologie selbst gehört, ist Christologie auf die religionsdialogischen Situationen der unübersehbar reichhaltigen Nennung-en sowie der faktischen Amnesien und präzisen Vermeidungen dieses Namens nicht unvorbereitet.
1. Der Name ›Jesus Christus‹ als Anfang – Elementare Orientierung
(1) Christologie fängt mit dem Elementaren an: Mit dem Namen JESUS CHRISTUS, mit bestimmten Verwendungen des Namens JESUS CHRISTUS. Sie fragt nach dem Orientierungssinn von Glaubens-Praktiken, die den Namen JESUS CHRISTUS nennen, und von Praktiken, die, wie immer indirekt und anonym, im Namen JESU CHRISTI initiativ werden.3
Der Name JESUS CHRISTUS wird selbstverständlich genannt. Er lässt sich nicht verschweigen. Christinnen und Christen reden von JESUS CHRISTUS, sie verwenden den Namen. Wer sich scheut, ihn selbst auszusprechen, kennt doch JESUS CHRISTUS als Namen, weil andere ihn verwenden und nennen. Dies soll als ›selbstverständlich‹ vorausgesetzt sein.
Gottesdienste werden ›im Namen Jesu‹ und ›im Namen Gottes‹ eröffnet. Sie bekennen sich zum Namen JESUS CHRISTUS, in Bekenntnissen und anderen liturgischen Zeichen, wobei schon das Aufstehen oder das Zum-Abendmahl-Gehen in bestimmten Situationen, ob in multireligiösen Diaspora-Situationen oder in nachchristlichen Diaspora-Situationen, den Namen JESUS CHRISTUS indirekt bezeichnet, vielleicht sogar bekennt. Der Sinnhorizont, der durch das Ausdrückliche ›im Namen‹ eröffnet ist, interpretiert Verhalten, Reden oder Urteilen als Zeichen und beansprucht auf genuine Weise Öffentlichkeit.4
Schon ein erster Seitenblick auf den jüdischen Synagogal-Gottesdienst zeigt, dass ein anderes Anfangen möglich ist. Dort beginnt es mit Sequenzen von Morgenberachot, Psalmen, Kaddisch einer sich während dieser Sequenzen versammelnden Gemeinde, bevor irgendwann mit dem Ruf zum Gebet des Kantors das ›Wir‹ öffentlich da ist. Oder war es schon ›öffentlich‹ da in den nur vermeintlich ›privaten‹ Gebeten der Einzelnen? Jedenfalls beginnt es dort nicht mit der Formel: ›Im Namen JHWH‹ oder ›im Namen des EWIGEN‹; als ob sich DER NAME unversehens unter die Gebete der Gemeinde mischte, gleichsam anonym schon mit dabei, ohne je im ausdrücklichen Nennen zu erscheinen. Hier also ein ›im Namen ohne Nennung des Namens‹, anonymes Anfangen. Dort die ›im Namen Jesu versammelte Gemeinde‹, akronymes Akklamieren und Proklamieren des Namens JESUS CHRISTUS.
Im Namen JESUS CHRISTUS, in der Regel ohne ausdrückliche Nennung des Namens, verstehen sich politische Initiativen der Versöhnung und Aussöhnung: Sühnezeichen-Aktionen christlicher und kirchlicher Gruppen, politische Aussöhnungsinitiativen in frozen conflicts (s. § 2), deren Anspruch es ist, die Weltlichkeit der Welt zu respektieren und gerade so, Freiheit in der Gemeinschaft aus Glauben an den Versöhner zu ermöglichen und Zukunftsfähigkeit aus Glauben an den Erlöser zu gewährleisten. Orientierung ›im Namen‹ beschreibt also den unterscheidungsfähigen Glauben primär als Vollzug und Bezug und insofern als Gehalt von Bekenntnis, Homologie und Akklamation, von Argument und Lehre, in denen diese Unterscheidungen (z.B. von Schöpfung, Versöhnung, Erlösung, von Kirche und Welt, von christlich-akronym und jüdisch-anonym) allerdings auszuarbeiten und rechenschaftsfähig zu begründen sind. Sie werden dann auf ihre christologischen Orientierungskategorien hin reflektiert, wenn es Anlässe gibt, in denen Selbstverständliches ausdrücklich werden muss. Die elementaren Einführungssituationen des Namens JESUS CHRISTUS werden auf solche Gemeinplätze hin reflektiert. Daraus werden Themaregeln und Vorbegriffe von ›Christologie‹ aufgebaut.5
(2) Angesichts solcher und absehbar vieler Folgefragen sollen am Anfang drei elementare Gemeinplätze stehen:
1. Christologie setzt die Urteils-Praxis und Poetik des christlichen Glaubens voraus.6 Der christliche Glaube bekennt sich zum Namen JESUS CHRISTUS (Gehalt), bezieht sich auf den Namen JESUS CHRISTUS als Name GOTTES (Bezug) und existiert im Namen JESUS CHRISTUS als Name GOTTES (Vollzug).7
2. Christologie ist ein Gefüge von orientierenden Antworten und Unterscheidungen auf die dreifach elementare Frage, warum der christliche Glaube im Namen JESUS CHRISTUS als NAME GOTTES bekennt und glaubt, wenn er glaubt, was er glaubt und bekennt: den Namen JESUS CHRISTUS.
3. Christologie gibt Rechenschaft von Bestimmungshinsichten der Orientierung, von Umständen und Gründen des christlichen Bekenntnisses zum Namen JESUS CHRISTUS und von christlichen Zeugnissen im Namen JESUS CHRISTUS, die mimetische Lebensakte und kerygmatische Sprechakte,8 sakramentale Riten und künstlerische Spielakte9 umfassen.
Christliche Verwendungen des Namens JESUS CHRISTUS erläutern sich selbst bisweilen ausdrücklich dadurch, dass sie ›im Namen Jesu Christi‹ beginnen. Sie sprechen ihren mitwandernden Sinnhorizont wirksam öffentlich...
| Erscheint lt. Verlag | 24.8.2020 |
|---|---|
| Verlagsort | Gütersloh |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Religion / Theologie ► Christentum |
| Schlagworte | Assel • Assel, Christologie, Einführung in Systematische Theologie, Einführung in die Christologie, Jesus • Christologie • eBooks • Einführung in die Christologie • Einführung in Systematische Theologie • Jesus • Messias |
| ISBN-10 | 3-641-12612-6 / 3641126126 |
| ISBN-13 | 978-3-641-12612-4 / 9783641126124 |
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