Unruhig ist unser Herz (eBook)
192 Seiten
Echter Verlag
978-3-429-06145-6 (ISBN)
Veit Neumann, Dr. theol., ist Professor für Pastoraltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Pölten (Niederösterreich) und Dozent für Pastoraltheologie am Studium Rudolphinum Regensburg. Von 2007 bis 2013 wirkte er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Pastoraltheologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Veit Neumann, Dr. theol., ist Professor für Pastoraltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Pölten (Niederösterreich) und Dozent für Pastoraltheologie am Studium Rudolphinum Regensburg. Von 2007 bis 2013 wirkte er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Pastoraltheologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Theologie ist kein Fach, das man nur für sich selbst studiert
Die quirlig Engagierte, die den klaren Blick behält
Constanze Bär verbindet ihren Optimismus mit einem durchaus realistischen Blick. Die Umsetzung der christlichen Werte in der Gesellschaft hat sie schon während ihrer Schulzeit beschäftigt, in der Ministrantenarbeit der Pfarrei * lernte sie früh, Verantwortung zu übernehmen. Nun ist sie am Ende ihres Studiums der Theologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München angekommen: ausgestattet mit dem Staatsexamen Deutsch und Katholische Religionslehre fürs Gymnasium und dem theologischen Diplom. Sie blickt optimistisch – und realistisch – in die Zukunft.
Eine Entscheidung fürs Leben
Umwege sind wichtig, du lernst dabei die Landschaft kennen“1 Dieses Zitat sei vorausgeschickt. „Theologie? – Bist du verrückt? Wieso sollte ich ausgerechnet Theologie studieren? Ich will doch etwas für andere Menschen machen!“ So oder ähnlich hätte ich geantwortet, wenn mir jemand in den letzten Schuljahren vorgeschlagen hätte, Theologie zu studieren. Seit ich mir ernsthaft darüber Gedanken gemacht habe, welchen Beruf ich ergreifen möchte, war es immer mein Wunsch, „etwas Sinnvolles für andere Menschen zu machen, Menschen zu helfen“. Was liegt da näher, als Ärztin zu werden? In meinen Augen der perfekte Beruf, um diesem Wunsch nachzukommen. Ein Arzt kann genau sehen, was er macht, es ist sinnvoll und er hilft anderen Menschen. Der perfekte Beruf also, um meine Vorstellungen umzusetzen.
So schwer ist es doch gar nicht, einen Beruf zu wählen und das entsprechende Studium zu beginnen, dachte ich oft, wenn meine Mitschüler noch ratlos waren, was aus ihnen werden sollte. Von wegen…
Nach meinem Abitur im Sommer 2007 fiel ich mental in ein schwarzes Loch und zum ersten Mal in meinem Leben begann ich das Leben, den Sinn meines Lebens und die Existenz des einzelnen Individuums richtig intensiv zu hinterfragen. Ich ging sehr gerne in die Schule, habe mich dort wohlgefühlt und mich viel engagiert. Trotzdem hatte ich mir in der Oberstufe, verbunden mit der magischen Zahl 18 und dem Erwachsenwerden, oft gewünscht, endlich selbst über mein Leben entscheiden zu können, in der großen Freiheit wählen zu dürfen, was ich am besten finde, und meinem eigenen Leben die Richtung zu geben, die ich mir vorstelle.
Als es soweit war, stellte sich die ganze Berufs- und Lebensfindungsangelegenheit als nicht nur nicht einfach heraus, sondern sogar als eine große Herausforderung. Mir wurde auf einmal bewusst, dass ich mit der Entscheidung, was ich studieren werde, den Grundstein für einen großen und wichtigen Teil meines Lebens legen würde. Die Angst wuchs, falsch zu entscheiden und mein Leben lang unglücklich zu sein; bedeutete doch die Entscheidung für den einen Studiengang die Entscheidung gegen hundert andere.
Mit den existentiellen Fragen war auch das Problem verbunden, dass ich mir nicht mehr sicher war, ob ich tatsächlich Medizin studieren wollte. Ganz praktische Probleme kamen in diesem zunächst wunderbaren Sommer des Abiturs hinzu: frisch verliebt und hochengagiert in meiner Pfarrei und Umgebung, wollte ich nicht gerne von meiner vertrauten Heimat fort, und das stellt ein Problem dar, wenn man einen der begehrten Studienplätze für Medizin ergattern will. Letztendlich nahm mir die ZVS2 die Entscheidung ab, als sie mir den Zulassungsbescheid für das Studium der Humanmedizin an der Universität Ulm schickte. Ohne langes Nachdenken hatte ich mich im Sommer für einen Studienplatz in Medizin beworben, wohl unterbewusst damit rechnend, dass es in München schon klappen würde, und um nicht im Oktober ohne Studienplatz dazustehen.
Voller Zweifel, Nachdenklichkeit und im Gefühl des Unglücklichseins packte ich meine Sachen und zog nach Ulm, wo ich schnell viele nette Menschen kennenlernte, mich aber mit dem Medizinstudium nicht anfreunden konnte. Allerdings gab mir die Zeit dort die Möglichkeit, über mein Leben und alle Fragen drumherum nachzudenken.
Im Laufe des ersten Semesters wurde mir immer klarer, dass ich mit diesem Studium und Berufsziel nicht glücklich bin und es auch nicht werde, vor allem weil ich das Gefühl hatte, meine Fähigkeiten und Begabungen nicht richtig einzusetzen, sie zu verschwenden. Schon in der Schule waren meine besten Fächer Sprachen und Sozial-Kulturelles; Mathematik und Biologie haben eher nicht dazugehört. Bescheuert, dass man anfängt, Medizin zu studieren, wenn man Biologie nicht mag? Ja, im Grunde schon, aber ich dachte, wenn ich einen Beruf wirklich ergreifen will, dann schaffe ich jedes noch so steinige, schwierige und manchmal auch zähe Studium. Aber ganz so einfach ist es nicht, wie sich herausgestellt hat.
Gut, Medizin schon mal nicht, aber was sollte ich dann machen? Einfach nichts tun, Praktika machen, jobben oder abwarten, bis mir etwas gefällt, wollte ich nicht. Mein Wunsch, für andere Menschen etwas zu machen, bestand nach wie vor. Nur wusste ich nicht so genau wie bzw. fand es auch zu einfach, als Lehrer in die Schule zu gehen, in der ich mich selbst lange Zeit wohlgefühlt hatte. Psychologie war in meinen Augen zu nahe an der Medizin und anderen Naturwissenschaften. Für Soziale Arbeit konnte ich mich auch nicht begeistern, weil ich mein sehr gutes Abitur und mein großes Interesse an theoretischen und praktischen Fragen gerne nutzen wollte, um an einer Universität zu studieren. Außerdem fing ich auch an, die Berufsfindung etwas realistischer zu sehen: Ein Hauptziel eines Berufes ist, damit Geld verdienen zu können, um sich selbst und eventuell auch eine Familie ernähren zu können. Das ist beispielswiese für Sozialarbeiter in unserer Gesellschaft oft nur schwer möglich.
Nach langem Grübeln, vielen guten Gesprächen, diversen Berufstests, Internetrecherchen und dem Gefühl, langsam verrückt zu werden, wenn ich keine Entscheidung treffe, begann ich zu überlegen, ob ich nicht mein Hobby zum Beruf machen kann. Ich habe die klassische Pfarreikarriere hinter mir: Ministrantin, Oberministrantin, Gruppenleiterin, Pfarrjugendleiterin, Mitglied der Jugend(leiter)runde. In der Jugendarbeit habe ich mich, genauso wie in meinem Amt als Klassen- oder Schülersprecherin, stets wohlgefühlt. Es war für mich selbstverständlich, dass das, wofür ich mich einsetze, Sinn hat. Ich habe oft das Feedback bekommen, dass ich sowohl ein gutes Organisationstalent als auch soziales Einfühlungsvermögen und eine hohe Einsatzbereitschaft für andere mitbringe.
Sehr gut, aber welche Berufschancen hat man als Frau in der katholischen Kirche bzw. welche Berufsmöglichkeiten gibt es überhaupt? Da wir seit einiger Zeit eine Gemeindeassistentin * hatten, war mir dieses Berufsbild bekannt, und ich rief sie an und erzählte von meinen Überlegungen. Nachdem sie mich gut kannte und auch wusste, dass ich ein recht gutes Abitur hatte, meinte sie, „dann studiere doch gleich ganz Theologie und werde Pastoralreferentin“. Das ist ein volles Unistudium und besser bezahlt wird man auch. Gesagt, getan!
Facettenreich, vielfältig, zäh, genial, anstrengend, interessant…
Wie jedes andere Studium auch ist das Theologiestudium eine vielfältige Angelegenheit. Angefangen mit den ersten Semestern, in denen man sich in so manche langweilige Grundlagenvorlesung quälen muss, weil nicht so ganz klar ist, wofür man das „unnütze Wissen“, das in dieser Veranstaltung gelehrt wird, später einmal braucht. In anderen Veranstaltungen legen die Professoren hingegen ein unglaubliches Tempo im Reden und Durchklicken der Powerpointfolien vor, sodass es selbst schnellen Schreibern und Denkern nicht möglich ist, dem Inhalt zu folgen. Das erste Referat an der Uni, die nervigen Griechischtests – wieso muss man eine Sprache lernen, die keiner mehr spricht? – und allgemeine Probleme im ersten Semester: die Nahrungsmittelaufnahme in der Mensa, die recht gewöhnungsbedürftig erscheint, der Versuch, neue Freunde und Gleichgesinnte zu treffen, sich irgendwie auf dem riesigen Unicampus zurechtzufinden, Räume suchen, die Bibliothek kennenlernen, erste Kopiererfahrungen…
Doch schon im zweiten Semester wurde alles einfacher, die Uni wurde Alltag des eigenen Lebens, ich fand mich besser zurecht. Gleichzeitig mit dem Diplomstudiengang Theologie begann ich auch noch das Lehramtsstudium für das Gymnasium mit den Fächern Deutsch und Katholische Religionslehre, um mir mehrere Berufsoptionen zu schaffen und mich nicht schon mit 20 Jahren festlegen zu müssen, ob ich wirklich in der Kirche oder doch lieber beim Staat arbeiten will. Durch das Doppelstudium hatte ich endlich auch das Gefühl, mich nicht nur gegen viele andere Optionen, sondern vor allem für zwei Berufsfelder zu entscheiden, in denen ich mir sehr gut vorstellen kann, selbst zu arbeiten und mich dort wohlzufühlen.
Spätestens seit dem zähen Vordiplom * macht die Uni wirklich Spaß, besonders meine Lieblingsfächer in der Theologie. Auf einmal sind Zusammenhänge erkennbar, einzelne Details aus...
Erscheint lt. Verlag | 4.7.2013 |
---|---|
Verlagsort | Würzburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Religion / Theologie |
Schlagworte | Studenten • Studenten; Studierende; Studium; Theologiestudium • Studierende • Studium • Theologiestudium |
ISBN-10 | 3-429-06145-8 / 3429061458 |
ISBN-13 | 978-3-429-06145-6 / 9783429061456 |
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